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mit niedrigem Molekulargewicht mit sich durch die Haut transportieren kann. Doch wir greifen der Geschichte ein wenig vor …

      Wegen all der vielversprechenden Eigenschaften trug Crown Zellerbach, in den 1950ern einer der weltweit größten Papierhersteller, einem seiner Chemiker, Robert Herschler, auf, weitere Verwendungsmöglichkeiten für DMSO zu finden. Weil das Unternehmen so viel DMSO als Nebenprodukt der Papierherstellung produzierte, wollte es eine sinnvolle Verwendung dafür finden. Wie das Sprichwort sagt: Not macht erfinderisch.

      Bei seinen Untersuchungen bemerkte Robert Herschler, dass antimykotische Substanzen und Antibiotika in das Kreislaufsystem einer Pflanze eindringen konnten, wenn diese Stoffe mit DMSO gemischt wurden. Obwohl andere chemische Stoffe wie Alkohol und Gasäther (Benzin) das Gleiche taten, war DMSO etwas Besonderes. Wie Herschler feststellte, schädigte oder veränderte DMSO die schützende Außenmembran einer Pflanze nicht. Das führte unwillkürlich zu dem Gedanken: Wenn DMSO die äußere Schicht einer Pflanze nicht schädigt, würde vielleicht das Gleiche gelten, wenn DMSO auf die menschliche Haut aufgetragen wird.

      Weil Herschler die potenziellen medizinischen Anwendungsmöglichkeiten erkannte, nahm er Kontakt mit seinem langjährigen Freund Dr. Stanley Jacob auf, einem Assistenzprofessor für Chirurgie an der University of Oregon. Dr. Jacob interessierte sich besonders für Kryobiologie und war begeistert, eine Substanz mit so einzigartigen biologischen Eigenschaften experimentell erforschen zu können.

      Schon bald nach Abschluss der ersten Forschungsarbeiten hatte DMSO seltsamerweise einen schlechten Start. 1963 bekamen Zeitungen in Oregon Wind von dem Patent und stellten die Eigenschaften von DMSO reißerisch dar, bevor es die entsprechenden Kanäle der medizinischen Fachwelt durchlaufen hatte. Weil die Nachricht schon die Runde gemacht hatte, hatte DMSO nicht die Chance, in Fachzeitschriften vorgestellt und durch Studien, Fakten und Nachweise bestätigt zu werden. Vielmehr kam es wie ein medial aufgebauschtes Allheilmittel daher. Obwohl die Substanz an über 100.000 Patienten getestet wurde und in keiner Untersuchung bei richtiger Dosierung irgendeine Toxizität nachgewiesen wurde, begann die Food and Drug Administration FDA (US-amerikanische Behörde für Lebensmittelüberwachung und Arzneimittelzulassung; Anm. d. Übers.) Personen zu schikanieren, die sich mit der DMSO-Forschung befassten. In Dr. Jacobs Labor und Büro wurden Razzien durchgeführt, Patientenakten wurde ohne Befugnis kopiert, und Dr. Jacob selbst wurde vorgeworfen, nur unzureichende und nicht eindeutige Nachweise zur Sicherheit von DMSO zu liefern.3

      Warum also diese Weigerung, seine Forschung anzuerkennen? DMSO war erwiesenermaßen eine sichere, wirksame, natürliche Heilsubstanz, doch sie blieb verboten. Warum? Alles lief auf eine einzige negative Studie hinaus, bei der Labortieren extrem hohe Dosen DMSO gespritzt wurden, was zu einer Trübung der Augenlinse führte.4 Eine negative Nebenwirkung, sicherlich, doch sobald das DMSO abgesetzt wurde, wurde die Augenlinse bei vielen Tieren wieder normal. Dennoch war das Schicksal der Substanz besiegelt. Am 25. November 1965 verbot die FDA jegliche Verwendung von DMSO.

      Es gibt etliche Theorien, warum die FDA mit ihrem Urteil über DMSO nicht wartete, bis mehr Langzeitstudien durchgeführt und ausgewertet werden konnten. Einige meinen, es sei darauf zurückzuführen, dass die Behördenmitarbeiter noch unter dem Einfluss der kurz vorher aufgetretenen Thalidomid-Katastrophe (Contergan-Katastrophe) standen, bei der es zu vielen Totgeburten kam und Tausende Kinder mit Miss- und Fehlbildungen zur Welt kamen. Dieser Skandal führte zu verschärften Vorschriften für medizinische Testverfahren und zu engeren Grenzen bei medizinischen Interessenskonflikten. Der Zeitpunkt für eine Wiederentdeckung von DMSO war nicht ideal, weil die politische Linie damals gegenüber möglichen Fehlentscheidungen zögerlich und übervorsichtig war. Obwohl Thalidomid in den USA nie offiziell zugelassen war, wird in einer Klage, die 2011 gegen den Hersteller des Medikaments angestrengt wurde, behauptet, dass über 1200 Ärzte in den USA mindestens 2,5 Millionen Dosen an über 20.000 Personen ausgaben, darunter auch an Schwangere.5

      Andere weisen auf die Tatsache hin, dass kein einziges Pharmaunternehmen die exklusiven Patentrechte erhalten könnte (weil DMSO eine natürliche Verbindung ist), daher besteht keine Aussicht auf große finanzielle Erträge. Tatsächlich behauptete Stanley Jacob, der als Vater des DMSO gilt, dass die Kontroversen rund um DMSO „bürokratisch und ökonomisch getrieben, nicht aber wissenschaftlich sind“. In einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin 60 Minutes von 1980 sagte Dr. Jacob, eine Führungskraft in einem großen Pharmaunternehmen habe ihm mitgeteilt: „Mir ist egal, ob DMSO das Jahrhundertheilmittel ist, und wir wissen alle, dass es das ist, für uns lohnt es sich nicht.“6 Er fügte hinzu, obwohl DMSO mit anderen Arzneimitteln in Konkurrenz stehe, wollten die Firmen nichts damit zu tun haben, weil sie es nicht besitzen und kontrollieren könnten. Der damalige Leiter des Bureau of Drugs des FDA, J. Richard Crout, sagte: „DMSO ist eine schwach toxische, sichere Verbindung … Ich denke, es ist nun mal die raue Wirklichkeit, dass Pharmafirmen nur in etwas investieren wollen, wenn damit aus ihrer Sicht ein finanzieller Gewinn zu machen ist.“7

      DMSO ist Volksmedizin. Es ist vollkommen natürlich und sehr kostengünstig. Es ist uns zugänglich, weil es als Lösungsmittel und für die Verwendung in der Veterinärmedizin zugelassen ist. Für Pferde ist es von der FDA als Lokaltherapie zugelassen. Es liegt an uns, dieses Wissen mit anderen zu teilen, DMSO in unserem Leben zu nutzen und den medizinischen Zugang dazu zu fordern. Eine wesentliche Absicht dieses Buches ist, DMSO bekannt zu machen und den Menschen mitzuteilen, dass sie bessere Lösungsansätze für ihre Gesundheitsprobleme haben als gefährliche, unterdrückende und manchmal suchtauslösende pharmazeutische Medikamente. Für uns alle ist es eine immer wichtigere Aufgabe, dafür zu sorgen, dass wir im Hinblick auf unsere Gesundheit für unsere Freiheitsrechte eintreten in einer Welt, die stets versucht, unsere Wahlmöglichkeiten bei der medizinischen Versorgung einzuschränken.

      Ich lade Sie ein, sich mit mir auf den Weg zu machen und die Weisheit der Bäume zu erforschen.

      Kapitel 1

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      DMSO – seine chemischen Eigenschaften

      In der Einleitung erfuhren wir ein wenig darüber, was DMSO ist, woher es kommt und wie es mit organischen Substanzen in Wechselwirkung treten kann. Lassen Sie uns nun seine chemischen Eigenschaften näher betrachten. DMSO ist ein kleines Molekül, nur etwas größer als das Wassermolekül; es besteht aus Kohlenstoff-, Wasserstoff-, Schwefel- und Sauerstoffatomen. Dieses Molekül weist eine wunderbare Symmetrie auf. Es besitzt ein Schwefelatom mit einer Doppelbindung zu einem Sauerstoffatom und wird an den beiden freien Seiten von je einer Methylgruppe (CH3) aus Kohlenstoff und Wasserstoff flankiert. Diese Molekülform erinnert an Wasser, das bekanntlich das universelle Lösungsmittel ist. Als ebenfalls wirksames Lösungsmittel kommt DMSO gleich nach Wasser. Wegen seiner Größe kann das Blut es mühelos durch den ganzen Körper transportieren. Es vermischt sich leicht sowohl mit Wasser als auch mit Alkohol, löst organische und anorganische Substanzen und passiert problemlos die Hautschichten.

      DMSO hat eine einzigartige Polarität, das heißt, es hat zwei Seiten, eine kann sich an wasserlösliche Moleküle binden und eine an fettlösliche. Damit ist DMSO amphiphil – das heißt, es „mag“ Wasser (hydrophil) und es „mag“ Fett (lipophil). Amphiphile Substanzen werden auch als oberflächenaktive Substanzen bezeichnet und häufig in Reinigungsmitteln eingesetzt. Wenn Sie darüber nachdenken, dann ergibt es wirklich Sinn, dass diese Substanzen sich perfekt dafür eignen, Geschirr, Ladentheken und sogar Ihren Körper zu reinigen.

      In Wasser kann die Polarität von DMSO bewirken, dass sich die Abstände zwischen seinen eigenen Molekülen verändern, ein Phänomen, das als Konformation bezeichnet wird. Die Anordnung und der Abstand dieser Moleküle entscheiden, welche Wirkungen DMSO hervorrufen kann. Die Form bestimmt die Wirkweise. Wenn beispielsweise die Molekülstruktur variabel ist, kann DMSO mit Proteinen in Wechselwirkung treten und sie durchdringen. Durch diese variable chemische Struktur kann DMSO spielend die Hautoberfläche durchdringen. Diese Struktur ist auch einer der Hauptgründe für seine analgetische (schmerzstillende) Eigenschaft. DMSO in Wasser wirkt auf die Nervenmembranen

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