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      Impressum

      © 1976/2016 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      ISBN: 978-3-95439-585-9

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

      Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

      1.

      Nildelta – Februar 1592.

      Nichts deutete darauf hin, welches Schicksal der „Isabella VIII.“ bevorstand, gar nichts. Alles war wie immer. Das Gefecht mit dem Schnapphahn Bibar Shebin war für die Seewölfe bereits Vergangenheit. Hasard – und seine Männer – fieberten, das Geheimnis der fünf Karten, die sie in der Höhle der Mascarenen gefunden hatten, zu enträtseln.

      Gestern hatten sie die Dau des Delta-Piraten Bibar Shebin zur Hölle geschickt. Sie selbst hatten ein paar Brandschäden auf dem Achterdeck.

      Nach der Meinung der Seewölfe wurde in diesem „höllischen Land“, wie es der Profos Ed Carberry ausdrückte, ein bißchen viel mit dem Feuer gespielt. Das chinesische Feuer kannten sie ja bereits – und benutzten es selbst. Das türkische Feuer hatte ihnen der Händler Ibrahim alias Ali Abdel Rasul verkauft. Daß dieser Kerl allerdings mehrere Gesichter hatte, das wußten und ahnten die Seewölfe nicht.

      Es sollte ihr Verhängnis sein.

      Sie hatten gestern abend an dem kleinen Ort Zita geankert. An diesem Morgen sollte es weiter nilaufwärts gehen – das wurde ein bißchen schwierig, zum Ergötzen der Crew. Denn Ed Carberry ging mal wieder in die Vollen. Er drehte sowieso durch, weil die „Isabella“ umzingelt war. Vorn, achtern, an Backbord und Steuerbord wimmelte es von „Allahs Rübenschweinen und Affenärschen“, wie er verkündete und nahezu dran war, die Pranken zu ringen.

      Das Geschnatter und Gezeter raubte ihm den letzten Nerv.

      „Allah vorn, Allah achtern!“ brüllte er. „Allah an Backbord, Allah an Steuerbord! Die machen mich wahnsinnig!“

      „Im Mars ist noch kein Allah“, sagte Matt Davies und schaute tiefsinnig zum Großmast hoch. Dann starrte er übers Schanzkleid der Kuhl nach unten und fügte hinzu: „Die sitzen alle noch brav in ihren Bötchen, Mister Profos, und außerdem wollen sie uns was verkaufen.“

      „Verkaufen, verkaufen!“ ächzte Carberry, „diese schlitzohrigen Kameltreiber, diese dreimal verlausten Teppichknüpfer, diese – diese …“ Er wußte nicht weiter.

      „Ich sehe“, verkündete Matt Davies, „Mais, Weintrauben, Datteln, Weizen, Bohnen, Zwiebeln – ah, und da!“ Er leckte sich über die Lippen. „Siehst du das auch, Mister Carberry? Der Alte dort? Der bietet Hammel an – Hammel!“ Matt Davies drehte sich um und brüllte: „Kutscher!“

      Der Kutscher stand drüben auf der Backbordseite und fuhr herum. Er hatte ebenfalls die Köstlichkeiten beäugt, die von den Fellachen in ihren Booten angeboten wurden. Fragend blickte er Matt Davies an.

      „Hier will einer Hammel verkaufen!“ rief Matt Davies und fletschte die Zähne – sehr gesunde Zähne. „Bei Hammelbraten werde ich immer ganz schwach!“

      Smoky, der neben dem Kutscher stand, grinste verklärt und rieb sich den Bauch.

      „Mir geht’s genauso“, erklärte er und stieß den Kutscher mit dem Ellbogen an. „Los, Mann! Am besten, du kaufst gleich drei von den Kameraden.“

      „Hm“, murmelte der Kutscher und überquerte die Kuhl. Neben Matt blieb er stehen und schaute hinunter in das Gewimmel der Boote.

      „Der Alte da“, sagte Matt und deutete zu einem ziegenbärtigen Mann, dessen Gesicht einem verschrumpelten Apfel glich.

      „Der kommt mir nicht an Bord!“ fauchte Ed Carberry. „Der hat Flöhe unter dem Hemd. Und die Hammel stammen bestimmt noch aus Allahs Zeiten oder so.“

      „Quatsch“, sagte der Kutscher kurz und knapp und winkte dem Alten.

      Ed Carberry blieb die Sprache weg. Außerdem wurde er abgelenkt – über die Ankertrosse war ein Kerl aufgeentert und erschien auf der Back, behangen mit Körben voller Datteln, Feigen und Trauben. Arwenack, der Bordschimpanse, fegte wie ein Blitz das Vorstag hinunter, langte genauso blitzartig zu, schnappte sich einen Korb mit Datteln und enterte keckernd zum Vormars hoch.

      Carberry setzte sich grollend in Bewegung.

      Matt Davies stieß grinsend den Kutscher an.

      „Gleich scheppert’s“, sagte er halblaut, „Chance für dich, drei Hammel einzukaufen. Ed ist beschäftigt.“

      Der Kutscher grinste zurück und winkte wieder dem Alten, der jetzt sein Boot durch das Gewimmel trieb. Sehr rücksichtsvoll tat er das nicht. Wer ihm im Weg war, der kriegte eins mit dem Paddel übergezogen.

      Carberry stieg inzwischen zur Back hoch und baute sich vor dem Fellachen auf, die Fäuste in die Hüften gestemmt. Der Mann hatte den Kopf ins Genick gelegt und starrte zu Arwenack hoch – völlig fassungslos.

      Carberry pumpte Luft in seinen mächtigen Brustkasten und röhrte: „Verschwinde, du Nilfloh! Hopphopp! Oder soll dir der alte Carberry das Fliegen beibringen, was, wie?“

      Im Vergleich zu Carberry war der Fellache wirklich ein Floh. Er brauchte nur den Blick vom Vormars ein bißchen nach unten zu lenken, ohne den Kopf bewegen zu müssen. So starrte er jetzt entsetzt in das zernarbte Gesicht des Profos, dessen vorgeschobenes Rammkinn allein schon ausreichte, um ihm die Knie weich werden zu lassen. Der ganze Kerl von einem Profos ragte wie ein Gebirge vor ihm auf.

      Vom Vormars regnete es Dattelkerne. Einer prallte auf Carberrys Kinn und hüpfte dem Fellachen in den vor Schreck aufgerissenen Mund.

      Arwenack, der Übeltäter, trommelte begeistert auf seinen Bauch und stieß urige Laute aus.

      Der Fellache spuckte den Kern aus – auf die sauber gescheuerten Planken der Back. Ein Batzen Spucke flog gleich hinterher, und diese Untat entlockte dem Profos einen Brüllton, der einem schmetternden Trompetenstoß glich.

      Fast jeder an Deck der „Isabella“ zuckte zusammen, auch Philip Hasard Killigrew, der sich zusammen mit Ben Brighton, seinem Bootsmann und Ersten Offizier, sowie Old O’Flynn und Ferris Tucker auf dem Achterdeck befand und gerade beschlossen hatte, das Ankeraufgehen noch zu verschieben, weil kein Hauch Wind wehte. Der würde sich erst in zwei, drei Stunden einstellen und dann aus Nordwesten wehen wie in den letzten Tagen auch.

      „Was ist denn mit Ed los?“ stieß Hasard hervor.

      Aber da war Carberry bereits in voller Aktion. Er wischte mit dem Fellachen die Back sauber, hievte ihn mit der Rechten dann am Genick hoch, schwenkte ihn außenbords und ließ ihn fallen. Die Körbe folgten.

      Carberry beugte sich über das Schanzkleid auf der Backbordseite der Back und donnerte seine altbekannten Sprüche hinunter.

      Die Seewölfe grinsten sich eins.

      Der Fellache planschte im Nilwasser und wurde von einem der Boote aus aufgefischt. Das Gezeter in den übrigen

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