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für mehr Beschleunigung an deutschen Fachhochschulen und Universitäten. Und wir plädieren damit zugleich für mehr Flexibilität und Entscheidungsfreiheit bei den Formen des individuellen Lernens, für das Zulassen unterschiedlicher Geschwindigkeiten im Studium jenseits starrer, teilweise überflüssiger und häufig anachronistischer Regularien.

      Zu den nötigen Beschleunigungsfaktoren zählt in unseren Augen beispielsweise nicht zuletzt der verstärkte Einsatz neuer Medien, die Etablierung von zeitgemäßen Online-Vorlesungen und Online-Übungen – sowohl an den Universitäten wie an den Fachhochschulen. Es geht insgesamt also um mehr Spielraum für unterschiedliche Lerngeschwindigkeiten und das entsprechende Entgegenkommen und Befördern dieses Lernverhaltens seitens der Hochschulen. Studierende sind heute mehr denn je durch das Internet geprägt und medial anspruchsvoller und kommunikativ beweglicher. Es ist doch paradox: Warum sollten jahrhundertealte Lehr- und Lernformen weiterhin das Maß aller Dinge sein in einer medial längst veränderten (»reformierten«) Lebens- und Bildungswirklichkeit? Und welche Hochschule, welche Universität muss befürchten, gleich ihr didaktisches Kapital zu verspielen, wenn sie den veränderten Bedürfnissen ihrer Studierenden hinsichtlich innovativer (E-)Lehr- und Lernmethoden endlich auch im Studienalltag Rechnung trägt?

      Hochschulen – egal ob als private oder öffentliche Bildungseinrichtungen – sollten nach unserer Auffassung generell der Ort sein, an dem Selbstständigkeit und Selbstverantwortlichkeit erprobt werden, weil die Studierenden selbst den Reformprozess mitbestimmen. Sie sollten der Ort sein, an dem individuelles Lernen nach dem jeweiligen Lerntyp und nach unterschiedlichen Geschwindigkeitsbedürfnissen angeregt und auch gefördert wird. Dann und wirklich erst dann, so unsere These, wird das Studium zügiger absolviert werden können. Und der besonders schnelle Abschluss wird ein Ziel, das sich individuell lohnt und auch materiell angemessen belohnt wird – wenn es sich durch reduzierte Studiengebühren bei verkürzter Studiendauer auch bezahlt macht. Wirklich erst dann werden die maßgeblich Betroffenen – die Studierenden – in den Reformen auch solche sehen, weil sie sich nicht mehr als das Opfer bürokratischer Festlegungen und formalisierter Regelvorgaben erleben müssen, sondern weil sie sich als Subjekte leistungsorientierten und selbstverantwortlichen Handelns wahrnehmen können und dürfen. Natürlich glauben wir, nicht die Einzigen zu sein, die schneller und gleichzeitig besser und selbstbestimmter studieren wollen. Ebenso wenig werden wir kaum die Einzigen sein, die davon überzeugt sind, dass die Mehrzahl der Studierende heute selbstständiger, verantwortungsvoller und dynamischer ist, als es ihnen die Vorgaben der heutigen Studiensysteme und die strukturellen Plandiktate so mancher Hochschule zumuten.

       Bürokratische, institutionelle und strukturelle Verkrustungen abschaffen!

      Mit dem Prototyp eines Kurzzeitstudiums im Highspeed-Modus, wie wir ihn hier entwerfen, wollen wir nicht nur dazu beitragen, über bürokratische, institutionelle und strukturelle Verkrustungen an deutschen Universitäten und Fachhochschulen öffentlich breiter zu diskutieren. Wir wollen den Nachweis führen, dass es – aus verschiedenen Gründen – sinnvoll ist, schneller mit dem Studieren fertig zu werden. Und wir möchten mit unserem demonstrativ auf Geschwindigkeit hochgefahrenen Studium dazu beitragen, das Studieren insgesamt schneller und effektiver zu gestalten, Verantwortungs- und Leistungsgedanke im Schnellstudium schneller und intensiver auszuprägen.

      Vor dem Hintergrund steigender Qualifikationsanforderungen und beständig steigender Anforderungen an Flexibilität auf dem europäischen Arbeitsmarkt möchten wir das Studieren letztlich attraktiver machen. Sich von unserem Beispiel anregen zu lassen zu mehr Selbstständigkeit und zum zielstrebigen Umsetzen eigener Ideen könnte ein Anfang dafür sein. Alle diese »Turbo-Ziele« gelten im Übrigen unabhängig davon, ob die Rechtsprechung in Deutschland in einigen Jahren immer noch das Normalstudieren zum einzig zulässigen Fall erklärt und entsprechend diejenigen bestraft, die durch schnelles Studieren letztlich auch ihre Studiengebühren reduzieren möchten. Dieser Standpunkt schließt allerdings ein, dass wir uns generell auch im öffentlichen Bereich für Studiengebühren bzw. Semestergebühren aussprechen, da wir der Meinung sind, dass man sich grundsätzlich an den Kosten beteiligen sollte. Und natürlich muss es Ausnahmeregelungen für sozial Schwache oder aus anderen Gründen Benachteiligte geben.

       Der »Highspeed-Studi« wird keine Ausnahmeerscheinung mehr bilden.

      Unabhängig von der zukünftigen Entwicklung der Diskussion: Wir können nicht davon ausgehen, dass unser Erfolgsmodell für jeden Studierenden gleichermaßen überzeugend ist und ihn motiviert, sein Studium mit Entschlossenheit so früh wie möglich erfolgreich abzuschließen. Wir haben bisher aber noch niemanden getroffen, der sich ein noch längeres Studieren gewünscht hätte oder sein jetziges Erwerbsleben gegen die »goldenen Zeiten des Studentenlebens« eintauschen wollte. Das verleiht uns einen Antrieb mehr, mit dem vorliegenden Buch die Diskussion über das Studieren durchaus provokant, aber auch so sachhaltig, zielorientiert und realistisch wie möglich anzustoßen.

      Die Zukunft der deutschen Hochschullandschaft, so hoffen wir, wird durch Methodenpluralismus, online vernetzte Lehr- und Lernformen sowie zunehmende Praxisbezüge der wissenschaftlichen Hochschulausbildung gekennzeichnet sein. Der »Highspeed-Studi« wird in diesem dynamischeren Bildungssystem keine Ausnahmeerscheinung mehr bilden, sondern allenfalls eine herausragende Tendenz. Das Modell »Turbo-Student« braucht entsprechend auch keine durch uns geschützte Marke zu sein, so wenig, wie es eine pure Provokation ist: Es ist ein Orientierungsmuster. Allen jenen, die für die angesprochenen Veränderungen ihres Studiums aufgeschlossen sind, die bereit sind, Neues zu erproben, und denen Beschleunigung, Effizienz und Qualität in jeder Entwicklungsphase persönlich wichtig sind, widmen wir dieses Buch.

      Provokation »Turbo-Student« – ein Plädoyer für andere Geschwindigkeiten

      »Alles, was ich mir vorstellen kann, kann ich auch erreichen.« MARCEL K.

       Wer schneller studiert, verdirbt die Norm!?

      »Turbo« kommt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie Verwirbelung, Wirbel, intensivierte Bewegung und Rotation, also Geschwindigkeit und Beschleunigung. Mit Turboladern, Turbinen und Turbomotoren verbinden wir im technischen Sektor diese uneingeschränkt positiven Assoziationen in Kombination mit Leistungssteigerung, Geschwindigkeit oder einer bestimmten Aufwandsersparnis. Turbo ist also ein Ausdruck der menschlichen Intelligenz und Erfindungskraft, gerichtet auf spezifische Ziele.

      Was im technischen Sektor anerkannt ist, gilt jedoch nicht ohne Weiteres in Bezug auf andere Lebensbereiche, namentlich den der Bildung. Wird hier der Turbo sprachlich vorgeschaltet – Turbo-Student oder auch Highspeed- Studium –, kann sich im Handumdrehen eine radikale Provokation ergeben. Denn sich schneller zu bilden, als es Regelstudienzeiten an Universitäten und Fachhochschulen vorgeben, scheint einem eingebürgerten Verständnis von Bildung nachgerade zu widersprechen. Ob Humboldt’sches Bildungsideal oder bildungsbürgerliche Tradition – für die meisten ihrer Befürworter hat Bildung normalerweise etwas mit langsamen Prozessen zu tun: mit gemächlichem oder zumindest zeitintensivem Herausbilden, Aneignen und Wachsenlassen von Fähigkeiten und Fertigkeiten. Nach landläufiger Vorstellung ein völlig plausibles Bild: Wer sich bildet und begreifen will, muss sich auf den Hosenboden setzen – nicht um Gas zu geben, sondern um zu entschleunigen.

      Einen Bachelor- und Masterabschluss in der Rekordzeit von 20 Monaten statt in fünf Jahren abzuschließen, scheint also zu verfehlen, was Bildung seit der Aufklärung meint: Befähigung zur Selbstorganisation und kenntnisreicher Reflexion. Von bildungsinstitutioneller Warte aus formuliert: Wer schneller studiert, verdirbt die Norm. Und wer sich solchermaßen nur im Speed-Dating-Modus auf Kenntnis und Reflexion einlässt, heizt jene Ökonomisierung nur noch zusätzlich an, der die gesamte geistig-kulturelle Lebenswelt des globalisierten westlichen Europa ohnehin schon unterliegt.

       Ein Studium muss nicht drei oder fünf Jahre Lebenszeit kosten.

      So und ähnlich lauten Vorurteile wie Argumente einer verbreiteten Vorstellung, die Bildung und Geschwindigkeit

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