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welches damals noch ein großes Wasserbecken war, und nach Maschue und Lopepe, den Wohnplätzen ihrer ursprünglichen Besitzer. Er versah sich wieder mit Vieh unter den Batletli, am See Kumadau. Er eroberte das ganze Land um den See her und hörte dabei von weißen Männern, welche an der Westküste leben sollten; da trieb ihn der Wunsch, mit dem weißen Mann in Verkehr zu treten – ein Wunsch, der ihn sein ganzes Leben hindurch begleitete –, abermals weiter nach Südwesten, in jene Gegenden, welche neuerdings durch Galton und Andersson erschlossen worden sind. Dort kamen er und seine Begleiter, vom Durst unaussprechlich gequält, zu einem kleinen Brunnen, und Sebituane entschied, dass hier die Menschen und nicht das Vieh trinken sollten, denn die Ersteren seien vom größten Wert, da sie sich anderes Vieh verschaffen könnten, falls ihr jetziges verloren gehen sollte. Am Morgen fanden sie, dass ihnen ihr Vieh zu den Damaras entlaufen war.

      Sebituane kehrte nun ärmer als bei seinem Aufbruch um, zog am Teoughe aufwärts bis zum Hügel Soriba, und dann durch eine sumpfige Gegend nach Osten. Nachdem er seine Wanderung bis zu dem tief liegenden Becken des Leeambye fortgesetzt hatte, bemerkte er, dass es für ein Hirtenvolk, wie sein Stamm war, keinen Aufenthalt gewähre, und zog daher an diesem Fluss hinab unter die Baschubia und Batoka, welche damals auf dem höchsten Punkt ihres Ruhmes standen. Er war fortwährend genötigt, die verschiedenen Stämme anzugreifen, und noch bis auf den heutigen Tag rechtfertigen seine Leute jede Maßregel, die er getroffen hatte, als vollkommen gerecht und billig. Die Batoka wohnten auf großen Inseln im Leeambye oder Zambesi; und da sie sich in diesen Festungen ganz sicher fühlten, so lockten sie oft flüchtige oder wandernde Stämme dorthin auf unbewohnte Eilande unter dem Vorwand, sie über den Fluss setzen zu wollen, und ließen sie dort umkommen, um sich ihrer Habe zu bemächtigen. Sekomi, der Häuptling der Bamangwato, war in seinen Kinderjahren von demselben Schicksal bedroht gewesen; allein ein Mann, der noch am Leben ist, fühlte Mitleid mit ihm und ermöglichte es seiner Mutter, nachts mit ihm zu entfliehen. Der Strom ist so breit, dass selbst das schärfste Auge nicht imstande ist, den Unterschied zwischen einer Insel und einer Krümmung des gegenüberliegenden Ufers anzugeben. Allein Sebituane mit seiner gewohnten Vorsicht bat den Häuptling der Insel, welcher ihn über den Strom setzte, seinen Sitz bei ihm im Kahn einzunehmen, und hielt ihn an seiner Seite fest, bis seine Mannschaft und all sein Vieh wohlbehalten gelandet waren. Das ganze Batokaland war damals dicht bevölkert, und es herrschte unter ihnen der sonderbare Brauch, ihre Dörfer mit den Schädeln von Fremden zu verzieren. Als Sebituane in der Nähe der großen Wasserfälle des Zambesi erschien, sammelte sich ein gewaltiges Heer, um Trophäen aus den Schädeln der Makololo zu machen; allein dies glückte ihnen nicht nur nicht, sondern lieferte Sebituane einen willkommenen Vorwand, sie anzugreifen, wobei er so viel Hornvieh erbeutete, dass seine Leute sich gar nicht um die Schafe und Ziegen kümmern konnten. Er überzog nun sämtliche Hochebenen bis nach Kafue und ließ sich in einem Hirtenland nieder, wo der Boden leicht wellenförmige Ebenen mit kurzem Graswuchs und nur wenig Wald bildet. Die Makololo haben ihre Anhänglichkeit an diese schöne gesunde Gegend auch niemals wieder verloren.

      Allein die Matebele, ein Kaffer- oder Zulu-Stamm, setzten unter Mosilikatze über den Zambesi, griffen Sebituane an und nahmen ihm Vieh und Weiber weg. Er sammelte jedoch seine Mannschaft von Neuem, zog ihnen nach und jagte ihnen alles wieder ab. Ein neuer Angriff wurde gleichfalls zurückgeschlagen, und Sebituane gedachte, den Zambesi weiter hinabzugehen nach dem Land der Weißen. Er hatte eine Idee – woher sie ihm gekommen war, konnte ich niemals erfahren –, dass er in Frieden leben könnte, wenn er eine Kanone hätte. Er hatte ein kriegerisches Leben geführt, und doch sehnte sich anscheinend niemand mehr nach Frieden als er.

      Sebituane hatte nicht allein alle schwarzen Stämme auf einem ungeheuren Landstrich bezwungen, sondern sich selbst dem schrecklichen Mosilikatze furchtbar gemacht. Er konnte jedoch diesem blutdürstigen Häuptling niemals trauen, und da die Batoka auf den Inseln sich das Vergehen hatten zuschulden kommen lassen, seine Feinde über den Zambesi zu setzen, so überzog er sie plötzlich mit Krieg und vertrieb sie alle aus ihren Inselfesten. Ohne sein Wissen und Wollen leistete er hierdurch dem Land einen guten Dienst, indem er das alte System, welches die Ausbreitung des Handelsverkehrs nach dem großen Zentraltal hemmte, völlig vernichtete. Von den Häuptlingen, welche entronnen waren, sagte er: »Sie lieben Mosilikatze; lasst sie nur bei ihm wohnen: Der Zambesi ist meine Verteidigungslinie«; und längs demselben wurden überall Krieger als Schildwachen aufgestellt. Als er von unserem Wunsch, ihn zu besuchen, hörte, tat er alles, was in seinen Kräften stand, um unsere Hinreise zu unterstützen und zu fördern. Setschele, Sekomi und Letschulatebe verdankten seiner Milde ihr Leben, und der Letztere hätte um ein Haar die Hindernisse, welche er uns in den Weg gelegt, schwer büßen müssen. Sebituane wusste alles, was im ganzen Land vorging, denn er verstand sich auf die Kunst, die Zuneigung sowohl seines eigenen Volkes als die der Fremden sich zu erwerben. Sooft ein Trupp armer Leute nach seiner Stadt kam, um ihre Häute oder Hacken zu verkaufen, so plump sie auch waren, so lernte er sie bald alle kennen. Eine Gesellschaft dieser armen Fremdlinge, welche von den vornehmeren Makololo getrennt um ihren Häuptling herumsitzen, würde sehr überrascht gewesen sein, wenn er allein gekommen wäre, sich zu ihnen gesetzt und sie gefragt hätte, ob sie hungrig seien. Er pflegte gewöhnlich einen Begleiter mit Mehl, Milch und Honig zu schicken, mischte diese drei Speisen in ihrer Gegenwart untereinander, um ihnen jeden Argwohn zu nehmen, und setzte ihnen ein königliches Gericht – vielleicht das erste in ihrem ganzen Leben – vor. Unaussprechlich entzückt von seiner Leutseligkeit und Freigebigkeit, schlossen sie sich an ihn an und erteilten ihm jede Auskunft, welche sie nur zu geben imstande waren; und da er nie eine Gesellschaft Fremder von dannen ziehen ließ, ohne jedem von ihnen, bis auf den letzten Diener herab, ein Geschenk zu reichen, so wurde sein Lob nah und fern verkündigt und ausgebreitet. »Er hat ein Herz, er ist weise!«, hörten wir gewöhnlich von ihm sagen, ehe wir ihn noch sahen.

      Der Beweis von Vertrauen, welchen wir ihm dadurch gegeben hatten, dass wir unsere Kinder mitbrachten, erfreute ihn sehr, und er versprach, uns mitzunehmen und uns sein Land zu zeigen, damit wir uns selber einen Ort für unsere künftige Niederlassung wählen könnten. Unser Plan ging dahin: Ich sollte dableiben und meinen Zweck als Missionar verfolgen, während Oswell den Zambesi nach Osten hin erforschte. Der arme Sebituane aber hatte kaum seinen so lange gehegten heißen Wunsch in Erfüllung gehen sehen, als er an einer Lungenentzündung erkrankte, welche von einer alten, in Melita erhaltenen Wunde herrührte. Ich sah die Gefahr, in welcher er schwebte; da ich aber ein Fremder war, fürchtete ich mich, ihn in ärztliche Behandlung zu nehmen, um im Fall seines Todes nicht von seinem Volk getadelt zu werden. Ich erwähnte dies gegen einen seiner Doktoren, und dieser meinte: »Deine Furcht ist klug und weise; diese Leute würden dich tadeln.« Ein Jahr zuvor war er von dieser Krankheit durch die Barotse geheilt worden, welche ihm eine Anzahl feiner Einschnitte in die Brust machten. Die Makololo dagegen ritzten ihm jetzt kaum die Haut. An dem Sonntagnachmittag, an dem er starb, besuchte ich ihn nach vollbrachtem Gottesdienst mit meinem kleinen Robert. »Komm näher«, sagte Sebituane, »und sieh, ob ich noch ein Mann bin; es ist um mich geschehen.« Er fühlte so deutlich den gefährlichen Charakter seiner Krankheit, dass ich ihn darin zu bestärken wagte und nur eine einzige Äußerung hinsichtlich der Hoffnung nach dem Tod hinzufügte. »Warum sprichst du vom Tod?«, fragte einer der neu angekommenen Doktoren; »Sebituane wird niemals sterben.« Hätte ich auf meiner Ansicht bestanden, so würde ich mich dem Argwohn ausgesetzt haben, dass ich durch weiteres Sprechen über diesen Gegenstand seinen Tod herbeiwünschte. Nachdem ich einige Zeit neben ihm gesessen und ihn der Gnade Gottes anempfohlen hatte, stand ich auf und wollte mich entfernen; da richtete sich der sterbende Häuptling so gut er konnte von seinem Lager auf, rief einen Diener herbei und sagte: »Bringe Robert zu Manuku (eines seiner Weiber) und sage ihr, sie solle ihm etwas Milch geben.« Dies waren Sebituanes letzte Worte.

      Wir erfuhren seinen Tod erst am anderen Tage. Das Begräbnis eines Betschuanen-Häuptlings findet in seiner Viehhürde statt, und sein sämtliches Vieh wird eine oder zwei Stunden lang um das Grab herum und über dasselbe hinweggetrieben, sodass es ganz unkenntlich gemacht und vertilgt wird. Wir gingen nun zu seinen Leuten, sprachen mit ihnen und gaben ihnen den Rat, zusammenzuhalten und den Erben zu unterstützen. Dies nahmen sie freundlich auf und baten uns dagegen, außer Sorgen zu sein, denn es falle ihnen nicht ein, den Tod ihres Häuptlings uns beizumessen; Sebituane sei eben nur den Weg seiner Väter gegangen; und obschon der Vater nun verschieden sei, habe er doch Kinder hinterlassen, gegen welche wir hoffentlich ebenso

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