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Als ihr Mann Rüdiger sie verlässt, bricht für Roxanne eine Welt zusammen. In ihrem Schmerz ist sie nahezu handlungsunfähig und vernachlässigt sich und ihre 8-jährige Tochter Jennifer. Da holt ihr Vater, Alfred Konrads, sie zu sich nach Hause und versucht, sie wieder aufzubauen. Jennifer vermisst ihren Vater und leidet sehr unter den neuen Verhältnissen, die sie sich nicht erklären kann…
Bea Martens, eine gutaussehende zierliche Frau von sechsundsechzig Jahren, zog sich einen leichten Mantel über und verließ das Doktorhaus. Seit einigen Monaten lebte sie jetzt schon bei ihrem Sohn, dem Chirurgen Dr. Kay Martens, und ihrer Tochter, der Kinderärztin Dr. Hanna Martens. Bea dachte daran, daß es eine glückliche Entscheidung gewesen war, nach dem Tod ihres Mannes zu ihren Kindern zu ziehen. Sie hatte sich lange gesträubt, ihr Heim in Freiburg im Breisgau aufzugeben. Jetzt konnte sie sich jedoch gar nicht mehr vorstellen, ohne ihre Kinder zu leben. In dem großen Bungalow hinter dem Klinikpark hatten ihr Sohn und ihre Tochter getrennte Wohnungen. Die beiden Zimmer, in denen Bea lebte, lagen neben der Wohnung von Hanna. Bea war stolz auf ihren Sohn und ihre Tochter. Kay und Hanna führten seit einigen Jahren die Kinderklinik Birkenhain, die weit über die Grenzen des Heidestädtchens Ögela hinaus einen hervorragenden Ruf genoß. Traurig stimmte Bea nur, daß ihr Mann, der Arzt Professor Dr. Günter Martens, den Erfolg und das Glück, das Kay und Hanna in ihrem Beruf fanden, nicht mehr miterleben durfte. Auf einmal sah Bea ihre Tochter von der Klinik her auf das Doktorhaus zukommen. Hanna Martens war eine Schönheit von dreißig Jahren. Blondes gelocktes Haar umrahmte ein zartes klares Gesicht. »Mutter, du willst weggehen?« fragte Hanna, als sie herangekommen war. »Ja, Hanna… Erika und Peter Schneider haben heute morgen ihr ­Adoptivkind bekommen. Zur Feier des Tages haben sie mich zum Kaffee eingeladen«

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Das kleine Mädchen starrte mit verzücktem Gesichtsausdruck die vielen einfallsreich geschmückten Wagen des Festzugs an. «Schön», sagte es immer wieder hingerissen. «Schön.» Und jedesmal, wenn ein neuer, scheinbar noch üppiger geschmückter, unter der Last der aufwendigen Dekorationen aus Heidekraut und Blumen schier zusammenbrechender Wagen vorbeifuhr, hörte man wieder dieses ergreifende «Schön». Die junge, auffallend zierliche Frau fand die so überschwenglich geäußerte Begeisterung des kleinen Mädchens mit den großen Brombeeraugen und den schwarzen Kringellöckchen einfach goldig. Und deshalb dachte sie auch nicht daran, den hart erkämpften Platz am Straßenrand zu räumen, obwohl das Gedränge und Geschiebe der anderen Zuschauer bisweilen unerträglich wurde. Es handelte sich um Mutter und Tochter, wie man nicht auf den ersten Blick sehen konnte, denn die Ähnlichkeit offenbarte sich erst beim zweiten Hinsehen. Das freundlichsanfte Lächeln hatte die kleine lebhafte Angelina, die ein eher südländisches Aussehen besaß, von ihrer blonden blauäugigen Mama übernommen, deren liebenswertes natürliches Wesen sie glücklicherweise geerbt hatte. Mutter und Tochter verstanden einander bestens und hingen mit großer Zärtlichkeit aneinander. Die Harmonie dieser Beziehung, die spannungsfrei war und geprägt von unglaublichem gegenseitigem Verständnis, offenbarte sich auch dem flüchtigen Zuschauer, weil leider sehr selten, und so streifte manch bewundernder Blick die hübsche junge Frau und das dunkelhaarige kleine Mädchen im knallroten Sommerkleid. Das hatte einzig Augen für den Festzug, der an diesem Sonntag, dem letzten im August, in Schneverdingen stattfand, dem geliebten Ferien- und Luftkurort am Westrand des Naturschutzgebiets in der derzeit herrlich blühenden Lüneburger Heide. Und wieder seufzte es: «Schön. Oh, wie schön!» «So sehr gefällt dir der Festumzug, Angelina?» erkundigte sich Annette von Herkensee bei ihrer kleinen Tochter. «O ja. Es ist alles so schön, Mami», rief das sechsjährige Mädchen und ließ den Festumzug nicht aus den Augen. "Schön, oh, sieh doch nur, wie schön dieser Wagen ist.

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Hanna Martens lächelte Dr. Frerichs zu, als er sich erhoben hatte und nun sagte: «Wenn es Ihnen recht ist, gehe ich schon mal zur Station und bereite alles vor. Sie brauchen dann nur noch die Fäden zu ziehen.» «Ich bin ganz sicher, daß Sie es ebensogut könnten wie ich», warf Hanna ein und hatte das Gefühl, sich verteidigen zu müssen, obwohl niemand sie angeklagt hatte. Aber der junge Arzt lachte sie nur fröhlich an. «Ist schon gut, Chefin. Sie brauchen sich nicht für etwas zu entschuldigen, für das Sie nicht können, was aber trotzdem ungeheuer vorteilhaft ist. Die Kinder mögen Sie nicht nur, sie lieben Sie. Bei Ihnen tut alles nur halb so weh wie bei uns anderen, obwohl wir uns, weiß der Himmel, alle Mühe geben, nach Möglichkeit Schmerzen zu vermeiden. Ihnen gelingt alles, was bei uns nur ein Versuch bleiben muß. Und deshalb macht es mir auch absolut nichts aus, nachher, wenn Sie bei dem kleinen Jan die Fäden ziehen, Assistent zu sein.» Frerichs hob die Hand, winkte Hanna noch einmal zu, nickte Kay, der lächelnd hinter seinem Schreibtisch saß, fröhlich zu und verschwand aus seinem Sprechzimmer, um zur Station zu gehen. Hanna, die ihrem jungen Kollegen gedankenvoll nachgesehen hatte, wandte sich nun ihrem Bruder zu und wollte gerade eben etwas sagen, als das Telefon auf dem Schreibtisch schrillte. Kay langte nach dem Hörer und meldete sich. Sein Gesicht wurde ein wenig ratlos, als er wiederholte: «Aus Berlin? Und die Dame hat ihren Namen nicht nennen wollen? Na schön, Martin, stellen Sie durch. Ich werde den Namen der Dame schon erfahren.» Während Kay wartete, sah er Hanna an, hob ratlos die Schultern und schien dann völlig zu versteinern, als er in den Hörer lauschte.

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Regina Storm sah auf die Uhr. Sie konnte nicht verhindern, daß sie laut seufzte. Ihr Blick fiel auf den sorgfältig gedeckten Tisch. Ihre Brust hob und senkte sich erneut. «Mami», meldete sich da ihr vierjähriger Sohn zu Wort: «Mami! Ich habe Hunger.» Er kam herangesprungen und streckte ihr, die Hände entgegen. Regina hob ihren Sohn hoch und setzte ihn auf ihren Schoß. Gedankenverloren strich sie ihm durch, das dunkle Haar. Wo blieb Claus nur schon wieder? Heute hatte er mit ihnen zu Abend essen wollen. Ihre Lippen preßten sich aufeinander. Benno bekam seinen Vater kaum noch zu Gesicht. Und auch sie fühlte sich vernachlässigt. Wenn Claus endlich nach Hause kam, dann war er abgespannt und brachte seinen Mund kaum noch auf. «Mami, bekomme ich ein Stück Wurst?» Ehe seine Mutter antworten konnte, hatte er sich nach vorn gebeugt und sich eine Scheibe Wurst vom Tablett gezogen. «Ich habe solchen Hunger», sagte er und schob sie sich blitzschnell in den Mund.

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"Bäckerei Eggert", stand in großen Buchstaben über der Tür des kleinen Geschäftes, der einzigen Bäckerei in Wismor, einem kleinen Ort in der Heide. Über der Backstube und dem Verkaufsraum befand sich die geräumige Wohnung der Familie Eggert. Hier wohnten Gerrit Eggert, seine Frau Ariane und deren vierjähriges Töchterchen Tanja. Mit im Haushalt lebten Arianes Mutter Rosa Bertram und deren Mutter, Oma Henny, eine alte Dame von sechsundsiebzig Jahren. Der Geselle Hans und der sechzehnjährige Lehrjunge Peter wohnten im Ort bei ihren Familien. Ariane Eggert war eine sehr hübsche Frau von sechsundzwanzig Jahren. Das leichtgewellte, haselnußbraune Haar trug sie in der Mitte gescheitelt, und es ließ sie noch wesentlich jünger wirken. Viel Zeit konnte Ariane ihrer kleinen Tochter Tanja nicht widmen, weil sie die Verantwortung für den Verkauf im Geschäft hatte. Tanja war ein niedliches Mädelchen von vier Jahren. Auch sie hatte haselnußbraunes, aber naturkrauses Haar, ein wirres Wuschelköpfchen. Sie war ein zierliches, kleines Mädchen, manchmal zärtlich Schnuffelchen genannt. Arianes Mutter half im Geschäft mit aus. So blieb die Vierjährige vor allem zu den Stoßzeiten hauptsächlich unter der Obhut ihrer Uroma, an der sie mit zärtlicher Liebe hing. Die Oma Henny wußte so wunderschöne Geschichten zu erzählen, und das war für die Kleine immer etwas ganz besonderes. Es war ein herrlicher Sommertag, ein Freitag. Wie immer gab es an diesem Tag sehr viel unten im Geschäft zu tun, und Ariane rief nach ihrer Mutter, die sofort bereitwillig half. «Was macht die Kleine, Mutter?» wollte Ariane wissen und sah ihre Mutter fragen an. "Was wohl, Ariane?

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Dr. Hauser nahm die Hand vom Steuer seines Wagens und fuhr sich damit über das angespannte Gesicht, als ließe sich dadurch die Müdigkeit verscheuchen und der Blick für die Straße schärfen. Das Unwetter, das sich den ganzen Tag über mit einer drückenden Schwüle angekündigt hatte, lag jetzt mit einer tiefen bleiernen Schwärze über der Heidelandschaft. Blitze zerrissen die Dunkelheit, und der Donner hieb beängstigend in die Stille. Ein Blick auf die Uhr am Armaturenbrett zeigte ihm, daß es bereits gegen elf Uhr abends war, und machte auch deutlich, wie lang der Tag wieder einmal für ihn gewesen war. Das Wetter hatte den Kreislauflabilen zugesetzt, das hatte ihm seine überfüllte Sprechstunde am Morgen gezeigt und die vielen Hausbesuche danach. Der vorläufig letzte Patient für heute war der Landwirt Behrend draußen in der Heide gewesen, und da der alte Mann zusätzlich an Asthma litt, hatte es eine Weile gedauert, bis er ihn ruhiggestellt hatte. Ein Notruf über Funk war inzwischen auch nicht mehr gekommen, und deshalb galt sein ganzes Wünschen nun einer ungestörten Nachtruhe. Als es zu regnen begann, nahm er das Gas weg und konzentrierte sich auf das nasse Band der Straße, welches unter dem Licht der Scheinwerfer mit spiegelnden Reflexen reagierte. Heftige Sturmböen kamen auf und beugten die Büsche an den Straßenrändern, entrissen ihnen lose Zweige und Blätter und nahmen sie wie auf einer wilden Flucht mit sich fort, während der Regen gegen die Windschutzscheibe schlug. Das Gewitter entlud sich nun mit seiner ganzen Kraft und verwandelte die stille Landschaft für Augenblicke in einen Hexenkessel, so daß der Wagen auf der menschenleeren Straße beinahe zum Stehen kam. Dr. Hauser ertrug die Anstrengungen, welche der Beruf des praktischen Arztes in einer ländlichen Gegend so mit sich brachte, mit Gelassenheit. Er hatte es so gewollt und akzeptierte die langen Tage. Seitlich von ihm tauchte jetzt die Kinderklinik Birkenhain auf. Die vielen Lichter ließen das ehemalige Schlößchen erscheinen wie eine feste Oase im Aufruhr des Wetters, während die Birken, die sie umstanden, in den wilden Wettertanz mit einbezogen schienen. Jetzt war es nicht mehr weit bis Ögela, und er atmete auf. Seit einem Jahr war er als niedergelassener Arzt in dem Heideort tätig und fühlte sich dort bereits sehr zu Hause. Die Bevölkerung hatte ihn gleich angenommen, obwohl sein Vorgänger in der Praxis sehr beliebt gewesen war, und es schon von daher für jeden Nachfolger schwierig sein mußte, das Vertrauen der Menschen auf sich zu ziehen. Der alte Dr.

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Das Gesicht des kleinen Mädchens zeigte Unsicherheit, die sich langsam in Angst verwandelte. Mit in den Nacken zurückgelegtem Kopf sah Melanie zu Ralf empor, der wie sie sechs Jahre alt war und mit ihr in die Schule ging. Nicht nur das – sie saßen auch noch nebeneinander. Eigentlich war das nicht üblich, aber Melanie hatte wieder einmal die Initiative ergriffen und der Lehrerin klargemacht, daß sie miteinander im Kindergarten gewesen seien, daß sie Nachbarn seien und es sogar eine Lücke in der großen Hecke zwischen ihren Grundstücken gab, durch die sie hindurchschlüpfen konnten, wenn sie einander sehen wollten. Nun, und das wollten sie eigentlich immer, weil sie niemals müde wurden, einander alles zu erzählen, was sie gerade bewegte. Jedenfalls hatte Melanie Frau Häuser, der Lehrerin, klargemacht, daß sie und Ralf Schüller nebeneinander sitzen wollten. Frau Häuser hatte Verständnis gezeigt und nachgegeben. Und es hatte sich erwiesen, daß Ralf Schüller und Melanie Breitner gute Schüler waren, über die man keine Klage führen mußte. Sie waren aufgeweckt und aufmerksam im Unterricht, arbeiteten mit und halfen einander, wenn es bei einem von ihnen mal Schwierigkeiten gab. Ralfs Vater, Richard Schüller, hatte in der Stadt eine große Büroetage. Industrieberatung nannte man das. Ralf hatte sich noch nie so richtig dafür interessiert. Er wußte nur, daß sein Vater, an dem er mit allen Fasern seines Herzens hing, oft sehr viel zu tun und demgemäß sehr wenig Zeit hatte, sich mit seinem kleinen Sohn zu beschäftigen. Ralfs Mutter war vor drei Jahren bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Und so kümmerte sich Frau Schmittchen, die Haushälterin, um den Jungen, verwöhnte ihn nach Strich und Faden und wachte eifersüchtig darüber, daß er seine Mahlzeiten pünktlich einhielt und genug Zeit zum Spielen hatte. Ihre Devise hieß: «Das Leben ist so kurz, und manchmal ist es gar nicht schön, erwachsen zu sein. Da soll man wenigstens den Kindern eine möglichst schöne Kindheit geben.» Melanie lebte allein mit ihrer schönen Mutter, die Kinderbücher illustrierte und das daheim besorgen konnte. Melanies Vater hatte sich vor einem Jahr von seiner Frau getrennt, weil er, wie er sich ausdrückte, sich endlich selbst verwirklichen wollte. Das bedeutete aber nur, daß er mit der jungen Frau, die er kennengelernt hatte, zusammenziehen wollte.

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Wenn man Jörg Markmann kennenlernte, hätte man ihn für jünger gehalten, als er in Wirklichkeit war. Der Elfjährige haßte es geradezu, wenn man erstaunte Augen machte, nachdem man erfuhr, daß er schon elf und nicht etwa erst acht Jahre alt war. Dabei konnte man keineswegs behaupten, daß Jörg mädchenhaft wirkte – beileibe nicht. Er war nur eben ein bißchen kleiner und schmaler als die anderen. Daß er noch wuchs und bestimmt noch ordentlich zulegen würde, bis er erwachsen war, konnte ihn nicht über seinen heimlichen Kummer hinwegtrösten. Wenn er seinen Vater betrachtete, kam er sich noch winziger vor. Achim Markmann war äußerlich das, was man sich unter einem «richtigen» Mann vorstellte – groß, beinahe vierschrötig, mit unheimlicher Kraft, die man ihm schon anmerkte, wenn man ihm nur die Hand gab. Seine Stimme war tief und veränderte sich, wenn er ärgerlich oder gar wütend wurde. Alle seine Mitschüler in Ögela bewunderten Jörgs Vater. Hinzu kam, daß er auch noch einen außergewöhnlichen Beruf ausübte, der auf Kinder mit Phantasie auch noch ganz besonders wirkte. Achim Markmann war nämlich in der Strafanstalt des nahen Städtchens Celle Gefängnisaufseher! Jörg fand es manchmal gar nicht spaßig, wenn er auf den Beruf seines Vaters angesprochen wurde. Er konnte die Auskünfte, die die anderen von ihm erwarteten, gar nicht geben, weil sein Vater daheim eben nur Vater war und kaum über seine Arbeit sprach. Mit einem Wort gesagt, er war ein ganz normaler Vater, und Jörg wünschte ihn sich gar nicht anders. Er wünschte sich einfach nur, einmal so groß und stark wie er zu sein, das war alles. Jörg Markmann war kein Streber, aber er war ein guter Schüler, der wunderbar mitkam und seinen Kameraden dann und wann auch helfen und erklären konnte, was sie nicht verstanden hatten. Alles in allem – er war ein Kind, das seinen Eltern kaum Sorgen bereitete. Und gerade das sollte mit einem Schlag anders werden. Achim Markmann war heute pünktlich heimgekommen, ganz so, wie er es Jörg versprochen hatte.

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Die junge Frau mit den tizianroten Haaren und den grünen Augen ging unruhig in dem großen Wohnraum des hübschen Bungalows auf und ab. Immer öfter sah sie mit gerunzelten Augenbrauen auf die Uhr. Es war schon neunzehn Uhr, und Nils war immer noch nicht nach Hause gekommen. Dabei hatte sie ihm am Mittag befohlen, spätestens um siebzehn Uhr daheim zu sein. Überhaupt, seit sie sich von ihrem Mann Guido getrennt hatte, wurde der Junge von Tag zu Tag schwieriger. Manchmal war er sogar aggressiv und aufsässig. Seit vor drei Monaten die endgültige Scheidung von Guido ausgesprochen worden war, war es besonders schlimm geworden. Doch es gab auch Augenblicke, in denen Nils ihr nicht von der Seite wich. Madlon van Enken war zweiunddreißig Jahre alt. Sehr früh schon hatte sie ihre erste große Liebe geheiratet. Kaum achtzehn Jahre alt war sie damals gewesen. Ihrer beider Glück schien vollkommen, als sehr bald Nils geboren wurde. Doch das war alles schon lange her, lag schon so weit in der Vergangenheit. Für Madlon zählte jetzt nur ihr Jungey, für den sie das Sorgerecht erhalten hatte. Ja, das Sorgerecht hatte sie zwar, doch Nils verzehrte sich selbst nach diesen langen Monaten der Trennung noch immer nach seinem Vater. Heute war ihr, wie schon so oft, wieder einmal der Verdacht gekommen, daß Nils Geheimnisse vor ihr hatte. Vielleicht traf er sich heimlich mit seinem Vater. Wenn es tatsächlich so war, mußte sie umgehend dafür sorgen, daß diese Zusammenkünfte ein für allemal aufhörten. Würde sie jetzt nicht eingreifen, käme Nils niemals zur Ruhe. Er mußte endlich akzeptieren, daß sie keine Familie mehr waren.

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Die junge Frau trat auf die Terrasse hinaus und blickte über hübsche Blumenbeete, die schnurgeraden Wege und den unablässig plätschernden Springbrunnen hinweg. Hinter der erst im März neu gesetzten und daher noch recht mickrigen Kiefernhecke dehnten sich unter einem weiten Himmel bis zum Horizont kupferbraune Heideflächen aus, nur hin und wieder unterbrochen von silbrig-schlanken Moorbirken und dunklen Wacholderbüschen. In dieser urwüchsigen Landschaft nahm sich der städtisch anmutende, akkurat gepflegte Garten schon seltsam aus. Noch auffallender, direkt exotisch wirkte vor dem schlichten Hintergrund der ebenfalls erst kürzlich fertiggestellte elegante Bungalow. Die heiße Luft zitterte und flimmerte. Still und staubig lag die Heidelandschaft im goldenen Sonnenschein da. Der unverwechselbare würzige Heideduft, eine Mischung aus Wacholder und Schafgarbe, Ginster und Besenheide, stieg in den Sommerhimmel. Eine seltsam mürrische Trägheit war über die junge Frau gekommen. Sonja Gelbrecht verschränkte die Arme vor der Brust und seufzte. Ihr verdrossener Blick folgte einer Feldlerche, die in das Blaßblau des Himmels hinaufstieg und dabei ihr jubelndes Lied schmetterte. Sonjas Miene drückte aus, was sie empfand: Langeweile, unerträgliche, bitterböse, peinigende Langeweile. Es war windstill und schwül. Die Sonne stach durch den weißen Wolkenschleier auf die ausgetrockneten staubigen Wiesen und Felder nieder. Pausenlos riefen Ringeltauben aus den Büschen jenseits der Wiese, und die Feldgrillen schrillten unaufhörlich am Wegrain. Die junge Frau mit dem hübschen Gesicht, das jetzt allerdings große Ähnlichkeit mit dem eines verwöhnten, gesättigten Kindes hatte, gähnte ausgiebig und fragte sich gereizt, was, zum Teufel, die Leute an dieser Heidelandschaft fanden. Sie konnte jedenfalls nichts Aufregendes an der schwülen staubigen Stille finden. Nie zuvor in ihrem Leben hatte sie sich so entsetzlich gelangweilt wie jetzt. Und das wohl Schlimmste war, daß alle Welt sie um ihr Glück beneidete, auf dem Land zu leben. Jawohl, dachte Sonja spöttisch und seufzte schon wieder, ich habe wahrhaftig das Große Los gezogen. Das ganz Große Los sogar.