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Vorwort: Lust auf Lebensfreude?

       »Wenn ich gerne in den Alltag gehe, wenn ich morgens aufwache und denke, es ist schön, heute wird ein toller Tag.«

      MALU DREYER

       »Wenn ich mich freue. Nicht auf morgen, sondern auf den Moment.«

      JULIA KLÖCKNER

       »Wenn ich morgens unter der Dusche singe.«

      MICHAEL ROSSIÉ

      »Was ist Lebensfreude für Sie?« Diese Frage stellte ich Menschen, die in meinen Augen diese ganz spezielle Lebensfreude ausstrahlen. Ein paar Antworten haben Sie gerade gelesen. Antworten von Menschen, bei denen man die Lebensfreude durch alle Poren spürt. Menschen, die es schaffen, nur durch ihre Anwesenheit eine positive Atmosphäre zu schaffen. Menschen, die von innen strahlen – ohne große Worte zu machen. Lebensfreude ist oft das eher Unscheinbare. Nicht das laute Lachen, sondern das verschmitzte Grinsen. Nicht das breite »Es-läuftalles-bestens«, sondern das beiläufige »Es-geht-mir-gut«. Nicht das »Alles-Haben«, sondern das »Ich-weiß-zu-schätzen-was-ich-habe«. Nicht der »Schein«, sondern das »Sein«. Doch so beiläufig die Lebensfreude auch erscheinen mag: Hat man sie einmal verloren, wird alles im Leben grau und bleiern.

      Wenn Sie, verehrte Leserin, verehrter Leser, Lebensfreude (wieder) spüren wollen, dann kann Ihnen dieses Buch helfen. Mit Mut-mach-Geschichten, in denen Sie erfahren, wie andere das mit der Lebensfreude machen. Und mit konkreten, aber einfachen Übungen, die Ihnen zeigen, wie Sie sich Schritt für Schritt die Lebensfreude zurückholen.

      Im Mai 2005 lief ich meinen ersten Marathon. Ein Jahr lange hatte ich darauf trainiert. Von der Ab-und-zu-mal-Läuferin wurde ich in nur zwölf Monaten zur Marathonläuferin. Um mein Ziel zu erreichen, musste ich zu Zeiten trainieren, in denen ich sonst niemals freiwillig aufstehen würde. Morgens um fünf Uhr dreißig. Mit der Sonne raus aus dem Bett. Total verrückt. Aber ich hatte mir fest vorgenommen, diesen Lauf mitzumachen und durchzuhalten. Zu meinem eigenen Ehrgeiz kam der »öffentliche Druck«. Mein Vorhaben wurde vom SWR Fernsehen begleitet. Alle paar Wochen kam ein Kamerateam zu mir, um über meinen Trainingsstand zu berichten, und auch bei der Liveübertragung des Gutenberg-Marathons in Mainz wurde immer wieder über meinen Lauf berichtet. Das Training für diesen Lauf zu absolvieren war aufwendig. Ich musste viel Zeit investieren, die ich viel lieber beim Lesen, im Garten oder mit meiner Familie verbracht hätte. Ich musste mich häufig selber treten, aber am Ende war ich so unglaublich stolz, es geschafft zu haben, dass es alle Strapazen wert war.

      Mit diesem Marathon möchte ich das vergleichen, was Sie vorhaben, wenn Sie sich Lebensfreude und Leichtigkeit zurückholen wollen. Es ist wie ein Marathon im Kopf. Sie müssen alte, gut »eingelaufene« Gedankenschleifen verlassen. Sie müssen neue Wege finden und die erst zu Trampelpfaden und nach und nach zu Autobahnen verbreitern. Sie müssen Mut haben, auch mal »Unerhörtes« zu denken. Sie müssen im Kopf über Hürden springen. Sie müssen Veränderungen wirklich wollen. Und Sie müssen bereit sein, an sich selbst zu arbeiten.

      Wenn Sie also Lust oder ausreichend Frust haben, um herausfinden zu wollen, was Sie alles in Ihrem Leben ändern können, dann probieren Sie die Übungen in diesem Buch aus. Ich habe sie alle selbst getestet und weiß daher, dass sie funktionieren. Aber denken Sie daran: Die mangelnde Lebensfreude und Unzufriedenheit kamen nicht von heute auf morgen. Sie schlichen sich nach und nach in Ihr Leben. Und so kann sich auch die Lebensfreude nur nach und nach einschleichen. Es wird dauern, bis Sie alte Gewohnheiten aus Ihrem Kopf verbannt und den neuen Raum geschaffen haben. Aber auch hier gilt es wie im Sport: Je häufiger Sie »trainieren«, desto schneller geht es. Je disziplinierter Sie sind, desto besser läuft es. Und verzweifeln Sie nicht, wenn Sie nicht gleich die ganz großen Sprünge machen können. Freuen Sie sich über jede noch so kleine Verbesserung. Wenn Sie es das erste Mal geschafft haben, für zehn Minuten die immer selben Gedankenschlaufen zu verlassen, dann haben Sie einen ersten kleinen Sieg errungen. Freuen Sie sich darüber, loben Sie sich dafür, feiern Sie es. Und dann geht es weiter. Als Nächstes schaffen Sie 15 Minuten. Sie müssen nur dranbleiben. Irgendwann denken Sie ständig kunterbunt und nicht mehr grau in grau.

      Dieses altmodische Wort »Disziplin« ist übrigens ganz wichtig bei Ihrem Vorhaben. Was können Menschen diszipliniert sein, wenn es um den Beruf geht. Da wird kein Termin ausgelassen, für jeden Kollegen nimmt man sich Zeit, und dann nimmt man auch noch Arbeit mit ins Wochenende. Doch wie diszipliniert sind Sie mit sich selbst? Gehen Sie zum Laufen, wenn Sie es sich vorgenommen haben? Oder lassen Sie es häufiger ausfallen, weil etwas »Wichtigeres« dazwischengekommen ist? Haben die meisten Dinge mehr Priorität als Ihre persönlichen Pläne? Stellen Sie diese immer wieder ganz hinten an? Dann werden Sie diszipliniert, was Ihr Privatleben angeht.

      Für dieses Buch habe ich erfolgreiche Menschen zum Thema »Lebensfreude« interviewt. Alles Menschen, die ich persönlich schätze, weil sie diese besondere Art von Lebensfreude ausstrahlen. Man merkt ihnen an, dass sie bei sich sind – egal, was sie beruflich gerade alles auf der To-do-Liste haben. Und so unterschiedlich sie auch sind, so ähneln sie sich doch in vielen Bereichen. Diese Menschen achten auf sich. Sie reflektieren sich selbst. Sie haben Kontakt zu ihren Gefühlen und vertrauen ihrem Bauchgefühl. Und sie sind diszipliniert bei den Sachen, die ihnen guttun: beim Sport, beim Schlaf, bei den Auszeiten.

      Mit diesen Menschen habe ich mich noch über etwas anderes unterhalten: über das Thema »Lebenskrisen«. Denn Lebensfreude und Lebenskrisen sind zwei Seiten einer Medaille. Nur wer sich dessen bewusst ist, dass man die schönsten Höhen im Leben nur erreichen kann, wenn man dafür auch durch die tiefsten Täler geht und auch bereit ist, dies zu akzeptieren, kann wahre Lebensfreude empfinden. Wer nicht durch die Täler will, wird die Höhen nicht erreichen können. So ein Leben ist wie ein Teich, an dessen Oberfläche keinerlei Bewegung ist. Man kann so durchs Leben gehen. Das muss jeder für sich selbst entscheiden. Aber ich würde jede Krise in Kauf nehmen, um an anderen Tagen die Lebensfreude in vollen Zügen genießen zu können. Und so werden Sie in diesem Buch auch beides finden. Erzählungen von Menschen, die zum Lachen und Weinen sind, und handfeste Tipps, wie Sie Lebensfreude selber produzieren können. Denn das ist ein bisschen ungerecht im Leben: Krisen kommen von allein, für die Lebensfreude müssen wir eine Menge tun. Und so geht es in diesem Buch auch um »Krisen« und wie Sie aus diesen wieder herauskommen. Denn das ist die eigentliche Kunst im Leben: aus den Tälern wieder rauszukrabbeln. Ohne zu verzweifeln. Und ohne die Lebensfreude dauerhaft zu verlieren.

      Meine Gesprächspartner haben alle mit Schicksalsschlägen zu kämpfen gehabt. Ob eine Scheidung, die Diagnose einer schweren Krankheit oder der Tod des eigenen Kindes. Und auch ich selbst musste bereits durch einige tiefe Täler gehen. Von einigen werde ich in diesem Buch erzählen. Vielleicht hilft es Ihnen, zu erfahren, wie andere Menschen mit Krisen umgehen. Denn vor Enttäuschungen, Liebeskummer oder Verlusten können wir uns nicht schützen. Wir können nur dafür sorgen, dass wir nach dem Hinfallen wieder aufstehen. Und besser weitermachen, weil wir durchs Hinfallen etwas gelernt haben.

      »Lebensfreude bedeutet, morgens unter der Dusche zu singen. Ich merke immer, ob der Tag gelingt, wenn ich morgens unter der Dusche singe. Da denke ich immer, das ist Spaß heute, ich freu mich, ich habe Lust auf den Tag.« Das sagt Michael Roussié, der einzige Mann, den ich für die Mut-mach-Geschichten interviewt habe. Warum gerade ihn? Weil er die personifizierte Lebensfreude ist. Weil er weiß, wie er sich die Lebensfreude holt. Aber auch, weil er weiß, wie sich Krisen anfühlen.

      Lebensfreude zurückzuholen ist eine Entscheidung. Eine Entscheidung Ihres Kopfes. Sie können so weitermachen wie bisher in negativen Gedankenschleifen. Oder Sie ändern etwas. Denn ohne Lebensfreude leben wir unser Leben nur ab, aber erleben es nicht. Ohne Lebensfreude kann man keine Liebe spüren, keinen Sieg genießen, bei keinem Spaß aus vollem Herzen lachen. Erst die Lebensfreude macht alles lebendig. Ich weiß, dass es oft schwer ist im Leben, sich diese Lebensfreude zu erhalten oder sie sich zurückzuholen. Aber ich weiß, dass es möglich ist und dass es sich lohnt, dafür zu arbeiten. Und Arbeit ist es. Man muss unbequemen Wahrheiten ins Gesicht sehen und Entscheidungen treffen, für die man von anderen vielleicht nicht geliebt wird. Aber jeder hat nur dieses eine Leben, und jeder sollte möglichst viel dafür tun,

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