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von Geist und Seele Besitz, stellt den Alltag immer mehr infrage. Doch sie kann ihre Opfer auch plötzlich überfallen und sie aller Freude berauben. Manche Menschen bemerken nicht, dass sie unter einer Depression leiden, andere sind sich der Erkrankung voll bewusst. Oft sind für die Depression keine konkreten Anzeichen erkennbar. Manchmal versteckt sie sich hinter körperlichen Beschwerden wie Erschöpfung, Schlafstörungen, Ess- oder Verdauungsstörungen. Die Depression ist eine Erkrankung der Extreme. Sie kann zum Verlust des Appetits führen, aber auch zu unstillbarem Hunger. Betroffene können unter Schlaflosigkeit leiden oder sie sind ständig müde und liegen tagelang im Bett. Sie können ruhelos umherlaufen oder zusammenbrechen und sich kaum noch bewegen. Manchmal schlägt die Depression Wurzeln und dauert Monate oder auch Jahre. In anderen Fällen ist sie in Windeseile vorüber.

      In diesem Kapitel möchten wir Ihnen zeigen, wie Sie erkennen können, ob Sie oder jemand, der Ihnen nahesteht, an einer Depression leiden. Wir geben Ihnen einen Überblick über die wichtigsten Formen und Symptome der Depression. Außerdem untersuchen wir den Zusammenhang zwischen körperlichen Krankheiten und Depression und beleuchten die Verbindung zwischen Kummer und Depression. Zusätzlich gehen wir auf die Ursachen dieser Erkrankung ein. Zum Schluss zeigen wir Ihnen, wie Sie Ihre Gemütsverfassung beobachten können, wenn Sie glauben, dass Sie an einer Depression leiden.

      Depressionen beeinflussen alle Lebensbereiche. Es gibt verschiedene Arten der Depression (siehe den Abschnitt Die sechs Gesichter der Depression weiter hinten in diesem Kapitel).

      Auch wenn jeder auf eine andere Art betroffen sein kann, wirken alle Depressionen in vier verschiedenen Bereichen. Depressionen beeinträchtigen

       das Denken und Fühlen,

       das Verhalten,

       die zwischenmenschlichen Beziehungen,

       den Körper.

      Im folgenden Abschnitt erläutern wir die einzelnen Bereiche, auf die sich eine Depression auswirkt.

      Gefangen in düsteren Gedanken

      Wenn Sie depressiv sind, verändert sich Ihr Blick auf Ihre Umwelt. Die Sonne scheint nicht mehr so hell, der Himmel verdunkelt sich, Ihre Mitmenschen wirken auf Sie kühl und distanziert und für die Zukunft sehen Sie schwarz. Sie fühlen sich wertlos, verabscheuen sich selbst und denken vielleicht sogar an den Tod. Depressive Menschen haben oft eine Konzentrationsschwäche, ein schlechtes Erinnerungsvermögen und sind kaum in der Lage, Entscheidungen zu treffen.

      Linda bekam ein Jahr nach ihrer Scheidung eine Depression. Sie war der Meinung, dass sie nie wieder einen Partner finden würde. Linda war eine sehr attraktive Frau, doch wenn sie sich im Spiegel betrachtete, sah sie nur ihre ersten Fältchen und kleine Schönheitsfehler. Deshalb glaubte sie, dass jedes Gegenüber vor ihrem Äußeren zurückschrecken würde. Linda war sehr angespannt, bei der Arbeit unkonzentriert und sie machte Flüchtigkeitsfehler. Ihr Chef hatte Verständnis dafür, doch sie selbst empfand ihre Fehler als Beweis der eigenen Unfähigkeit. Sie fühlte sich in einer Sackgasse und sah keine Möglichkeit, irgendetwas besser zu machen. Sie begann sich zu wundern, wieso sie sich überhaupt noch die Mühe machte, jeden Tag zur Arbeit zu gehen.

      

Verweilen Sie bei negativen Gedanken? Wenn das so ist, könnten Sie an einer Depression leiden. Die nachfolgende Aufstellung enthält einige typische Beispiele. Kreuzen Sie die Aussagen an, die auf Sie zutreffen.

       Alles wird für mich immer schlimmer.

       Ich fühle mich wertlos.

       Niemand würde mich vermissen, wenn ich tot wäre.

       Ich bin vergesslich.

       Ich mache zu viele Fehler.

       Im Großen und Ganzen bin ich ein Versager.

       In letzter Zeit ist es für mich unmöglich, Entscheidungen zu treffen.

       Ich kann mich auf nichts freuen.

       Die Welt wäre besser ohne mich.

       Ich bin sehr pessimistisch.

       Ich kann an nichts denken, was interessant oder erfreulich für mich wäre.

       In meinem Leben ist vieles schiefgegangen.

       Ich kann mich in letzter Zeit nicht konzentrieren und vergesse, was ich gelesen habe.

       Ich glaube nicht, dass mein Leben wieder besser wird.

       Ich schäme mich für mich selbst.

      Im Gegensatz zu Selbsttests, die Sie vielleicht aus Zeitschriften oder Büchern kennen, gibt es in unserem Test keinen speziellen Punktewert, der Ihnen sagt, ob Sie an einer Depression leiden. Alle genannten Aussagen sind typisch für depressive Menschen. Wenn Sie nur ein oder zwei Punkte angekreuzt haben, heißt das nicht zwangsläufig, dass Sie an einer Depression leiden.

      

Lassen Sie sich von Ihren düsteren Gedanken nicht niederdrücken. Eine Depression lässt sich behandeln. Wenn Sie vielen Punkten der vorstehenden Aufzählung zustimmen, raten wir Ihnen dringend, Ihre Ärztin oder Ihren Arzt aufzusuchen, wo eine Diagnose erstellt und Sie gegebenenfalls weiter überwiesen werden können.

      Je mehr Punkte auf Sie zutreffen, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit für eine Depression. Wenn Sie allerdings auch die Aussagen, in denen es um den Tod geht, angekreuzt haben, ist das wirklich ein Grund zur Besorgnis.

      

Bei wiederkehrenden Selbstmordgedanken oder gar Plänen hierfür müssen Sie sich umgehend untersuchen und behandeln lassen. Gehen Sie sofort in eine Notaufnahme, wenn Sie bereits einen konkreten Selbstmordplan haben. Dort gibt es Spezialisten, die Ihnen helfen können. Sollten Sie selbst nicht in der Lage sein, eine Klinik aufzusuchen, rufen Sie einen Notarzt.

      In Teil II dieses Buches lesen Sie mehr über depressive Gedanken und Sie erfahren, was Sie dagegen tun können.

      Hektik oder Trägheit: Verhalten bei Depressionen

      Depressive Menschen verhalten sich sehr unterschiedlich. Einige sind völlig überdreht, andere werden sehr träge. Einige haben nur noch das Bedürfnis zu schlafen, während andere über schrecklichen Schlafmangel klagen.

      Markus schleppte sich am Morgen mühsam aus dem Bett. Auch nach zehn Stunden Schlaf fühlte er sich völlig erschöpft. Er kam immer öfter zu spät zur Arbeit. Er konnte sich nicht motivieren, zum Sport zu gehen, obwohl ihm das früher immer sehr viel Spaß gemacht hatte. Seine Freunde erkundigten sich nach ihm, weil er nicht mehr viel Zeit mit ihnen verbrachte. Er sagte, er wisse nicht, was los sei. Er sei nur sehr müde.

      Monika bekam dagegen nicht mehr als dreieinhalb Stunden Schlaf pro Nacht. Sie wachte immer gegen drei Uhr morgens auf und ihre Gedanken strömten auf sie ein. Wenn sie aufgestanden war, fühlte sie sich ständig unter Druck und war kaum in der Lage, stillzusitzen. Ihren Kollegen und Freunden gegenüber war sie reizbar und launisch. Weil sie nachts nicht schlafen

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