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      Vor über 2000 Jahren begannen im Mittelmeerraum Philosophen, Astronomen und Mathematiker (das waren damals fast ausschließlich Männer) auf der Grundlage von Naturbeobachtungen die Welt zu beschreiben. Zentren ihres Wirkens waren insbesondere Athen und Alexandria. Sie erlebten täglich Naturphänomene wie Blitz, Donner, Stürme und immer wieder auch Erdbeben. Ebenfalls traten gelegentlich Mondfinsternisse auf und weit seltener verdunkelte sich die Sonne für kurze Zeit. Da sie für diese Ereignisse keine Erklärungen hatten, schufen sie eine Götterwelt, die dafür die Verantwortung übernehmen musste.

      Der Sternenhimmel, der sich in dieser Gegend besonders gut beobachten ließ und der damals auch nicht durch nächtliche Lichtverschmutzung getrübt wurde, weckte bei diesen Gelehrten ein besonderes Interesse. Sie erkannten, dass der gewaltige Sternenhimmel sich als Gesamtes nicht verändert und täglich eine Drehung um die Erde vollzieht. Ebenfalls studierten sie den täglichen Gang der Sonne und des Mondes. Ihnen fiel auch auf, dass einige wenige Sterne nicht fix innerhalb des Sternenhimmels stehen, sondern sich auf ganz speziellen Bahnen bewegen. Diese nannten sie Planeten. Unerklärlich waren ihnen damals auch die Erscheinung von Kometen und die täglich in unterschiedlicher Intensität auftretenden Sternschnuppen. Sie deuteten diese ebenfalls als «Götterbotschaften» an die Menschheit.

      Unbestritten war für die Gelehrten dieser Zeit, dass die Erde und somit auch der Mensch im Zentrum der Welt steht und die Himmelskörper sich gleichsam um die Erde bewegen.

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      Oberer Sternenhimmel von Dr. Hermann von Baravalle, 1958.

      Griechische Philosophen wie Sokrates (470–399 v. Chr.), sein Schüler Platon (428–347 v. Chr.) und Aristoteles (384–322 v. Chr.) vertraten mit Überzeugung dieses sogenannte geozentrische Weltbild. Der ebenfalls in dieser Zeit lebende Mathematiker Euklid (ca. 300 v. Chr.) schuf die Grundlage, auf der erste Berechnungen der Umlaufbahnen und Umlaufzeiten der Sonne, des Mondes und der bereits entdeckten Planeten durchgeführt werden konnten. Dieser geniale Mathematiker beeinflusste alle direkt oder indirekt auf die griechische Wissenschaft zurückgehenden Kulturen, sein Wirken reicht bis in den heutigen Schulunterricht.

      Erste Zweifel am geozentrischen Weltsystem äußerte Aristarchos von Samos (310–230 v. Chr.), der als antiker Vorläufer von Kopernikus gilt. Nach Beobachtungen des Sternenhimmels stellte er die Hypothese auf, dass nicht die Erde, sondern die Sonne im Zentrum stehe. Auch war er wohl schon damals der Meinung, dass die Erde eine Kugel sei und um die Sonne kreise.

      Auf die Kugelform kam er durch die Beobachtungen von Schiffen im Mittelmeer. In der Ferne erkannte er nur deren Segel. Erst beim Näherkommen wurde langsam das ganze Schiff sichtbar. Die Arbeiten von Euklid erlaubten Aristarchos auch, erste Berechnungen der Erdbewegung um die Sonne und der Mondbewegung um die Erde vorzunehmen. Die Hypothese von Aristarchos wurde von den griechischen Philosophen jedoch verworfen und fand in der damaligen Wissenschaft keine Unterstützung. Wesentlich dazu beigetragen hat auch der einflussreiche ägyptische Astronom Claudius Ptolemäus (100–160), der ein starker Verfechter des geozentrischen Weltsystems war. So blieb dieses dann fast 1500 Jahre unangefochten.

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      Die biblische Schöpfungsgeschichte dargestellt in alten Schulbibeln. Begleitet ist das Bild mit dem Psalm 103, 24: «Wie groß sind deine Werke, o Herr! Alles hast Du mit Weisheit gemacht.»

      Eine Erklärung für das jahrhundertelange Festhalten der Wissenschaft an einem geozentrischen Weltbild findet sich in der Schöpfungsgeschichte des Alten Testaments. So kann darin zur Erschaffung der Welt Folgendes gelesen werden:

      AM ANFANG hat Gott Himmel und Erde erschaffen. Die Erde war aber wüst und leer; Finsternis bedeckte den Abgrund und der Geist Gottes schwebte über dem Wasser. Da sprach Gott: Es werde Licht! Und es ward Licht. Das war der erste Tag.

      AM ZWEITEN Tage sprach Gott: Es werde das Firmament in der Mitte der Wasser und scheide die Wasser voneinander! Und es geschah so. Es entstand der blaue Himmel.

      AM DRITTEN Tage sprach Gott: Das Wasser auf Erden fließe an einen Ort zusammen, und es erscheine trockenes Land! Und es geschah so. Es entstanden Land und Meer. Jetzt befahl Er: Die Erde bringe Gras, Kräuter und fruchtbare Bäume hervor! Und es geschah so. Die Erde brachte Gras, Kräuter und Bäume hervor, die alle ihren Samen in sich selbst haben.

      AM VIERTEN Tage sprach Gott: Es sollen Lichter werden am Himmel! Diese sollen scheiden Tag und Nacht und die Zeiten, Tage und Jahre bestimmen! Und Gott machte Sonne, Mond und Sterne.

      AM FÜNFTEN Tage sprach Gott: Es sollen Fische werden im Wasser und Vögel in der Luft! Und Gott schuf diese Tiere, segnete sie und sprach: Wachset und mehret euch!

      AM SECHSTEN Tage befahl Gott: Die Erde bringe Tiere aller Art hervor! Auch dies geschah. Hierauf sprach Gott: Lasset uns den Menschen machen nach unserem Ebenbilde; er solle herrschen über die ganze Erde! Und Gott bildete aus Erde einen menschlichen Leib und hauchte ihm eine unsterbliche Seele ein. So wurde der Mensch zum lebenden Wesen. Gott nannte ihn Adam, das heißt Mann aus Erde.

      UND GOTT sah alles an, was Er gemacht hatte, und es war sehr gut. Am siebten Tage aber ruhte Er, und Er segnete und heiligte diesen Tag.

      Später dann sprach der «Schöpfer Gott», nachdem er Adam einsam sah:

      ES IST nicht gut für den Menschen, dass er allein sei, lasset uns ihm eine Gehilfin machen, die ihm ähnlich sei. Darum ließ Gott Adam in einen tiefen Schlaf fallen, nahm eine seiner Rippen und bildete daraus ein Weib, das er Eva (Mutter aller Lebendigen) nannte.

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      Die Erschaffung Adams von Michelangelo Buonarroti, Fresko in der Sixtinischen Kapelle im Vatikan, um 1510.

      Gegen Ende der Antike, also zu Beginn unserer Zeitrechnung, lebte der Wanderprediger Jesus, über dessen Leben wir sehr wenig wissen, der aber über seine Anhängerinnen und Anhänger und Gefolgsleute das Christentum begründete. Wurden die ersten Christinnen und Christen noch verfolgt, so sah Kaiser Konstantin Anfang des 3. Jahrhunderts der neuen Zeitrechnung, dass das Christentum als Reichsreligion im Imperium Romanum zu einer idealen Verbindung von Staat und Kirche führen könnte. Die Reichskirche im großen römischen Reich war somit geboren und blieb in Europa über Jahrhunderte hinweg dominant.

      Die katholische Kirche als Erbin des Urchristentums wachte zusammen mit den weltlichen Machthabern über die strikte Reinhaltung des Glaubens. Die Bibel, ein Werk aus Dichtung und Überlieferung, wurde zur «Heiligen Schrift», zu Gottes Wort. In Konzilien wurden vom Papst, den Kardinälen und den Fürstbischöfen dogmatisch Glaubenssätze festgelegt, die strikt einzuhalten waren. Dazu gehörte auch der Glaube, dass die Erde das Zentrum der Welt sei. Die geozentrische Weltsicht wurde somit durch die christliche Lehre erheblich gestärkt. Weitere Unterstützung für diese Sichtweise lieferte der italienische Dichter und Philosoph Dante Alighieri (1265–1321) mit seinem Werk «Die Göttliche Komödie». Darin schrieb er Folgendes:

      DIE ERDE ist als Mitte des Alls Trägerin des Erlösungsdramas. Sie ist veränderlich samt der unter dem Monde liegenden Welt der meteorischen Erscheinungen. Sie steht aber im Zentrum der sie umgebenden Kristallsphären der reinen unveränderlichen Gestirne. Hinter der letzten von ihnen, der Fixsternsphäre, liegt der für uns unsichtbare unendliche Lichtraum der Engelchöre, das Empyreum.

      Dante ließ sich dabei wohl auch vom römischen Dichter Vergil (Publius Vergilius Maro) inspirieren, der in den Jahren 70 bis 19 vor Christus lebte. In seinen Werken beschrieb dieser eine eigentümliche Traum- und Geisteswelt und prophezeite ein neues Zeitalter des Friedens, das später in der christlichen Tradition als Ankündigung des Heilands gedeutet wurde. In «Die Göttliche Komödie» beschreibt Dante in der Ich-Form einen sündigen Menschen, der die drei Reiche des Jenseits – Hölle (Inferno), Fegefeuer (Purgatorio) und Himmel (Paradiso) – durchschreitet. Geführt wird er dabei von niemand anderem als Vergil.

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      Dante

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