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sie gerne dem SELBST zu. Arbeite ich viel aus Therapeuten-Manager-Teilen heraus, werde ich am Abend k.o. sein, müde und erschöpft. Arbeite ich jedoch mit viel SELBST-Qualität, wird mich die gleiche Arbeit nicht anstrengen.

      Feuerbekämpfer

      Feuerbekämpfer beschützen ebenfalls das System, jedoch in einer ihnen spezifischen Art und Weise. Feuerbekämpfer heißen sie deswegen, weil sie das emotionale Feuer (wie verletzte Gefühle und Entwertungen) der Verbannten löschen wollen, sobald dieses droht, ausgelöst zu werden, oder die Manager mit ihrer Arbeit in ihren Augen den Schutz nicht mehr gewährleisten können. Feuerbekämpfer schützen das System auf heroische, impulsive, machtvolle, reaktive und spontane Art und Weise und gehen dabei, ohne Rücksicht auf Verluste, oftmals zerstörerisch oder selbstzerstörerisch vor. Sie zeigen sich in Süchten und Exzessen aller Art, in Suizidalität oder Gewalt, in einem übererregten oder komplett abgestumpften Nervensystem sowie in foudroyant verlaufenden Krankheiten. Sie geben so lange keine Ruhe, bis das emotionale Feuer gelöscht ist. Dafür ist ihnen jedes Mittel recht. Ablenkung und Dissoziation gehören ebenfalls zu ihren Strategien. Für die Feuerbekämpfer-Beschützer gilt im Prinzip das Gleiche wie für die Manager, und mit ihnen ist im Wesentlichen ebenso respektvoll umzugehen wie mit Managern. Sie sind hochsensibel für jegliche Art der Unaufrichtigkeit, der Verharmlosung, der Manipulation. Von ihrer Art her aktivieren sie im Therapeuten leicht ängstliche, bewertende oder den Klienten retten wollende Teile. Hier müssen die Therapeuten zuerst mit ihren eigenen Teilen arbeiten, um eine echte Anerkennung und Wertschätzung für die Feuerbekämpferteile des Klienten entwickeln zu können. Mit Feuerbekämpfern zu verhandeln erfordert viel Selbst vonseiten des Therapeuten. Ist der Feuerbekämpfer im Kontakt mit dem Selbst des Therapeuten und dem des Klienten, dann ist er bereit zu sagen, wen er wie beschützt und wofür er diese schwere Rolle trägt.

      Wenn wir einen suizidalen Menschen fragen, was denn für ihn besser wäre, wenn er nicht mehr leben würde, hören wir oft die Antwort, dass dann endlich Ruhe in seinem Kopf herrsche (zwischen den sich widerstreitenden Teilen)! Die Ruhe wäre also das »Gute«, was der suizidale Teil erreichen möchte – und vielleicht ist diese auch durch etwas anderes als den Suizid zu erreichen und dann nicht endgültig?! Wenn die innerlich kämpfenden Teile des Klienten einen Kontakt mit dem Selbst erfahren (dem des Therapeuten und dem des Klienten), kann eine spürbare wirkliche Ruhe im Inneren entstehen. Diese Hoffnung dürfen wir dem Feuerbekämpfer des Klienten mitgeben. Es kann eine neue Ordnung im inneren System entstehen. Wie verzweifelt muss der suizidale Teil sein, wenn er zu solch harten Maßnahmen greifen muss? Welchen schützenswürdigen, verbannten Teil beschützt er? Welche Not, welche Verantwortung muss er spüren? Wie ist das für ihn, das alles zu tragen? Was möchte er davon loswerden? Und was befürchtet er? Viele IFS-spezifische Fragestellungen vom Selbst aus können dem Klienten helfen, das Vertrauen zu seinen Feuerbekämpfern aufzubauen und auf diese Weise eine neue Beziehung zu ihnen. Wenn das Selbst des Therapeuten und das Selbst des Klienten einen Feuerbekämpfer um Erlaubnis bitten, mit dem Verbannten, den er beschützt, zu arbeiten, kann Entlastung gelingen, und damit die Notwendigkeit, so heroisch zu schützen, entfallen. Der Feuerbekämpfer darf sich für andere Aufgaben vorbereiten, die auch noch seiner Natur entsprechen. Vielleicht gefällt ihm die Rolle des Blitzmerkers für verletzte Gefühle, die er seinem Menschen demnächst zuerst mitteilt, bevor er sofort mit den Löschfahrzeugen ausfährt?

      Ein alltägliches Beispiel in Beziehungskonflikten für den Einsatz von Feuerbekämpfern und den Umgang mit ihnen können Sie im 2. Kapitel unter der Überschrift: »SELBST spricht für Teile statt: Teile sprechen aus sich heraus« lesen

      Ein Beispiel, das veranschaulicht, wie die Teile eines früher entstandenen belasteten Systems mit der Person SELBST durch die IIFS eine vertrauensvolle Beziehung aufbauen, und wie beschützende und ehemals verbannte Teile zu ihren neuen Rollen finden können, ist im Kapitel 16 zu lesen.

      Die Weiterentwicklung von IFS zu IIFS

      Inhaltlich

      Richard Schwartz verband mit IFS die in den 80er-Jahren in der Psychotherapie verbreiteten Strömungen von der Multiplizität der Persönlichkeit mit einer systemischen Denkweise. Einflüsse aus anderen Teile-Therapien, wie zum Beispiel der Transaktionsanalyse und der Objektbeziehungs­theorien, sowie die Weisheiten des Buddhismus trugen zu seiner offenen Sichtweise auf das Innenleben seiner Klient*innen wesentlich bei. Dass er das Selbst eines Menschen als den von den Teilen abgegrenzten, dem Menschen innewohnenden Wesenskern herausarbeiten konnte, mit dem die Teile in Verbindung treten können, ist sein einmaliges Verdienst. Dafür u. a. danke ich Richard Schwartz sehr. Durch den Schlusssatz in der ersten Ausgabe seines sehr lesenswerten Buches Die Systemische Therapie mit der Inneren Familie gab er den Raum für weitere Entwicklungen: »Die Beiträge der Therapeuten, die dieses Modell gut genug kennen, erweitern dieses Modell (…) Ich bin neugierig, wohin sie führen werden. Ich bin der festen Überzeugung, dass das gegenwärtige IFS-Modell nur an der Oberfläche dessen kratzt, was möglich ist.«

      Susan McConnell gebührt als IFS- Körperpsychotherapeutin das Verdienst, auf ihre Weise die Hakomi-Körperarbeit in die IFS integriert und Somatic-IFS geschaffen zu haben. Sie lehrte fast 20 Jahre in Deutschland. Beide Anwendungsarten von IFS, die »männliche« (R. Schwartz) und die »weibliche« (S. McConnell) haben ihre Erfolge und können sich ergänzen.

      Das hat mich in der Weiterentwicklung zur integrativen IFS zu IIFS ermutigt, also meine ganzheitlichen, humanistisch-­psychotherapeutischen Wurzeln mit psychosomatischen, körperpsychotherapeutischem und traumatherapeutischem Hintergrund in die Lehre, Ausbildung, Therapie und Supervision mit einfließen zu lassen, einschließlich der Professionellen SELBST-Fürsorge und der achtsamen Wahrnehmungsschulung mit all ihren Facetten. Plötzlich entstanden in der Arbeit mit Klient*innen und Patient*innen, in der Supervision oder in Seminaren mit Kolleg*innen weitere kreative Neuerungen und Erkenntnisse. Die langjährige Erfahrung aus Seminaren zur »Weiterentwicklung der Emotionalen und Psychosozialen Kompetenz für Ärzt*innen und Therapeut*innen« und zur »Professionellen SELBST-Fürsorge« im Verbund mit IFS wuchsen zusammen und so entstand die Integrative humanistische Psychotherapie Innerer Systeme und Professionelle SELBST-Fürsorge – IIFS. Im weiteren Verlauf werde ich, alle inspirierenden Wurzeln dankbar würdigend, von der Integrativen IFS, der IIFS sprechen.

      Im Außen

      Die »Systemische Therapie mit der Inneren Familie« hat in den letzten 35 Jahren in USA eine große Verbreitung erfahren und zählt dort seit 2015 als evidenzbasiertes Verfahren. Seit 1999 wurden viele Basis- und Fortgeschrittenentrainings in Europa durchgeführt.

      2012 habe ich in Deutschland das 1. IIFS-Institut für Integrative Systemische Therapie mit der Inneren Familie gegründet, ermutigt durch Richard Schwartz. Dem IIFS-Institut Heidelberg folgte 2014 das IFS-­Institut München. 2015 entstand das IIFS-Institut Berlin, das heute mit dem IIFS-Institut in Heidelberg verschwistert ist. Auch in Deutschland erfährt IIFS in der Psychotherapie eine zunehmende Verbreitung und Akzeptanz. Bekannte Autorinnen und Psychotherapeutinnen wie Dagmar Kumbier beziehen die Haltung und Methode von IIFS in ihre Theorien und Ausbildungen mit ein. Seit über zehn Jahren findet es in der Focusing-Akademie seinen Platz. Es ist seit 2018 Bestandteil der Ausbildung der Berner Fachhochschule, Departement Soziale Arbeit, »Systemische Beratung mit inneren Persönlichkeitsteilen, IIFS«. 2020 wurde die IIFS in den Ausbildungskatalog für die Richtlinienpsychotherapie zum »Systemischen Psychologischen Psychotherapeuten« am universitären HIP-Institut in Heidelberg, 2021 am Systemischen Institut der Universität Freiburg in das Curriculum mit aufgenommen.

      Die Seminare der IIFS-Institute Heidelberg und Berlin wurden und werden von den Landespsychotherapeutenkammern Baden-Württemberg und Berlin zertifiziert.

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