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und ihren Qualitäten zu, die die meisten Frauenbezeichnungen im Laufe ihrer Geschichte erfahren haben. Auch werden Geschlechterstereotype in Sprich- und SchimpfwörternSchimpfwörter herausgearbeitet. Anschließend werden lexikalische Asymmetrien identifiziert, etwa dass ein Liebhaber etwas anderes ist als eine Liebhaberin, aber auch dass MutterMutter und VaterVater sich durch mehr als ihr Geschlecht unterscheiden. Abschließend wird das lexikografische doing gender in Wörterbüchern aufgezeigt, in denen oft jahrhundertealte Stereotypen unreflektiert überdauert haben. Nicht unerwähnt bleiben darf das linguistische doing gender, das durch diese Disziplin selbst betrieben wird.

      Kap. 9 befasst sich mit einer der größten Bühnen der Geschlechterdarstellung, den PersonennamenPersonenname. Bekanntlich verweisen Rufnamen direkt auf ein bestimmtes Geschlecht, UnisexnamenUnisexnamen sind selten und führen immer noch zu Irritationen. Geschlecht lässt sich dabei der Phonologie von Rufnamen entnehmen, d.h. es ist tief in diese Strukturen eingelassen. Bis ins 18. und 19. Jh. hinein war es üblich, die Familiennamen von Frauen zu movieren (die Lutherin). Dieser sprachlich markierten Zugehörigkeit zu einem Mann entspricht noch heute die Praxis, dass bei der Eheschließung in der großen Mehrzahl der Fälle die Frau den Namen des Mannes annimmt. Schließlich wird auch mit der dialektal gegebenen Möglichkeit der NeutralisierungNeutralisierung weiblicher Rufnamen (das Heidi), aber auch von Familiennamen (das Merkel) ein namengrammatisches Thema aufgegriffen und der Ratio dahinter nachgegangen.

      Mit der Schreibung in Kap. 10 beschließen wir den systemlinguistischen Teil. Auch die Schreibung leistet einen beträchtlichen Beitrag zur Geschlechterunterscheidung. So gibt es erste Hinweise darauf, dass sich die Substantivgroßschreibung bei Lexemen für Männer früher durchgesetzt hat als bei solchen für Frauen. Auch bei KosenamenKosename auf –[i] lässt sich bei sonst gleich klingenden Namen beobachten, dass die Schreibung doch das Geschlecht verrät, vgl. Bobbie für Frauen vs. Bobby für Männer. Schließlich werden die verschiedenen grafischen Strategien (wie SchrägstrichSchrägstriche, SterneSterne, UnterstricheUnterstrich) behandelt, die entweder Frauen und Männer sichtbar machen sollen oder Personen, die sich jenseits der Zweigeschlechtlichkeit verorten.

      Kap. 11, „Gender, Sozialisation, Kommunikation“, fragt danach, wie das Kind die Kategorie Gender erwirbt. Beim Hineinwachsen in eine Kultur begegnen dem Kind implizite und explizite Verfahren, die auf Gender hindeuten. In Westeuropa und Amerika ist eine kontextuelle Diversität beobachbar, bspw. wird in Kindergartenstudien keine starke Genderdifferenzierung in Interaktion und Verhalten der Erzieher/innen gegenüber den Kindern mehr belegt. Gleichzeitig ist Gender Marketing zu einem unübersehbaren Faktor geworden: Die Produktwelt besonders für Kinder ist in den letzten Jahren einer absurden Zweiteilung ausgesetzt worden, gegen die die rosa und blauen Strampelhosen von vor 50 Jahren harmlos sind. In diesem Kapitel wird ein Überblick über Familieninteraktionen, Gender in KindercliquenKinderclique, in der Schule und im Konsumsektor gegeben.

      In Kap. 12, „Gender in der Soziolinguistik“, rekapitulieren wir die Forschung zu Gender in der korrelationalenkorrelationale Soziolinguistik und interaktionalen Soziolinguistikinteraktionale Soziolinguistik. Sehr oft hat diese gezeigt, dass phonetische, syntaktische und auch pragmatische Variablen nicht nur eine SchichtenprägungSchichtendifferenz aufweisen, sondern auch zwischen den Geschlechtern systematisch variieren. Die im englischen Sprachraum durchgeführten Studien zeigen, dass Menschen sich mittels einer bestimmten Aussprache oder eines Satzbaus mehr oder weniger unbewusst als einen sozialen Typussoziale Typisierung entwerfen. So spielt bspw. auch kulturelle Widerständigkeit in solche Selbstinszenierungen hinein. Die deutschsprachige Soziolinguistik ist im Hinblick auf die Integration sprachlicher Indices in eine soziale Semiotiksoziale Semiotik viel zurückhaltender und liefert deshalb in Bezug auf Gender wenig Erhellendes.

      In Kap. 13, „Gender im Gespräch“, wird kurz auf verschiedene Sprachverhaltensbereiche eingegangen, die in der nun fast fünfzigjährigen Geschichte der linguistischen Genderforschung als mehr oder weniger typisch für das eine oder andere Geschlecht angesehen wurden: Unterbrechungen, hohe Direktheitsstufen bei Aufforderungen und humoristischen Frotzelaktivitäten, Eingehen auf Themen, Herausstreichen eigener Kompetenzen usw. Dabei muss feministische Folklore an manchen Stellen zurückgewiesen werden, so die des Unterbrechens als männlicher Verhaltensstrategie. Als sehr relevant zeigt sich, dass jeweils gleiche Sprachverhaltensweisen oftmals von der sozialen Umgebung nicht gleich rezipiert werden. Tatsächlich ist beispielsweise die Autorität weiblicher Führungspersonen weniger gesichert als die männlicher. Die StatusdimensionStatus (sozialer) ist durchgängig mit Gender verquickt. Hohe Redezeiten und Themengestaltungen in Gesprächen sind primär mit Status verbunden. Auch die Genderdimensionen von ScherzkommunikationScherzkommunikation werden erhellt. Aus der Beobachtung, wer sich wem gegenüber welche Scherze erlauben kann und ob und wie diese von den Interagierenden goutiert werden, lässt sich die soziale Mikrostruktur einer Situation ablesen.

      In Kap. 14, „Fernsehen, Radio und Printmedien“, stellen wir interdisziplinäre Zugänge zu verschiedenen Bereichen der massenmedialen Kommunikation vor. Frauen sind noch immer viel weniger nachrichtenwürdig als Männer, was die Machtverteilung in der Welt unmittelbar ausdrückt. Männer in bedeutenden Positionen dominieren nach wie vor die Massenmedien. So rekreieren Fernsehen, Radio und Zeitungen assoziative Verbindungen von Männlichkeit und Macht. Unterhaltungs- und Wettkampfshows wie „Germany’s next Topmodel“ und die Werbung werden etwas genauer betrachtet, z.B. die Entwicklung der RadiowerbungRadiowerbung unter Einschluss der Analyse einiger Spots. Vor allem in der TV- und Bühnencomedy finden sich graduell unterschiedlich starke Inszenierungen widerständiger weiblicher Typen, deren Spektrum sich enorm erweitert hat. Wir arbeiten bei der Beschreibung komischer Figuren weiterhin mit dem Ansatz der sozialen Indexikalisierungsozialer IndexIndexikalisierung.

      Im letzten Kap. 15 wird danach gefragt, inwieweit die durch die Neuen Medien geschaffenen vielfältigen Kommunikationsmöglichkeiten mit z.T. spezifischer sprachlicher Ausgestaltung Geschlechtsunterschiede in der Nutzung aufweisen, welche StilisierungenStilisierung (Selbst- und Fremd-S.) von Gender sich herausgebildet haben und ob die sprachlichen Handlungsmöglichkeiten im Netz die Binarität der Geschlechter verstärken oder zu ihrer Auflösung beitragen. Einbezogen werden auch Analysen multimodaler Texte, da visuelle Daten Aufschluss darüber geben können, wie die Gestaltung des Köpers zu Genderkonstruktionen beiträgt. Hier wird vor allem auf die Funktion und Gestaltung von SelfiesSelfies eingegangen. Berücksichtigt werden neben (internet-)linguistischen Arbeiten Forschungsergebnisse aus den Medienwissenschaften.

      2. Doing, undoing und indexing gender in Sprache und Gespräch

      2.1 Was heißt „Konstruktion“ von Geschlecht?

      Den Basisgedanken einer gesellschaftlichen Konstruktion von Geschlecht stützen wir auf Berger und Luckmanns (1966/1987) Sicht, nach der in der Alltagswelt die Vis-à-vis-Situation zentral ist, in der Menschen in Aktion, Reaktion und Gegenreaktion miteinander interagieren (Reziprozität). Die/der Andere ist dabei als anderes Subjekt wahrzunehmen und bildet ein Spiegelbild für die eigene Ich-Wahrnehmung. Die Vis-à-vis-Interaktion ist dynamisch und flexibel, folgt aber vorgeprägten sozialen Typisierungensoziale Typisierung, die im Laufe der Geschichte spezifische Prägungen erfahren haben. In solche Prägungen wird ein Kind zunächst hineingeboren. Eine historische Perspektive auf soziale Typisierung ist somit von Belang. Der Basisgedanke der gesellschaftlichen Konstruktion verleugnet in unserer Lesart keine biologischen Gegebenheiten, sondern beleuchtet deren Aus- oder Umbau, Unterstreichung und (Ir)Relevantsetzung.

      Die sogenannten Baby X-Studien zeigen eindrücklich, dass und wie die Erwachsenen das gesellschaftliche Gendersystem an das Kind herantragen (mehr dazu in Kap. 10). Erwachsene fahren mit dem zunächst von der GenitalienbestimmungGenitalien ausgehenden SortiervorgangSortiervorgang für das Kind fort, indem sie z.B. das Schreien eines männlichen Babys eher als Ausdruck von Aggression hören als das Schreien eines weiblichen: Als den Erwachsenen in einem viel zitierten Experiment erzählt wurde, dass ein kleines Mädchen schreie, interpretierten sie dasselbe Schreien desselben Kindes eher als Ausdruck von Angst (Condry/Condry 1976).

      Man

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