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dass man sich als Erstes die eigene Sauerstoffmaske anziehen soll. Das ist es!

      Wir werden in diesem Buch alle Schritte des POP-Systems und die Philosophien dahinter gründlich untersuchen und erklären. Zuerst aber will ich die Konzepte kurz vorstellen.

      Wer sind Sie? (P für Persönlichkeit)

      Wenn wir die Absicht haben, eine Vorstellung von Produktivität zu entwickeln, die auf Sie persönlich zugeschnitten ist, sollten wir zuerst einmal herausfinden, wer Sie sind. Oberflächliche Nabelschau reicht da nicht aus; bevor wir einen Handlungsplan entwickeln können, müssen wir uns selbst bis in die Tiefen kennen. Wenn wir diesen Schritt auslassen, wie es so viele von uns tun, sind wir am Ende nur permanent fleißig, ohne dass sich unser Leben wie unser eigenes anfühlt.

      Ich werde Ihnen Übungen präsentieren, anhand derer Sie sich auf Ihre Träume und Sehnsüchte fokussieren können. Und das alles wird sich auf der Grundlage einer Praxis abspielen, die Ihnen vielleicht neu ist: Selbstreflexion. Diese neue Gewohnheit, von der wir hier Gebrauch machen wollen, ist zum Teil reine Beobachtung. Aber Sie werden bald sehen, wie sie einige unserer Verhaltensweisen verändern kann – insbesondere jene, die uns keine guten Dienste leisten.

      Um zu verstehen, wie dieser Prozess funktioniert, sprach ich mit Dr. Anita Chakrabarti, Psychiaterin mit Schwerpunkt Selbstentwicklung. Sie ist zufällig meine Stiefmutter, zu der ich ein sehr nahes Verhältnis habe und mit der ich mich wunderbar geistig austauschen kann. Anitas Lebensaufgabe ist es, anderen zu helfen, sich selbst besser zu verstehen, und so war sie natürlich meine erste Anlaufadresse.

      Anita beschreibt den Weg zur Selbsterkenntnis als alles andere als eine gerade Linie.

      1. Wir sind wild. Vielleicht versuchen wir ein Leben lang, uns zu zivilisieren, aber in unserem Kern steckt etwas Urtümliches und Ungezähmtes. »Als Erstes müssen wir uns bewusst machen, dass wir Triebe und Instinkte haben. Das müssen wir akzeptieren. Zumindest müssen wir es gebührend bedenken und berücksichtigen. Denn wenn wir immer nur aus dem Unbewussten heraus handeln, fällt es uns schwer, Entscheidungen – geschweige denn gute Entscheidungen – zu treffen.«

      2. Beobachten. »Im nächsten Schritt müssen wir versuchen, unser Tun zu beobachten. Für mich ist das der wichtigste Teil des gesamten Prozesses«, sagt Anita. Dabei geht es nicht darum zu bewerten, sondern lediglich die eigenen Gedanken und Gefühle zu registrieren. »In der dynamischen Praxis sagen wir dazu ›mit dem dritten Ohr hören‹. Es ist der Teil des Geistes, der zurücktreten und objektiv und neutral fragen kann: ›Was tue ich da? Was denke ich da? Was sagen meine Gefühle?‹« Es mag Zeiten in unserem Leben geben, in denen wir dies aktiver tun und uns vielleicht sogar von einer Therapeutin helfen lassen, und es gibt Zeiten, in denen uns diese Fragen weniger beschäftigen. Es handelt sich jedoch nicht um eine Einmalübung, sondern um etwas, das wir unser Leben lang praktizieren sollten.

      3. Reflektieren. Sobald wir anfangen, uns selbst zu beobachten, sollten wir mit diesen Informationen auch etwas machen. Wir können nach Mustern in unserem Leben und in der Welt suchen – beispielsweise in Form von familiären oder kulturellen Erwartungen. »Wir können die Dinge immer weiter verkomplizieren«, sagt Anita. Wenn wir beispielsweise irgendwelchen Erwartungen nicht gerecht werden, können wir diese »Schuld« wie einen schmerzhaften Stachel empfinden und uns davon lähmen lassen und in alte Gewohnheiten der Unterwürfigkeit und Verbitterung zurückfallen. »Eine andere Möglichkeit aber ist, dass wir sagen: ›Ja, ich habe Schuldgefühle. Und Ähnliches habe ich schon öfter beobachtet. Oh ja, das ist wirklich interessant. Ich werde die Augen offenhalten, in welchen Situationen ich Ähnliches beobachten kann.‹« Sobald wir in unseren Gefühlen und Verhaltensweisen Muster erkennen, können wir beginnen, uns zu fragen, woher diese Muster kommen.

      4. Komplexität akzeptieren. Zu diesem Prozess gehört auch, dass wir erkennen, wie komplex wir sind. »Wir stellen uns selbst ein paar harte Fragen, und das schärft unser Bewusstsein für uns selbst. Und da fällt uns auf, wie orientierungslos wir sind.« Und das ist okay!

      5. Werte. Wir sollten nicht nur versuchen, Expertinnen für unser eigenes Gefühlsleben zu werden, sondern wir sollten auch ein Bewusstsein für unsere Werte entwickeln. Und das heißt im Prinzip nichts anderes, als dass wir uns klarmachen, was uns wichtig ist. Die Fähigkeit, uns selbst, unsere Werte und unser Streben miteinander in Einklang zu bringen, ist das wahre Geheimnis der Produktivität. »Wenn Sie einen Marathon laufen wollen, können Sie sagen: ›Es wird schmerzhaft und ungemütlich werden und einige Zeit brauchen, aber ich habe einen Entschluss gefasst und werde ihn durchziehen.‹ Und solange Sie eine Entscheidung treffen und sich daran halten, gibt es damit keine Probleme. Aber sobald Ihr Verhalten im Widerspruch zu Ihren Werten steht, ist das, wie wenn Sie mitten im Marathon auf einmal sagen: ›Ich mag nicht laufen, und ich weiß überhaupt nicht, was mich hierhergebracht hat.‹«

      Wo befinden Sie sich? (O für Ort)

      Ort ist hier im Sinne von Situation und Lage gemeint. Ich spreche hier von der geschichtlichen Realität der Frauen, verbunden mit einer gehörigen Prise Optimismus in Bezug auf unsere Zukunft. Wir können es auch so sehen: Persönlichkeit steht für das, was Sie wirklich sind, und Ort ist, wo Sie sich als Frau in diesem Augenblick in der Welt befinden.

      Wir werden gleich darüber sprechen, wo Sie sich gegenwärtig befinden. Und wenn ich von »Ihnen« rede, meine ich »Sie«, liebe individuelle Leserin. Aber ebenso meine ich Sie als Frau in dieser Kultur. Damit wir Frauen vom Leben das bekommen, was wir wollen, müssen wir zuerst die gesellschaftlichen Barrieren erkennen, die uns daran hindern, und sehen, woher diese Barrieren kommen. Anders ausgedrückt: Ich will über die wichtigen Hürden sprechen, mit denen wir es in der Vergangenheit und in der Gegenwart zu tun hatten und haben, und über die Chancen, die sich uns in der Gegenwart und darüber hinaus bieten. Und bevor Sie jetzt sagen: »Ich bin keine Feministin; ich bin für die Gleichheit aller …«, gestatten Sie mir, dass ich Sie unterbreche. Kein Wort!

       Lassen Sie mich ein paar Fakten nennen:

      • Ähnlich wie Farbige, Vertreter der LGTBQ-Community und Menschen mit Behinderungen haben generell wir Frauen in unserer Kultur weniger Entfaltungsmöglichkeiten als Männer. Nur dem konsequenten Druck seitens der Feministen (Männern ebenso wie Frauen) ist es zu verdanken, dass sich unsere Kultur ein wenig in Richtung Gleichberechtigung bewegt.

      • Der US-amerikanische 19. Verfassungszusatz, der den Frauen das Wahlrecht garantiert, wurde erst 1920 ratifiziert – nach 70 Jahren erbitterten Kampfes.

      • Und auch wenn wir schon vieles erreicht haben, bleibt immer noch Fakt, worüber wir Anfang des Kapitels sprachen: US-amerikanische Frauen verdienen nur 80 Prozent dessen, was ihre männlichen Kollegen für die gleiche Arbeit bekommen. Und je höher wir die Leiter klettern, desto größer wird dieser Abstand.

      • Nicht nur bekommen Frauen für ihre Arbeit 20 Prozent weniger Geld; sie müssen auch für ihre berufliche Anerkennung mehr leisten und anschließend zu Hause noch weitere Stunden unbezahlter Arbeit verrichten.

      • In der Vergangenheit (und wenn ich Vergangenheit sage, meine ich keineswegs die ferne Vergangenheit) war der Wert einer Frau untrennbar mit ihrer Rolle als Mutter und Ehefrau verknüpft. Unser ganzer Lebenssinn bestand in der Sorge für die Familie. Jede Abweichung davon bedeutete, als Frau nichts wert zu sein. Die Möglichkeiten der Geburtenkontrolle änderten das bis zu einem gewissen Grad. Selbst entscheiden zu können, wann wir Kinder haben wollen und wann nicht, gab uns Frauen ein mächtiges Tool an die Hand – ein mühsam errungener Erfolg. Erst 1965 erklärte der Supreme Court das letzte Gesetz in einem Bundesstaat für ungültig, das verheirateten Paaren den Zugang zur Geburtenkontrolle verwehrte. Und erst 1972 wurden dieselben Rechte Unverheirateten zugestanden. Diese gesetzlichen Änderungen und die Änderungen in den Herzen und Köpfen waren maßgeblich daran beteiligt, dass wir Frauen uns von der Beschränkung auf unsere biologische Rolle als Mutter emanzipieren konnten. Die Macht, entscheiden zu können, wann wir Kinder haben wollen, gibt uns die Chance, andere Formen des Frau-Seins in der Welt in Betracht zu ziehen.

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