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Übrigens, es hat lange nicht geklingelt.

      SIE. Ach, ich habe ja vergessen, dass es abgeschaltet ist. (Schaltet das Telefon ein. Sofort klingelt es. Sie nimmt den Hörer ab.) Ja, ja, Schatz. Nein, komm heute nicht. Ich bin sehr müde. Sei nicht traurig. Wir haben das ganze Leben vor uns. Nein, geh nicht zum Friseur: Die verschandeln dich. Na gut, komm abends vorbei. Ich werde dir selbst die Haare schneiden. (Legt den Hörer auf.)

      ER. Du schneidest ihm selbst die Haare?

      SIE. Ja. Was ist daran schlecht?

      ER. Nein, das ist gut.

      SIE. Was ist mit dir, Liebster?

      ER. Nichts.

      SIE. Deine Stimme ist ganz anders.

      ER. Eine ganz normale Stimme. Ich sehe, du nennst alle gleich.

      SIE. Überhaupt nicht. Er ist „Schatz”, und du – Liebster.

      ER. Das ist das Gleiche.

      SIE. Du verstehst gar nichts

      ER. Ich war früher immer der Meinung, dass auf den Mann oder die Frau eifersüchtig sein dumm ist.

      SIE. Und jetzt?

      ER. Jetzt denke ich das immer noch.

      SIE. Also bist du nicht eifersüchtig auf ihn?

      ER. Ich bin eifersüchtig. Er ist ja noch nicht dein Mann.

      SIE. Also wirst du ab morgen aufhören, eifersüchtig zu sein.

      ER. Wann geht ihr gewöhnlich zu Bett?

      SIE. Gewöhnlich sind wir noch nicht zu Bett gegangen.

      ER. Und morgen?

      SIE. (Zuckt mit den Schultern.) So gegen 11.

      ER. Um Elf Null fünf rufe ich dich an und werde zwei Stunden reden.

      SIE. Gut, dass du mich warnst. Ich werde das Telefon abstellen.

      ER. Ich werde das Haus anzünden.

      SIE. Ich werde die Feuerwehr rufen.

      ER. Ich sage das im Ernst.

      SIE. Ich auch.

      ER. Bist du eifersüchtig auf meine Frau?

      SIE. Nein. (Sieht, dass er eine Schachtel in die Hand genommen hat.) Vorsicht! Da ist das Service drin!

      ER. (Schleudert die Schachtel weg.)

      SIE. Was ist mit dir?

      ER. Ich will alles in kleine Stücke zerschlagen! Du hast nicht einen Funken Takt.

      SIE. Ich begreife nicht, warum du so böse wirst.

      ER. Ich kann alles an dir nicht leiden.

      SIE. Ich weiß, Liebster.

      ER. Nenne mich nicht Liebster!

      SIE. Gut.

      ER. Du bist eine nüchterne, berechnende Spießbürgerin.

      SIE. Ich weiß.

      ER. Ich kann Spießbürgerinnen überhaupt nicht leiden.

      SIE. Ich weiß.

      ER. Du hast nur ein Ziel – ja nicht ohne Ehemann bleiben.

      SIE. Willst du, dass ich ohne Ehemann bleibe?

      ER. Ich will gar nichts. Das Lächerlichste ist, dass du mit dieser Hochzeit so zufrieden bist!

      Sie schweigt.

      Dein Haus baust du dauerhaft, aber das Häuschen auf Zeit baust du aus den Resten.

      Sie schweigt.

      ER. Dein Mann wird frisiert und umsorgt wie ein Rasen und ich....Warum schweigst du denn dauernd?

      SIE. Mit Worten kann man unseren Knoten nicht entwirren.

      ER. Du hast einen so guten Trumpf in der Hand! Bringe ihn ins Spiel!

      SIE. Ich spiele nicht mit dir Karten.

      ER. Sag, dass ich eine Familie habe und dass du keinen anderen Ausweg hast!

      SIE. Wozu?

      ER. Sag, dass du, wenn ich mit meiner Frau schlafe, das Recht hast, mit deinem Mann zu schlafen.

      SIE. Wozu?

      ER. Schlag mich auf meine schwache Stelle!

      SIE. Ich will dich nicht schlagen.

      ER. Warum forderst du nicht, dass ich meine Familie verlasse?

      SIE. Willst du, dass ich das fordere?

      ER. Ich will gar nichts!

      SIE. (Nach einer Pause.) Schade, dass du nichts willst.

      ER. Ich wollte so vieles. Ich habe den ganzen Tag gewartet, dass du sagst – „ich kann nicht“. Dass du sagst „Ich bleibe lieber allein.“

      SIE. Und was wäre dann?

      ER. Und dann hätte ich auch alles hingeworfen. Aber dir ist alles egal. Du willst mit einem leben, kannst aber auch mit dem anderen. Das kannst du doch?

      SIE. Ich kann.

      ER. Ich würde ohne Nachzudenken meine Familie wegen einer Frau verlassen, für die ich der Einzige auf der Welt bin. Aber du hast dich nicht einmal entschieden, die Hochzeit aufzuschieben. Nicht einmal um einen Tag.

      SIE. Du weißt doch dass ich bereit bin, mich von ihm zu trennen.

      ER. Ja. Wenn dir sofort eine Ware von besserer Qualität garantiert wird.

      SIE. Aber Liebster....

      ER. Nenne mich nicht Liebster.

      SIE. Warum?

      ER. Weil mir alles an dir zuwider ist.

      SIE. Ich weiß.

      ER. Du bist die allergewöhnlichste Dirne.

      SIE. Ich weiß.

      ER. Ich habe heute die ganze Nacht nicht geschlafen – mich hat der Hass fast erwürgt.

      SIE. Hast du gedacht, ich bin eine Heldin oder ein Engel?

      ER. Ich habe gar nichts gedacht.

      SIE. (Nach kurzem Schweigen.) Es ist doch alles so einfach. Eine Woche vor der Hochzeit habe ich plötzlich zum ersten Mal begriffen, was das ist Liebe und was das ist ein Mann. Und dieser Mann ist nicht mein Mann. Und ich habe den Kopf verloren.

      Er schweigt.

      Wie viel Zeit haben wir noch zusammen? Ein paar Tage? Einige Minuten?

      Er schweigt.

      Ich habe ein ganzes Leben vor. Ohne dich. Und ich muss über dieses Leben nachdenken und es organisieren. Wer, wenn nicht ich?

      Er schweigt.

      Die Ringe sind gekauft, das Kleid ist genäht, die Einladungen sind verschickt, Die Verwandtschaft ist angereist… Ich allein kann nicht mehr anhalten. Und ich weiß nicht, was du willst. Hilf mir.

      Er schweigt.

      Warum schweigst du immer nur danach?

      ER. Ich denke darüber nach, wie für uns alles gut sein könnte.

      SIE. (Da sie von ihm das entscheidende Wort nicht hört, mit Bitterkeit.) Ja.

      ER. Wir werden lernen, wie man sich ohne Liebe umarmt.

      SIE. Ja.

      ER.Und werden uns selbst ins Verderben stürzen.

      SIE. Bereust du nicht, dass wir uns begegnet sind?

      ER. Nein. Und du?

      SIE. Nein.

      ER. Ich liebe dich sehr.

      SIE. Ich weiß.

      ER. Was sollen wir machen?

      SIE. Gleich kommt meine Mutter. Du musst gehen.

      ER. Was hast du entschieden?

      SIE. Nichts.

      ER.

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