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       Immer gegen Kopfweh:Mechthild-Brunnen auf dem Schatzberg

      Gegenüber von Andechs aber, auf der anderen, der westlichen Ammersee-Seite liegt der Schatzberg, der schließt sein tiefes Geheimnis heimlich in sich ein. Und da geht es um weit mehr.

      Mit der heiligen Mechthild begegnet uns eine der großen und frommen Frauen aus dem Geschlecht der Grafen von Dießen-Andechs. Sie wurde Anfang des zwölften Jahrhunderts – und hundert Jahre nach Kunigunde – als Tochter von Graf Berthold II. geboren.

      Eine frühe »Karriere« in Richtung Heiligkeit ist von den Eltern eingeleitet worden, wahrscheinlich aber nicht nur zur Freude der damals Fünfjährigen: Denn ihre Eltern übergaben sie den Augustinerinnen im Kanonissenstift St. Stephan in Dießen. »Zur Erziehung«, so wird berichtet. Wie wird sich das junge Mädchen gefühlt haben? War solch eine Erziehung streng oder liebevoll verstehend? Wir wissen es nicht. Sicherlich aber wurde das religiöse Ur-Talent rechtzeitig erkannt und auch gefördert. Berichtet ist uns lediglich, dass die junge Mechthild sich bald durch eine außerordentliche Frömmigkeit ausgezeichnet hätte.

      Die erziehenden Schwestern wunderten sich nicht wenig. Denn Mechthild, jene auffallend stille Schülerin mit Charisma, verbrachte täglich mehrere Stunden vor dem Altar der Stiftskirche. Inniglich im Gebet versunken, ja oft gänzlich weggetreten schien sie, wenn man sie dort kniend fand.

      Es gibt wohl kein besseres Konzentrations- und Gedächtnis-Training als das Gebet zum lebendigen Gott. Mechthild wird sich in dieser Zeit bei der Begegnung mit sich selbst und mit Gott vollends klar geworden sein in der so wichtigen Frage: »Was will ich vom Leben?«

      Dann, als sie das entsprechende Alter erreicht hatte, »nahm sie den Schleier«. Das bedeutet, dass sie nun als Augustiner-Chorfrau ihr Gelübde ablegte.

      Manche Menschen haben »es«, manche haben es nicht. Das Ge heimnis: Führungsqualitäten! Bald darauf wurde sie bereits Priorin.

      Aber die geistliche und weltliche Karriere ging weiter. Im Jahre 1153 (fünf Jahre vor der Münchner Stadtgründung) berief sie der Augsburger Bischof zum ehrenvollen und hohen Amt der Äbtissin. Sie zögerte zunächst, doch dann schaltete sich Papst Anastasius (1143 bis 1154) persönlich ein. Da sieht man’s: Wem die Karriere einbeschrieben ist, der kann sich nicht einmal mit Gewalt dagegen wehren. Es hilft eh nix.

      Sie fügte sich. Und wie. Mit Eifer betrieb sie die Reformierung des Klosterwesens.

      Gegen Ende ihres Lebens und in einer über-sinnlichen Vorahnung ihres Todes zog Mechthild sich nach Dießen am Ammersee zurück. Dort ist sie am 31. Mai 1160 gestorben.

      Person:

      Mechthild

      Spuren:

      Wer den Schatzberg bei Dießen hochgeht, wird die Mechthildis-Quelle finden. Eine Linderung bei allen Arten von Schmerzen wird dem frisch sprudelnden Wasser nachgesagt.

      In der imposanten Dießener Klosterkirche Maria Zell findet sich gleich gegenüber dem Eingang der »Mechthildis-Stein« in die Mauer eingelassen. Der soll vor allem den Frauen das Kopfweh vertreiben.

      Himmlische Lebenshilfe:

      Wer in einer Phase steckt: »Soll ich oder soll ich nicht …?«, der möge an Mechthild denken. Denn Energie fließt immer zur richtigen Stelle, zur aufmerksamen Bereitschaft. Wer bereit ist, der bekommt die Chance.

      Vorbild:

      Frauen, die wissen, was sie wollen

      Gedenktag:

      31. Mai

      Käufliche Liebe und Heiligkeit

       Afra von Augsburg beweist,dass jede Ausbildung (auch die im Freudenhaus)zu einem vorbildlichen Leben führen kann

      Zu gewissen Dingen kann man eingestellt sein, wie man will, moralisch wertend, praktisch und kühl abwägend oder einfach nur beobachtend nach dem Motto: Die Dinge, die man nicht ändern kann, die mögen so bleiben, wie sie nun einmal sind.

      Wo Ballungsgebiete entstehen, wo der Handel blüht, Soldaten den Stützpunkt zugewiesen bekommen, Handelsleute aus aller Welt sich treffen, … einfach da, wo »das Leben« lebt, da ist – seit die Welt besteht und wohl auch so lange sie noch bestehen wird – jenes Gewerbe gar schnell daheim, das man vielleicht zurecht »das älteste Gewerbe der Welt« nennt.

      Noch einmal: wir werten nicht, wir beobachten nur.

      Das war in allen Städten der Welt so, in der alten Welt und in der neuen: Der Wilde Westen – wiewohl von frommen, pilgernden und bet-seligen puritanischen Vätern gezeugt – zeigt dieses Phänomen (vielleicht noch ausgeprägter und verlogener als die so genannte alte Welt) in bizarrster Weise – bis heute.

      Von Sodam und Gomorrha bis Las Vegas ist es nicht nur ein recht kurzer Weg – eher gar keiner!

      Der Mensch! Genau der ist überall derselbe, nur die Qualität der Lügen ist einem alternierenden kulturellen Schliff ausgesetzt. Adam und Eva haben Gott angelogen, heute lügt nahezu jeder Politiker. Bricht das hehre Gebot der Wahrheit ununterbrochen, vor allem, wenn er von »Wahrheiten« redet. Die Lüge scheint ein Schöpfungsgedanke zu sein …

      Nun aber zurück nach Augsburg zur Zeit der Römer. Augusta Vindelicum, Hauptstadt der römischen Provinz, erblühte dereinst (weitaus mehr als dies die selbstgefälligen Münchner wahrhaben wollen und wesentlich früher); lukrative Geschäftsmöglichkeiten aller Art (!) taten sich da auf, in den Straßen quoll das Leben über von Fuhrwerken, Betriebsamen, Männern mit Tatendrang und ebenso antriebslosen Tagedieben – vor allem Männer mit Geld waren da.

      Das Geld.

      Es sucht sich bislang seltsame und eigenwillige Wege, denjenigen wieder zu verlassen, der es hart erarbeitet hat. Und solch ein Gully des Verschwindens erarbeiteter Geldflüsse in seltsame Kanäle der Lust ist – die Lust selber. Die käufliche Liebe.

      Nochmals. Wir werten nicht. Auch Jesus – und gerade der in vorbildlicher nicht wertender, sondern verstehend-vergleichend-verzeihender Weise – hat sich freiwillig oder unfreiwillig mit dem delikaten Phänomen auseinandergesetzt. Oder auseinandersetzen müssen. Davon erzählt uns der Evangelist Lukas, wenn er uns (was wird sich der fromme Schreiber dabei gedacht haben?) die Geschichte von der »frommen Sünderin« (herrliche Bezeichnung!) vorsetzt. Diese Kurtisane des neutestamentlichen Geschehens ging einen inzwischen weltberühmten Weg, suchte und fand Jesus im Hause des Pharisäers, benetzte dessen Füße mit Tränen …, sie säuberte die schmutzigen Füße des Weltenerlösers mit ihren Tränen und Haaren. Was für ein Bild, ein biblisches.

      Bleiben wir doch in Augsburg (manchmal muss man sich dazu zwingen, bei der Sache zu bleiben, wo doch so schöne Abschweifungen möglich sind).

      Einer Sünderin wird hier in römischer Besatzungszeit der Glorienschein der Heiligkeit zuteil, gerade hier. Aber, um zu verstehen, müssen wir schon wieder abschweifen, nicht vom Thema, sondern vom Ort.

      Nach Rom geht die Gedankenreise. Bis nach Rom nämlich hatte sich der Ruf Augsburgs – der aufstrebende Ruf von Augusta Vindelicum eben – herumgesprochen. Dort gäbe es etwas zu holen, weil etwas da sei.

      Geld. Was sonst.

      Fünf Frauen in Rom wurden hellhörig, so heißt es – sehr oberflächlich betrachtet, fünf »Käufliche«: dies aber der edleren und gehobeneren Art, keine Straßendirnen, nein das nicht. Und deren eine war die Afra, eigentlich »die Afrikanerin«.

      Im Osten des Mittelmeeres (wollen wir Fragen der Herkunft nicht allzusehr auswalzen) liegt die Insel Zypern, wie Kreta eine Brücke zwischen dem vorderen Orient und der damaligen Welt des Hellenentums und des römischen Abstrahlungsfeldes auf die Welt. Hier regierte ein König, von dem bekannt ist, dass er von den iranischen Parthern geschlagen wurde und in der Versenkung verschwand. Übrig blieb die bildschöne Frau Hilaria (Parallelen zu einer amerikanischen Hillary

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