ТОП просматриваемых книг сайта:
Das exegetische Proseminar. Stefan Fischer
Читать онлайн.Название Das exegetische Proseminar
Год выпуска 0
isbn 9783772000560
Автор произведения Stefan Fischer
Жанр Документальная литература
Серия Forum Exegese und Hochschuldidaktik: Verstehen von Anfang an (VvAa)
Издательство Bookwire
Utzschneider, Helmut/Nitsche, Stefan Ark: Arbeitsbuch literaturwissenschaftliche Bibelauslegung. Eine Methodenlehre zur Exegese des Alten Testaments, Gütersloh 42014.
Utzschneider, Helmut/Oswald, Wolfgang: Exodus 1–15 (IEKAT), Stuttgart 2013.
Wagner, Andreas: Sprechaktsequenzen und Textkonstitution im Biblischen Hebräisch, in: Morenz, Lorenz/Schorch, Stefan (Hg.): Was ist ein Text? Alttestamentliche, ägyptologische und altorientalische Perspektiven (BZAW 362), Berlin 2007, 310–333.
Forum Exegese und Hochschuldidaktik Verstehen von Anfang an (VvAa)
Jahrgang 1 – 2016, Heft 2
Schritt für Schritt auf dem Weg in den Text –
Die Methode der Verssegmentierung am Beispiel von Joh 4,1–15
Christina Hoegen-Rohls
Abstract | This article emphasizes the meaning of segmentation of verses as first methodological access to biblical text passages. This method is not included in exegetical textbooks yet, but serves as a tool to support a qualified awareness of biblical texts by students in each phase of their studies. The self-assurance to be an »expert from the very beginning« motivates students to investigate the deeper structures of texts and to get themselves into exegetical methodology.
In a first step the author refers to the differences of printed images in various editions of biblical texts. In a second step, students raise their awareness for characteristics by language within the texts. And in the final step they develop their appreciation for the narratological structure of the text.
Der vorliegende Beitrag möchte praxisnah an einem konkreten Textbeispiel aus dem Johannesevangelium zeigen, wie wertvoll es ist, sich im exegetischen Proseminar von Anfang an Zeit für den Text zu nehmen. Vorführen und reflektieren möchte ich die Methode der Verssegmentierung, die den ersten wissenschaftlichen Kontakt zum auszulegenden biblischen Text herstellt – sei es in der Originalsprache, sei es in einer deutschen Übersetzung. Diese Methode ist bisher nicht fester Bestandteil unserer exegetischen Methodenbücher.1 Als Hochschullehrerin im Bereich der Bibelwissenschaften und der Biblischen Didaktik machte ich jedoch in langjähriger Praxis die Erfahrung, dass Studierende es schätzen, diesen grundlegenden Arbeitsschritt für den Umgang mit einem alt- oder neutestamentlichen Text zu erlernen, da er Sicherheit verleiht und ihnen hilft, sich von Anfang an als selbständig agierende »Textexperten« zu verstehen. Die Methode der Verssegmentierung erfolgt nach klaren, nachprüfbaren Regeln, die von den Studierenden und der Lehrkraft im gemeinsamen Lehr-/Lern-Prozess festgelegt, immer wieder überdacht und unter Angabe von Gründen verschlankt oder weiter ausdifferenziert werden können. Eine Beschäftigung mit dem »visuellen Text« in unterschiedlicher Textgestalt bereitet die Verssegmentierung vor – eine Aufgabe, bei der sich Studierende nach meiner Erfahrung intensiv mit ihren eigenen Beobachtungen einbringen und ihr Auge dafür schulen, dass ein Druckbild Sinn erzeugen kann, indem es Hinweise auf Inhalt und Struktur des Textes gibt. Auf diese Weise von Anfang an produktiv arbeiten zu können und dabei zu frühen Erfolgserlebnissen zu gelangen, ohne bereits auf das Methodenbuch angewiesen zu sein, macht die im folgenden skizzierte Methode der Verssegmentierung gerade für Anfängerinnen und Anfänger im exegetischen Proseminar attraktiv. Das Selbstbewusstsein, »Experten von Anfang an« zu sein, motiviert Studierende dazu, sich den Text im weiteren Lernprozess tiefer zu erschließen, und fördert ihre Bereitschaft, sich auf den Kanon der exegetischen Methodenschritte einzulassen.
Christina Hoegen-Rohls, *1959, Dr. theol., ist Professorin für Bibelwissenschaften (Altes und Neues Testament) und ihre Didaktik an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Sie studierte Evangelische Theologie, Germanistik und Erziehungswissenschaften an den Universitäten München und Zürich. In den Jahren 1991–1994 war sie als Gymnasiallehrerin für Deutsch und Evangelische Religionslehre tätig. Als Privatdozentin an der LMU München wurde sie vom Bayerischen Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst mit dem »Preis für gute Lehre 2004« ausgezeichnet. Sie ist Mitglied im Lehrbeirat der WWU Münster, der die Universitätsleitung u.a. in Fragen zu Studienbedingungen und Qualität in der Lehre berät.
Erster Schritt: Visuelle Textwahrnehmung
Der Text Joh 4,1–15 stellt sich unseren Studierenden genauso wie uns als Lehrenden in einer bestimmten materialen Gestalt dar, die wir von Anfang an wie selbstverständlich visuell wahrnehmen. Ob in elektronischer Form aufgerufen oder traditionell in einer der zur Verfügung stehenden Bibelausgaben aufgeschlagen – die äußerlich sichtbare Textgestalt verliert ihre Selbstverständlichkeit, sobald wir entdecken, wie zeit- und mediengebunden sie ist. An den Buchausgaben wie an den elektronischen Versionen der Bibel lässt sich beobachten, dass derselbe Text je nach Publikationsorgan ein unterschiedliches Aussehen besitzt. Bereits beim ersten Schritt auf dem Weg zur Verssegmentierung lohnt sich daher der Blick in verschiedene Formate des Bibeltextes, um erstens sein Erscheinungsbild wahrzunehmen und sich dabei gegebenenfalls der eigenen Sehgewohnheiten bewusst zu werden, um sich zweitens früh für sprachliche Eigenheiten des Textes intuitiv zu sensibilisieren und um drittens ein erstes Problembewusstsein für seinen erzählerischen Aufbau zu entwickeln. Durch die folgenden Beschreibungen verschiedener Textgestalten möchte ich den heuristischen und didaktischen Wert der visuellen Textwahrnehmung veranschaulichen.
Textgestalt 1: Joh 4,1–6 im sinnabschnittsgliedernden Fließtext Nestle-Aland 28. Aufl. online1
4 1 Ὡς οὖν ἔγνω ὁ Ἰησοῦς ὅτι ἤκουσαν οἱ Φαρισαῖοι ὅτι Ἰησοῦς πλείονας
μαθητὰς ποιεῖ καὶ βαπτίζει ἢ Ἰωάννης 2– καίτοιγε Ἰησοῦς αὐτὸς οὐκ
ἐβάπτιζεν ἀλλ‘ οἱ μαθηταὶ αὐτοῦ– 3 ἀφῆκεν τὴν Ἰουδαίαν καὶ ἀπῆλθεν πάλιν εἰς τὴν Γαλιλαίαν.
4 Ἔδει δὲ αὐτὸν διέρχεσθαι διὰ τῆς Σαμαρείας. 5 Ἔρχεται οὖν εἰς
πόλιν τῆς Σαμαρείας λεγομένην Συχὰρ πλησίον τοῦ χωρίου ὃ ἔδωκεν Ἰακὼβ [τῷ] Ἰωσὴφ τῷ υἱῷ αὐτοῦ· 6 ἦν δὲ ἐκεῖ πηγὴ τοῦ Ἰακώβ. ὁ οὖν Ἰησοῦς
κεκοπιακὼς ἐκ τῆς ὁδοιπορίας ἐκαθέζετο οὕτως ἐπὶ τῇ πηγῇ· ὥρα ἦν ὡς
ἕκτη.
Textgestalt 2: Joh 4,1–6 im sinnabschnittsgliedernden Fließtext der Zürcher Bibel 20072
4 1 Als nun Jesus erfuhr, dass die Pharisäer gehört hatten, Jesus gewin-
ne und taufe mehr Jünger als Johannes 2 – allerdings taufte Jesus
nicht selber, sondern seine Jünger tauften –, 3 verliess er Judäa und ging
wieder nach Galiläa.
4 Er musste aber durch Samaria hindurchziehen. 5 Nun kommt er
in die Nähe einer Stadt in Samarien namens Sychar, nahe bei dem
Grundstück, das Jakob seinem Sohn Josef gegeben hatte. 6 Dort war der
Brunnen Jakobs. Jesus war müde von der Reise, und so setzte er sich an
den Brunnen; es war um die sechste Stunde.
Gut