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      Tingxiao Lei

      Definitheit im Deutschen und im Chinesischen

      Narr Francke Attempto Verlag Tübingen

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      © 2017 • Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG

      Dischingerweg 5 • D-72070 Tübingen

      www.francke.de[email protected]

      Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

      E-Book-Produktion: pagina GmbH, Tübingen

      ePub-ISBN 978-3-8233-0049-6

      Danksagung

      Die vorliegende Arbeit wurde im Sommersemester 2016 von der Fakultät für Philologie der Ruhr-Universität Bochum als Dissertation angenommen. Für die Publikation wurde die Arbeit geringfügig überarbeitet.

      An dieser Stelle möchte ich mich herzlich bei allen Personen und Institutionen bedanken, die mich im Forschungsprozess begleitet und gefördert haben:

      Mein Dank gilt an erster Stelle meiner Doktormutter Frau Prof. Dr. Karin Pittner für die freundliche Überlassung des Themas, für die hervorragende und stets engagierte wissenschaftliche Betreuung und den immerwährenden und inspirierenden Optimismus auch in schwierigen Phasen dieser Arbeit.

      Zudem danke ich Herrn Prof. Dr. Dr. h.c. Heinz H. Menge für die hilfsbereite und wissenschaftliche Betreuung als Zweitgutachter. Seine Anmerkungen und kritischen Kommentare haben zum guten Gelingen dieser Arbeit beigetragen.

      Herrn Thomas Beckmann danke ich für das sorgfältige Korrekturlesen und für vielfältige Anmerkungen und Hinweise.

      Mein besonderer Dank gebührt Herrn Tillmann Bub für die ausgezeichnete redaktionelle Betreuung des Publikationsprozesses.

      Bei dem China Scholarship Council bedanke ich mich herzlich für die finanzielle Förderung über die gesamte Entstehungszeit der Dissertation. Weitere Unterstützung lieferte die VG Wort, indem sie einen großzügigen Druckkostenzuschuss für die Publikation des vorliegenden Buches gewährte.

      Schließlich und nicht zuletzt möchte ich meinem Mann Yingbin ganz herzlich danken – dieser Dank gilt nicht nur seinen wertvollen Hinweisen und Ratschlägen für die Bearbeitung meines Themas, sondern auch seiner unermüdlichen Unterstützung während der gesamten Promotionszeit.

      1 Einleitung

      1.1 Gegenstand

      Definitheit ist ein Begriff, der in den Sprachwissenschaften eng mit der Verwendung des Artikels verbunden ist. In Artikelsprachen werden Nominalphrasen (im Folgenden abgekürzt als NP) mit definitem oder indefinitem Artikel als prototypische Beispiele für definite und indefinite NPn angesehen. Es ist jedoch umstritten, welche Rolle Definitheit in Sprachen ohne Artikel spielt bzw. wie sie ausgedrückt wird. Es ist zu bemerken, dass im Chinesischen eine starke Tendenz besteht, dass das Subjekt definit und das Objekt indefinit ist (Chao 1968). Diese Beobachtung hat zu der Annahme geführt, dass das Fehlen des Artikels im Chinesischen durch Variation in der Wortstellung kompensiert wird, und zwar wird Wortstellung zum Ausdruck von Definitheit verwendet (Li & Thompson 1975, 1978, 1981, im Folgenden als L&T abgekürzt, Shi 2002). Diese Auffassung ist heute allgemein verbreitet, obwohl LaPolla in seiner Dissertation im Jahr 1995 bereits darauf hingewiesen hat, dass die von Chao (1968) beschriebene Tendenz ein Nebeneffekt der Informationsstrukturierung ist. Ein weiteres Mittel, das beim Ausdruck von Definitheit eine wichtige Rolle spielt, sind „Determinative“. Es ist oft zu lesen, dass Demonstrativa, Pers+de sowie yi(+Kl) im Chinesischen Determinativen im Englischen ähneln und eine definite/indefinite Interpretation bewirken. Es wird vielfach versucht, den Zusammenhang zwischen Wortstellung, Determinativen und Definitheit zu beschreiben und daraus Gesetzmäßigkeiten abzuleiten.

      Der Ausgangspunkt dieser Arbeit ist zunächst: Definitheit ist als grammatische Kategorie in Sprachen ohne Artikel nicht vorhanden. Dagegen kann Identifizierbarkeit, die ein semantisch-pragmatisches Konzept darstellt und in Sprachen mit Artikel als Definitheit grammatisch realisiert wird, in allen Sprachen zum Ausdruck kommen. Vor diesem Hintergrund ist es von besonderem Interesse, wie Identifizierbarkeit im Chinesischen ausgedrückt wird. Es ist jedoch unmöglich, diese Frage im Rahmen einer einzelnen Arbeit zu beantworten. In der vorliegenden Arbeit rücken folgende Punkte in den Fokus der Untersuchung:

       In der Literatur wird vertreten, dass bestimmte syntaktische Positionen eine Präferenz für definite oder indefinite NPn aufweisen. Es lässt sich jedoch fragen, ob diese Präferenz auf Definitheit zurückzuführen ist.

       Auch wird behauptet, dass Demonstrativa und Pers+de im Chinesischen Definitheit induzieren, während yi(+Kl) eine indefinite Interpretation bewirkt, genau wie die entsprechenden Formen im Deutschen. In der vorliegenden Arbeit wird untersucht, inwiefern diese Aussage zutrifft oder nicht zutrifft.

       Bekommt der Hörer im Chinesischen Hinweise, um aus der Menge möglicher Referenten einer NP den in der jeweiligen Situation gemeinten Referenten auszuwählen? Wenn ja, welche Hinweise sind das?

      Ziel der Arbeit soll sein, die in der Literatur vertretenen Meinungen zu überprüfen und sie um neue Erkenntnisse zu erweitern. Definitheit wird hier aus einer sprachvergleichenden Perspektive untersucht, und zwar aus folgenden Überlegungen heraus: Zuerst ist Definitheit im Deutschen relativ gut erforscht und die dabei gewonnenen Erkenntnisse können wesentlich zum Verständnis von Definitheit im Chinesischen beitragen. Außerdem werden durch den Vergleich mit der deutschen Sprache die Besonderheiten der chinesischen Sprache sichtbar. Ferner wird stets nach Erklärungen gesucht, die nicht nur einzelsprachlich, sondern sprachübergreifend gelten.

      1.2 Aufbau der Arbeit

      Der Aufbau dieser Arbeit gliedert sich in 7 Kapitel, die zunächst zusammenfassend dargestellt werden:

      In Kapitel 2 werden der Begriff Definitheit sowie die mit ihm verwandten Konzepte Referenz, Spezifizität und Generizität erläutert, um terminologische Verwirrungen zu vermeiden und eine theoretische Basis sicherzustellen. In Abschnitten 2.1 bis 2.3 werden zuerst die zugrundeliegenden Theorien kurz dargelegt, dann wird versucht, präzise Kriterien für die Analyse und Interpretation von NPn im Deutschen und Chinesischen aufzustellen, damit die Analyse strukturiert und effektiv durchgeführt wird. In Abschnitt 2.4 wird der zentrale Begriff Definitheit abgegrenzt. Es wird zunächst auf die Verwendungsweisen des definiten Artikels eingegangen, die die Basis von Definitheitstheorien bilden. Dann werden einige Theorien zur Definitheit vorgestellt, die unterschiedliche Gebrauchsweisen des definiten Artikels als Ausgangspunkt wählen.

      Kapitel 3 bietet einen Überblick über unterschiedliche Formen von definiten und indefiniten NPn im Deutschen. Im Deutschen wird Definitheit bei NPn mit nominalem Kern (engl. full noun phrases) immer durch definite Determinative markiert, während Indefinitheit einfach durch die Abwesenheit dieser Determinative zum Ausdruck kommt. In diesem Kapitel stehen die Gebrauchsweisen von Determinativen (definiter Artikel, Demonstrativa, Possessiva, Allquantoren, indefiniter Artikel) im Mittelpunkt. Es soll die Frage beantwortet werden, wie sie mit Definitheit bzw. Indefinitheit verknüpft sind.

      In Kapitel 4 werden bisherige Forschungsergebnisse zur Untersuchung von Definitheit im Chinesischen kritisch dargestellt und somit Probleme der Diskussion offen gelegt. Es wird oft die These vertreten, dass Definitheit im Chinesischen durch Wortstellung markiert wird. Als Argument wird angeführt, dass einige syntaktische Positionen eine Präferenz für definite oder indefinite NPn aufweisen. In diesem Kapitel soll gezeigt werden, dass diese Präferenz nicht auf Definitheit zurückzuführen ist, sondern auf das Zusammenwirken von mehreren

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