Аннотация

"Die Genese Europas" ist meine über drei Trimester gehaltene Vorlesung am Kölner «Campus für lebenslanges Lernen», die im September 2013 begonnen hat. Dabei werden jene Traditionen freigelegt, die für das Verständnis des modernen Europas des 21. Jahrhunderts notwendig sind und die der Politik von heute zu Grunde liegen. Von den ersten «demokratischen» Schritten im antiken Griechenland bis in unsere Tage sind 2600 Jahre vergangen – Jahrhunderte, in denen in Europa viel Blut vergossen worden ist für Ideen, nach heute das geeinte Europa ausgerichtet wird: Parlamentarismus, Trennung von Kirche und Staat, Religionsfreiheit, Gleichberechtigung von Frauen und Männern oder den allgemeinen Menschenrechten.
Europa ist ein Kontinent, der sich definieren muss, wenn er der wirtschaftlichen eine politische Einheit folgen lassen will. Da es weder eine gemeinsame Sprache noch einen gemeinsamen Staat in der Vergangenheit gegeben hat, bleiben als Definitionskriterien nur die gemeinsamen kulturellen Wurzeln. Diese Wurzeln sind es, die alle europäischen Staaten gleichermaßen beeinflusst und inspiriert haben. Sie sind über viele Jahrhunderte durch Kriege und gegenseitiges Misstrauen möglicherweise verschüttet gewesen. Aber verloren sind sie nicht.
Im Unterschied zu den Vereinigten Staaten von Amerika schafft Europa eine politische Einheit – wenn überhaupt – erst nach dem Prozess des «nation building». Als sich die Amerikaner zwischen der Unabhängigkeitserklärung am 4. Juli 1776 und der Verfassung 1787 zu den «Vereinigten Staaten von Amerika» zusammenschlossen, hatten die einzelnen Mitglieder dieser Konföderation den Prozess des «nation building» noch vor sich – und zwar gemeinsam. In Europa ist das genau umgekehrt und deshalb ungleich schwieriger, ohne dabei die zahlreichen Probleme zu ignorieren, die bei der Gründung der USA zu bewältigen waren. Um es bildlich zu machen: Der Unterschied zwischen den USA und Europa kann man an vielen Städten beider Kontinente sehen.

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Die Genese Europas ist eine Vorlesung am Kölner «Campus für Lernen», die sich über drei Trimester mit der Geschichte unseres Kontinents von den Griechen (600 v. Chr.) bis in unsere Tage beschäftigt.
Der zweite Teil beginnt 900 bei der Herrschaft der Sachsen im ostfränkischen Reich, schildert den Spagat der deutschen Kaiser zwischen Deutschland und Italien, widmet sich dem Investiturstreit und den Kreuzzügen, erklärt die «Universitas Christiana» als eine erste «europäische Union», geht dann auf die «Magna Carta» von 1215 und die «Goldene Bulle» von 1356 als erste Formen der politischen Partizipation in Europa ein.
Mit Beginn der Neuzeit prägen Renaissance, Humanismus und Reformation seit dem Beginn des 16. Jahrhunderts das Leben in Europa. Nach einem verheerenden «30jährigen Krieg» gilt die Glaubensfreiheit auf dem Kontinent. Zeitgleich suchen Franzosen mit dem Absolutismus und Engländer mit dem durch die «Glorious Revolution» erkämpften Parlamentarismus einen Ausweg aus den Verheerungen der Jahrhunderte langen Kriege in Europa.
Mit der Aufklärung, also dem Versuch die Welt mit dem Wissen und nicht mit dem Glauben zu erfassen, kommt die nächste Zäsur über den Kontinent. Folge der Aufklärung ist die französische Revolution, die den Dreiklang «Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit» nach Europa gebracht hat. Mit dem «Wiener Kongress» wird Europa einer strengen Restauration unterworfen. Die alten Königshäuser wollen ihren Status behalten, den sie vor der Revolution in Frankreich innehatten.
In den Jahren zwischen 900 und 1815 erfährt Europa zahlreiche Prägungen, die bis heute sichtbar sind: Religionsfreiheit, aufgeklärtes Denken, Parlamentarismus oder auch die Trennung von Kirche und Staat. Die in diesen Jahrhunderten errungenen Erfolge haben einen Kontinent herausgebildet, der identisch ist, weil er nach Vorstellungen organisiert ist, die in Europa erdacht und erkämpft worden sind.

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Die «Genese Europas» ist eine Vorlesung am Kölner «Campus für lebenslanges Lernen». Der letzte Teil der Trilogie beginnt bei der Restauration Europas im Anschluss an den Wiener Kongress 1815. Die Mächte Europas versuchten alles, um revolutionäre Erhebungen wie die Französische Revolution zu verhindern. Die Großmächte Preußen, England, Frankreich, Russland und Österreich führten auf dem Kontinent deshalb einen Wiederherstellung des «Status quo ante» durch. Trotzdem konnten sie nationale Erhebungen, soziale Unruhen und zahlreiche Revolutionen nicht verhindern.
Während des gesamten 19. Jahrhunderts blieb die «deutsche Frage» in der Mitte des Kontinents virulent. Die Frage, wer einem gemeinsamen Staat angehören sollte, entzweite die Delegierten der Frankfurter Paulskirche 1848. Als 1871 durch eine «Verpreußung Deutschlands» das Deutsche Kaiserreich gegründet wurde, schien die «deutsche Frage» vorerst gelöst. Aber spätestens mit dem Beginn des Ersten Weltkriegs 1914 wurde klar, dass die Deutschen in der Mitte des Kontinents mit ihrer Rolle im «Konzert der Großmächte» nicht einverstanden waren. Als sich das nationalsozialistische Deutschland aufmachte, die verhasste Friedensordnung von Versailles zu revidieren, ließ Adolf Hitler verlauten, die «deutsche Frage ist nur noch militärisch zu lösen.»
Zwischen 1914 – dem Beginn des Ersten Weltkriegs – und 1945 – dem Ende des Zweiten Weltkriegs – hat sich der europäischer Kontinent in einem «zweiten 30jährigen Krieg» befunden, dem der «alte Krieg» bis 1989 folgte. Europa heute ist davon gekennzeichnet, dass es gelungen ist, den Konflikt zwischen Ost und West, zwischen Sozialismus und Kapitalismus friedlich aufzulösen. Europäische Politiker haben es geschafft, den scheinbar unauflösbaren Gegensatz zwischen der freiheitlicher Demokratie und einer zentralistischen Staatsordnung zu überwinden.

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Matthias von Hellfeld hat eine «Akte» von Europa angelegt, die mit der Krönung des Frankenkönigs Karl zum Römischen Kaiser durch Papst Leo III. beginnt. Dieser politische Akt und die nun einsetzende Politik des neuen Kaisers macht Karl zu einem der «Väter Europas», an den alljährlich der Aachener Karlspreis erinnert. Der Autor hat die 1200 Jahre bis heute in zehn Epocheschritte unterteilt. Auf leicht verständliche Weise führt er seine Leser in eine gemeinsame Vergangenheit. Denn die meisten Europäer haben Vorfahren, die für das tapfer und aufopferungsvoll gekämpft haben, was heute selbstverständlich ist: Freiheit, Menschenrechte, Religionsfreiheit und Demokratie.
Die «Akte Europa» liefert einen Überblick über die Geschichte der Völker des Kontinents, in deren Mitte die Deutschen leben. Das über viele Jahrhunderte existierende geostrategische Machtvakuum in der Mitte des Europas mündete oft genug in Unruhen und Kriegen. Die damit eng verbundene «deutsche Frage» bestand bis in unsere Tage. Deshalb markiert die deutsche Einheit des Jahres 1989 einen Wendepunkt in der Geschichte Europas. Denn zum ersten Mal gibt es weder Anfeindungen noch Rachegefühle: Deutschland ist in Europa eingebettet und die europäischen Völker haben das akzeptiert.
Geschichte ist die Tagespolitik der Vergangenheit. In der historischen Rückschau kann man deshalb erkennen, welche Folgen eine Politik hat, die egoistisch motivert ist und die die Belange der europäischen Nachbarn nicht berücksichtigt. Politik von heute muss also «vom Ende» denken und beachten, welche Konsequenzen ihr Tun haben könnte. Um das zu erfahren, nimmt der Autor seine Leser auf eine – mitunter durchaus vergnügliche – Reise in die Vergangenheit mit. Dabei werden nicht nur politische, wirtschaftliche, soziale oder kulturelle Ereignisse geschildert, sondern auch die Menschen und ihre mitunter schwierigen Lebensverhältnisse.

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Das lange 19. Jahrhundert beginnt in der Mitte des 18. Jahrhunderts und dauert in seinen Auswirkungen bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs. Dazwischen liegen atemberaubende Entwicklungen, die unser Leben bis heute prägen: technische Neuerungen und Erfindungen, die Bildung von Nationen auf dem europäischen Kontinent und das Ende der absolutistisch regierenden Monarchien, die Durchsetzung von Verfassungsstaaten und Parlamentarismus, die Entstehung von Interessensverbänden wie Arbeiter- und Frauenbewegung, Jugendbewegung und Arbeitgebervereinigungen. Der Anfang war geprägt von Romantik und Biedermeier, das Ende war in Deutschland von einer preußischen Militärmonarchie charakterisiert. Über allem standen die Auswirkungen der Industrialisierung, die von England ausgehend den Kontinent im 19. Jahrhundert vollkommen veränderten. Die ehemals in der Agrarwirtschaft Beschäftigten wanderten in die Städte ab, wo sie oft in Elendsquartieren der Vororte landeten. Sie hofften auf neue und stabile Arbeitsplätze, die durch die Industrialisierung entstehen sollten. Diese Entwicklung löse die Urbanisierung aus, an deren Ende viele Städte ihre Einwohnerzahl verzehnfacht hatten. Und mitten drin versuchten die Deutschen mit einer Revolution, einen demokratischen Verfassungsstaat etablieren, der zum ersten Mal in ihrer Geschichte eine deutsche Einheit in der Mitte Europas herstellen sollte. Die Deutsche Revolution von 1848/49 scheiterte, aber das Ziel eines gemeinsamen deutschen Staates wurde 1871 nach drei Kriegen gegen Dänemark, Österreich und Frankreich durch die Gründung des deutschen Kaiserreichs doch noch umgesetzt. Die nun folgenden Jahre waren geprägt von einer sozialen Spaltung (Katholiken- und Sozialistenverfolgungen) und dem Versuch durch ein ausgeklügeltes Bündnissystem den Frieden in Europa zu bewahren. Diese Politik war verknüpft mit dem ersten Reichskanzler Otto von Bismarck. Dessen Abschied leitete den Beginn einer aggressiveren Außenpolitik ein.