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werdet nicht eures Nächten Gefährten/Gefährtin begehren, denn ihr wisst, dass alle anderen eure Seelengefährten sind.

      10 Ihr werdet nicht eures Nächsten Güter haben wollen, denn ihr wisst, dass alle Güter der Schöpfung gehören.

      Dies sind eure Freiheiten und nicht eure Beschränkungen. Das sind meine Verpflichtungen nicht meine Gebote. Denn Gott kommandiert nicht herum, was von ihm erschaffen worden ist. Gott sagt seinen Kindern nur: auf diese Weise werdet ihr wissen, dass ihr nach Hause kommt.“

      Gott braucht also nichts von uns Menschen, aber er will uns etwas geben, damit wir unseren Weg in der Dualität mit dem von Gott gewollten Ziel vor Augen gehen können. Wenn wir uns als geistige Wesen und nicht nur als materielle Körper sehen, dann ist unser Leben auch nicht so beschränkt. Es gibt eine wunderbare bildliche Darstellung der Beziehung des Menschen zu Gott. Der katholische Theologe, Mystiker und Zen-Meister, Willigis Jäger (1925–2020), schrieb ein Buch über mystische Spiritualität mit dem Titel „Die Welle ist das Meer“. Die Wellen und das Meer gehören zusammen. Man erkennt das Meer durch seine Wellen. Die Wellen sind ein Aspekt des Meeres. Die Wellen können nicht ohne das Meer bestehen. Wellen kommen und gehen. Sie entstehen und verschwinden. Die Menschen gehören zu Gott wie die Wellen zum Meer. Keine Welle kann sagen: „Ich bin das Meer“, aber jede Welle ist ein kleiner Ausdruck des Meeres. Was ist die Aufgabe der Wellen? Gibt es Gebote und Verbote, die sie einhalten müssen? Die gleichen Fragen können wir für die Menschen in Bezug auf Gott stellen.

      Gott braucht nichts von uns Menschen, aber er hat die Schöpfung und damit auch uns Menschen mit einem ganz bestimmten Zweck erschaffen. Er will sich selbst erkennen. Das heißt, die Schöpfung soll sich entwickeln, bis er sich darin erkennt. Darum ist die Schöpfung ein Entwicklungsprozess. Auch alle Formen der Lebewesen auf Erden entwickeln sich immer weiter. Auch die Menschen sind in einem stetigen Evolutionsprozess, der sich dauernd beschleunigt. Bis vor vielleicht 20 000 Jahren waren die Menschen Jäger und Sammler. Erst dann wurden sie sesshaft und begannen mit dem Ackerbau. Die ersten Gegenstände aus Eisen wurden vor ca. 3 000 Jahren gefertigt. Die Dampfmaschine wurde vor 250 Jahren erfunden und vor etwa 200 Jahren begann die industrielle Revolution. Seither hat es mehr technische Entwicklungen gegeben als in all den tausenden von Jahren davor. Das Smartphone, das heute für alle Menschen in den meisten Ländern ein unentbehrliches Kommunikationsmittel ist, gibt es längstens seit 20 Jahren. Aber auch die Medizin hat in den letzten Jahrzehnten ungeahnte Fortschritte gemacht. Auch gesellschaftlich ist seit der französischen Revolution (1789–1799) vieles im Umbruch.

      Allgemein hat sich das Bewusstsein der Menschen in den letzten 2 000 Jahren sehr entwickelt hin zu mehr Menschlichkeit, Gerechtigkeit und freiem Denken. Zum Beispiel:

       Bei den Römern gab es Gladiatorenkämpfe auf Leben und Tod als reine Volksbelustigung.

       Erst 1537 bestätigte Papst Paul III, dass die Ureinwohner Afrikas und Amerikas auch eine Seele haben und daher nicht mehr wie Vieh behandelt werden dürfen. Dies nachdem Papst Nikolaus V 1455 die Sklaverei noch ausdrücklich gebilligt hatte.

       Giordano Bruno wurde im Jahr 1600 durch die Inquisition zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt, weil er eine pantheistische Gottessicht vertrat und die Erde nicht als Mittelpunkt des Universums anerkannte. Aber im Jahr 2000 erklärte Papst Johannes Paul II, dies sei ein Unrecht gewesen.

       Der Zauberei und des Aberglaubens beschuldigte Hexen wurden noch bis weit ins 18. Jahrhundert verbrannt (Anna Göldi 1782).

       Ungefähr zu dieser Zeit wurde in der schweizerischen Stadt Baden eine Dienstmagd, die einen silbernen Leuchter gestohlen hatte, gefesselt, in einen Sack gesteckt und in die Limmat geworfen.

       Henry Dunant veranlasst 1863 die Gründung des Roten Kreuzes aufgrund seiner Erlebnisse bei der Schlacht von Solferino 1859. Bis dahin wurden die Kriegsverwundeten einfach liegen gelassen und höchstens noch ausgeraubt.

       1776 wurde in den USA die erste Demokratie gegründet. Vorher wurden alle Länder durch Könige oder Gewaltherrscher regiert. Ab da wurden die US-amerikanischen, weißen, männlichen Bürger als fähig betrachtet, selbst über ihr Schicksal mitentscheiden zu können.

       In der französischen Revolution (1789–1799) erhob sich das rechtlose, gemeine Volk gegen die regierenden Stände (Klerus und Adel) und machten dem Absolutismus ein Ende.

       1971 wurde in der Schweiz das Frauenstimmrecht eingeführt. Dies war ein wichtiger Schritt für die Gleichberechtigung von Mann und Frau. Früher war der Mann das Oberhaupt der Familie (gemäß Verfassung) und die Frauen brauchten die Einwilligung des Mannes, um eine Arbeit annehmen zu dürfen.

      Neben der Entwicklung des menschlichen Bewusstseins hin zu mehr Menschlichkeit und Mitgefühl lernten viele einfache Bürger auch verantwortungsvolle Entscheidungen zu treffen und sind nicht mehr auf Stammesführer und Herrscher angewiesen. Zum einen gibt es heute viel mehr ethische und moralische Verantwortung beim Handeln der Menschen, andererseits ist die technische Entwicklung so rasant und so auf das Materielle ausgerichtet, dass sich die Probleme in der weltweiten Gesellschaft mehr und mehr zuspitzen.

      Die Menschen sind heute stärker denn je gefordert, um die von Gott für die Schöpfung gestellten Ziele zu verwirklichen. Gott möchte sich durch die Menschen selbst erkennen. Er will von uns Menschen, dass wir unser Bewusstsein weiterentwickeln, bis wir die bedingungslose Liebe im Alltag leben können. Nicht unsere Körper und unsere intellektuellen Fähigkeiten sind das Wesentliche am Menschen, sondern unsere Seele und dies wird in unserem Zeitalter leider oft vergessen. Wie wir im letzten Kapitel schon erfahren haben, ist die Liebe etwas vom Wesentlichen, das uns zu Gott und seinem allumfassenden All-Eins-Sein hinführt und darauf möchte ich im nächsten Kapitel näher eingehen.

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