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Sie enthalten einerseits Elemente, die noch nicht zu einer Theorie verknüpft sind, die aber zur Hypothesenbildung herangezogen werden können. Andererseits reduzieren Modelle die Komplexität von Handlungszusammenhängen auf einige bedeutsame Elemente. Sie vereinfachen die Wirklichkeit und können Handeln somit vorbereiten.

      Mittlerrolle

      Modelle nehmen somit sowohl in Bezug auf die Theoriebildung als auch im Hinblick auf die Praxis eine Mittlerrolle ein (Kron et al. 2014). Ihnen kommt eine besondere Bedeutung für praktisches Handeln zu.

      Das Verhältnis von Theorie, Modell und Praxis kann man folgendermaßen darstellen:

      Wissenschaft – Theorie – Modell – Praxis

      Die bisherigen Ausführungen will ich zusammenfassen und die Frage beantworten, ob eine Didaktik Sozialer Arbeit eine Wissenschaft ist und ob man von einer Theorie oder eher von einem Modell sprechen sollte.

Soziale Arbeit ist eine Handlungswissenschaft, die auf sozialwissenschaftlichen Theorien basiert.images

      Didaktik als Teildisziplin

      Soziale Arbeit versteht sich als eigenständige, wissenschaftliche Disziplin. Sie steht in Kooperation mit Nachbardisziplinen wie z.B. Philosophie, Anthropologie, Psychologie, Soziologie, Pädagogik u.a.m. Diese Nachbardisziplinen haben in Bezug auf eine relativ junge Didaktik Sozialer Arbeit wichtige Forschungsergebnisse erarbeitet, an denen sich die Didaktik Sozialer Arbeit orientieren kann bzw. sollte.

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      Unter Didaktik versteht man kurz gefasst: Didaktik ist die Wissenschaft vom Lehren und Lernen.

      Es gibt viele didaktische Theorieansätze. Theorien sind sehr abstrakt formuliert und daher oft schwer verständlich. PraktikerInnen stehen ihnen recht skeptisch gegenüber. Eine Mittlerrolle zwischen Theorie und Praxis nehmen Modelle ein. Sie vereinfachen die Erkenntnisse einer Theorie und können Handeln in der sozialen Praxis vorbereiten.

      In Bezug auf unser Thema Didaktik Sozialer Arbeit führen uns all diese Überlegungen über Wissenschaft, Theorie und Modell zu dem Ergebnis:

      1.Didaktik ist eine Wissenschaft. Jede Lehre, die ein System, d.h. ein nach Prinzipien geordnetes Ganzes von Erkenntnissen ist, nennt man Wissenschaft.

      offenes, theoretischpraktisches Modell

      2.Didaktik Sozialer Arbeit kann man (noch nicht) als Theorie bezeichnen, sondern eher als ein offenes, theoretisch-praktisches Modell. Wenn im Folgenden von Didaktik Sozialer Arbeit gesprochen wird, ist damit stets gemeint: Didaktik Sozialer Arbeit ist ein offenes, vorläufiges Theorie-Praxis-Modell.

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      Kron, F., Jürgens, E., Standop, J. (2014): Grundwissen Didaktik. 6., überarbeitete Aufl. Reinhardt, München

      Martin, E. (2005): Didaktik der sozialpädagogischen Arbeit. 6., vollständig überarbeitete Aufl. Juventa, Weinheim und München

      Petersen, W.H. (2001): Lehrbuch allgemeine Didaktik. 6., völlig veränderte Aufl. Oldenbourg, München

      Schilling, J., Klus, S. (2018): Soziale Arbeit. 7., aktualisierte Aufl. Reinhardt, München

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      1.Frage: Was versteht man unter Sozialer Arbeit?

      2.Frage: Was versteht man unter Konvergenz?

      3.Frage: Was besagt das griechische Wort „didaskein“ und wie könnte eine erste Definition von Didaktik lauten?

      4.Frage: Was ist das Grundanliegen einer Wissenschaft?

      5.Frage: Was ist das Wesen einer Theorie?

      6.Frage: Gibt es die Theorie einer Didaktik Sozialer Arbeit?

      7.Frage: Was versteht man unter einem Modell?

      8.Frage: Worin besteht der Unterschied zwischen einer Theorie und einem Modell?

      2 Klassische Theorien der Didaktik

      Die Geschichte der Didaktik lässt sich bis in das Jahr 3000 v. Chr. zurückverfolgen, bis ins alte Reich der Ägypter und ins sumerische Reich der babylonischen Hochkultur.

      Homer Aristoteles

      Das Wort Didaktik taucht in der Epoche der homerischen Erziehung (8. Jh. v. Chr.) in seinem jetzigen Verständnis auf. Die Anfänge der Didaktik liegen somit in der Zeit des Homer.

      Comenius

      Aristoteles (300 v. Chr.) fasste die verschiedenartigsten bildungstheoretischen Ansätze seiner Zeit zusammen und legte eine Systematik für das allgemeinbildende und fachliche Unterrichtswesen seiner Zeit vor (Aschersleben 1983, 9–22). Im Mittelalter waren es vor allem St. Viktor (1141), Ratke (1571–1635) und Comenius (1592–1670), die eine Unterrichtslehre entwickelt haben. Die Didaktik von Comenius gilt in ihren Aussagen immer noch und wartet auf ihre Verwirklichung. Er schreibt z.B. über die Aufgabe einer Didaktik (1657):

      „Erstes und letztes Ziel unserer Didaktik soll es sein, die Unterrichtsweise aufzuspüren und zu erkennen, bei welcher die Lehrer weniger zu lehren brauchen, die Schüler aber dennoch mehr lernen; und bei der in den Schulen weniger Lärm, Überdruss und unnütze Mühe zugunsten von Freiheit, Vergnügen und wahrhaftem Fortschritt herrscht.“ (Gudjons 2015, 8)

      Obwohl Didaktik eine lange Tradition hat, hat sie sich dennoch erst seit ca. den 1930er Jahren von der praktischen Erziehungslehre zur Wissenschaft entwickelt und ist als recht junge Wissenschaft zu verstehen.

      Wenn es hier um didaktische Theorien im Handlungsfeld Sozialer Arbeit geht, muss man allerdings zunächst festhalten:

      1.Die didaktischen Theorien beziehen sich weitestgehend auf das Lehren und Lernen in der Schule, sind also Schul-Didaktiken.

      2.Nach Kron gibt es nahezu 50 verschiedene didaktische Theorieansätze. D.h., es gibt nicht die Didaktik, die didaktischen Ansätze sind offene Systeme und in ihrer Entwicklung nicht abgeschlossen.

      3.Die Situation der Didaktik als wissenschaftliche Disziplin an den deutschen Hochschulen kritisiert Reich:

      „Gab es noch in den 70er-Jahren zahlreiche didaktische und fachdidaktische Lehrstühle an Universitäten, die in eigenen Bereichen angesiedelt waren und teilweise einen umfangreichen Kontakt zur Praxis unterhielten, so schrumpfte dieser Anteil durch die Neuorganisation der Universitäten, den Abbau von Pädagogischen Hochschulen immer mehr zusammen. Im Zuge von Stelleneinsparungen verringerten sich didaktische Stellen an Universitäten. Einstmals aufgebaute hochschuldidaktische Zentren wurden wieder aufgelöst.“ (Reich 2012, 67)

      4.Im Vergleich zu den zahlreichen Theorieansätzen der Allgemeinen Didaktik bzw. der Schuldidaktik steht man in der Diskussion um eine Didaktik Sozialer Arbeit noch am Anfang.

      Obwohl seit der Gründung der Fachhochschulen (Hochschulen) das Fach Didaktik eingeführt wurde, gibt es immer noch keine allgemein anerkannte Didaktik Sozialer Arbeit. Ich bin sicher, dass viele Kollegen für ihre Lehrveranstaltungen und für Soziale Arbeit ein didaktisches Modell entwickelt haben, aber bisher nicht die Zeit oder (vielleicht) auch den Mut gefunden haben, diese der Fachöffentlichkeit zur Diskussion zu stellen.

      relevante Literatur

      Die relevante Literatur (einschließlich der vergriffenen Titel) zum Thema Didaktik Sozialer Arbeit kann man (nach ihrem Erscheinungsjahr) vollständig aufzählen:

      ■Weinschenk, R. (1976):

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