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so hübsch und lustig diese damals war. Als ihn die Lage zum Handeln zwang, schien ihm etwas Gerede besser als eine mittellose Braut.

      Sie selber hat daraus gelernt, als sie die jüngere Schwester schwanger sah von einem, der sich nicht mehr zeigte. Verena nahm sich den Mann rechtzeitig. So schnell, dass sie vergass, ihn sich gut anzuschauen. Ihr erster Mann, Annelies’ Vater, war arm, dazu ein durstiger Geselle und wenig zuverlässig. Auch nach der Heirat hielt er es weiter lustig, nur fortan ohne sie. Weshalb die Leute nicht unrecht hatten, als sie sagten, sie habe über seinen frühen Tod nicht viel getrauert. Gottlob gleicht Annelies dem Vater nicht.

      Es ist später Nachmittag, als die beiden Frauen aus Röthenbach zurückkehren, ihre Hutten gefüllt mit Kartoffeln. Als Verena hinter Annelies die Stube betritt, bemerkt sie, dass sich dort etwas verändert hat. Auch Annelies ist überrascht mitten im Raum stehen geblieben. Verena sieht ihre Tochter an.

      «Dein Spinnrad und die Stabellen», sagt Annelies.

      Verena nickt. Aber auch das Trögli, die beiden kleinen Truhen und das Schustertischlein, sogar die defekte Stubenuhr fehlen. Bis auf den Schaft, den Tisch und das tannene Bett ist der Raum leer.

      «Er wird doch nicht – er wird doch nichts verkauft ­haben?»

      Die beiden Frauen sehen sich ratlos an, beunruhigt.

      «Soll ich den Vater suchen?», fragt Annelies. Verena nickt. Annelies hat die Stube noch nicht verlassen, als dieser auftaucht.

      «Er hat es in Verwahrung genommen. Für das geborgte Geld.»

      Jakob lehnt an der Ofenbank und sieht zu Boden.

      «Was soll das heissen? Er? Der Schlatter? Wir brauchen die Sachen!»

      «Alle unsere Effekten seien die fünfundvierzig Franken nicht wert, die wir ihm schulden, sagt er. Er wolle sie zur Sicherheit in Verwahrung nehmen. Sobald wir das Geld haben, können wir alles wieder auslösen, zum gleichen Preis. Er wird nichts weggeben oder verkaufen.»

      «Und wie sollen wir ohne Hausrat leben? Wie willst du Schuhe machen ohne Werkzeug? Wo sind die Sachen?»

      Wie soll ich schustern, wenn ich das Leder nicht vermag, denkt Jakob, da brauche ich auch kein Werkzeug. Er sieht einer verirrten Biene zu, die an der Fussbank entlangkrabbelt.

      «Er hat die Dinge in seinen Speichergaden gestellt.»

      Jakob blickt Verena zum ersten Mal an. Einen Moment lang schweigen beide. Jakob bückt sich und langt nach einem Schuh, um die Biene zu erschlagen.

      «Du hast ihm aber nichts unterschrieben? Dass wir ihm die Dinge überlassen müssen?»

      Jakob antwortet nicht. Schliesslich wissen beide, dass er nicht lesen und nicht schreiben kann.

      «Schlatter sagt, wir können die Sachen benützen, wenn wir sie brauchen. So ist es abgemacht. Er will sie nur in Verwahrung haben. Er will sie bei sich halten, damit wir nichts davon verkaufen. Es ist, weil wir keine Geissen gebracht haben. Er hat mir das Geld doch für die Geissen gegeben.»

      «Dann muss ich in Zukunft beim Schlatter um Erlaubnis bitten, wenn ich spinnen will?»

      «So wird es nicht sein. Wir müssen mit ihm reden. Zuerst wollte er alles nehmen, sogar die Sachen in der Küche. Ich habe ihm erklärt, dass das nicht geht, nicht die Dinge, die du täglich brauchst. Die Wiege hat er uns auch dagelassen.»

      «So. Reden müssen wir mit ihm.»

      Verenas Fassungslosigkeit ist Wut gewichen, Wut auf den Schlatter und auf ihren Mann. Dass dieser sich aber auch niemals wehrt, dass er ein jedes Mal nachgibt. Bis wann will er es schaffen, dem Schlatter die fünfundvierzig Franken zurückzuzahlen? Er wird es nicht schaffen. Nicht jetzt. Nicht im Herbst. Nicht einmal bis zum Winter.

      Ohne ihren Mann weiter zu beachten, verlässt Verena die Stube und geht auf die Suche nach Schlatter. Eine halbe Stunde später sind Spinnrad und Schusterwerkzeug wieder auf ihrem Platz. Obwohl sie eben gerade mit dem Schlatter richtig Streit gehabt hat, ist Verena zufrieden. Sie haben Schulden bei Schlatter und wohnen in seinem Haus, aber das ist kein Grund, klein beizugeben. Nicht bei einem, der beständig den Herrn in seiner Rede führt. Und schliesslich melkt sie ihm die Kühe.

      Jakob sitzt derweil am Tisch und schabt mit dem Fingernagel Russ von der Lampe. Den Jakob wird sie in Zukunft immer wieder daran erinnern müssen, dass der Stuhl, auf dem er sitzt, nicht mehr ihm gehört. An solche Dinge denkt der nämlich lieber nicht.

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