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dann um die Thematische Struktur und die Verbindung zur Informationsstruktur von Sätzen (Kap. 5). Nach einem Blick auf Temporale Struktur (Kap. 6) wenden wir uns den Sprechakten und der daraus hervorgehenden Konzeption einer Illokutionsstruktur zu (Kap. 7). Den Abschluss bildet eine genauere Betrachtung des Typus der argumentativen Texte und ihrer Struktur (Kap. 8).

      Teil III untersucht exemplarisch einen Ansatz, der sich nicht nahtlos in die Ebenen-Darstellung integrieren lässt, weil er einen umfassenderen Anspruch auf „die“ linguistisch motivierte Textstrukur erhebt. Hiernach kann ein Text in seine strukturell-relevanten minimalen Einheiten zerlegt werden (Kap. 9), die dann durch sogenannte Kohärenzrelationen zu einer Rhetorischen Struktur zusammengefügt werden (Kap. 10).

      Am Schluss fasst Kapitel 11 dann das zentrale Anliegen noch einmal zusammen, weist exemplarisch auf Wechselwirkungen zwischen einzelnen Ebenen hin, und nimmt im Lichte der in Teil II und III diskutierten Fragen abermals die Frage nach der Kohäsion, der Kohärenz und der Textstruktur(en) unter die Lupe.

      Die einzelnen Kapitel sind so konzipiert, dass sie zwar nach einer gewissen Logik aufeinander folgen, doch sie lassen sich recht problemlos auch einzeln bearbeiten, wenn sich das Lese-Interesse auf ausgewählte Themen richtet.

      Abschließend zwei Hinweise zur Terminologie: (i) Die Frage der Verwendung geschlechts/un/spezifischer Bezeichnungen behandeln wir in diesem Buch durch zufälligen Wechsel zwischen maskuliner und femininer Form. (ii) Die „handelnden Personen“ rund um den Text bezeichnen wir meistens als ‚Autorin‘ oder ‚Verfasser‘ und ‚Leser‘, doch mitunter (etwa bei der Diskussion von Sprechhandlungen) verwenden wir auch andere Begriffe wie ‚Sprecher‘, ‚Hörerin‘, ‚Adressat‘ oder ‚Rezipientin‘, ohne damit jeweils wichtige theoretische Unterscheidungen zu verbinden.

      

1.5 Übungsaufgabe

      Wählen Sie aus dem Online-Angebot einer Tageszeitung einen nicht zu langen Kommentar (10–15 Sätze) aus und speichern Sie ihn in einer „plain text“ Datei. Der Kommentar sollte nicht allzu schwierig sein in dem Sinne, dass er eher arm an komplexen syntaktischen Konstruktionen sein und möglichst keine wiedergegebene wörtliche Rede enthalten sollte. Dieser Text wird die Arbeitsgrundlage für viele der Übungsaufgaben der nachfolgenden Kapitel sein. Falls Sie planen, den technischen Anregungen zu folgen und spezielle Software-Werkzeuge für die Annotation Ihres Kommentars einzusetzen, können Sie in Ihrem Text Umlaute und Sonderzeichen ersetzen, um etwaige ärgerliche und zeitraubende Zeichensatz- und Konvertierungs-Probleme von vornherein zu vermeiden. Aber auch, wenn Sie sich mit spezieller Software nicht befassen wollen, werden Sie vielleicht die verschiedenen Anmerkungen zu Ihrem Kommentar speichern und wiederfinden wollen. In diesem Fall brauchen Sie eine Datei und nicht nur einen Papier-Ausschnitt.

      2 Kohäsion, Kohärenz und Textualität

      Dieses Kapitel wirft zunächst einen Blick auf die Wurzeln der Textlinguistik und beleuchtet dann in Kürze die wesentlichen Phänomene der Kohäsion und Kohärenz. (Diese werden in den nachfolgenden Kapiteln dann vertieft dargestellt.) Weitere Phänomene der Textualität werden angesprochen und Beispiele für die Untersuchung annotierter Korpora genannt.

      2.1 Die Anfänge der Textlinguistik

      In den 1960er Jahren, einer durch die bahnbrechenden Entwicklungen von Chomskys Generativer Transformationsgrammatik ausgelösten „Blütezeit der Syntax“, waren die Untersuchungsgegenstände der Linguistik das Morphem, das Wort, die systematischen Wortgruppen bzw. Konstituenten und der Satz. Nur wenige Sprachwissenschaftler zeigten sich von dieser Konzentration auf die Satz-Beschreibung unbefriedigt und meldeten Interesse an, auch satzübergreifende Phänomene zum Ziel linguistischer Untersuchung und Theoriebildung zu machen, mithin den Text als linguistische Einheit zu begreifen.

      Einer der wesentlichen Auslöser der Beschäftigung mit Texten war der Wunsch, die Funktion und Bedeutung von PronominaPronomina linguistisch zu erklären. Pronomina sind die augenfälligsten sprachlichen Mittel, die Bezüge zwischen Sätzen herstellen. Hier ein auch von Linke u.a. (1994) zitiertes Textbeispiel aus einem Roman:

       (2.1) Ich glaube, dann war Nadja dran. Sie hatte sich für Jura beworben und wußte längst, daß sie zugelassen war. Sie hatte es telefonisch erfahren, und sie hatte mittlerweile auch einen Förderungsvertrag mit Patenschaft und so unterschrieben. Sie kriegte dann aber irgendwie Kontakt mit einer frustrierten Richterin, die den Laden von innen kannte. Von da an wollte Nadja nicht mehr.(Thomas Brussig: Wasserfarben)

      Mit Ausnahme eines einzelnen Teilsatzes ist kontinuierlich die Rede von Nadja, auf die nach der ersten Erwähnung durchgehend mit dem Personalpronomen sie verwiesen wird – bis zum letzten Satz, wo wieder ihr Name genannt wird, entweder um der drohenden Monotonie zu begegnen, oder um einer möglichen Verwechslung mit der Richterin vorzubeugen. Der Autor hat bei der Wahl seiner referierenden AusdrückeReferenzieller Ausdruck (auch ‚referenzielle Ausdrücke‘ genannt) viele Freiheiten: Er kann Eigennamen, Pronomen, umschreibende Nominalphrasen (NP) verwenden. Gleichzeitig unterliegt er aber auch Beschränkungen, denn das intendierte Bezugsobjekt muss von der Leserin auch ohne allzu viel Mühe rekonstruiert werden können. Solcherlei Beobachtungen zum Wechselspiel zwischen Wahlfreiheit und Einschränkung bei der Textproduktion weckten das Interesse derjenigen, die den Blick über den sprichwörtlichen Tellerrand des Satzes hinaus richteten.

      Eine der „Pionierarbeiten“ der Textlinguistik war die Dissertation von Roland Harweg (1968), in der er die unterschiedlichen Arten von PronominaPronomina klassifizierte und ihre Rolle im Text untersuchte. Da er einen sehr weiten Begriff verwendete und auch einige definite NPs unter ‚Pronomina‘ subsumiert, definierte er dann auch ‚Text‘ als „ein durch ununterbrochene pronominale Verkettung konstituiertes Nacheinander sprachlicher Einheiten.“ Als weiteren Wegbereiter der Textlinguistik nennt Adamzik (2004) vor allem Peter Hartmann (s. etwa Hartmann, 1968), der u.a. das Augenmerk auf die Funktion von Texten (im Gegensatz zu ihrer strukturellen Beschreibung) richtete und deutlich machte, dass Sprecher nicht in Worten, auch nicht in Sätzen, sondern mit Sätzen aus Worten in Texten sprechen, mithin der Text der primäre Untersuchungsgegenstand der Sprachwissenschaft sei. Ähnlich hatte auch Harald Weinrich mit seiner vielbeachteten Arbeit Tempus (Weinrich, 1964) dem Satz den Status als Haupt-Gegenstand der Linguistik abgesprochen; später legte er konsequenterweise dann auch eine Textgrammatik der deutschen Sprache vor (Weinrich, 2005, 3. Aufl.).

       „Phasen“ der Textlinguistik

      Nach Adamzik (2004) lässt sich die bis zur Jahrtausendwende durchgeführte Textlinguistik-Forschung (im deutschsprachigen Raum) grob in drei Phasen einteilen:

      1 die transphrastische Phase, die Phänomene der Satzverknüpfung untersucht;

      2 die kommunikativ-pragmatische Phase, die Texte als komplexe sprachliche Handlungen auffasst und analysiert;

      3 die kognitivistische Phase, die die kognitiven Prozesse der Produktion und Rezeption bei Sprachbenutzern in den Mittelpunkt stellt.

      In den letzten etwa zehn Jahren wurde die Linguistik dan insgesamt stark von der Hinwendung zu authentischen Sprachdaten beeinflusst, wodurch eine empirisch fundierte Theoriebildung befördert wurde. Im vorliegenden Buch nehmen wir ebenfalls diese Perspektive ein und richten den Blick auf die Arbeit mit Korpora, die für die Beschreibungsebene

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