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Die anderen beiden „Passagiere“ sind die Geowisschaftlerin Sian Proctor und der Luftfahrtingenieur Chris Sembrowski, die ihre beiden Plätze durch unterschiedliche Initiativen erhalten haben.

      Roskosmos

      Yasuku Maezawa übt in Moskau in der Zentrifuge.

      Sojus MS-19

      Geht alles nach Plan, dann soll am 5. Oktober 2021 die Mission von Sojus MS-19 zur ISS starten. Sie liegt eher in einer Grauzone zwischen institutioneller und privater Raumfahrt. Der Einsatz beruht auf einer Kooperation der russischen Raumfahrtagentur Roskosmos mit dem Fernsehsender „Perwy Kanal“, bei der halbdokumentarische Filmaufnahmen auf der ISS gemacht werden, die später für verschiedene Zwecke verwendet werden sollen. Als Protagonistin wurde aus 3.000 Bewerberinnen Julia Peressild ausgewählt. Neben den künstlerischen Aspekten spielte dabei auch das Erfüllen medizinischer Voraussetzungen eine Rolle. Die Mission von Sojus MS-19 ist der erste Flug eines Sojus-Raumschiffs seit 21 Jahren, der ausschließlich mit Russen besetzt ist. Bei diesem wie bei allen zukünftigen kommerziellen Flügen zur ISS wird immer ein professioneller Kosmonaut oder Astronaut mitfliegen. In diesem Fall ist es Anton Schkaplerow, für den es die vierte Mission zur ISS ist. Regisseur und Kameramann Klim Schipenko soll an Bord für eine passende Einspielung der Szenen sorgen.

      Sojus MS-20

      Raumfahrtverrückte Milliardäre gibt es gar nicht wenige. Manche von ihnen, wie Jeff Bezos oder Elon Musk entwickeln und bauen Raumschiffe. Andere erfüllen sich mit ihrem Geld Jugendträume und fliegen selbst in den Weltraum. So wie der japanische Unternehmer und Kunstsammler Yusaku Maezawa. Er ist vor allem dafür bekannt, dass er bei SpaceX einen Mondflug mit dem Starship gebucht hat, und dafür bereits eine unbekannte Summe, aber sicher in der Größenordnung von einigen hundert Millionen Dollar, als Vorkasse verauslagt hat. Für diesen Betrag bekommt er eine sechstägige zirkumlunare Mission geboten, die ihn einmal um den Mond herum und wieder zur Erde zurückführt. Allerdings erst in einigen Jahren, möglicherweise 2024 oder 2025, denn die Entwicklung des Starship steckt noch in den Kinderschuhen. Damit ihm bis dahin nicht langweilig wird, hat er nun bei Roskosmos einen Flug gekauft. So kann man es wohl nennen, denn die Mission von Sojus MS-20, voraussichtlich am 8. Dezember dieses Jahres, ist komplett seine. In dieser Sojus wäre eigentlich noch ein zweiter Sitz für einen Gastkosmonauten frei gewesen, doch Maezawa hat diesen Platz gleich mit bezahlt, und ihn mit Yozo Hirano besetzt, einem japanischen Filmproduzenten, der die ganze Mission dokumentieren soll. Der Kommandant des Raumschiffes ist natürlich auch hier wieder ein Karriere-Kosmonaut. In diesem Fall Alexander Misurkin. Es geschieht bei diesem Einsatz zum ersten Mal, dass zwei Japaner gleichzeitig in den Orbit fliegen. Diese Mission erfüllt wohl noch am ehesten die Kriterien einer „Touristenmission“, denn Maezawa und Hirano haben keine andere (bis zur Drucklegung dieses Buches) bekannte Funktion an Bord, als sich gegenseitig zu filmen und die Erde zu betrachten. Die Flugdauer ist derzeit mit 12 Tagen veranschlagt. Für Kommandant Misurkin ist es der dritte Einsatz zur ISS.

      Space X Axiom-1

      Dies wird der erste einer ganzen Reihe von Flügen sein, die von Axiom Space organisiert werden. Dieses Unternehmen, muss man wissen, lässt auch eigene Raumstationsmodule bauen. Die erste dieser Einheiten wird aber nicht vor etwa 2025 einsatzbereit sein. Bis dahin wird Axiom Space auf den institutionellen Modulen der ISS zu Gast sein. Ein erster dieser Flüge erfolgt im Januar 2022 mit der in der Box vorgestellten Crew. Den professionellen Teil wird Michael Lopez-Allegria abdecken, der schon viermal im Weltraum war und dort unter anderem 202 Tage als Kommandant auf der ISS zugebracht hat. Stibbe und Connor haben einen fliegerischen Hintergrund. Ersterer war früher Kampfpilot in der israelischen Luftwaffe, Connor hat einen Hintergrund als Aerobatik-Pilot und privater Tiefseeforscher. Die vier werden etwa 10 Tage auf der Internationalen Raumstation zubringen.

      Wie geht es weiter?

      Die vier oben genannten Missionen sind fest geplant und haben teilweise schon Startdaten zugewiesen bekommen. Doch welche Missionen stehen jetzt noch weiter in der Warteschlange? Zunächst einmal scheint die Mission SpaceX Axiom 2 fest in Planung zu sein, mit einem Termin, der etwa bei Ende Oktober 2022 liegt. Die Crew steht wohl schon fest, bekannt gemacht wurden bislang aber nur zwei Positionen. Auch diese Mission wird etwa 10 Tage dauern. Kommandantin ist Peggy Whitson, die in ihrer NASA-Zeit zweimal Kommandantin der ISS war und die den US-Rekord für die kumulierte Aufenthaltsdauer im Weltraum hält. Die Anfragen bei Axiom Space übertreffen das Angebot aber bei weitem. Von US-Seite sind momentan nicht mehr als eine bis zwei Missionen pro Jahr zur ISS erlaubt, um dort den regulären Betrieb nicht zu sehr zu stören. Wie viele Flüge die Russen zulassen werden, deren Gäste sich hauptsächlich im russischen Segment bewegen, ist nicht bekannt, aber es könnten ebenfalls zwei bis drei pro Jahr sein. Für Sojus MS-23 ist im Oktober 2022 jedenfalls die nächste russisch organisierte Mission mit zwei „Privatkunden“ vorgesehen. Mit einer erheblichen Ausweitung der Belegungsdauer, denn diese beiden Personen sollen sechs Monate an Bord der ISS verbringen. Mehr Flüge sind bis etwa 2025 nur möglich, wenn es sich um reine Solo-Missionen handelt. Dafür ist SpaceX gut aufgestellt und so können wir schon bald einen Nachfolger der „Inspiration4-Mission“ erwarten. Der besondere Anreiz dieser Missionen könnten Flüge auf Bahnen sein, die mit regulären „institutionellen“ Flügen nicht angesteuert werden. Polare Bahnen etwa oder Flüge in größere Höhen. Die Zukunft liegt aber in den Besuchen größerer Raumstationsmodule. Hier hat Axiom Space die Nase vorn, und lässt ISS-Module bauen, die vor allem für „Privatastronauten“ gedacht sind. Die erste dieser Einheiten soll ab 2025 an der ISS angedockt werden. In den darauf folgenden Jahren soll jährlich etwa ein neues Modul dazu kommen. Etwa um 2030 sollen diese Privateinheiten einen Komplex bilden, der von der ISS abgedockt werden kann und danach eine selbständige „private“ Raumstation bildet. Wenn das Modell funktioniert, und es sieht günstig aus, dann werden weitere Firmen in dieser Richtung aktiv werden. So gibt es beispielsweise schon gut entwickelte Pläne der Sierra Nevada-Corporation, für große aufblasbare Habitate in der Art, wie sie noch vor einem Jahrzehnt der Unternehmer Bigelow plante.

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