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Mit Diplomatie zum Ziel. Stéphane Etrillard
Читать онлайн.Название Mit Diplomatie zum Ziel
Год выпуска 0
isbn 9783862009572
Автор произведения Stéphane Etrillard
Жанр Сделай Сам
Серия Dein Erfolg
Издательство Bookwire
Denn eines dürfen Sie nicht vergessen: Diplomatie bedeutet nicht, stets zurückhaltend, sanft und nachgiebig zu sein und die eigenen Bedürfnisse immer zurückzustellen. Diplomatie ist vielmehr eine besondere Art der Durchsetzungskraft: mit leisen Tönen, Konsequenz und Fairness und mit einem feinen Gespür für das Gegenüber und die Situation.
Nutzen Sie also die Kunst der Diplomatie, um Ihre Ziele zu erreichen und dabei die Beziehungen zu Ihren Mitmenschen zu stärken!
Ich wünsche Ihnen eine aufschlussreiche und anregende Lektüre.
Ihr Stéphane Etrillard
1. »Dann mach doch deinen Kram alleine!« – wie Streit entsteht
»Komm, lass mich das doch schnell erledigen.«
»Nein danke, mir macht das Spaß.«
»Aber bei dir dauert das doch Ewigkeiten. Außerdem benutzt du das falsche Werkzeug.«
»Ja, ich weiß schon, du kannst alles besser als ich.«
»Was soll denn das jetzt heißen? Ich will dir doch nur helfen.«
»Ich will deine Hilfe aber jetzt gar nicht.«
»Donnerwetter, bist du kompliziert! Statt da ewig rumzufummeln, könnte ich das in fünf Minuten erledigen.«
»Ich will gar nicht in fünf Minuten fertig sein, kapierst du das nicht!?«
»Jetzt motz mich doch nicht gleich so an!«
»Dann lass mich doch einfach in Ruhe!«
»Lass dir doch einfach mal helfen! – Manchmal verhältst du dich wirklich eigenartig.«
»Wer sich hier eigenartig benimmt, das bist du!«
»Dann mach doch deinen Kram alleine!«
Ein paar wenige, unbedachte Sätze – und schon haben die beiden den Salat und stecken mitten in einem Beziehungskonflikt. Dabei ging es ursprünglich lediglich darum, ein Fahrrad zu reparieren. Die Ursachen für das Dilemma? Vielleicht war einer der beiden ohnehin auf Streit gebürstet, auf jeden Fall fehlte es beiden an Weitsicht und Fingerspitzengefühl und sie schossen mit ihren Formulierungen weit übers Ziel hinaus.
Etliche Gespräche sind erstaunlich ineffektiv, kosten Zeit und Nerven – und oft auch Geld –, machen die Sachlage nur noch komplizierter und tragen nicht gerade dazu bei, irgendetwas zu klären. Manchmal steckt man urplötzlich mittendrin in einer eskalierenden Situation und fragt sich: Wie bin ich bloß hier hineingeraten? Und wie komme ich sauber wieder heraus? Die zweite Frage ist beinahe noch wichtiger, schließlich möchte niemand einen Scherbenhaufen hinterlassen. Auch wenn ein Wort zum anderen kommt und sich die Emotionen so lange hochschaukeln, bis sie schließlich überkochen – es muss eine Möglichkeit geben, die Situation wieder zu entschärfen. Denn mit den meisten Menschen wollen oder müssen wir eine gemeinsame Basis (wieder)finden, um einander ohne Frust und Zorn begegnen zu können. Alles andere würde nur zu größten Spannungen führen.
Ist die Beziehung zu einem anderen Menschen belastet oder gar zerstört, bedeutet das in jedem Fall unnötigen Stress. Und oft sind die Folgen gravierend. Ihrem Nachbarn, den Sie einmal grundlos angeraunzt haben, können Sie vielleicht noch aus dem Weg gehen. Doch Sie werden jedes Mal, wenn Sie an seiner Wohnung vorbeikommen, an ihn denken und sich ärgern. Auf Dauer ist auch das ermüdend. Bei einem Arbeitskollegen oder Vorgesetzten wird die Sache noch wesentlich schwieriger: Ist die Basis erst einmal zerstört, kostet es größte Mühen, sie wieder zu kitten. Meist wird keiner der beiden Streithähne dazu bereit sein, Vergangenes vergangen sein zu lassen und voller Besonnenheit einen Neuanfang einzuleiten. In solchen Fällen kostet die zerrüttete Beziehung uns nicht nur Nerven, sondern oft auch noch Geld und manchmal sogar den Job.
In unserem Privatleben ist es nicht minder prekär: Beziehungskonflikte entzünden sich oft an kleinen Belanglosigkeiten. Schon ein einziges (falsches) Wort kann hier einen gehörigen Krach auslösen. Dann braucht es viele gute Worte, viel Geduld und viel Einfühlungsvermögen, um die Wogen wieder zu glätten. So richtig clever ist es also nicht, sich zuerst wie der Elefant im Porzellanladen zu verhalten und anschließend die Scherben mühsam wieder aufzusammeln und notdürftig zusammenzukleben. Eine ernsthaft beschädigte Beziehung lässt sich oft nur mit größerem Aufwand und manchmal auch überhaupt nicht mehr reparieren.
Manche Menschen resignieren deshalb und beißen sich lieber auf die Lippen, als ein vermeintlich falsches Wort zu sagen. Andere verheddern sich in ewigen, nervtötenden Diskussionen und reden dabei hoffnungslos aneinander vorbei. Bei aufbrausenden Temperamenten fliegen schnell die Fetzen, es hagelt gegenseitige Vorwürfe und Verletzungen. Der Anlass für diese Streitereien und Missverständnisse ist oft nichtig, und wenn ein völlig harmloses, ganz alltägliches Gespräch plötzlich in eine unerwartete Richtung geht, ist es meistens schon zu spät. Ist erst einmal ein handfester Streit entbrannt, weiß nachher niemand mehr, wie das Ganze überhaupt begonnen hat. Der ursprüngliche Funke gerät schnell in Vergessenheit, weil nun ein ganzer Flächenbrand zu löschen ist. Wo es an Weitsicht, Einfühlungsvermögen und Fingerspitzengefühl mangelt, laufen Gespräche schnell aus dem Ruder, kurz: Es fehlt an Diplomatie.
Diplomatie ist kein Zaubermittel. Wer es jedoch versteht, diplomatisch aufzutreten und zu reden, wird im Leben auf wesentlich weniger Widerstand stoßen und seltener (ungewollt) in Konflikte hineingeraten. Statt Beziehungen zu belasten oder im Extremfall sogar zu ruinieren, wird der diplomatisch auftretende Mensch seine Beziehungen nicht nur besser aufrechterhalten, sondern sogar stärken. Das ist nicht nur in alltäglichen Situationen von großer Bedeutung. Vor allem dann, wenn es darum geht, schwierige Gespräche souverän zu meistern, gute Lösungen zu finden, sich durchzusetzen und andere zu überzeugen, ist ein diplomatischer Ansatz genau richtig. Wer so agiert, läuft kaum Gefahr, verbrannte Erde zu hinterlassen.
2. Was wir von Diplomaten lernen können
Diplomatie ist fast so alt wie die Menschheit.
Über die Diplomatie wird gerne gesagt, sie sei das zweitälteste Gewerbe der Welt. Sie ist sicherlich fast so alt wie die Menschheit – und dafür gibt es einen guten Grund: Wo auch immer sich Menschen zu Gruppen zusammengeschlossen haben, hat es sich als vorteilhaft erwiesen, Beziehungen zu anderen Gemeinschaften aufzunehmen und zu pflegen. Das war die Geburtsstunde der Diplomatie. Wo keine Möglichkeit besteht, Probleme auf diplomatischem Wege zu lösen, bleibt (bis heute) nur der Griff zu den Waffen. Fehlende oder schlechte diplomatische Beziehungen konnten also lebensgefährlich sein. Zwar hieß das Ganze in der Frühzeit noch nicht Diplomatie, doch das Prinzip hat sich seitdem kaum geändert. Allerdings ist die moderne Diplomatie – also das Führen von Verhandlungen zwischen bevollmächtigten Repräsentanten verschiedener Gruppen oder Nationen – mittlerweile wesentlich professioneller als in den Anfängen und folgt auch klareren Regeln.
Erstaunlich ist, dass es Diplomatie zwar schon immer gab, es jedoch recht lange dauerte, bis sie zur festen Institution von Staaten wurde. Bis die europäischen Monarchen verstanden hatten, dass es klüger ist, mehr in die Vermeidung von Auseinandersetzungen mithilfe diplomatischer Mittel zu investieren, verging viel Zeit. Die moderne Diplomatie geht auf die norditalienischen Stadtstaaten der frühen Renaissance zurück. Die ersten Botschaften