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durchaus nicht einheitlich ist. Die Bezeichnungen für die schriftlich fixierte Übersetzerarbeit und die spontane mündliche Sprachmittlung, die wir heute Dolmetschen nennen, variieren in den verschiedenen Sprachen erheblich, sowohl in der oft exotischen Etymologie als auch in der Verwendung.

      Dafür ist gerade das deutsche Wort Dolmetschen ein Paradebeispiel: Seinen Ursprung hat es wahrscheinlich im 2. Jahrtausend vor Christus in der kleinasiatischen Mitannisprache (talami), und von dort stammt das nordtürkische Wort tilmaç mit der BedeutungBedeutung „Mittelsmann, der die Verständigung zweier Parteien ermöglicht, die verschiedene Sprachen reden“; über das Magyarische gelangt dieses dann ins Mittelhochdeutsche und erscheint im 13. Jh. als tolmetsche.6 In Martin Luthers berühmtem „Sendbrief vom Dolmetschen“ aus dem Jahre 1530 ist dagegen von schriftlicher Übertragung die RedeRedes. parole, und Friedrich SCHLEIERMACHERSchleiermacher unterschied 1813 zwischen der Arbeit des Dolmetschers als dem eher mechanischen Übertragen für den Bedarf des Geschäftslebens und dem „eigentlichen ÜbersetzerÜbersetzen vornämlich in dem Gebiete der Wissenschaft und Kunst“.7SchleiermacherStörig

      Heute bezeichnen wir mit „Dolmetschen“ nur noch die mündliche Übertragung gesprochener Mitteilungen. Als „Konferenzdolmetschen“ bezeichnet man die Tätigkeit der Sprachmittler auf internationalen Konferenzen, die meist in FormForm des „Simultandolmetschens“ in einer Dolmetschkabine geschieht, wobei sich jeweils zwei Dolmetscher regelmäßig abwechseln. Dies unterscheidet sich von „synchron“, der gleichzeitigen Anwesenheit von Gesprächsteilnehmern, z.B. im Chat. Neu ist das „Remote-Dolmetschen“ wo die Dolmetscher aus dem Heimbüro oder an einem anderen zentralen Ort mittels Laptop und Headset remote, also aus der Ferne, die Vorträge einer Veranstaltung dolmetschen. „Schriftdolmetscher“ bringen gesprochene Texte fast zeitgleich elektronisch in Schriftform für Hörgeschädigte, die dies auf dem Tablet lesen können.

      Das „Konsekutivdolmetschen“ ist demgegenüber die Aufgabe, eine RedeRedes. parole in der Fremdsprache anzuhören, sich deren InhaltInhalt und Aufbau zu merken, um sie hernach zusammenhängend in der eigenen SpracheSprache wiederzugeben. Hierzu wird meist eine bestimmte „Notizentechnik“ verwendet. Beim „Gesprächsdolmetschen“ oder „Verhandlungsdolmetschen“ geht es darum, in kleinen Gruppen oder bei Besprechungen RedeRedes. parole und Gegenrede dialogisch hin und her zu dolmetschen. Immer mehr Bedeutung gewinnt heute das „Kommunaldolmetschen“ als Sprachmittlung für Ausländer bei der Justiz und den staatlichen Behörden eines Landes.

      Das „ÜbersetzenÜbersetzen“ als schriftliche Übertragung unterscheidet sich vor allem dadurch vom mündlichen Dolmetschen, dass die TextvorlageTextvorlages. Ausgangstext, AS, Original längere Zeit zur Verfügung steht und der Übersetzungstext nach einem ersten Entwurf überarbeitet werden kann. Das „Urkundenübersetzen“ unterliegt zudem gewissen rechtlichen Vorschriften. Während es beim Dolmetschen vor allem um zwischenmenschliche Verständigung geht, steht beim Übersetzen Genauigkeit und Wirkung der übermittelten Botschaft im Vordergrund. Die nachfolgend vorgestellten Theorien beziehen sich nur auf das Übersetzen, denn die Dolmetschwissenschaft ist ein eigenständiger Forschungsbereich.

      1.2 Die historische Rolle der ÜbersetzerÜbersetzer

      Die ältesten erhaltenen Übersetzungen reichen bis ins 3. Jahrtausend v. Chr. zurück (altbabylonische Inschriftentafeln religiösen Gehalts in sumerischer und akkadischer SpracheSprache). Jahrtausendelang dominierte – neben Texten wissenschaftlichen und administrativen Charakters – die Übersetzung der religiösen LiteraturLiteratur.

      Die politische BedeutungBedeutung des Übersetzens zeigt das „Dolmetscherrelief“ in einem ägyptischen Edlengrab1, nämlich des Statthalters Haremhab in Memphis.2 Das Bild zeigt auch etwas über den sozialen Status des Dolmetschers. Er ist in der Mitte des Bildes in Doppelgestalt als Hörender und als Redender abgebildet. In Altägypten wurde der Ehrentitel „Mensch“ nur den eigenen Leuten zugebilligt, Fremdvölker galten schlicht als „elende Barbaren“ (KURZ 1986:73), ähnlich wie auch bei den Griechen, und sind deshalb im Bild kleiner dargestellt. So ergibt sich die Kommunikationsrichtung von oben nach unten, was auch auf den Dolmetscher abfärbt. Er ist als bloßer Handlanger viel kleiner als der Gaugraf, ja sogar noch kleiner als die Ausländer, obwohl er mit diesen auf gleicher Stufe redet. Dolmetschen ist eben nur eine Dienstleistung für die Verständigung, keine Tätigkeit eigenen Rechts, und zudem verdächtig. Man beachte das uralte italienische Epigramm mit dem Diktum traduttore traditore. Erst in dem Maße, wie Vorurteile und Misstrauen gegenüber fremden Völkern abgebaut werden und die KommunikationKommunikation sich auf Gleichberechtigte einpendelt, wird auch die Stellung des Dolmetschers aufgewertet. Ein Dolmetscher oder ÜbersetzerÜbersetzer durfte damals nicht eigenmächtig handeln. Am 3. August 1546 wurde deshalb Étienne Dolet an seinem 38. Geburtstag in Paris auf dem Scheiterhaufen hingerichtet und seine Übersetzungen verbrannt.3ÜbersetzerOriginals. AusgangstextSeeleSnell-Hornby

      Bis heute liegt noch keine Gesamtgeschichte des Übersetzens vor. Allerdings hat Hans J. Vermeer in den 1990er Jahren sechs Teilbände von „Skizzen zur Geschichte der Translation“ vorgelegt, welche die Zeit von der Antike bis in die Renaissance abdecken.4Vermeer Die unermessliche Fülle der Übersetzungen wurde und wird meist in der Stille der Anonymität angefertigt. Dennoch sind Übersetzungen von allergrößter BedeutungBedeutung gewesen für die Erfindung der Schriften, die Entwicklung der Nationalsprachen und das Entstehen nationaler Literaturen, für die Verbreitung von Wissen und die Ausbreitung politischer Macht, bei der Weitergabe der Religionen und der Übertragung kultureller Werte, beim Verfassen von Wörterbüchern seit der Antike, und nicht zuletzt als Dolmetscher in diplomatischer Mission.

      Heute gilt der ÜbersetzerÜbersetzer- und Dolmetscherberuf als hochqualifizierte Tätigkeit, und die Leistung der Übersetzer über die Jahrhunderte wurde inzwischen auch in einem von der Unesco geförderten Buch gewürdigt.5 Und Johann Wolfgang v. Goethe6Snell-Hornby hatte schon angemerkt:

      Wer die deutsche SpracheSprache versteht und studiert befindet sich auf dem Markte, wo alle Nationen ihre Waren anbieten, er spielt den Dolmetscher, indem er sich selbst bereichert. Und so ist jeder ÜbersetzerÜbersetzer anzusehen, daß er sich als Vermittler dieses allgemein geistigen Handels bemüht, und den Wechseltausch zu befördern sich zum Geschäft macht. Denn, was man auch von der Unzulänglichkeit des Übersetzens sagen mag, so ist und bleibt es doch eins der wichtigsten und würdigsten Geschäfte in dem allgemeinen Weltwesen.

      1.3 Die griechisch-römische Antike als Übersetzungsepoche

      Die griechisch-römische Antike ist für uns die erste historisch greifbare Übersetzungsepoche. In ihr haben sich bestimmte übersetzerische Grundkonzeptionen erstmals herausgebildet, die auch für die Folgezeit Gültigkeit behalten sollten, ja teilweise bis heute ausgeübt werden. Zugleich aber unterscheidet sich die antike Übersetzungspraxis grundsätzlich von der modernen. Die RezeptionRezeption der Griechen durch die Römer1Rezeption diente auch dem Zweck, das Lateinische als SpracheSprache zu bereichern, es literaturfähig zu machen, die im Griechischen schon vorhandenen literarischen Gattungen auf dem Wege der Übersetzung zu gewinnen (vgl. SEELESeele 1995:4).

      Anfangs, in der archaischen Zeit, werden die griechischen Vorbilder experimentierend und bezogen auf den Textinhalt oft frei angeeignet. „Die römischen Komödiendichter waren sich durchaus ihrer Entfernung von den griechischen Vorlagen bewußt und formulierten auch explizit das Postulat der Wirkungsäquivalenz. Zeugnis hierfür sind insbesondere die Prologe des Terenz“ (SEELESeele 1995:7). Die antiken ÜbersetzerÜbersetzer wetteiferten mit ihren Originalen, amplifizierten oder reduzierten sie, modifizierten die SemantikSemantik ihres Ausgangstextes, wenn dies im eigenen oder im Interesse ihrer LeserLesers. Empfänger lag. Dies konnte bis zur Parodie gehen. Dass ein und derselbe Text in mehreren Übersetzungen durch verschiedene Übersetzer je andersartig ausfällt, ist dabei eine Erfahrungstatsache.2Übersetzerwörtlich

      Eine stärkere Selbstreflexion römischer ÜbersetzerÜbersetzer tritt erst in der klassischen Zeit auf, als die römischen Autoren sich in ihren Originalwerken mehr von den Vorbildern lösten, und umgekehrt sich in den Übersetzungen stärker um genaue Nachbildung bemühen konnten. Der römische Dichter Horaz (65–8 v. Chr.) sprach

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