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Was macht die Faszination von Notizbüchern aus? Dieser Frage geht der Anthropologe Michael Taussig, für dessen Feldforschungen Notizbücher ein unverzichtbares Instrument darstellen, in seinem Essay auf den Grund. Im Zentrum seiner Untersuchung steht Walter Benjamin, der obsessiv seine Notizbücher füllte und nicht nur ihrem Zweck, sondern auch ihrer Materialität verfallen war. Anhand weiterer bekannter Notizenschreiber, von Roland Barthes über Le Corbusier bis zu Joan Didion, kristallisiert Taussig heraus, was ein Notizbuch wirklich ist. Weit mehr als ein bloßes »Ding«, entwickelt es ein veritables Eigenleben, das sich gerade aus dem speist, was nicht niedergeschrieben wurde, und schließlich ergreift es von seinem Besitzer Besitz: Das Notizbuch ist ein magisches Objekt, ein Fetisch. Der Anthropologe Michael Taussig (*1940) ist Professor an der Columbia University, New York.

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Für SUCHE verwendete der Autor und Künstler Matias Faldbakken die Protokolle seiner verschiedenen Festplatten und extrahierte einen Teil der Verläufe seiner Google-Recherchen. Die Suchanfragen sind chronologisch nach den Daten abgedruckt, an denen sie in das Suchfeld eingegeben wurden. Die Texte beruhen überwiegend auf Bildrecherchen. Sie zeigen in vielerlei Hinsicht die sprachlichen Grundlagen der Bildproduktion des Künstlers: Sie sind teils Notizen, teils Recherche. Die Suchbegriff-Texte ähneln der Écriture automatique, einer unbewussten (oder zufälligen) Textproduktion. Sie ermöglichen dem Leser, einen Teil seines Arbeitsprozesses mitzuerleben und können als ein Querschnitt seines Denkens gelten. Die Texte stehen zwischen der Bild- und der Textproduktion des Künstlers und erscheinen hier als eine Form (konkreter) Poesie. Matias Faldbakken (*1973) lebt und arbeitet als Künstler und Autor in Oslo. Sprache: Deutsch/Englisch

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In seinem Notizbuch lädt Mario Garcia Torres die Leser dazu ein, an seinen Gedanken zum Verhältnis von Gast-Sein und Gastgeberschaft teilzuhaben. Welche Reaktionen werden ausgelöst, wenn man eine Einladung erhält? Wie agiert man in einem vorgegebenen Kontext und wie lässt sich daraus ausbrechen, lassen sich die beiden Rollen vertauschen? Garcia Torres umkreist diese Fragen anhand von Beispielen anderer Künstler, die sich explizit in eine der Rollen begeben haben: Alighieri Boetti mit seinem One Hotel in Kabul und Allen Ruppersberg mit Al’s Grand Hotel in Los Angeles in die des Gastgebers; auf der anderen Seite Daniel Buren als Gast eines 1989 durch einen Wirbelsturm zerstörten Resorts auf Saint Croix, einer der Jungferninseln, wo er In-situ-Arbeiten installierte, sowie Martin Kippenberger, der im Hotel Chelsea in Köln lebte. Wir sind dabei seine Gäste und müssen entscheiden, was wir mitbringen wollen: eine Flasche Wein oder einen Blumenstrauß. Mario Garcia Torres (*1975) ist Künstler und lebt in Mexiko-Stadt. Sprache: Deutsch/Englisch

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In Roy Wagners anthropologischem Ansatz ist das Unausgesprochene, Ungehörte, Unbekannte genauso wichtig wie das Vorhandene. Das Nicht-Anwesende, von Wagner als »Anti-Zwilling« bezeichnet, ist wesentlich für die Entstehung von Kultur und ihre Erforschung. In diesem Notizbuch schafft Mariana Castillo Deball eine Kommunikation auf doppelter Ebene mit einem Auszug aus Wagners Texten. Auf der einen Ebene entfaltet sich die Konversation zwischen Wagner und Kojote, seinem Anti-Zwilling, der das Abwesende ausspricht und den Äußerungen Wagners entgegenhält. Auf der anderen begleiten und kommentieren die filigranen Zeichnungen der Künstlerin – der mexikanischen Folklore nahestehende Fantasiefiguren und -gebilde, die sie eigens für dieses Notizbuch angefertigt hat – Wagners Text. Mariana Castillo Deball (*1975) ist Künstlerin und lebt in Berlin und Amsterdam. Roy Wagner (*1938) ist Professor am Department of Anthropology der University of Virginia. Sprache: Deutsch/Englisch

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In einem Brief an Bettina Funcke, Leiterin der Publikationsabteilung der dOCUMENTA (13), verwebt der in New York lebende Dichter Kenneth Goldsmith (*1961) verschiedene Stränge seiner künstlerischen Tätigkeit zum Gesamtbild seines Schaffens. Am Anfang steht dabei das von ihm 1996 gegründete Online-Archiv UbuWeb: eine nichtkommerzielle Plattform, auf der er sonst meist schwer zugängliches Material aus allen Bereichen der avantgardistischen künstlerischen Produktion (u. a. Dichtung, Film, Video und Sound) zur Verfügung stellt. Die Beschreibungen seiner Arbeit an UbuWeb sowie als Autor (der bereits existierende Text abtippt), als Moderator einer wöchentlichen Radiosendung (der Musiklisten anderer DJs und Texte von Bloggern abliest) und als Professor für englische Literatur (der unkreatives Schreiben unterrichtet) verdichten sich im Zusammenspiel mit theoretischen und poetischen Einschüben zu einer komplexen Reflexion über Dichtung unter dem Einfluss der Appropriation.

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In der zweiten Ausgabe seines Buchs (Vampires): An Uneasy Essay on the Undead in Film (2003) bemerkt Jalal Toufic: »Viele Jahre habe ich mich mit Schizophrenie und Schizophrenen beschäftigt, die in Credits Included: A Video in Red and Green, 1995, auftraten; jetzt interessiere ich mich für ›das kleine Mädchen‹, das voraussichtlich in meinem kommenden Vampir-Film eine Rolle spielen wird … Auf einer Ebene kann die 13. Serie in Gilles Deleuze’ Logik des Sinns, 1969, ›Der Schizophrene und das kleine Mädchen‹, so zurückblickend als Programm für zehn Jahre meiner Arbeit gesehen werden.« In seinem neuen Essay schreibt er über das Bildnis des pubertierenden Mädchens, wie es auch in Poes »Das ovale Porträt« erscheint. »Beim gelungenen Bildnis eines jungen Mädchens handelt es sich nicht um einen Übergangsritus, sondern um einen Nichtübergangsritus; nicht der Übergang, bei dem es sich (zumindest in historischen Gesellschaften) um den Naturzustand handelt, macht einen Ritus erforderlich, sondern der Nichtübergang, der radikale Unterschied zwischen dem Vorher, in diesem Fall einem jungen Mädchen, und dem Nachher, einer Frau.« Vom Porträt des pubertierenden Mädchens bewegt sich Toufic zum Porträt im Allgemeinen und dessen paradigmatischer Beziehung zum Engel; daher der Titel dieses Notizbuches: Poes »Das ovale Porträt«, mit den Augen eines Engel gelesen und umgeschrieben. Die meisten von Jalal Toufics Büchern stehen auf seiner Website www.jalaltoufic.com als frei herunterladbare PDF-Dateien zur Verfügung.

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1955 fand die erste documenta in Kassel statt. Zunächst als einmalig konzipiert, ist sie zu einer heute alle fünf Jahre wiederkehrenden, grundlegenden Ausstellung und Reflexion zeitgenössischer Kunst geworden. In seinem Essay, 1987 an der University of British Columbia, Vancouver, als Vorlesung gehalten, beleuchtet Ian Wallace die erste documenta, die nach dem 2. Weltkrieg ebenjenen Künstlern ein Forum bieten wollte, die im Nationalsozialismus als »entartet« verfemt worden waren. Die erste documenta ist gleichermaßen Spiegel wie Protagonist des kulturellen und politischen Klimas der Nachkriegszeit und hat unter der Führung von Arnold Bode, mit Unterstützung Werner Haftmanns, wesentlich zum Siegeszug der Abstraktion beigetragen, der West-Deutschland den Anschluss an die europäische Moderne verschaffte. Ian Wallace (*1943) ist Künstler. Er lebt in Vancouver und hat an der University of British Columbia sowie der Emily Carr University of Art and Design gelehrt.

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1973 identifizierte ein Mitarbeiter der Deutschen Bank in Heidelberg den einflussreichen Literatursoziologen und Marxisten György Lukács (1885-1971) als den Besitzer eines dort seit 1917 hinterlegten Materialkonvoluts. Unter den ca. 1.600 Briefen und Textfragmenten in der als «Heidelberger Koffer» in die Forschung eingegangenen Sammlung befand sich auch das Notizbuch, das in dieser Publikation in Ausschnitten reproduziert ist. Der Inhalt des Notizbuches besteht aus zwei Teilen: Der vordere Teil ist die deutsche Mitschrift einer 1906 von Georg Simmel an der Berliner Universität gehaltenen Vorlesung zum Thema «Logik und Probleme der Philosophie der Gegenwart». Einige Jahre später nutzte Lukács das Notizbuch weiter und schrieb in ungarischer Sprache, von der letzten Seite beginnend, eine Skizze mit dem Titel «Kunstsoziologie» nieder. Mit einer Einführung von Lívia Páldi, Chefkuratorin am Mucsarnok/Kunsthalle Budapest und Agentin der dOCUMENTA (13).

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Dieses Buch ist ein Lebensratgeber in Krisenzeiten. Es zeigt auf, welche Möglichkeiten das Leben bietet, wenn ich mich dafür öffne und es absolut lebenswert ist, egal was gerade passiert ist.

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Und wieder sterben unschuldige Menschen, wahllos. Wie lange noch? Wer kann es aufhalten? Wann ist es endlich vorbei? Noch ist der Mörder frei. Und wenn sich das Ganze dreht? Recht und Ordnung gelten für Alle, ausnahmslos, ohne Unterschied. Doch das lässt sich nur schwer durchsetzen. Zu verschlungen sind die Wege und Pfade, zu verworren die Situation, zu undurchsichtig die Lage. Und doch, es muss ein Ende geben. Die Gerechtigkeit wird siegen, muss siegen.