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Sollen wir das, was wir manchmal als Spinnspaß geschrieben haben, machen? – Ein Buch mit Auszügen aus unseren Briefen? Immerhin, geschrieben ist doch schon alles. Bliebe nur das bißchen Arbeit des Sichtens, Sortierens und Zusammenstellens … Ja, Amelie, und wie stellst Du Dir das so vor? An wem bitte soll das bißchen Arbeit kleben bleiben? Laß' mich raten … Ich hab' schließlich Zeit. Der Ehemann wieder mal unanwesend, Nichte und Neffe bis zwanzig nach eins in der Schule, mein Arbeitsplatz . die Drogerie in Holt – nach 50jährigem Bestehen und seit zwei Jahren geschlossen, der kleine Haushalt, die winzige Wohnung, das Manuskript zu meinem dritten Buch fast komplett von der Roh- in die (vorläufige) Endfassung verbracht (die restlichen hundert Seiten erledige ich während zwei oder drei Nachtstunden) – Amelie, Du hast Recht. Der Moment ist – und alle Sterne stehen – so günstig wie nie: Unser Projekt, das könnte ich fix dazwischenschieben. Wenn der Ehemann erst mal heimkehrt – die vier Monate nähern sich dem Ende -, dann kommt man zu nichts. Aber wem erzähl' ich das?! Und haben wir nicht in einem – wie ich zugeben muß – launigen Augenblick mit fester Stimme der Welt verkündet: WIR MACHEN ES! Wir machen es, sobald wir alle senkrecht stehenden Deckel in Steilposition aus dem Weg geräumt haben! Du, Amelie, seit Mittwoch Abend (Du weißt der Mittwoch ist mein Tag), also seit dem Abend, genau seit 20.15 Uhr sieht es so aus, als hätte ich den ersten Deckel beiseite geschafft.
Jedenfalls hab' ich mir in genau dem Moment einen neuen, noch nadelspitzen Bleistift und ein Bündel weißes, noch unschuldiges Papier geschnappt, zwei Liter Kaffee aufgebrüht, die Schreibtischlampe angeknipst – und seither sitze ich hier, an meinem kampferprobten Schreibtisch. Ich bin dabei meinen Teil des Versprechens einzulösen. Da ich nun gerade mal Zeit hab' … Und das Ganze ja eh kurz und bündig werden soll … Und – im Spinnen sei ich ohnehin TOPP, hat Julian gesagt.

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Da spaziere ich also 14 Tage vor Weihnachten, Toby an meiner Seite, durch diese in der Adventszeit herausgeputzte, lichtergeschmückte Stadt. Die Altstadt, die Plätze, die Innenstadt – ein einziger, riesiger Weihnachtsmarkt. Verkaufsstand neben Verkaufsstand, Buden, die sich aneinanderreihen, überdimensionale Pyramiden, die sich ohne Pause drehen, Karussells für die Kleinen, eine Eisbahn, auf jedem Platz, in jeder der Einkaufsarkaden im Mittelpunkt eine ausladende, stattliche Tanne, die im Glanz der bunten Kugeln und Lichterketten erstrahlt. Von überall ertönen Weihnachtslieder, überall in den Straßen liegt der typische Duft dieser Jahreszeit, eine Mischung aus Glühwein und Punsch, aus Lebkuchen und Printen, heißen Maronen, frisch gebackenen Waffeln und Crêpes, aus Bienenwachs und Honig und aus Wald. Vorweihnachtszeit. Adventszeit. Wieder einmal.
Und wieder einmal packt auch mich der ganz besondere Zauber dieser Wochen. Spannung, Erwartung, Vorfreude, der Wunsch nach Geborgenheit und Nähe, all dies begleitet die meisten Menschen in den Tagen bis zum 24. Dezember. Man genießt die Gemütlichkeit, die Behaglichkeit daheim, den Schutz, den ein schönes Zuhause einem gibt. Man freut sich nach einem Spaziergang draußen in der winterlichen Kälte auf Wärme, Kerzenschein, ein gutes Buch, auf ein Glas heißen Tee und auf Weihnachtsplätzchen! Du weißt, Amelie, wie gerne ich immer zum Haushüten in Düsseldorf war, wie viel Schönes ich da erleben durfte, an diese Dezember-Einsätze aber erinnere ich mich besonders gerne und intensiv.
Immer noch lösen sie ganz starke und ganz konträre Gefühle und Gedanken aus. Und damals wie heute war und ist die Konfrontation mit den Gegensätzen, die mir vor Augen geführt wurden, nicht leicht zu ertragen, sind die Bilder nicht zu verdrängen. Bilder, die sehr nachdenklich, die sehr betroffen machen. Bilder, die berühren.

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Wir beide – der Seemann und ich – sind unterwegs zu einem Treffen mit ihr, und ich für meinen Teil bin gespannt wie sie aussieht, habe ich doch noch nie ein funkelnagelneues, ein jungfräuliches Schiff zu Gesicht gekriegt. Ein Schiff, auf dem vom «Keller» bis zur Mastspitze noch alles in neuem Glanz erstrahlt. Auf dem der Rost noch nirgendwo sein zerstörerisches Werk begonnen hat. Dem noch nie die mörderische Kraft der Wassermassen oder die von Eisschollen die Farbe vom Bug radiert hat. Dessen Deck noch niemals bei schwerer See unter Wellenbergen begraben wurde. Bei dem die Aufbauten in einem makellosen Weiß erstrahlen, die Flaggen noch nie Sturm und Wind haben trotzen müssen.
Ein Schiff, das noch niemals mit Rauhreif überzogen oder mit einer dicken Schneeschicht eingepudert war, dem noch nie klirrender Frost Eiszapfen hat wachsen lassen. Dessen Vorschiff sich noch nie bei eisiger Kälte in eine einzigartig schöne, pittoreske Winterlandschaft verwandelt hat. Bei dem das Messingschild mit dem Namen der Werft aussieht, als würde es für die Werbung eines neuen Poliermittels herhalten und wo sämtliches Tauwerk noch niemals mit Salzwasser oder mit dreckiger Hafenbrühe in Berührung gekommen ist. Ein Dampfer, auf dem Maschinenraum und Brücke soviel Atmosphäre ausstrahlen wie die Renommierstücke eines Schiffahrtsmuseums, der noch nie die Flüche der Mannschaft gehört und noch von keiner mitreisenden Ehefrau heimgesucht wurde. Ein Schiff, so gänzlich ohne die dekorativen Farb-, Öl- und Schmierflecken – mit einem Wort ein totes Stück Stahl und Kunststoff, das darauf wartet endlich mit Leben erfüllt zu werden, endlich dahin zu kommen wohin es gehört: in das tosende Meer, in die wogenden Wellen. Und das an den Festmacherleinen zerrt um endlich loszukommen, um seiner Bestimmung nachzugehen: nämlich der – wie wir Eingeweihte inzwischen alle wissen -, eine Ladung von A nach B zu bringen. Nichts anderes tue ich an diesem 2. Januar auch.

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"Es hat geregnet, wenn die Briefe ankamen oder es hat die Sonne geschienen, manchmal lag hoch der Schnee und es war nicht leicht bis zu unserem Haus vorzudringen, die Jahreszeiten haben gewechselt, die Postboten haben gewechselt, die Jahre sind vergangen – geblieben ist ein Berg an Post, entstanden ist eine Freundschaft. Beides möchten weder ich noch Du missen und lassen es uns nicht wegnehmen (da soll mal einer kommen!) Nähe ist entstanden, die größer nicht sein könnte, säßen wir zweimal in der Woche im Café und würden klönen. Nähe wird manchmal erst zu Nähe durch Ferne! Wir haben zu einer Zeit, da Deutsch-Deutsche Verbrüderung enthusiastisch angesagt war, eine ganz unspektakuläre Beziehung begonnen und aufgebaut, ausgebaut und beiderseitig für gut befunden.
"Bringe Glück, Frieden und Gesundheit – Jahr 2013. Uns und allen, die uns wichtig sind, allen, die wir lieben." Bringe Ordnung in das Chaos auf meinem Schreibtisch, hätte ich noch hinzufügen sollen. Aber da bin ich recht zuversichtlich. Irgendwann in (ferner?) Zukunft wird der Berg abgearbeitet sein. Man darf sich nur nicht nervös machen lassen – immer alles schön peu à peu und ja nicht hektisch werden. Ansonsten kriegt man nur Magenbeschwerden und rote Flecken im Gesicht. RUHE BEWAHREN. LANGSAM BIS ZEHN ZÄHLEN – lauten die obersten zwei Gebote. Kleben bei mir z. Zt. in Riesenlettern auf blauem Hintergrund an jeder Zimmertür. (Blau beruhigt so schön.) An diese Gebote halte ich mich – bevor ich regelmäßig durchdrehe. Ansonsten aber bin ich wie gesagt recht zuversichtlich, auch was dieses neue Jahr anbetrifft. Es wird schon werden … Seien wir doch mal neugierig.

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Am Mittagstisch einer typischen, deutschen Durchschnittsfamilie: – Eine Mutter, geschieden, Vollzeit-berufstätig, daher zur Mittagszeit nicht am Tisch – zwei Kinder, eines davon männlich, beide gerade von der Schule heimgekehrt, (das weibliche Kind eigentlich noch gar nicht da, hat schweren Herzens auf die Anwesenheit in der 7. und 8. Stunde verzichtet und ist deswegen doch schon da), – eine Tante, teilzeit-verheiratet, mal mit, mal ohne Ehemann (z. Zt. ohne), stunden- und ersatzweise für Zucht und Ordnung im schwesterlichen Haushalt zuständig, zaubert von Mo.-Fr. eine mittägliche Mahlzeit auf die Teller (was sie selbst immer wieder in Erstaunen versetzt), – Flipper, keine Angst, hierbei handelt es sich nicht – wie man allzu leicht annehmen könnte – um einen Namensvetter des legendären Fernseh-Delphins, nein, dieser Flipper gehört zur Rasse des normalen, deutschen Hauskaninchens, auch wenn er von Mo.-Fr. von der Tante mit einem «Na, du alter Hase» begrüßt wird. Zwischen Suppe und eventuell Eis zum Nachtisch prasseln hier tagtäglich (außer Sa. und So.) so um die zwölf Dutzend Fragen auf die typische, deutsche Tante ein: Was essen wir hier eigentlich? Ist das Spinat oder Rosenkohl? (gespitzter Chinakohl! Sieht man doch.) Du, Ita, was war eigentlich mit Babylon? Hast du nicht irgendwo ein Bild vom schiefen Turm zu Pisa? Liegt Pisa in Ägypten? Wie schreibt man eigentlich Ä-g-y-p-t-e-n? (Wie m-a-n das schreibt, weiß ich nicht. Ich schreib' das immer auf – gut – Glück). Hieroglyphen mit «ie» oder "y"? (Gute Frage. Nächste Frage?) Heißt das nun eigentlich «he has been visited»? (Warum nicht «he would be will visited»? Wobei es sich bei «to visit» um ein regelmäßiges Verb handelt. Klar, Besuche waren immer schon regelmäßig – auch im Englischen). Du, Ita, soll ich nun im nächsten Jahr Französisch oder Latein nehmen? Ach, weißt du was, nimm doch Latein. (Des Lateinischen ist die Tante nicht allzu mächtig. Um die Wahrheit zu sagen – sie hat null Ahnung.

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"Wenn jetzt hier das große Fischsterben einsetzt …" – na, Amelie, da möchte ich aber nicht dabei sein! Dann wären wir aber dran! Von wegen Schadenersatz, Schmerzensgeld und so. Erleben möchte ich das nicht, daß, wenn Maarten und ich morgens ins Wohnzimmer kommen, unser erster Blick gewohnheitsmäßig ins Aquarium fällt, daß dann dort zu unserem Entsetzen sämtliche zum Haushalt der Kleinschmidts gehörenden Zierfische kieloben treiben. Dann ist's aber nichts mit dem normalen, natürlichen Verfall der Dinge. Mit dieser – vom Haushüter-Kollegen Mr. Magoo gerne und gezwungenermaßen leider recht häufig zitierten-physikalischen Gesetzmäßigkeit werden wir uns dann nicht rausreden können. Mr. Magoo (übrigens ein von mir aus Personenschutz- und Verdunklungsgründen eingesetzter Deckname), also Mr. Magoo ist aber auch ein ausgemachter Pechvogel. Soll's ja geben. Aber, daß einem ein Glas mit Johannisbeersaft ausgerechnet dann aus der linken Hand entgleitet, wenn man/n auf der ornamentfreien Stelle eines 5.600 €-Teppichs' steht, das, Amelie, das ist uns doch auch schon passiert. Von solch kleinen Mißgeschicken kann sich doch niemand von uns freisprechen. Das passiert ja sogar Oma Anni. Bloß besitzt diese die göttliche Gabe, Flecken jeglicher Art und unbekannter Herkunft den Garaus machen zu können. Daher ist so etwas bei ihr kein Malheur im eigentlichen Sinne – Pril hat sie immer im Haus! Ich – in meinem bedingungslosen Glauben an die positiven Eigenschaften von Luxusprodukten – ich hielt Teppiche in derartigen Preislagen bis dato sowieso für selbstreinigend. Aber, ist Irren nicht immer wieder menschlich?! Jedenfalls, Mr. Magoo's heftiger Einsatz zur Schadensregulierung erbrachte lediglich eine Farbveränderung des Johannisbeersaftes, bzw. der 5.600 €-Ware. Wer will das schon noch so genau feststellen können.

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Wetten, dass? – Lang, lang ist`s her
Denn – wie gesagt, ich war im Zweiten, bei Thomas Gottschalk. Mit mir und unter anderen waren Peter Kraus, Helmut Dietl, Veronika Ferres, Harald Schmidt, Whitney Houston, Herbert Knebel und Modern Talking da. Nicht alle gleichzeitig (nur beim Schlußbild da haben sich alle auf einmal plus Blumen vor die Kameras postiert). Erst mal sind die mehr hintereinander angetreten. Die einen mehr zum Reden und Gummibärchenkauen, die anderen mehr zum Singen. (Die kriegen die Haribos sicher erst hinter der Kulisse. Wär' ja auch unbequem – die komplette Mundhöhle voller Gummibärchen und dann singen müssen. Versuch' Du das mal.) Reden und kauen beherrschen dagegen einige perfekt. Du, das fällt denen kaum auf. Die Ferres saß übrigens neben Helmut Dietl – auch auf dem Sofa, was ja weiter kein Wunder ist. Das machen die im richtigen Leben bestimmt genauso – es sei denn, der Dietl dreht gerade an einem Film und die Ferres geht zum Einkaufen (was die häufigerweise bei Käfer besorgt, hab ich neulich erst in der offiziellen Fachpresse gelesen). Mich siehst Du ja eher in den Gängen von Kaiser's, Contra, und ähnlichen Consorten meine Ware in den schiebbaren Korb stapeln. Apropos stapeln: Die Ferres hat später noch bewiesen – ich glaub' weil sie falsch gewettet hatte – daß sie durchaus in der Lage war gabelstapelnd durch den Saal zu fahren. Sieht man der gar nicht an, so auf den ersten Blick. «Daß das nicht etwa einfach sei» hat sie dann vorsichtshalber eingestanden. Ihr Helmut, der zeigte sich höchst angetan, am meisten von dem blauen Overall in dem sie auf dem Stapler saß. (Nachher hat sie sich dann aber wieder umgezogen – hinter der Kulisse, versteht sich.) Peter Kraus, auch auf dem Sofa, der konnte beides. Erzählen und – nicht und überziehen – das ist einzig Gottschalk's Problem. Der Kraus konnte ergiebig reden und singen. Nur seine neue CD, die hat er nicht so ohne weiteres aus der Innentasche seines Jacketts rausgekriegt.