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Rebellen gegen Arkon. Hans Kneifel
Читать онлайн.Название Rebellen gegen Arkon
Год выпуска 0
isbn 9783948675264
Автор произведения Hans Kneifel
Жанр Языкознание
Серия Atlan: Traversan-Zyklus
Издательство Bookwire
Irakhem definierte eine Feuerlinie, zehn Lichtminuten von Traversan entfernt. Es dauerte nur wenige Sekunden. Er nahm Blickkontakt zu seinen wichtigsten Leuten auf. Der Feuerleitoffizier hatte seine Finger schon auf den Kontrollen liegen.
Als die roten Punkte die Linie überschritten, sagte Irakhem laut:
»Schwere Thermogeschütze 1 bis 8, Feuer frei.«
Die Welt schien um ihn herum unterzugehen.
Man wusste auf der anderen Seite, dass die traversanische Flotte nicht über hochrangige Kommando-Offiziere verfügte. Ein einziger Pal‘athor reichte nicht aus, um neunzig Schiffe sinnvoll zu befehligen. Tereagh schien das genau zu wissen, sonst hätte er nicht in so deutlicher Unterzahl den Angriff gewagt.
Die Impulstriebwerke rissen das Schiff vorwärts. Einige Gravos Restbeschleunigung schlugen durch, trotz der aktivierten Andruckabsorber.
Die Thermokanonen nahmen mit furchtbarer, körperlich fühlbarer Gewalt ihre Arbeit auf. Vor dem Schlachtkreuzer, der ihnen am nächsten stand, kreuzten sich die Bahnen aus Energie.
Irakhem war aus irgendeinem Grund sicher, dass sich genau dort Vere‘athor Tereagh an Bord befand.
Die Feueroffiziere korrigierten selbständig die Schussweite. Als sich die Bahnen ein zweites Mal kreuzten, erwartete Irakhem, den Schlachtkreuzer explodieren zu sehen.
Aber nichts dergleichen geschah. Das Schiff war plötzlich fort. Es hatte sich mit einem unerwarteten Manöver nicht von der TRAVERSANS EHRE entfernt, sondern war nahe herangerückt!
Ein donnerndes Geräusch lief durch das Schiff. Irakhem fühlte sich herumgerissen und in die Gurte gepresst. Dann erwiderten sie das Feuer.
»Auf die Nahortung achten!«, brüllte er. »Sie sind an uns dran! Unsere Flankeneinheiten können nicht feuern, ohne dass wir getroffen werden!«
Vor Irakhems Augen platzte ein Bildschirm. Ein Splitterregen ergoss sich über die Zentrale.
»Schirmauslastung 120 Prozent!«, hörte Irakhem einen Offizier schreien. »Steigend! 145 … 150 …!«
Wir müssen aus dem Feuer heraus, kommentierte sein Extrasinn nüchtern. Eigene Treffer sind im Moment zweitrangig.
Irakhem kommandierte:
»Feuer einstellen! Eingesparte Energie auf die Schutzschirme leiten! Triebwerke volle Kraft Gegenschub!«
Noch einmal schien es, als gehe die Welt unter – als die Impulstriebwerke das riesenhafte Kugelschiff auf Gegenkurs rissen.
Irakhem sah den feindlichen Raumer in kurzer Entfernung auf dem Schirm erscheinen.
Und im selben Augenblick eröffnete ihr Flankenschutz das Wirkungsfeuer. Der 500-Meter-Raumer der Fusufklasse, der eben noch um ein Haar ihr Ende herbeigeführt hätte, verging in einer lautlosen, optisch wunderbaren Explosion, die sechshundert Arkoniden der Gegenseite das Leben kostete.
»Pal‘athor? Sind Sie in Ordnung?«
Er spürte, dass zwei Sorten Flüssigkeit seine Wangen hinabrannen. Die erste war das typisch arkonidische Tränensekret der Erregung, und die zweite war Blut. Er hatte eine Schnittwunde an der Stirn, durch die herumfliegenden Splitter des geplatzten Monitors.
»Gefechtsfähig!«, erklärte er knapp. »Machen Sie sich keine Sorgen, Orbton.«
Irakhem versuchte, sich zu beruhigen. Solange er im Kopf nicht klar war …
Den Luxus der Ruhe kannst du dir nicht leisten, Narr! Triff Entscheidungen! Du wirst damit leben müssen, dass du Fehler begehst!
Irakhem kniff die Lippen zusammen. Er versuchte, von nun an auf alles gefasst zu sein. Wenn sie Glück hatten, war mit Vere‘athor Tereagh der intelligenteste Gegner bereits tot.
Die Panoramagalerie zeigte Abschüsse und Opfer an. Bis zum jetzigen Zeitpunkt hatte der Feind – denn nichts anderes war dieser Verband vom Stützpunkt BRY 24 – zwei Schiffe verloren. Von Irakhems Verband waren dagegen nur noch achtzig Schiffe übrig.
Er verstand mit einem Mal, warum Tereagh sich eine Chance ausgerechnet hatte. Es war eine furchtbare Erkenntnis. Der Mangel an Kommando-Offizieren wirkte sich mit einem brutalen Blutzoll aus.
Irakhem verzichtete dennoch darauf, die Beiboote auszuschleusen. Ihr Einsatz stellte ein potentielles Opfer dar, das er als unnötig ansah; er war sicher, dass sie es noch schaffen würden.
Eine Raumschlacht war ein seltsames, schwer zu durchschauendes Ereignis. Zwei Schiffe gegeneinander antreten zu lassen erforderte bereits Fingerspitzengefühl. Die physikalischen Werte der Ortung in eine konkrete Vorstellung umzusetzen war eine Sache des Abstraktionsvermögens.
Drei Schiffe erforderten das Neunfache, vier Schiffe bereits das Sechzehnfache an Konzentration. So lehrte es die Galaktonautische Akademie – und Irakhem hielt diese Werte für eher untertrieben.
Neunzig Schiffe gegen zwanzig schien auf den ersten Blick ein leichtes Unterfangen zu sein. Aber das war es nicht. Pyrius Bit hatte einen Eliteverband geschickt.
Die Schlacht dauerte zehn Minuten, und am Ende hatte Irakhem zwanzig unersetzliche Einheiten verloren. Von den Raumern der Gegenseite war nichts mehr übrig.
Die TRAVERSANS EHRE ging leicht beschädigt auf dem Raumhafen von Erican nieder. Irakhem betrachtete die Hülle aus beschussverdichtetem Arkonstahl, die ein Dutzend frische Narben davongetragen hatte.
In einem offenen Gleiter wartete am Rand des Landefeldes eine hochgewachsene Gestalt. Nert Kuriol trug seine blauschwarze, mit Protectorschalen verstärkte Raumrüstung.
»Irakhem! Ich beglückwünsche Sie!«, hörte er die sonore Stimme des Nert. »Ihr erster Sieg als Flottenführer!«
Irakhem kam mit hängenden Schultern heran.
»Ihr wisst genau, Nert, dass das nicht der Wahrheit entspricht. Ich habe zwanzig Verluste erlitten.«
Kuriol sagte hart:
»Niemand konnte es anders erwarten. Enttäuschen Sie mich nicht durch unrealistische Erwartungen. Ich erinnere mich, als ich selbst jung war … Sie sind ein junger Heißsporn, Irakhem. Risikofreudig, fachlich kompetent, jedoch zwangsläufig nicht mit der taktischen und strategischen Erfahrung eines altgedienten Kommandanten ausgestattet.«
Die beiden Männer schwiegen eine Weile. Leka-Disken donnerten über sie hinweg; Mannschaftstransporter und Reparaturpersonal wurden zu den gelandeten Einheiten gebracht.
»Was ich nicht verstehe, Nert Kuriol: Was hat Pyrius Bit bewogen, uns nur zwölf Schiffe zu schicken? Musste er nicht wissen, dass wir dieses Scharmützel gewinnen würden?«
»Zweifellos, Pal‘athor … Dem Sonnenkur bedeuten zwölf verlorene Schiffe nichts. Er kann sie verschmerzen. Bit hat die Mannschaften in den Tod geschickt, um vor dem Imperator eine umso bessere Legitimation zu besitzen. Nun muss er Traversan vernichten, er hat gar keine andere Wahl. Wenn es nachher noch Überlebende gibt, die auf dem Gerichtsplaneten Celkar Klage erheben könnten, dann haben sie ab jetzt keine Aussichten mehr auf juristischen Erfolg.«
Wieder herrschte eine Weile Schweigen. Irakhem dachte an die Besatzungen der zwanzig verlorenen Schiffe.
»Die zweite Welle wird bald folgen«, sagte er tonlos.
»Ja, Pal‘athor.«
»Dann werden sie uns vernichten.«
»Zweifellos.«
Nert Kuriol da Traversan blinzelte in die tiefstehende Sonne. Seine schulterlange, wallende Mähne wurde von einem Windstoß aufgewirbelt.
»Ich bin alt. Es ist ohne Belang. Aber vielleicht finden wir noch eine Möglichkeit, wie wir unsere jungen Leute retten können.«
»Ich kann nur …«
»Warten Sie, Pal‘athor!«
Ein durchdringendes