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      Helmut Friedrich Glogau

       Mit dem Fahrrad und Aphasie durch Europa

       Band 1

      Engelsdorfer Verlag

      Leipzig

      2015

      Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek:

       Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;

       detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

      Zweite überarbeitete Auflage

      Copyright (2015) Engelsdorfer Verlag Leipzig

      Alle Rechte beim Autor

      1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2015

       www.engelsdorfer-verlag.de

      INHALT

       Cover

       Titel

       Impressum

       Vorwort

       Vorgeplänkel

       Ein ganz normaler Landstraßenritter

       Kirchentage: Berlin

       Rom, die ewige Stadt

       Dublin

       Zwischendurch nach Hannover – Kirchentage

       Danksagung

       Fußnoten

      Am vorletzten Urlaubstag – es war am 4. 1. 1996 – frühmorgens hatte ich mir eine Krankheit zugezogen, eine unklare Krankheit.

      Aber ich habe Glück gehabt, denn ich lebe doch noch, und zwar mit dem zweiten Leben – ich war damals 43 Jahre alt.

      Ich konnte nur nicht reden:

      Kaum jemand kann sich vorstellen – ich glaube niemand, über etwas so Selbstverständliches wie die eigene Sprache nicht mehr verfügen zu können. Es ist frappierend – unfassbar.

      Die Gedanken waren alle da, nur wie gesagt – ich konnte nicht reden, nicht einmal »Scheiße« sagen.

      Dann habe ich der Hausärztin mein Leid geklagt – ohne Sprache. Sie sagte: »Mal sehen.« Ich musste irgendwas aufschreiben, meine Güte, ich konnte nicht einmal ein winziges Wörtchen aufs Papier bringen, es ist für mich noch viel schlimmer, ohne Schrift und ohne Lesen – wie ein Tier.

      Man hat mir einfach so das Sprachzentrum im Grips lahmlegen lassen. Die bestimmten Nervenzellen sind verantwortlich für die Sprache – man nennt es einen Schlaganfall.

      Gut einen Monat war ich drin in einem Krankenhaus »St. Georg«, wegen der Sprachlosigkeit; vielleicht drei, vier Tage war ich richtig stumm – dann konnte ich ein wenig reden –, allerdings konnte ich die Vokabel »Scheiße« ausgezeichnet sagen.

      Und Lesen konnte ich auch, nach vielleicht 8 oder 10 Tagen – extrem langsam und viele Fehler eingerechnet. Ich fühlte mich wie ein halber, ein viertel Mensch – mit meiner Unsprache.

      Manche Leute sagten: »Es ist nur die Sprache, mein Gott, es ist halb so wild!«

      »Ich könnte ausrasten!«

      Es ist schließlich keine Erkältungskrankheit, aber langsam und stetig habe ich den Schock überwunden und habe sogar drei neue Hobbys gefunden – das Schwimmen, das Schreiben und das Fahrradfahren.

      Das Schwimmen ist eigentlich gut, dank meines Kuraufenthalts in Bad Düben habe ich das Schwimmen richtig lieb gewonnen. Fast täglich war ich im »Bagger« – ein kleiner See in Leipzig – mit dem Fahrrad zum Schwimmen gewesen – natürlich nur im Sommer. Später war ich beim Verein des Behindertenschwimmens angemeldet, es wurde nicht nur im Sommer, sondern im ganzen Jahr geschwommen. Man nannte mich manchmal Schnellschwimmer oder sogar weißer Hai, wegen des grauen Haarschopfes und meines Schnauzbartes.

      Dann – ein gutes Jahr nach dem Ereignis Schlaganfall – habe ich mich mit meiner »Schriftstellerei« gequält; stundenlang, fast täglich – und manchmal nachts.

      Das Schreiben tat gut, obwohl das Schreiben sehr anstrengend war, ich habe die »Unsprache« verfasst.

      Im Jahre 2002 habe ich das dritte Hobby angefangen, das Fahrradfahren.

      Als Gesunder hätte ich nicht das Herumkutschieren mit dem Rad ausgewählt, aus Kostengründen.

      Obwohl, ich habe eine grüne Seele mit einer basisdemokratischen Grundorientierung, Ökologie (Umweltschutz), weitgehende Entmilitarisierung, gegen Diskriminierung von Minderheiten und für multikulturelle Gesellschaft. Ich bin gegen Deutschtum und gegen das Nationale. Das war ich schon vor dem Schlaganfall, und erst recht nach der Attacke.

      So grün war ich auch nicht, ich habe mir durchaus erlaubt, dass ich mit dem Auto in den Urlaub fahre – dann ging es leider oder vielleicht Gott sei Dank – nicht mehr.

      Selbstverständlich musste ich die knappe Kasse berücksichtigen – Behinderte haben immer mehr oder weniger Geldnöte. Also »muss« ich mit dem Fahrrad in den Urlaub fahren, natürlich allein, meine Frau hat es abgelehnt, im Wald zu schlafen und meine Söhne waren zu jung.

      Das dritte Hobby war sozusagen erzwungen. Aber ich wollte trotzdem die Welt anschauen: Reisen mit Aphasie, Erholung und Therapie – Traum oder Wirklichkeit?

      Für mich ist es Wirklichkeit, allerdings träumte ich von Ägypten und dem Morgenland, vielleicht wird es Wirklichkeit, wer weiß?

      Jedenfalls habe ich zwischen 2002 und 2011 mit dem Fahrrad 36 Staaten (32 Hauptstädte) kennengelernt (beinahe 37 Staaten und 33 Hauptstädte).

      Mit meinem gewöhnlichen, spottbilligen Fahrrad, aus dem »Praktiker« für 99 DM.

      Da ich den geneigten Leser nicht durcheinanderbringen möchte, erlaube ich mir den Hinweis, dass nachfolgend die Vergangenheit in kursiv dargestellt wird.

      Einen chronologischen Ablauf möchte ich geben:

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2002 Dänemark, Frankreich …. 21 Tage (ca. 2500 km)
2003 Berlin (Posaunenchor), Rom … … … … … … … 43 Tage (ca. 4100 km)
2004 London, Dublin … … …. 46 Tage (ca. 4700 km)
2005 Hannover (Posaunenchor), Mittelnordosteuropäische Staaten … … … … ….. 41 Tage (ca. 4200 km)
2006