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      H. K. Anger

      Odenwaldjagd

      Kriminalroman

      Zum Buch

      Mord im Forst Frühling im Odenwald! Hobby-Ermittlerin Charlie Knapp und ihre Freundin Tina wollen mit einer Wanderung zur Kapellenruine St. Maria in Lichtenklingen etwas für Figur und Fitness tun. Im Altarraum stolpern sie über die blumengeschmückte Leiche einer Forstbeamtin, die bei ihren Kollegen, Jägern und Jagdpächtern wenig beliebt war. Obwohl Hauptkommissar Gunter Haase vom Ermittlungsteam des K 11 in Heppenheim sie ausdrücklich warnt, kann Charlie es nicht lassen, ihre vorwitzige Stupsnase in die Ermittlungsarbeiten zu stecken. Auf der munteren Pirsch nach dem Mörder begegnen ihr an sagenumwobenen Orten des Odenwaldes ein Wilderer und zwei wahrhaftige Hexen. Wurde die Forstbeamtin etwa Opfer eines heidnischen Rituals? Charlie sorgt sich zudem um ihre Freundin Tina, die von einem perfiden Stalker drangsaliert wird. Bei einer Auszeit in einem buddhistischen Kloster versuchen die beiden Frauen zur Ruhe zu kommen. Doch die Idylle auf Odenwälder Höhen trügt. Der Mörder ist ihnen bereits auf der Spur …

      H. K. Anger wurde im Ruhrgebiet geboren und ist nach Lebensstationen in Bielefeld, Freiburg und Leipzig in einem Odenwälder Dorf heimisch geworden. Die studierte Pädagogin hat in der Erwachsenenbildung gearbeitet, bevor sie 2006 aus Liebe zum Kochen mit dem Kochbuchschreiben begann. In ihrer Freizeit erkundet H. K. Anger in Begleitung ihres Mannes und ihrer Hunde mit dem Wohnmobil Ziele in nah und fern. Ihre Liebe zum Odenwald bringt H. K. Anger in ihren Odenwaldkrimis zum Ausdruck, in denen sie die idyllische Mittelgebirgslandschaft und die Menschen mit dem Herz auf dem rechten Fleck spannend in Szene setzt.

      Impressum

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      Alle Rechte vorbehalten

      Lektorat: Christine Braun

      Herstellung/E-Book: Mirjam Hecht

      Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart

      unter Verwendung eines Fotos von: © Simone / stock.adobe.com

      ISBN 978-3-8392-6774-5

      Recklinghäuser Zeitung,

      6. April 1974

      Tragischer Unfall in einem Mehrfamilienhaus in der Dattelner Straße. Eine alleinerziehende Mutter stürzte beim Frühjahrsputz von der Haushaltsleiter und wurde lebensgefährlich verletzt. Ihr aus der Schule heimkehrender Sohn fand sie leblos in der Küche. Der herbeigerufene Notarzt konnte nur noch den Tod der Frau feststellen. Der 13-jährige Teenager, der keine weiteren Verwandten hat, wurde in einer Pflegefamilie untergebracht.

      1. Kapitel

      Sie waren im Dunkeln aufgebrochen. An Bäumen und Sträuchern glitzerte Raureif. In den Kurven nahm Nadja Künzel den Fuß vom Gas, damit der grün lackierte VW Amarok nicht ins Rutschen kam. Ihr Beifahrer hatte die Sitzheizung auf die höchste Stufe gestellt und hielt die Augen geschlossen. Er schlief nicht, sondern nutzte die Fahrt vom Treffpunkt ins Revier, um sich zu sammeln. Sich mental auf das, was heute kommen sollte, einzustellen. Der heutige Tag sollte »sein« Tag, das Highlight seines 63-jährigen Lebens, werden. Dafür musste er geistig und körperlich fit sein. Einen scharfen Blick und eine ruhige Hand beweisen. Er drückte den Rücken gegen die Sitzlehne und atmete tief ein. Und aus. Ein, aus, ein, aus. Der Hauch eines Lächelns lag auf seinen Lippen.

      Nadja Künzel setzte den Blinker und bog von der geteerten Straße in einen Waldweg ab. Über den Spitzen der hoch aufragenden Kiefern verblassten die Sterne, um der Morgendämmerung zu weichen. Nebelschwaden lagen als fahle Decke über dem Eiterbachtal. Nadja Künzel manövrierte den Pick-up durch eine enge steile Kurve und fuhr Richtung Westen. Im Rückspiegel tauchte für einen Moment eine pinkfarbene, wie Zuckerwatte geformte Wolke auf. Der Tag versprach sonnig, aber kalt zu werden. Beste Bedingungen für ihr Vorhaben, dachte Nadja Künzel zufrieden. Heute Abend wäre sie, sofern ihre Fähigkeiten als Jagdleiterin und das Jagdglück sie nicht im Stich ließen, ihrem Ziel ein Stück näher.

      »Wir sind gleich da«, verkündete sie.

      Ihr Beifahrer öffnete die Augen und schaute zum Fenster hinaus. »Haben Sie ihn in den letzten Tagen gesichtet?«, wollte er wissen.

      Nadja Künzel nickte. »Er kommt morgens immer auf die Lichtung, um zu äsen. Manchmal mit einem Rudel Kahlwild. Aber meistens allein.«

      Doktor Meyerhoff, Vorsitzender des Ausschusses für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz in Wiesbaden sowie passionierter Hobbyjäger, rieb die Handflächen aneinander, verschränkte die Finger und ließ die Gelenke knacken. Nadja Künzel zuckte zusammen, verkniff sich jedoch einen Kommentar. Sie wollte ihren Jagdgast, den sie als stellvertretende Leiterin des Forstamtes Odenbrunn auf der heutigen Einzeljagd führen durfte, nicht verärgern. Doktor Meyerhoff könnte sich für ihre Karriere als enorm wichtig erweisen. Denn Nadja Künzel hatte Pläne. Zukunftspläne, in denen der Odenwald nur eine Zwischenetappe darstellte. Sie hatte noch so viel vor. Nicht nur, was die Jagd betraf.

      Nadja Künzel parkte den Amarok hinter einem Stapel geschlagener Fichten, die auf den Abtransport warteten. Die letzten Dürresommer hatten im Odenwald zu einer explosionsartigen Ausbreitung des Borkenkäfers geführt. Sowohl die Privatwaldbesitzer als auch OdenwaldForst kamen mit dem Schlagen der befallenen Bäume nicht mehr nach. Die Holzpreise waren dementsprechend in den Keller gerutscht. Wer derzeit in Wald investierte, konnte sich auf eine kapitale Fehlinvestition einstellen. Aber das sollte bald nicht mehr Nadja Künzels Sorge sein.

      »Möchten Sie einen Kaffee, bevor wir aufbrechen?«, fragte sie ihren Jagdgast.

      Doktor Meyerhoff schüttelte den Kopf. Jetzt, wo die Erfüllung seines Traumes zum Greifen nah war, peitschte das Adrenalin durch seinen Körper. Da benötigte er kein Koffein, um zu der frühen Stunde einen klaren Kopf zu bekommen. »Gehen wir!«, erwiderte er knapp.

      Sie schulterten Rucksäcke und Jagdbüchsen und setzten sich in Bewegung. Das gefrorene Blattwerk brach unter ihren Sohlen. Ihr Atem stieg in weißen Wolken auf. Vorsichtig bahnten sie sich einen Weg durch ein Buschwerk von jungen Fichten und Kiefern. Den Blick hielten sie nach unten gerichtet, um sich auf der Pirsch nicht durch das Knacken eines brechenden Astes zu verraten. Obwohl der Hang stetig anstieg, hatte der Vorsitzende des Ausschusses für Umwelt keine Probleme, Nadja Künzel zu folgen. Respekt, dachte die Forstbeamtin und nahm sich vor, ihren Jagdgast später für seine Kondition zu loben. Im Moment war Schweigen angesagt.

      Der aus Holz gezimmerte Hochsitz stand an der Nordseite der etwa Fußballfeld-großen

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