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eine neue Sprache zu lernen: Sie müssen für Ihr Ziel einstehen. Die Amerikaner nennen das Commitment oder Ownership. Frei übersetzt: Sie müssen bereit sein, den Preis dafür zu zahlen. Denn für jedes anspruchsvolle Ziel benötigt man Kraft, Energie und Anstrengung. Ohne Konsequenz und Disziplin degradieren Sie das, was Ihnen wirklich wichtig ist, zum reinen Glücksspiel. Fürs Glücksspiel benötigen Sie nur einen Lottoschein. Für Ihre Lebensziele müssen Sie jedoch aktiv werden.

      Das Gute daran: Wenn Sie aktiv auf Ihr Ziel zusteuern, sind Sie der Spieler. Sie sind es, der entscheidet, welcher Spielstein wo gesetzt wird. Das bedeutet, dass Sie Verantwortung übernehmen und Entscheidungen treffen. Eine Garantie, dass Sie es schaffen, haben Sie auf diese Weise zwar auch nicht. Aber Sie erhöhen deutlich die Chance, dass Sie Ihr Ziel erreichen werden.

      Ob investierte Zeit also verschwendet ist oder nicht, hängt davon ab, ob sie Sie Ihrem persönlichen Ziel näher bringt: Wenn Sie zum Beispiel in einer Firma arbeiten, in der gewollt ist, dass Sie 14 Stunden täglich im Büro verbringen und auch am Wochenende arbeiten, dann hält Sie dieses System unglaublich beschäftigt. Jetzt kommt es darauf an: Ist es Ihr Ziel, eine Familie zu gründen? Dann werden Sie von diesem System in eine andere Richtung getrieben, weg von Ihrem Ziel. Wenn Sie dagegen in dieser Firma einmal Vorstandsvorsitzender werden wollen, ist es hilfreich, zur Not auch Tag und Nacht für die Firma zu arbeiten. Dann ist die investierte Zeit nicht verschwendet. Die Frage ist: Entscheiden Sie sich freiwillig dafür, sich dem System und seinen Spielregeln anzupassen? Oder entscheidet jemand anders nach seinen eigenen Erwartungen: Kollegen, Vorgesetzte, Lebenspartner, Familie, Eltern, Freunde, Nachbarn, Gesellschaft allgemein …?

      Entscheidungen zu treffen ist ein zentraler Punkt im Umgang mit der Zeit.

       Verantwortung ist eine Entscheidung

      Unser größtes Problem inmitten des Tornados ist, dass wir nicht mehr in der Lage sind, Prioritäten zu setzen. Alles ist wichtig, alles ist dringend, tausend Sandkörner prasseln wie Nadelstiche auf uns ein und erzwingen unsere Aufmerksamkeit. Das Fatale dabei: Wenn alles wichtig ist, ist nichts mehr wichtig.

      Stellen Sie sich vor, Sie wollen vitaler und gesünder leben. Dazu suchen Sie einen Trainer auf. Er analysiert Ihr Körpergewicht, misst den Bauchumfang und wertet den Fettanteil Ihres Körpers aus. Er fragt Sie nach Zielen, Wünschen und machbarem Zeiteinsatz. Danach folgt ein einstündiger Vortrag mit gefühlten 528 Empfehlungen, was Sie alles tun können, um Ihr Ziel zu erreichen: Blutuntersuchung, Test auf Lebensmittelunverträglichkeiten, Ernährungsumstellung, Kohlenhydrate vermeiden, nach 19 Uhr nichts mehr essen, mindestens drei Liter Wasser trinken, keinen Alkohol, keinen Zucker, mindestens fünfmal pro Woche Sport, davon zweimal Ausdauertraining und dreimal Krafttraining, Fitness-Tracker kaufen, Schlaf- und Bewegungsgewohnheiten messen, regelmäßig Blutdruck und Puls prüfen, Treppen statt Aufzug und Rolltreppe nutzen, täglich eine Runde spazieren gehen, mindestens acht Stunden Schlaf, abends kein Fernsehen und so weiter. Nach zehn Minuten können Sie schon nicht mehr folgen. Nach der Stunde sind Sie – auch ganz ohne Sport – bereits fix und fertig. Aber Sie geben nicht auf. Sie wollen wissen: »Was ist das Wichtigste, das ich auf jeden Fall umsetzen sollte?« Ihr Trainer schaut Sie verdutzt an: »Das habe ich Ihnen doch gerade erzählt.« Und er wiederholt daraufhin seinen einstündigen Vortrag. Danach wissen Sie immer noch nicht, was das Wichtigste ist, werden sich nichts davon merken – und sich für etwas entscheiden, um es in die Tat umzusetzen, werden Sie erst recht nicht.

      Die Zuschreibung von unterschiedlicher Wichtigkeit ist also genauso eine Entscheidung wie die Entscheidung darüber, sich als Spieler oder als Spielstein einzubringen. Wenn Sie selbst die Entscheidung nicht treffen, entscheidet im Zweifelsfall jemand anders für Sie. Und dessen Prioritätensetzung deckt sich aller Wahrscheinlichkeit nach nicht mit Ihrer Zielsetzung. Sie können diese Entscheidung aber auch selbst treffen – vorausgesetzt, Sie kennen Ihr Ziel.

      Warum die Entscheidung zwischen wichtig und unwichtig im Zusammenhang mit verschwendeter Zeit von so großer Bedeutung ist, möchte ich Ihnen an einem Beispiel verdeutlichen: Wenn ich mit meiner Frau zu Abend esse, dann habe ich mich für diese gemeinsame Zeit entschieden. Wenn aber während des Essens in mir Kopfkino abläuft und ich an meine laufenden Beratungsprojekte denke, dann bin ich nicht bei meiner Frau und kann den Abend nicht genießen. Im Gegenteil: Wahrscheinlich wird es ein herzlich blöder Abend. Denn meine Frau wird bemerken, dass ich nicht bei der Sache bin. Folge: Wir werden wahrscheinlich aneinandergeraten. Wie unnötig! Denn nur durch meine Gedanken ans Büro erledigt sich die Arbeit dort ja auch nicht. Also bin ich weder bei meiner Frau noch im Büro.

      Das gilt auch umgekehrt: Ich sitze im Auto, quäle mich durch einen Stau und stelle mir vor, wie schön es wäre, mich jetzt mit meinem Sohn im Fitnessstudio zu verausgaben. In diesem Moment fühle ich mich gleich doppelt schlecht. Zum einen, weil ich nicht schwitzend Gewichte stemme, sondern genervt auf der Autobahn vor mich hin rolle. Zum anderen, weil sich der Stau durch mein Wunschdenken auch nicht auflöst.

       Entscheiden, welche Gedanken wir verfolgen und welche wir loslassen.

      Beide Male ist die Zeit verschwendet, weil ich nicht im Hier und Jetzt bin. Doch wie kann ich es besser machen? Ich muss meinen Geist kontrollieren. Und das ist eine der größten Herausforderungen des Menschen. Mit rund 60 000 Gedanken pro Tag plappert die Stimme in unserem Kopf von morgens bis abends. Das sind rund 40 Gedanken pro Minute. Diese Gedankenmaschine abzustellen, ist eine große Kunst. Mönche meditieren tagtäglich mehrere Stunden, um für Ruhe im Kopf zu sorgen. Für uns Nichtmönche ist es ein erster Schritt, dass wir zumindest entscheiden, welche Gedanken wir verfolgen. Und welche wir loslassen.

      Beobachten Sie sich: Haben Sie sich vielleicht schon daran gewöhnt, sich von Ihren Gedanken lenken zu lassen? Sie hätten stattdessen auch die Möglichkeit, Ihre Gedanken in eine andere, nämlich die gewünschte Richtung fließen zu lassen. Das kann man trainieren. Im Wort »trainieren« klingt schon an, dass das mit Energie und Aufwand verbunden ist – so wie alles, wofür Sie Verantwortung übernehmen: für die eigenen Kinder, für die eigene Firma und ihre Mitarbeiter, für ein übernommenes Projekt, für Ihr eigenes Leben. Das ist der Preis dafür, dass Sie Ihren eigenen Weg in Richtung Ihres eigenen Zieles beschreiten. Und Ihre Zeit nicht verschwenden, sondern nutzen. Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen ist eine Entscheidung!

       Rettungsanker im Tornado

      Die Beschäftigungswut ist zur Volkskrankheit geworden und die Liste der dagegen angebotenen Medikamente ist lang. Wenn Ihr Tag nicht reicht, um alle Aufgaben zu bearbeiten, sind Sie zum Beispiel vielleicht nur nicht gut genug organisiert. Ein übervoller Terminkalender müsste sich doch mit geschicktem Zeitmanagement so entschlacken lassen, dass genug Zeit für die wichtigen Dinge übrig bliebe. Besuchen Sie nur das richtige Seminar und schon sind Sie gegen den Input- und den Instant-Virus immun.

      Ein guter Gedanke. Aber leider falsch!

      Keine Frage: Gutes Zeitmanagement kann Wunder wirken bei der Steigerung der Effizienz. Für Menschen, die drauflosarbeiten, statt sich vorher zu sortieren, kann schon die Frage »Welche Aufgabe muss wirklich heute erledigt werden und welche kann bis morgen warten?« eine riesige Entlastung mit sich bringen. Sie kann die Produktivität am Arbeitsplatz, die persönliche Entspannung und den Stolz nach erledigtem Tagespensum spürbar und messbar steigern. Doch die Fragen, die Ihnen helfen, trotz Tornado gut durchs Leben zu kommen, klingen eher so:

      image Was fehlt, wenn es dich nicht mehr gibt?

      image Was willst du in deinem Leben bewirken?

      image Bei welchen Menschen möchtest du welche Spuren hinterlassen?

      image Willst du Kinder haben?

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