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kreative oder künstlerische Tätigkeit oder sonst ein Projekt dieser Art sein. Das Ausüben oder Praktizieren einer jeden Fähigkeit - intellektuelle, physische, kreative Fähigkeiten - können unserer Suche nach Sinn dienen.

      Das, wovon ich spreche, ist nicht ungewöhnlich oder verborgen. Wenn ihr jemanden fragt: „Was gibt dir deine Karriere?“, dann wird er wahrscheinlich sagen: „Sie gibt mir ein spannendes, aufregendes Leben, ein Gefühl von Sinn in meinem Leben.“ Das ist das, was die Leute glauben. Es ist das, was in unserer Gesellschaft akzeptiert ist.

      Natürlich gibt es andere Möglichkeiten, das Gefühl eines Mangels an Sinn zu vermeiden. Viele Menschen sind von einer Form von Stimulation oder von stimulierenden Aktivitäten abhängig, die ihnen intensive Empfindungen verschaffen. Beispiele dafür sind gefährliche Aktivitäten wie bestimmte Sportarten, Verbrechen und Drogen. Man hat da ein Gefühl intensiven Empfindens, starker Stimulierung, das einem das Gefühl vermitteln kann: „Ja, ich existiere, da ist wirklich etwas, mein Leben ist wirklich, es ist nicht nur leer und sinnlos.“ Andere neigen nicht dazu, sich intensive Empfindungen zu verschaffen, sondern versuchen, das ganze Thema zu vermeiden, indem sie sich betäuben, abstumpfen und einschlafen. Manche Menschen verbringen Jahre, sogar ganze Leben damit, auf der Oberfläche ihrer selbst zu leben.

      Jene, die um den Trieb nach Sinn zu befriedigen, verschiedene Ziele und Aktivitäten verfolgen, betäuben eigentlich auch diesen Trieb, indem sie nämlich glauben, daß sie ihn erfüllen oder zumindest dabei sind, ihn zu erfüllen.

      Die Aktivitäten, in denen wir Sinn suchen, kann man gewöhnlich nur sehr schwer aufgeben, weil unser tiefes Bedürfnis, etwas zu haben, worüber wir nachdenken können, was wir tun können, so intensiv wird wie der Trieb selbst. Manche Menschen grübeln permanent, weil sie das Gefühl nicht ertragen, nicht zu wissen, was sie tun sollen, wenn die Aktivität aufhörte. Solange wir ein Ziel haben, und sei es auch nur so etwas wie einen Schmerz im Körper zu heilen, gibt es einen Sinn in unserem Leben. Der Sinn meines Lebens besteht vielleicht darin, zu versuchen, mein verletztes Knie zu heilen. Manche Menschen suchen in ihren Kindern nach dem Sinn ihres Lebens. Viele Mütter können in ihrem eigenen Leben keinen Sinn finden und deshalb versuchen sie, durch ihre Kinder zu leben.

      Ihr seht wie allgegenwärtig dieses Thema ist. Auch wenn wir mit Aktivitäten beschäftigt sind, die uns wirkliche Lust und Freude machen, hoffen wir immer, daß sie außerdem noch unserem Leben Sinn und Bedeutung verleihen. Wenn ihr auf eine bestimmte Weise lebt, so glaubt ihr, wird euer Leben nicht leer sein. Vielleicht habt ihr das Gefühl, sich der Sinnlosigkeit und Leere wirklich auszusetzen könnte mehr sein, als ihr ertragen könnt. Und es ist wahr, daß wir ohne Sinn in unserem Leben, ohne ein Gefühl von Bedeutung, von Wert und Wichtigkeit, nicht leben können. Wir versuchen also, Ersatz dafür zu finden. Die Aktivitäten sind nicht falsch oder schlecht; es ist nur so, daß sie mit unrealistischen Erwartungen befrachtet sind. Für ein Kind ist das Bedürfnis der Mutter, durch ihr Kind zu leben, eine Last. Eine kreative Unternehmung ist nicht mehr dieselbe, wenn sie dazu benutzt wird, das Bedürfnis nach Bedeutung zu erfüllen. Sie wird durch Ablenkung, Vermeiden und Verdrängung belastet.

      Letztlich ist das Verlangen nach Sinn und Bedeutung eine Suche nach Identität. Unsere Aktivitäten sollen uns ein Gefühl dafür geben, wer wir sind. „Was gibt mir Bedeutung?“ Wenn wir das erforschen, dann werden wir finden, daß es etwas mit einem Selbstgefühl zu tun hat. „Wer bin ich? Ich bin der Pfarrer dieser Kirche (oder ein Arzt oder die Frau eines Mannes, der das und das ist, und so weiter).“ Obwohl wir diese Rollen als bloße soziale Konvention und letztlich unwichtig abtun können, spielen diese Identitäten in unserem Kopf doch eine große Rolle. Wir klammern uns an diese Dinge, damit sie uns ein Gefühl von Identität und Sicherheit geben. Sogar unsere Beziehungen zu Menschen geben uns ein Gefühl dafür, wer wir sind, als wären sie Spiegel. Vielleicht ist es auch mein Erfolg, der mir scheinbar meinen Wert widerspiegelt. Ich glaube, wenn ich mein Ziel erreiche, dann bin ich etwas geworden. Wir versuchen alle, jemand zu werden, einem bestimmten Bild oder Image ähnlich zu werden. Manche sehen sich als jemanden, der anderen hilft: als Arzt, als Lehrer, als Anwalt, als ein Führer, als Therapeut, als perfekte Mutter oder ein vollkommener Vater und so weiter. Für andere ist es das Image eines großen, starken, erfolgreichen Geschäftsmannes oder einer solchen Geschäftsfrau, oder das Image eines kultivierten oder brillanten Intellekts. Manche sind sogar stolz auf ihr Selbstbild als demütiger, heiligmäßiger Menschen oder Suchender.

      Wir sehen also, daß unsere Bedürfnisse nach Sinn und Bedeutung fast alles durchziehen, was wir tun. Ihr habt das Gefühl, daß ihr euer Leben nicht leben könnt, wenn es nicht sinnvoll ist. Wie kann ich mein Leben leben, wenn ich keinen Sinn in ihm finde, nichts finde, was mir ein gutes Selbstgefühl und eine Identität gibt?

      Deshalb nehmen sich manche Menschen, die sehr erfolgreich, berühmt oder reich waren, das Leben, wenn ihnen das entgleitet – als wären Geld oder Schönheit oder Berühmtheit das Leben gewesen. Es ist weg; welchen Sinn hat es dann noch zu leben? Manche Menschen bringen sich um oder sterben bald, nachdem ein Ehepartner gestorben ist, als wäre der andere der Träger des ganzen Lebenssinnes gewesen. Wenn das zentrale Ding, das einem den Antrieb zu leben gibt, nicht mehr da ist, ob das eine Beziehung, eine besondere Fertigkeit oder ein Ideal ist, dann bleibt nur eine große Leere. Viele Menschen sind davon überrascht, was für eine große Bedeutung diese Dinge für sie haben, und hätten bis zu diesem Verlust geleugnet, daß dieser Mensch oder diese Leistung es war, was ihrem Leben Sinn gegeben hat. Aber im Moment des Verlustes wird es offenbar. Sogar wenn Menschen einen Beruf aufgeben, von dem sie gesagt hätten, daß er für sie keinen anderen Sinn als das Geldverdienen hatte, fühlen sie sich oft durch den Verlust der Aktivität oder der Rolle wie zerstört. Was eigentlich verlorenging, ist das Identitätsgefühl. Das, was sie ausgefüllt hat, ist weggenommen worden; deshalb haben sie es nun mit dem Bedürfnis zu tun, dem Gefühl von sinnloser Leere zu entkommen.

      Die Leere war die ganze Zeit über da, aber es steckte ein Stopfen darin. Dieser Stopfen war die Karriere oder die Beziehung oder ein Ideal oder Philosophie oder Sex, was auch immer dieser Mensch als stimulierendes oder ablenkendes Mittel benutzte. Unsere ganze Gesellschaft billigt nicht nur den Ersatz inneren Sinnes durch äußere Faktoren, sondern idealisiert diesen sogar. Mit wenigen Ausnahmen, versucht die Gesellschaft als ganze, mit der Suche nach Sinn auf diese Weise umzugehen. Sogar unsere Liebe, unsere Intelligenz und unser Körper vermitteln uns ein Gefühl von Identität.

      Setzen wir uns mit diesen Annahmen auseinander, dann kann es gut sein, daß wir uns fragen: „Wenn ich nichts von alledem tue, wenn ich nicht will, daß mein Wert auf so etwas beruht – was bleibt dann übrig?“ Wenn ich ein Gefühl von Sinn aus den intensiven Empfindungen und aus den Identitäten in meinem Leben beziehe, dann liegt der Sinn nicht im Leben selbst. Es geht dann immer noch um Ursache und Wirkung. Was, wenn ich sagte: „Moment mal, ich will nicht, daß die Bedeutung meines Lebens davon abhängt, was ich tue, was Leute von mir denken, nicht einmal davon, was ich selbst von mir denke, und auch nicht von einer Fähigkeit, die ich habe.“ Was gibt es sonst? Woher kommt die Bedeutung dann?

      Die Selbsttäuschung, zu der wir fähig sind, selbst indem wir diese Frage stellen, ist erstaunlich. Sogar eure Suche nach der Antwort könnt ihr benutzen, um euch ein Gefühl von Sinn zu geben. Ein Mensch kann in seinem Leben damit beschäftigt sein, nach Sinn zu suchen, und dabei kann diese Suche nur die Funktion einer weiteren Identität haben, die nicht realer oder mehr im Inneren fundiert ist als irgendeine andere Rolle. Die Welt ist voller Sucher, deren Identität in die Suche nach Weisheit, Wahrheit oder Erleuchtung eingekleidet ist. Das ist im Grunde dasselbe wie das Streben nach Reichtum, Schönheit, Berühmtheit, Liebe oder Anerkennung. Der Zweck all dieser Identifikationen ist es, Leere zu füllen. Aber wenn ihr die Situation mit vollkommener Aufrichtigkeit betrachten könntet, wenn ihr einfach nur sehen könntet, was wirklich da ist, ohne die Fassaden, dann würdet ihr euch eine kleine Chance geben, wahren inneren Sinn zu finden.

      Es ist nicht leicht, sich selbst klar und aufrichtig anzuschauen. Die meisten von uns wissen nicht einmal, was daran schwierig ist. Wir merken nur, daß unser Verstand (mind) in alle Richtungen ausweicht, um das zu vermeiden. Ich mache mit meinem Freund Schluß, und plötzlich esse ich mehr als sonst. Wenn ich nicht esse, fange ich an, an Bildern weiterzumalen, die ich in zehn Jahren nicht angerührt habe. Oder ich bin gerade geschieden oder pensioniert, also gehe ich für

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