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Also wenn weder Allen Alles auf gleiche Weise zugleich und immer zukommt, noch auch jedes Ding für Jeden auf eine besondere Weise da ist: so ist offenbar, daß die Dinge an und für sich ihr eignes bestehendes Wesen haben, und nicht nur je nachdem wir sind, oder von uns hin und her gezogen nach unserer Einbildung, sondern für sich bestehend, je nach ihrem eigenen Wesen seiend wie sie geartet sind.

      Hermogenes: So verhält es sich meines Erachtens, Sokrates.

      Sokrates: Sollen nun sie selbst zwar so geartet sein, ihre Handlungen aber nicht nach derselbigen Weise? oder sind nicht auch diese eine eigene Art dessen was ist, die Handlungen?

      Hermogenes: Allerdings auch diese.

      (387) Sokrates: Also auch die Handlungen gehen nach ihrer eigenen Natur vor sich, und nicht nach unserer Vorstellung. Wie wenn wir unternehmen etwas zu schneiden, teilen, sollen wir dann jedes schneiden wie wir wollen und womit wir wollen? oder werden wir nur dann, wenn wir jedes nach der Natur des Schneidens und Geschnittenwerdens, und mit dem ihm angemessenen schneiden wollen, nur dann es wirklich schneiden und auch einen Vorteil davon haben, und die Handlung recht verrichten, wenn aber gegen die Natur, dann es verfehlen und nichts ausrichten?

      Hermogenes: So dünkt es mich.

      Sokrates: Nicht auch, wenn wir etwas unternehmen zu brennen, müssen wir es nicht nach jeder Weise wie sie uns zuerst einfällt brennen, sondern nach der richtigen, und das ist die, wie eines jeden Natur ist zu brennen und gebrannt zu werden und womit?

      Hermogenes: Gewiß.

      Sokrates: Nicht auch so in allem übrigen?

      Hermogenes: Allerdings.

      Sokrates: Ist nun nicht auch das Reden eine Handlung?

      Hermogenes: Ja.

      Sokrates: Wird also wohl Einer, wenn er so redet wie er eben glaubt, daß man reden möge, richtig reden? oder nur dann, wenn er auf diese Weise und vermittelst dessen, wie es der Natur des Sprechens und Gesprochenwerdens angemessen ist, von den Dingen redet, nur dann Vorteil davon haben etwas davon haben und wirklich etwas sagen, wenn aber nicht, dann es verfehlen und nichts damit ausrichten?

      Hermogenes: So dünkt es mich, wie du sagst.

      Sokrates: Und ein Teil des Redens ist doch das Benennen. Denn durch Benennung besteht jede Rede?

      Hermogenes: Freilich.

      Sokrates: Also ist auch das Benennen eine Handlung, wenn das Reden ein Handeln mit den Dingen war?

      Hermogenes: Ja.

      Sokrates: Die Handlungen aber waren, wie sich gezeigt hatte, nicht nur je nachdem wir waren, sondern hatten jede ihre eigene Natur?

      Hermogenes: So ist es.

      Sokrates: Also auch benennen muß man so, und vermittelst dessen, wie es in der Natur des Benennens und Benanntwerdens der Dinge ist, nicht aber so wie wir etwa jedesmal möchten, wenn uns anders dies mit dem vorigen übereinstimmen soll, und nur so werden wir etwas davon haben und wirklich benennen, sonst aber nicht?

      Hermogenes: Offenbar.

      Sokrates: Wohlan! was man schneiden mußte, mußte man doch, sagen wir, vermittelst etwas schneiden.

      Hermogenes: Ja.

      Sokrates: Und was weben, vermittelst etwas weben, und was bohren, mittelst etwas bohren?

      Hermogenes: Freilich.

      Sokrates: Also auch was man benennen mußte, mußte man mittelst etwas benennen?

      Hermogenes: So ist es.

      (388) Sokrates: Was ist nun jenes, womit man bohren muß?

      Hermogenes: Der Bohrer.

      Sokrates: Und womit man weben muß?

      Hermogenes: Die Weberlade.

      Sokrates: Und wie, womit benennen?

      Hermogenes: Das Wort.

      Sokrates: Richtig. Ein Werkzeug ist also auch das Wort.

      Hermogenes: Freilich.

      Sokrates: Wenn ich nun fragte, Was für ein Werkzeug war doch die Weberlade? nicht das, womit man webt?

      Hermogenes: Ja.

      Sokrates: Was tut man aber wenn man webt? Nicht daß wir den Einschlag und die ineinander verworrene Kette wieder sondern?

      Hermogenes: Ja.

      Sokrates: Und eben so wirst du mir auch über den Bohrer und die übrigen antworten können.

      Hermogenes: Gewiß.

      Sokrates: Kannst du mir nun eben so auch über das Wort Rechenschaft geben? Indem wir mit dem Wort als Werkzeug benennen, was tun wir?

      Hermogenes: Das weiß ich nicht zu sagen.

      Sokrates: Lehren wir etwa einander etwas, und sondern die Gegenstände von einander, je nachdem sie beschaffen sind?

      Hermogenes: Allerdings.

      Sokrates: Das Wort ist also ein belehrendes Werkzeug, und ein das Wesen unterscheidendes und sonderndes, wie die Weberlade das Gewebe sondert.

      Hermogenes: Ja.

      Sokrates: Und die Lade gehört zur Weberei?

      Hermogenes: Wie anders!

      Sokrates: Der Weberkünstler also wird die Lade recht zu gebrauchen wissen, recht aber heißt weberkünstlerisch. Und ein Lehrkünstler das Wort, und recht heißt lehrkünstlerisch.

      Hermogenes: Ja.

      Sokrates: Und wessen Werk gebraucht dann der Weber recht, wenn er die Weberlade gebraucht?

      Hermogenes: Des Tischers Werk.

      Sokrates: Und ist Jeder ein Tischer, oder nur wer diese Kunst inne hat?

      Hermogenes: Nur der letzte.

      Sokrates: Und wessen Werk gebraucht der Bohrende recht, wenn er den Bohrer braucht?

      Hermogenes: Des Kleinschmieds.

      Sokrates: Und ist Jeder ein Kleinschmied, oder der die Kunst inne hat?

      Hermogenes: Der die Kunst inne hat.

      Sokrates: Wohl! Wessen Werk gebraucht nun aber jener Lehrkünstler, wenn er das Wort gebraucht?

      Hermogenes: Auch das weiß ich wieder nicht.

      Sokrates: Weißt du auch das nicht zu sagen, wer uns die Worte überliefert, die wir gebrauchen?

      Hermogenes: Auch nicht.

      Sokrates: Dünkt es dich nicht der Gebrauch und die eingeführte Ordnung zu sein, was sie uns überliefert?

      Hermogenes: Das scheint wohl.

      Sokrates: Es ist also ein Werk dessen, der die Gebräuche einrichtet, des Gesetzgebers, dessen jener Belehrende sich bedient, wenn er sich der

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