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zu Rentnern noch weiter sinkt. Dadurch könnte die Schuldenlast pro Kopf leicht um ein weiteres Viertel oder Drittel ansteigen.25

      Es ist die Kombination aus hoher Verschuldung und geringem Wachstum, die aus finanzieller Sicht wirklich problematisch wird. In einem Umfeld, in dem ein Wachstum von 3 Prozent und mehr zu erwarten ist, kann sich die Staatsverschuldung schnell verflüchtigen: Die relative Bedeutung der Altschulden würde im Vergleich zu einem wachsenden BIP sinken. Schon in der jüngeren Vergangenheit konnten Länder wie Deutschland und die Niederlande ihre Schuldenlast aufgrund des günstigen Wirtschaftswachstums deutlich senken. Aber wenn niedriges Wachstum die neue Normalität bleibt, was wahrscheinlich ist, gibt es keinen einfachen Mechanismus für Länder, um ihre historischen Schulden zurückzuzahlen. Wegschauen wird dieses Problem sicher nicht lösen.

      Niedrige Zinssätze und niedrige Inflation

      Für geringes Wachstum und Verschuldung gab es bisher einen Rettungsanker: niedrige Zinsen. Niedrige Kreditzinsen sind, wie viele Hausbesitzer oder Studienkreditnehmer wissen, ein Segen. So können sie ihre Schulden zurückzahlen, ohne sich Sorgen machen zu müssen, dass die Schuldenlast größer wird.

      Seit der Finanzkrise haben die Zentralbanken eine Ära der niedrigen Kreditzinsen eingeläutet, indem sie Regierungen, Unternehmen und Verbrauchern niedrige Zinssätze als Entlastung gewährten. Das Ziel ist es, letztlich wieder ein höheres Wachstum zu erreichen, da die Menschen mehr konsumieren, die Unternehmen mehr investieren und die Regierungen mehr ausgeben.

      Wie bereits angedeutet, ist dies ein Segen für Regierungen, Unternehmen und Privatpersonen gleichermaßen, die bereit und in der Lage sind, neue Kredite aufzunehmen, oder für Regierungen, die ihre Altschulden refinanzieren wollen. Einige Beobachter gehen sogar so weit zu behaupten, dass die Altschulden im Verhältnis zum BIP kein so großes Problem darstellen, wie es scheint, da sie immer wieder refinanziert werden können.

      Zu dieser Schuldenlast kommt noch eine niedrige Inflation hinzu. In der Vergangenheit standen Zinssätze und Inflation in einem umgekehrten Verhältnis zueinander, und die Zentralbanken nutzten ihre Macht, die Zinssätze festzulegen, als Instrument, um die Inflation entweder einzudämmen oder anzukurbeln. Durch die Festlegung hoher Zinssätze gaben die Zentralbanken den Menschen, Unternehmen und Regierungen einen Anreiz, Geld zu sparen, anstatt es auszugeben, was den Aufwärtsdruck auf die Preise erleichterte. Durch niedrige Zinssätze gaben sie den Menschen den umgekehrten Anreiz, nämlich Geld auszugeben und die Preise in die Höhe zu treiben, da das Sparen ohnehin keine Zinsen abwerfen würde.

      Seit etwa einem Jahrzehnt gibt es diese umgekehrte Korrelation im Westen jedoch so gut wie nicht mehr, wobei die Situation in Europa und Japan besonders dramatisch ist. Trotz jahrelanger Zinssätze nahe null blieb auch die Inflation oft nahe null. Das ist zwar kurzfristig kein Problem, nimmt jedoch einen langfristigen Hebel zur Entlastung der Schuldenlast weg. Mit steigenden Preisen wird die nominale Verschuldung tendenziell relativ weniger belastend. Bei stagnierenden Preisen bleibt die historische Verschuldung aber auch morgen noch eine ebenso große Belastung wie heute.

      Aber der Zusammenhang zwischen niedrigem Wachstum, niedrigen Zinsen, niedriger Inflation und zunehmender Verschuldung hat noch eine weitere Komponente, und die könnte die gefährlichste von allen sein: das verlangsamte Produktivitätswachstum.

      Rückläufiges Produktivitätswachstum

      Viele der in diesem Kapitel skizzierten strukturellen Probleme werden durch die Tatsache verstärkt, dass die Produktivitätssteigerungen in den letzten Jahren gering waren. In der Tat war es der steigenden Produktivität zu verdanken, vielleicht noch mehr als dem demografischen Wachstum, dass die Mittelschicht im Westen in den ersten Jahrzehnten nach dem Krieg einen raschen Einkommensanstieg erlebte.

      Produktivitätssteigerungen

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