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      Jürgen Rüstau

      Jürgen Ullrich

       Mörderisches Taucha

      Kriminalgeschichten

       und absonderliche Fälle

       erzählt von

       Johann Gottfried Meißner,

       Nachtwächter

       im mittelalterlichen Taucha

      Engelsdorfer Verlag

       Leipzig

       2015

      Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek:

       Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

      Copyright (2015) Engelsdorfer Verlag Leipzig

      Alle Rechte bei den Autoren

      Titelbild: Anke Rüstau

      Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)

       www.engelsdorfer-verlag.de

       Inhalt

       Cover

       Titel

       Impressum

       I. Der erste Tag des Nichtstuns

       II. Mit Jürgen Schulze durch Taucha

       III. Schnüffelnase Georg

       IV. Johann Christoph Meißner – Nachtwächter der Stadt Taucha

       V. Der Teufel hat den Schnaps gemacht

       VI. Georg und Agatha

       VII. Ein Bad bringet nicht immer Freud

       VIII. Bader Gasse Nr.1

       IX. Die Pfingstmörderin

       X. Marktgedanken

       XI. Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan

       XII. Sepp und Rosel

       XIII. Der Bär ist los, der Bär ist los

       XIV. Menschen mitten in der Stadt

       XV. Der Casanova von Dewitz

       XVI. Auf der Eilenburger

       XVII. Mordgelüste im Gasthof „Stadt Eilenburg“ - Tod hinterm Tresen

       XVIII. In der Neustadt

       XIX. Der Marzipanbäcker

       XX. Die Kirchturmuhr schlägt zehn - Zu Gast im kleinen Café

       I. Der erste Tag des Nichtstuns

       Das Seidemann-Haus in Taucha

      Agatha schlug ihre Augen ganz langsam auf. Der Abschiedsabend mit ihren Kolleginnen hatte sie körperlich völlig geschafft. Die Herbstsonne drang durch ein kleines Löchlein im Vorhang und blinzelte ihr zu. Agatha blinzelte zurück, um kurz darauf ihre Augen noch einmal zu schließen und den letzten Abend Revue passieren zu lassen. Es war ihr letzter Arbeitstag gewesen, in einem zweiundvierzigjährigen Arbeitsleben als Krankenschwester in einem Krankenhaus an der Stadtgrenze von Leipzig. Sie hatte es geschafft, hatte den verhassten Dreischichtdienst die ganzen Jahre, zuletzt auf der Krebsstation ihres Krankenhauses, überstanden. Agatha konnte es noch gar nicht fassen, gestern war sie sechzig Jahre alt geworden und lag jetzt zum ersten Mal ganz entspannt in ihrem Bett. Sie wurde das erste Mal seit vielen Jahren nicht von ihrem Wecker aufgeschreckt, welcher ihr ständig die Melodie der Arbeit spielte – nein sie wurde von einem kleinen frechen Sonnenstrahl aus den Schlaf genommen, ein Sonnenstrahl der ihr sagen wollte, Agatha steh auf, ab heute bist du Seniorin und hast unendlich viel Zeit für dich ganz allein. Einen angetrauten Mann hatte sie schon längst nicht mehr. Der aufopferungsvolle Dreischichtdienst im Krankenhaus hatte ihren letzten Weggefährten schon vor sehr langer Zeit aus dem Haus getrieben und sie hatte es nicht einmal so richtig gemerkt.

      Jeden Tag in das Krankenhaus, und in ihrer ohnehin schon knapp bemessenen Freizeit war sie auch noch ehrenamtlich als Telefonseelsorgerin in ihrem Verein tätig. Es war für Agatha ein Bedürfnis, für andere Menschen da zu sein, ihnen zu helfen, sich im Alltagsdickicht zu Recht zu finden. Nur ihrer eigenen Liebe konnte sie zu keinem Erfolg verhelfen. Nein, sie hatte es nicht einmal richtig wahrgenommen, dass Klaus eines schönen Tages für sie gar keine Zeit mehr und irgendwann eine andere Partnerin gefunden hatte. Sie nahm es erst wahr, als Klaus aus ihrem gemeinsamen Zuhause ausgezogen war. Da war es auch schon zu spät für Gespräche und Rechtfertigungen.

      So blieb nur noch Peter, der kleine schwarze Kater.

      Peter schmiegte sich dann immer, wenn sie irgendwann einmal nach Hause kam, fest an sie und genau in solchen Situationen vermisste Agatha ihren immer nörgelnden Klaus überhaupt nicht. Sie genoss dann überschwänglich die Zeit mit ihrem Kater Peter.

      „Peterle, ach Peterle, du bist doch der beste Mann in meinem Haus“, pflegte sie dann immer zu sagen und Peterle schnurrte vor Vergnügen.

      Agatha streckte sich jetzt in ihrem Bett, ließ ihre Gelenke knacken und streckte dann ganz vorsichtig ihren linken Fuß aus dem Bett, kreiste mit ihren Zehen durch den üppigen Bettvorleger, ehe sie dann, genauso vorsichtig mit ihrem rechten Bein den Boden berührte. Ihre knorrigen, weißen Füße stellten eindrucksvoll einen Kontrast auf dem roten Bettvorleger dar. Sie schüttelte kurz den Kopf, stellte fest, dass in ihm nichts klapperte und klopfte. Der Wein am gestrigen Abend hatte also keine Folgeschäden hinterlassen. Diese Erkenntnis zauberte ein Lächeln in Agathas Gesicht und mit einem Ruck beförderte sie sich in die Senkrechte. Auch das gelang ihr ganz gut. Sie stand auf ihren

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