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DSA 109: Hjaldinger-Saga 3 - Eis. Daniel Jödemann
Читать онлайн.Название DSA 109: Hjaldinger-Saga 3 - Eis
Год выпуска 0
isbn 9783963319761
Автор произведения Daniel Jödemann
Жанр Языкознание
Серия Das Schwarze Auge
Издательство Bookwire
Pythatheriope bemüht sich derweil, ihrer Aufgabe als Spionin nachzugehen, auch wenn sie nun als Offizierin an der Unterwerfung der Hjaldinger beteiligt ist. Sie entgeht nur knapp der Entdeckung durch den einflussreichen und ambitionierten Strategu Aegobarenes ul Charybalis, den Befehlshaber ihrer Myriade. Dieser spricht ihr gegenüber jedoch eine Einladung zu einem geheimen Zirkel von Eingeweihten aus. Pythatheriope hofft, so endlich mehr über die Charybalis und ihre Pläne herauszufinden und dann etwas in der Hand zu haben, was die Aldangara gegen das Haus verwenden können.
In Hjaldingafjord sammeln sich unter Ullbjerns Führung immer mehr Sippen zum Widerstandskampf. Eine Abgesandte der Aldangara verspricht, dass ihr Haus Truppen schicken wird, um den Hjaldingern zu helfen. Sie warnt aber auch davor, dass der Thearch persönlich seine gefürchtete Tighrirgarde entsandt hat, um dafür zu sorgen, dass der Feldzug mit einem Erfolg endet.
Jurga findet in der Zwischenzeit ebenfalls immer mehr Anhänger, die vom Wirken ihres Schutzgeistes und ihrer Vision beeindruckt sind. Ullbjern bietet ihr an, mit ihm gemeinsam gegen die Imperialen vorzugehen und erst dann dem Rat des Schutzgeistes zu folgen, wenn ihr Kampf tatsächlich glücklos ausgeht. Jurga lehnt diesen Vorschlag klar ab, da sie aufgrund ihrer Vision davon überzeugt ist, dass ihr Widerstand gegen die Übermacht aussichtslos ist. Viele betrachten sie dafür als Feigling.
Die Hjaldinger bemannen Schiffe und ziehen der imperialen Flotte entgegen, doch die Auseinandersetzung endet in einer schmerzhaften Niederlage mit etlichen Toten, als ihre Gegner Charyptas daimonische Kreaturen rufen und auf ihre Feinde hetzen.
Nach der verlorenen Schlacht sind nun viele Sippen, darunter auch die von Vardur, Gautaz und Katla, bereit, sich Jurga anzuschließen und die Flucht über das Immermeer anzutreten, um das prophezeite neue Land zu finden. Ullbjern und andere Hjaldinger wollen sich dagegen den Imperialen stellen und ihre Heimat verteidigen.
Prolog
Hagnisdala, Brajan 2111 IZ
Jurga legte sich mit einer solchen Inbrunst in die Riemen, dass das kleine Boot auch mit einem Segel kaum rascher vorangekommen wäre. Hasgar ließ die engen Maschen des Fangnetzes durch seine Finger gleiten und prüfte die Senker, die das Netz in der vorgesehenen Tiefe halten würden. Er hatte das engmaschigste ausgewählt, das sie besaßen. Sie konnten es sich nicht leisten, Beute entkommen zu lassen, selbst im Sommer. Schon ein Korb voller Strohfische wäre heute ein großer Erfolg.
»Das Meer.« Er blickte zurück, über die weite Wasserfläche hinweg und bis zur Küste. Das Gletschermeer lag so glatt und reglos da wie ein Spiegel. Die grauen Wolkenfronten, die Glaiwa den Blick verwehrten, spiegelten sich darin wider. Feine weiße Nebelschwaden schwebten knapp über der Oberfläche. »Es schmeckt mir nicht. Die See ist zu ruhig. Effar hat sich abgewandt. Wäre er hier, würde er das Meer in Wallung bringen.«
Die Muskeln an Jurgas Armen spannten sich bei jedem neuen Zug an. Sie hielt die Augen auf das Boot gerichtet und sah nicht zurück nach Hagnisdala. Sie hatte gerade erst ihren dreizehnten Winter erlebt und war nicht so kräftig wie Hasgar. Er wusste es aber besser, als seiner Schwester das Rudern abzunehmen. Zorn und Frustration suchten nach einem Weg aus ihr heraus. Besser so, als es mit den Fäusten zu tun – oder sich mit Vater anzulegen. Jurgas Wangen röteten sich mit jedem Zug mehr.
Es war früh am Morgen und die Sippenrune, die ihre Stiefmutter Jurga auf den linken Oberarm aufgemalt hatte, war immer noch frisch. Dennoch hatte seine Schwester sofort ihr Wams übergezogen, auch wenn sie so Gefahr lief, dass das Hautbild verwischte. Hasgar verzichtete auf ein Obergewand. Selbst so weit im Norden war es im Frühsommer warm genug.
Über der flachen Bucht zu Füßen der Hardun stiegen feine Rauchsäulen aus den Hütten von Hagnisdala empor. Dahinter, umgeben von Nebel und Wolken, ragten schroffe Gebirgszüge in den Himmel. Ein Anblick, der ihm so vertraut war wie der seines Handrückens. Die Hardun schützten die Odalwik vor den harschen Winden des Eiwara, des ewigen und unendlichen Meeres auf der anderen Seite der Halbinsel.
»Hagnisdala sieht vom Wasser aus immer so klein aus«, murmelte Hasgar. »Es erinnert mich daran, wie groß die Welt wirklich ist und wie wenig ich schon davon gesehen habe. Ergeht es dir genauso?«
Jurga fuhr mit ihren gleichmäßigen Ruderbewegungen fort.
»Hab ein Auge auf die Gletschermöwen, wenn wir später das Fangnetz einholen.« Er wies zum Himmel. »Erinnerst du dich noch, als mir letzten Sommer eine Möwe diesen Dotterbutt aus dem Netz stahl – den, der so lang war wie mein Arm?«
Endlich reagierte sie. »Er wächst mit jeder Erzählung. Das nächste Mal ist der Dotterbutt so lang wie dein Bein. Danach dann so groß wie das Boot.«
Er grinste. »Da du mich nicht verraten wirst, kann mich auch niemand der Lüge bezichtigen.«
Jurga hatte den ganzen Morgen kaum drei Worte über die Lippen bekommen. Das war nicht ungewöhnlich, aber er hatte gehofft, dass es half, wenn sie endlich allein waren und Hagnisdala und damit ihr Vater Tjalf und ihre Stiefmutter Hjalda nur noch fingerkuppengroße Punkte am Horizont waren.
»Nur drei Sommer Geduld und sie stechen dir auch die Sippenrune.« Er wies auf ihren Arm. »Dann musst du nicht mehr jeden Morgen bei Hjalda vorsprechen.«
»Ich hab nichts gegen sie«, presste Jurga hervor, ohne dem Blick ihres älteren Bruders zu begegnen. »Ganz egal, was Vater behauptet.«
Hasgar räusperte sich. Hätte sie all das doch am Ufer zurückgelassen. »Halt dich etwas weiter südlich. Letztens habe ich bei Alfarz’ Insel zwei volle Netze aus dem Wasser gezogen, wir sollten dort unser Glück versuchen.« Er sah zurück. »Wenn uns die Möwen nicht bestehlen.«
Noch waren die ebenso frechen wie flinken Räuber nicht auf die Kinder des Hersirs aufmerksam geworden. Die Gletschermöwen blieben an den Klippen. Dabei waren die pfeilschnellen Vögel doch eigentlich gerissen genug, um zu wissen, dass leichte Beute heraussprang, wenn eines der kleinen Boote von Hagnisdala auf das Meer hinausfuhr. Niemand konnte es ihnen verdenken – so hoch im Norden war jeder darauf angewiesen, dem kargen Land so viel wie nur möglich an Essbarem abzutrotzen.
Er seufzte laut. »Wünschst du dir nicht manchmal auch, Vater hätte die Sippe nicht hierhin zurückgeführt, als wir Eyjattur verlassen mussten?«
»Wir waren zu klein – selbst du. Behaupte nicht, du erinnerst dich noch daran.«
»Ein wenig«, beharrte er.
»Das hier ist unser Land«, presste Jurga hervor. »Es war nur richtig, dass wir hierher zurückkehren. Hier sind unsere Wurzeln, hier liegen unsere Ahnen begraben. Keine Sippe sollte sich zu weit von den Gebeinen ihrer Vorfahren entfernen – ist es nicht das, was Vater immer sagt?«
Hagnisdala war nach Hagni benannt, auf den sich auch ihre Sippe als Stammvater berief; ihr legendärer Ahn, der für seine Beharrlichkeit bekannt war und sich standfest geweigert hatte, seine Heimat zu verlassen.
»Zumindest müssen wir uns keiner Riesen erwehren.« Hasgar beendete die Prüfung des Netzes. »Sicher erinnern sie sich noch an die Abreibungen, die Hagni ihnen verpasst hat, und sie ziehen es vor, in ihren Höhlen zu bleiben. Trotzdem wünschte ich mir manchmal, im Sommer ein paar mehr Blumen blühen zu sehen und nicht Stunden damit zu verbringen, einige abgemagerte Fische zur Bereicherung unseres Speiseplans zusammenzutreiben. Schon etwas weiter südlich sind die Winter milder, die Wiesen grüner und das Wild zahlreicher.«
»So solltest du nicht reden, wenn du jemals in Vaters Fußstapfen treten willst.«
Er grinste flüchtig. »Ich denke nicht, dass das Hersirsamt in meiner Zukunft liegt.« Er musterte seine jüngere Schwester aufmerksam. »Jemand, der für seine Dickköpfigkeit und Sturheit bekannt ist, so wie Hagni und Vater, den wählen sie in unserer Sippe immer.«
»Das sind gute Nachrichten für Tola«, murmelte Jurga.
Schmunzelnd