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ist. Darin liegt auch die Abgrenzung zur Epidemie: Eine solche wirkt lokal, befällt jedoch einen nicht im Vorhinein abgrenzbaren Personenbereich und ist infektiös. SARS hat primär die Lunge befallen. Schwere Erkrankungsverläufe waren durch urplötzliches, schnell ansteigendes hohes Fieber gekennzeichnet; Muskel- und Kopfschmerzen sowie Heiserkeit und vor allem schwere Atemnot waren begleitende Symptome. Gerade die regelmäßig auftretenden Entzündungen beider Lungenflügel und die damit Hand in Hand gehenden Atemprobleme haben oftmals zum Tod der infizierten Personen geführt. Zum damaligen Zeitpunkt war man auf dieses Krankheitsbild völlig unvorbereitet. Zielgerichtete Behandlungsmöglichkeiten waren noch nicht vorhanden, da man keinerlei Erfahrungen mit derartigen kombinierten Problematiken hatte.

      Neben der akuten Gefährdung durch die genannten Krankheitssymptome sind in einer Vielzahl von Fällen Dauerschäden verblieben. Solche, in der Fachsprache als Long Covid bekannt, drohen auch bei leichtem Verlauf, möglicherweise auch nach einer bloß symptomlosen Infektion. Berüchtigte Folgen sind eine merkbare Intelligenzminderung und Konzentrationsschwierigkeiten (Brain Fog21), Atemprobleme, Kreislaufschwierigkeiten und ganz allgemein eine teilweise stark herabgesetzte Leistungsfähigkeit. Oder vernarbtes Lungengewebe ermöglicht nur mehr eine flache Atmung; der Körper wird unzureichend mit Sauerstoff versorgt, die psychische und physische Leistungsfähigkeit sinkt enorm. Dieses Krankheitsbild ist in der Medizin als Lungenfibrose bekannt.22

      Zurückgeführt wurde die Entstehung des Virus auf tierischen Ursprung. Es wird vermutet, dass Fledermäuse die ursprünglichen Produzenten waren. Durch engen Kontakt – etwa auf Viehmärkten in Südchina – zu anderen Tieren (aktuell geht man davon aus, dass der unmittelbare Wirt eine Schleichkatze war) und schlussendlich zum Menschen soll es dem Virus gelungen sein, in diesen zu gelangen. Dort herrschten Verhältnisse, die uns in Mitteleuropa nicht nachvollziehbar sind: Mitten in sehr dicht besiedelten Gebieten werden Wildtiere wie vor allem besagte Fledermäuse in Käfigen gehalten, um aus ihnen jederzeit menschliche Nahrung zubereiten zu können. Die Tiere werden vor Ort getötet und oft unmittelbar im Anschluss, teilweise roh, gegessen. Die WHO bezeichnet diese Umgebung als geradezu optimalen Nährboden für die Ausbreitung einer Infektion. Durch rasche Eindämmungsmaßnahmen und konsequente Behandlung der bestehenden Beschwerdesymptomatiken ist es schließlich nach einigen Monaten im Sommer 2003 gelungen, der Pandemie ein Ende zu bereiten.23 Die Auswirkungen dieser Seuche auf den asiatischen Bereich waren erheblich. Konsumverhalten und Tourismus brachen in den Folgejahren drastisch ein. Soziologische Untersuchungen haben ergeben, dass etwa in den Vereinigten Staaten eine regelrechte Stigmatisierung von aus Asien stammenden Personen die Folge war.24

      SARS-CoV-2 ist öffentlich, soweit derzeit bekannt, erstmals mit Beginn 2020 in Erscheinung getreten. Auch wenn es immer wieder anderslautende Medienberichte gibt, scheint der Erstkontakt zum Menschen mit Ende 2019 in der chinesischen Großstadt Wuhan zu verorten. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat zunächst von einer lokalen epidemischen Lungenkrankheit gesprochen, die nicht näher spezifiziert werden könne; aufgrund der offenkundigen hohen Ansteckungskraft des Virus wurde jedoch bald eine gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite ausgerufen – und mit 11. März 2020 schließlich die Einstufung zur Pandemie ausgesprochen.25

      Ursprünglich wurden als Folge einer Ansteckung, die sich nach einem Krankheitsausbruch gezeigt hatten, schwere Lungenentzündungen festgestellt. Diese waren zunächst auf keine klare Ursache zurückzuführen. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch hielt man zunächst für ausgeschlossen, man dachte an ein Grippevirus. Anfang 2020 war man der Klassifikation aber einen wesentlichen Schritt nähergekommen: Nun war klar, dass ein Coronavirus vorliegen musste.

      Aufgrund der Erfahrungen mit der vorangegangenen SARS-Pandemie zwei Jahrzehnte zuvor gab es folgende Verhaltensempfehlungen, die von den Gesundheitsbehörden im Wesentlichen gleichlautend verlautbart wurden: Besonders sei auf die Handhygiene zu achten, regelmäßiges Händewaschen sei Pflicht, eine Desinfektion dringend anzuraten. Man hatte als primären Übertragungsweg eine Schmierinfektion vermutet. Auch sollte man es dringend vermeiden, sich mit den Händen ins Gesicht, gerade in Mund, Nase oder Augen zu greifen. Auch dies sollte den Eintritt von Erregern über diese Schleimhäute unterbinden.

      Erst im Zuge des Jahres 2020 konnte dies aufgrund zwischenzeitig vorliegender Forschungsergebnisse erweitert werden. Nachdem die Übertragung vor allem durch Aerosole – feinste Partikel schweben in der Luft, werden von dieser transportiert und können durch Einatmen in den Körper gelangen – als Hauptursache von Infektionen ausgemacht werden konnte, wurde das Tragen entsprechender Schutzmasken empfohlen. Im Ländervergleich hat es hier durchaus Unterschiede gegeben; teilweise wurde anfangs die Meinung vertreten, Masken wären kontraproduktiv, da diese keinen effektiven Schutz bieten, allerdings notwendige Hemmschwellen im Hinblick auf menschliche Kontakte herabsetzen würden. Überwiegend jedoch ist man zur Einsicht gelangt, dass selbst relativ durchlässige Stoffmasken für zumindest passiven Schutz sorgen: Diese halten einen guten Teil der ausgeatmeten Partikel zurück und vermindern somit das Risiko einer viralen Übertragung. Als Goldstandard wurde schließlich die Maskenqualität FFP2 auserkoren. Diese kann über neunzig Prozent der Partikel aus der Luft filtern und dadurch sowohl wirksamen passiven (Verhinderung des Partikeltransports beim Ausatmen) als auch aktiven Schutz (Filterung der einzuatmenden Luft) bieten.

      Zwischenzeitig hatten sich auch erhebliche Unterschiede im Verhältnis Covid-19 und SARS 2002/2003 herausgestellt. Anders als Letzterer war dieses Virus wesentlich infektiöser. Auch Infizierte, die keinerlei Symptome verspürten, waren offenkundig Überträger*innen. Die Zahlen ergaben, dass rund ein Drittel der infizierten Personen als sogenannte asymptomatisch Infizierte ansteckend sein konnten. Dies stellte die Gesundheitsbehörden weltweit vor ein großes Problem. Wie wollte man die Ausbreitung einzudämmen versuchen, ohne schwerwiegende Freiheitsbeschränkungen zu produzieren?26

      Die Welt wurde in der Folge von mehreren pandemischen Wellen überzogen. Im deutschsprachigen Europa war die Reaktion auf die erste Welle ab Mitte März 2020 eine scharfe. Die Regierungen haben hier zu Notmaßnahmen gegriffen, die menschliche Kontakte auf ein Mindestmaß beschränken sollten. Ausgangsverbote wurden verhängt, Abstandsvorschriften erlassen. Verschiedenste Unternehmen, gerade aus den Sparten Gastwirtschaft, Beherbergung und Einzelhandel, wurden geschlossen.

      Der Sommer 2020 sollte eine Erleichterung bringen. Die Ansteckungszahlen gingen deutlich zurück. Dies wird überwiegend auf zwei Umstände zurückgeführt: Einerseits schien das Virus bei höheren Temperaturen weniger infektiös zu sein, andererseits war das Sozialverhalten der Menschen in der warmen Jahreszeit ein anderes. In dieser hält man sich weniger in geschlossenen Räumen auf; eine Übertragung durch Aerosole gilt in der Außenluft als höchst unwahrscheinlich.

      Im Herbst 2020 jedoch setzte die zweite Welle ein, die in Deutschland und Österreich wesentlich dramatischer verlaufen sollte als die vorangegangene. Täglich waren in Deutschland etwa teilweise über 30 000 Neuinfektionen zu verzeichnen, in Österreich teilweise knapp 10 000. Die Todeszahlen gingen in Deutschland kumuliert in die Zehntausende, in Österreich eine Zehnerpotenz darunter. Gerade in Alten- und Pflegeheimen haben massive Durchseuchungen stattgefunden. Ein Gutteil der Todesopfer ist auf einen Aufenthalt in derartigen Stätten zurückzuführen.

      Im Frühjahr 2021 folgte hier schließlich eine dritte, vergleichsweise weniger schadensträchtige Welle.

      Gefährlichkeit

      Die Gefährlichkeit der Krankheit wurde und wird leidenschaftlich diskutiert.27 Die WHO spricht davon,

      •gerade Risikogruppen wären durch diese hoch gefährdet. Dazu zählen ältere Personen ab sechzig Jahren, Lungenkranke oder in ihrem allgemeinen Immunsystem Beeinträchtigte;

      •der Schweregrad von Covid-19 sei mit demjenigen der Spanischen Grippe 1918–1920 vergleichbar und

      •liege deutlich über der Gefährlichkeit verschiedenster saisonaler Grippekrankheiten.28

      Weltweit wurde fieberhaft nach Impfstoffen geforscht. Verschiedenste Kandidat*innen haben sich gegen Ende 2020 als besonders aussichtsreich herausgestellt, darunter vor allem solche auf Basis mRNA.

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