Аннотация

Karin Bucha ist eine der erfolgreichsten Volksschriftstellerinnen und hat sich mit ihren ergreifenden Schicksalsromanen in die Herzen von Millionen LeserInnen geschrieben. Dabei stand für diese großartige Schriftstellerin die Sehnsucht nach einer heilen Welt, nach Fürsorge, Kinderglück und Mutterliebe stets im Mittelpunkt.
"Es ist unerhört!" eiferte sich ein kleiner dicker Mann. «Diebstahl an Bord!» Die Passagiere des Luxusdampfers standen in Gruppen zusammen und besprachen das unerhörte Vorkommnis. Ein Diebstahl – um Himmels willen! Es waren durchweg vornehme, zumindest begüterte und elegant gekleidete Menschen – und weit entfernt davon, die eigene Person mit dem überaus peinlichen Zwischenfall in Verbindung zu bringen. Ihre Wohlhabenheit umgab sie wie eine Schutzmauer gegen jeden Verdacht. Immer erregter wurden ihre Reden, tolle Vermutungen tauchten auf. Manche wußten plötzlich Einzelheiten – woher? Wie hieß die Täterin: Ilona Waagen? Das kleine hübsche Mädel? Nein, so was! Stenotypistin war sie? Kaum glaublich! Wie kam eine einfache Stenotypistin auf diesen Luxusdampfer? «Ich habe es gleich gesagt!» behauptete die reichlich angejahrte Gattin des dicken Mannes, der eben gesprochen hatte. «Die Person ist mir gleich verdächtig vorgekommen! Ich…» Sie stockte plötzlich.

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Karin Bucha ist eine der erfolgreichsten Volksschriftstellerinnen und hat sich mit ihren ergreifenden Schicksalsromanen in die Herzen von Millionen LeserInnen geschrieben. Dabei stand für diese großartige Schriftstellerin die Sehnsucht nach einer heilen Welt, nach Fürsorge, Kinderglück und Mutterliebe stets im Mittelpunkt.
Als Käthe Dickhoff aus dem Verwaltungsgebäude der Kerstinschen Fleisch- und Wurstwarenfabriken hinaus in die grelle Sonne tritt, muß sie ein wenig die Augen schließen. Sie ist eine schöne Frau mit dunkelglänzenden Haaren und warmen grauen Augen unter dunklen dichten Wimpern. Ihre Figur gleicht der einer Fünfundzwanzigjährigen, dabei ist Käthe Dickhoff siebenunddreißig Jahre alt und gehört zu dem alten Stamm der Fabrik. Schon als junges Mädchen hat sie in der Fabrik gearbeitet und sich seitdem durch seltenen Fleiß, Gewissenhaftigkeit und Zuverlässigkeit Ansehen erworben. Sie öffnet die Augen wieder, bleibt sekundenlang in der warmen Sonne stehen und glaubt, die blonden Haare ihres Sohnes Uwe zu erkennen, der beladen den Fabrikhof überquert. Aber sie kann sich auch täuschen. Sie hört das tiefe Brummen eines Wagens und springt schnell zur Seite. Die dunkle Limousine rollt an ihr vorbei, um auf dem weiten Hof zu wenden. Ein Schrei läßt sie herumwirbeln, und dieser Schrei pflanzt sich fort. Aus den Gebäuden kommen die Arbeiter und Arbeiterinnen gelaufen. In Käthe Dickhoffs Ohren schwillt das Kreischen der Bremsen zu einer Lawine an. Sie stürzt vorwärts. Jetzt weiß sie, daß es Uwe war, der diesen Schrei ausgestoßen hat. Der schwere schwarze Wagen steht. Käthe beachtet ihn nicht. Sie stürmt auf die Stelle zu, wo die Arbeiter einen Ring gebildet haben. Man macht ihr beinahe ehrfurchtsvoll Platz. «Uwe!» Sie sinkt neben der reglosen Gestalt auf die Knie. Da liegt ihr Sohn, der Halt ihres Lebens, der einzige Mensch, den sie abgöttisch liebt.

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"Wie lange gedenkst du, die Komödie noch fortzuführen?" Annette d'Albert, ein zierliches, temperamentvolles Per­sönchen, steht kampflustig, beide Hände in die Hüften gestützt, vor ihrer Cousine. Michaela läßt den schönen Kopf hängen. «Das weiß ich nicht, Annette», meint sie kläglich. «Ich weiß es wirklich nicht. Jetzt kann ich nicht mehr zurück. Zu sehr habe ich mich in Lügen verstrickt.» «Und warum, wenn man das wissen darf?» forscht Annette unerbittlich. Ihre blauen Augen sprühen. «Mein Gott, Annette, kennst du meinen Vater wirklich so schlecht? Er ist der gütigste, liebevollste Mensch, aber einen Dr. Stein würde er niemals als seinen Schwiegersohn aner­kennen.» Mi­chaela hat sich etwas aufgerichtet. In ihren wun­dersamen blaugrünen Augen steht helle Verzweiflung. Leise setzt sie hinzu: «Außerdem hat Friedrich Wilhelm bis jetzt noch kein Wort von Heirat gesprochen. Er hält mich für eine kleine Kunststudentin, die sich ihren Unterhalt selbst verdie­nen muß.» «Wenigstens in dieser Beziehung hast du nicht gelogen», wirft Annette trocken dazwischen.

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Geräuschlos schritt die Nonne zu dem Altar hin, beugte sich nieder zu der hier Knienden, tief ergriffen von dem Schmerz, den ihre Haltung und ihr Antlitz in gleicher Weise kundtaten. «Komtesse – Ihre Mutter ist soeben eingetroffen.» Die Frau erhob sich seufzend, warf sich, wie Schutz suchend, an die Brust der Nonne. «Ist man gekommen, um mir mein Kind wegzunehmen?» Nach einer kleinen Weile löste sie sich aus den Armen der Schwester. «Schwester Verena, gibt es eine Macht auf Erden, die befugt ist, Mutter und Kind voneinanderzureißen?» fragte Irmingard von Dronthem-Ghilen die vor ihr Stehende flehend. Tiefes Mitgefühl mit diesem unglücklichen, beinahe noch kindlichen Geschöpf trieb der Nonne Tränen in die Augen. Liebevoll strich ihre schlanke weiße Hand die Locken aus der Stirn der Komteß, zog die krampfhaft Schluchzende an ihre Brust und begann, mütterlich auf sie einzusprechen. «Komteß Irmingard! Kind! Beruhige dich, du wirst mir sonst krank! – Komm! Du weißt, deine Mutter wird leicht ungeduldig.» Ein trauriges Lachen kam von den Lippen Irmingards. «Ach, krank! Was tut das schon! Was gilt mir das Leben ohne mein Kind!» Mit einer heftigen Bewegung riß sie sich los, eilte hin zu dem Altar und warf sich erneut auf dessen Stufen nieder. "Mutter Maria!

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Karin Bucha ist eine der erfolgreichsten Volksschriftstellerinnen und hat sich mit ihren ergreifenden Schicksalsromanen in die Herzen von Millionen LeserInnen geschrieben. Dabei stand für diese großartige Schriftstellerin die Sehnsucht nach einer heilen Welt, nach Fürsorge, Kinderglück und Mutterliebe stets im Mittelpunkt.
Rudolf Hermann hat noch nie einen Chauffeur benötigt. Auch jetzt steuert er den schweren Wagen durch die Toreinfahrt, hält vor dem langgestreckten Gebäude, in dem seine Geschäftsräume untergebracht sind, und ehe er aussteigt, verharrt er eine Weile regungslos hinter dem Lenkrad. Der Mann, der immer in Bewegung ist, von dem man nur rastloses Schaffen gewohnt ist, sitzt zusammengeduckt hinter der Windschutzscheibe und starrt aus brennenden, todernsten Augen ins Leere. Eine grenzenlose Gleichgültigkeit ist über ihn gekommen, und nur der eine Wunsch beherrscht ihn, einmal die Augen zu schließen, nichts denken zu müssen und ruhen – ruhen. Aber da sind Gedanken wie tausend Ameisen, die sein Gehirn durchwühlen. Immer wieder laufen sie auf das eine zu: Ich bin erledigt! Ich bin restlos fertig! Alles Schaffen, das aufreibende Schuften war umsonst. Es ist zu Ende mit mir. Er schließt die Augen. Jetzt müßte ein Mensch neben ihm stehen, der ihm sanft über die heiße Stirn streift. Kühle, wohltuende Hände müßten da sein. Ein weicher Mund müßte gute, sanfte Worte zu ihm sagen und ihm bestätigen, daß er nichts versäumt hat, daß er schuldlos ist an diesem geschäftlichen Zusammenbruch. Ja – und dieser Mensch mußte Stefanie, seine Frau, sein, die er doch als blutjunger, unerfahrener Mensch geheiratet hat, weil er sie sinnlos liebte. Nur für sie und für die rasch aufeinander folgenden Kinder hat er geschuftet. Ihnen hat er ein sorgloses Leben bieten wollen. Alles, was er einst als Sohn eines Maurerpoliers entbehren mußte, hat er seiner Frau und den Kindern geschaffen. Er hat schweigend zugesehen, wie sie das Geld sinnlos zum Fenster hinauswarfen, weil er spürte, daß sie nur dann glücklich waren. Und er hat in dieser seltsamen Ehe das Lachen immer mehr verlernt. Langsam steigt er die Stufen zum Eingang empor, geht den langen Korridor und an den Glastüren vorüber.

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Eröffnung der Wintersaison in der Pariser Opéra. Die Place de l'Opéra scheint zu klein für die chromblitzenden Wagen, die in endloser Kolonne über die Boulevards heranrollen, vor dem Portal der Opéra halten, ihre Gäste aussteigen lassen und sich dann auf die Parkplätze verteilen. Obgleich der sich seinem Ende zuneigende Tag ein Herbsttag war, ist die Luft flirrend weich und süß – wie im Frühling. Sie ist so verlockend, dazu das große gesellschaftliche Ereignis, der Wiedereröffnung der Opéra, daß ein nicht endenwollender Strom Neugieriger am Haus der Musen vorüberzieht. Wenigstens die Auffahrt der eleganten Wagen will man gesehen haben. Der heutige Abend steht ganz im Zeichen des Balletts. An den Litfaß­säulen, auf den Programmen prangt in großen Lettern der Name des weltbekannten und berühmten Geschwisterpaares Cary. Sie sind bezaubernd, diese beiden talentierten Geschöpfe, die sich äußerlich wie ein Ei dem anderen gleichen, nur die Farbe des Haares ist von einem geradezu faszinierenden Kontrast: die eine tiefschwarz – die andere silberblond. Barbara und Bettina Cary! Auch der Großindustrielle Alexander Kostan findet die beiden Tänzerinnen allerliebst. Vor allem Barbara, die mit den dunklen Locken, verehrt er ganz besonders. Er hat sich an ihre Fersen geheftet, nachdem er auf einem Schiff nach den USA Gelegenheit hatte, sie bei einer Wohltätigkeits-Veranstaltung zu bewundern. Aber sie führten auf allen Reisen ein sehr zurückgezogenes Leben, die beiden Tänzerinnen, von ihrem Vater und zwei Bediensteten behütet und betreut. Alexander Kostan ist es nicht gelungen, sich Barbara irgendwie zu nähern, obgleich er nichts unversucht ließ. Wie vernarrt in dieses zarte Geschöpf, hat er ihr folgen müssen, über vier Erdteile hinweg. Fast täglicher Gast war er bei ihren Auftritten, und täglich wanderten die kostbarsten Blumenarrangements in die Garderobe Barbaras. Die Blumen wurden angenommen, die teuren, äußerst wertvollen Angebinde dagegen beharrlich zurückgesandt. Nun ist er dem berühmten Geschwisterpaar auch nach Paris gefolgt, um zugleich einen für ihn sehr wichtigen Verkauf zu tätigen, nämlich ein Haus in der Rue de Rivoli, das ihm durch ein Erbe mütterlicherseits zugefallen ist und das er überhaupt noch nicht kennt. Augenblicklich wohnt er im Ritz. Er hätte zu dieser Eröffnungsvorstellung auch zu Fuß in die Opéra gehen können.

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"Meine Tochter ist verreist?" fragte Iris Mayring erstaunt auf die Mitteilung des Mädchens Gerda. «Herr Doktor holte Fräulein Ingrid ab und übergab mir dieser Brief.» Gerda händigte Frau Iris das schmale Kuvert aus, das diese überlegend in den Fingern drehte. Dann war sie allein. Liebste Muschi-Mutti! Ich muß sofort dringend nach Berlin fahren. Ich habe Ingrid mitgenommen. Entschuldige, daß wir Dich vorher nicht benachrichtigt haben. Wir haben reihum telefoniert, Du warst jedoch bei keinem unserer Bekannten zu erreichen. Wir hoffen, morgen wieder hier zu sein. Iris Mayring ließ den Brief sinken. Ihr schönes Gesicht sah müde und bleich aus. Nein, Michael hätte sie nicht finden können. War sie doch stundenlang umhergeirrt, ohne Ziel, bis sie sich matt, an allen Gliedern wie zerschlagen, wieder in ihrem Heim eingefunden hatte. Iris Mayrings Hände fuhren nach dem Kopf. Sie fand sich in dem Wirrwarr ihrer Gedanken nicht mehr zurecht. Begonnen hatte dieser Zwiespalt mit einer kurzen Zeitungsnotiz. Eine kleine Zeitungsnotiz war fähig gewesen, in ihren Seelenfrieden einzubrechen wie ein beutegieriger Wolf in eine Herde Schafe. Ihre Augen suchten scheu die Zeitung.

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Geschieden! Beide schuldig geschieden! Brigitte Markhoffs Kopf sank tief auf die Brust. Sie hatte jeden Sinn für ihre Umgebung verloren. Ihre Hände umkrampften das harte Holz der Bank, auf der sie noch immer saß. Erst als ihr Anwalt zu ihr trat, besann sie sich. «Was ist mit dem Kind, Herr Doktor?» fragte sie angsterfüllt. schien, als wäre plötzlich wieder die alte Leidenschaft, mit der sie in dem Ehescheidungsprozeß um das Kind gekämpft hatte, in ihr erwacht. «Was ist mit meinem Kind?» «Das Kind wurde Ihnen zugesprochen!» «Großer Gott – ich danke dir», sagte sie leise und lehnte sich aufatmend zurück. Der Schein eines Lächelns irrte um ihren Mund. Nun gehörte das Kind ihr, ihr ganz allein! Das kleine, empfindsame Seelchen blieb in ihrem Schutz. «Ihrem Mann steht aber das Recht zu, das Kind von Zeit zu Zeit zu sehen», unterbrach der Anwalt Brigittes Gedanken. Mechanisch nickte sie. Was bedeuteten ihr diese Worte in dem berauschenden Glücksgefühl!

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Mühelos fährt der schwere Wagen den Hang hinauf, vorbei an kleinen Bergen von Schnee, die den Weg säumen. Bäume, schnee­verhangen, im Mondlicht glitzernd, huschen vor­über, und dann biegt er in die Einfahrt ein und gleitet lautlos vor den Eingang des hellerleuchteten Hauses. Dr. Jürgen Wellhof greift nach dem Paket, das sorgfältig verpackt neben ihm gelegen hat. Ehe er das Haus betritt, gleitet sein Blick über die Front des Hauses mit den breiten, tiefen Fenstern. Man schreibt den achten Dezember. Wie eine Kostbarkeit trägt er das Paket in der Hand. Es ist eine Kostbarkeit für ihn und für die liebste, geliebte Frau, die er damit überraschen will. Schon in der Diele umfängt ihn die warme, anheimelnde Atmo­sphäre des Hauses und, nachdem er seine Garderobe dem Mädchen übergeben hat, muß er sekundenlang die Augen vor dem Glanz schließen, der ihm aus dem Wohnzimmer entgegenstrahlt. Überall Blumen, Blumen. Dunkelrote Rosen in schier verschwenderischer Fülle füllen die wertvollen Vasen und verbreiten einen süßen, be­rau­schen­den Duft. Dazwischen Kerzen in silbernen Leuchtern und inmitten von Tannengrün. Die Schiebetür ist geöffnet, und er sieht im Nebenzimmer die festlich gedeckte Tafel. Auch hier brennen nur Kerzen. In zwanglo­sen Gruppen stehen die wenigen Gäste. Es ist ein kleiner intimer, aber auserlesener Kreis. Doktor Wellhof kennt sie seit Jahren. Sei­ne hellen Augen suchen nur eine, und da löst sie sich schon aus einer Gruppe. Im schwarzglänzenden Abendkleid von raffinierter Einfachheit, die hohe, schmale Gestalt vorteilhaft zur Geltung bringend, kommt sie auf ihn zu. Ihr rassiges Gesicht scheint heute nur von den dunklen Augen beherrscht zu sein.

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Karin Bucha ist eine der erfolgreichsten Volksschriftstellerinnen und hat sich mit ihren ergreifenden Schicksalsromanen in die Herzen von Millionen LeserInnen geschrieben. Dabei stand für diese großartige Schriftstellerin die Sehnsucht nach einer heilen Welt, nach Fürsorge, Kinderglück und Mutterliebe stets im Mittelpunkt.
Unablässig wanderte Olaf Bergner in der weitläufigen Halle hin und her. Bis unter das Dach waren seine Schritte zu hören, denn eine geradezu unheimliche Stille herrschte in dem märchenhaften Haus, das Percy Hudson seiner einzigen Tochter und dem geliebten Schwiegersohn hatte erbauen lassen. Manchmal unterbrach Olaf ruckartig seine Wanderung, lauschte mit vorgeneigtem Oberkörper und vernahm kurze aber durchdringende Schreie, die aus dem ersten Stockwerk zu ihm drangen. Dann sah es aus, als wolle er vorwärts stürzen, die breite gewundene Treppe empor, in die Zimmer seiner geliebten Evelyn, die ihre schwerste Stunde durchkämpfte. Doch er bezwang sich. Nur die Rechte legte er an seinen Hals und atmete tief und erregt, als wolle ihm die Angst, die unbeschreibliche, wahnsinnige Angst um das geliebte, kostbare Leben die Luft abschnüren. Der Hausarzt, Doktor Jefferson, hatte ihn in seiner trockenen, energischen Art aus dem Zimmer gewiesen und zur Geduld ermahnt. Der Arzt hatte gut reden, ihn tatenlos dieser Nervenprobe auszusetzen. Was wußte er, was Evelyn, die geliebte Frau, ihm bedeutete? Treueste Lebenskameradin! Vorbildliche Repräsentantin seines Hauses. Zärtlichste Geliebte! Mutter, Elternhaus und Heimat zugleich. Alles hatte er in ihr gefunden in seiner fast fünfzehnjährigen Ehe mit ihr, die jetzt die Krönung durch die Geburt des ersten Kindes erfahren sollte. «Wenn das noch lange so weiter geht, Olaf, werde ich wahnsinnig», hörte er Percy Hudsons Stimme aus der Tiefe eines der zu gemütlichen Plauderecken gruppierten Sessel kommen. Wie aus schwerem Traum erwachend, strich Bergner sich über die brennenden Augen. Die Anwesenheit des Schwiegervaters hatte er völlig vergessen. «Schrecklich! Schrecklich, Papa!»