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der brüllt gar nicht mehr … Ich glaube, der ist nicht mehr da“, berichtete sie.

      „Kunststück“, gab Katrin zurück, „der ist bestimmt runtergestürzt. Warte nur, gleich erscheint er und klaubt das Ding auf!“ Sie beugte sich gefährlich weit zum Fenster hinaus.

      Leonore näherte sich ihr von der anderen Seite. „Gib her!“

      „Was?“

      „Die andere Klinke!“

      „Zu was?“ Katrin machte ein Gesicht, als wenn es ihr erst jetzt bewußt würde, daß sie die Klinke immer noch in der Hand hielt; sie machte eine Bewegung, als wenn sie sie ebenfalls hinunterwerfen wollte.

      „Bitte nicht!“ Leonore fiel ihr in den Arm.

      „Na denn … Weil du es bist!“ Katrin händigte ihr das kostbare Stück aus und lehnte sich dann wieder über das Fensterbrett.

      Leonore eilte mit ihrer Beute zur Tür.

      Ruth lief ihr nach. „Was hast du vor?“

      „Vielleicht ist er doch noch da!“ Leonore steckte die Klinke ein und öffnete die Tür einen Spalt breit.

      Der Gang war leer – bis auf einen weißhaarigen, hochgewachsenen Herrn, der genau auf das Klassenzimmer zugesegelt kam.

      Leonore fiel vor Schreck fast in Ohnmacht. „Der Herr Direktor!“ keuchte sie, griff, ohne es zu merken, nach der Klinke und hatte sie auch schon wieder lose in der Hand.

      Ruth übersah blitzschnell die Situation. „Der Direx kommt!“ quietschte sie, so laut sie konnte, und huschte auf ihren Platz.

      Aber nur wenige der Mädchen reagierten richtig und taten es ihr nach; die meisten hatten die Warnung einfach überhört, andere nahmen sie nicht ernst oder warteten viel zu gespannt auf das Auftauchen Herrn Altes, um sich auf Kommando vom Fenster losreißen zu können.

      So sah der Herr Direktor, als er höchstpersönlich das Klassenzimmer betrat, eine Reihe buntberockter und behoster Rückseiten vor sich, deren dazugehörige Oberteile tief auf den Hof hinuntergebeugt waren. „Was geht hier vor?“ fragte er.

      Obwohl er nicht einmal sehr laut gesprochen hatte, scheuchte der Klang seiner männlichen Stimme die Schülerinnen sofort auf. In Windeseile drehten sie sich um, verstreuten sich über das Zimmer und suchten ihre Plätze auf.

      Nur Leonore stand wie einzementiert.

      Der Direktor starrte sie an.

      „Die … die Klinke ist abgegangen“, stammelte sie.

      „Wer hat das gemacht?“

      Olga erhob sich. „Es ist aus Versehen passiert!“

      „Und warum habt ihr sie nicht wieder eingesteckt?“

      Olga wurde über und über rot unter ihrem flammenden Haar, aber sie erklärte mit fester Stimme: „Wir wollten einen Spaß machen.“

      „Wer … wir?“

      „Die ganze Klasse.“

      Leonore atmete auf; das war die Rettung in letzter Minute gewesen.

      Aber sie hatte sich zu früh gefreut.

      „Und das hast du zugelassen?“ pfiff der Direktor sie an.

      Was sollte sie darauf sagen? Sich verteidigen? Das hätte sie nur auf Kosten der anderen tun können, es kam also nicht in Frage. Sich zu dem Streich bekennen? Nein, das war zuviel verlangt.

      So blieb ihr nichts übrig, als zu schweigen und dem Blick des Direktors standzuhalten. Sie hatte sich noch nie so elend gefühlt. Jetzt mußte der Direx glauben, daß sie bei einer solchen blöden Kinderei mitgemacht hatte, ja, vielleicht sogar die Anstifterin gewesen war – die Klinke in ihrer Hand sprach ja Bände. Ausgerechnet ihr, die sich immer so sehr bemühte, vernünftig zu sein, mußte das passieren!

      „Steck die Klinke wieder ein!“ befahl der Direktor. „Worauf wartest du noch?“

      Aber bevor Leonore diesen Befehl ausführen konnte, erschien Herr Alte auf der Stelle. „Na, endlich“, sagte er, „da hätte ich mein Werkzeug ja gar nicht zu holen brauchen.“ Erst jetzt erkannte er den Direktor und verbeugte sich leicht. „Guten Morgen, Herr Direktor … wenn ich Ihnen erklären darf …“

      „Danke, nicht nötig. Ich hoffe nur, daß jetzt endlich Ruhe eintritt. Der Lärm ihrer Klasse hat den ganzen Schulbetrieb gestört.“ Er rauschte an Herrn Alte vorbei durch die Türe.

      Herr Alte ging nach vorne und legte seine Autowerkzeugtasche auf den Lehrertisch. „Das habt ihr also erreicht“, stellte er fest, „ich bin in Ungnade gefallen.“

      Leonore senkte betroffen den Kopf.

      Aber Katrin konterte keck: „Halb so schlimm! Dann erleben Sie wenigstens mal, wie uns zumute ist, wenn wir was ausgefressen haben.“

      Ihre Mitschülerinnen kicherten verstohlen.

      Leonore erwartete eine gesalzene Strafpredigt.

      Aber Herr Alte war klüger; er ließ sich auf keine Machtkämpfe ein. „Beginnen wir mit dem Unterricht“, sagte, er, „wir haben schon genug Zeit verloren. Du, Olga, wirst in der Pause Herrn Schwabe verständigen, daß er die Türe richtet. Wir hatten begonnen, Schillers ‚Wilhelm Tell’ zu lesen …“

      Damit schien der Zwischenfall erledigt – für alle, außer für Leonore. Sie konnte immer noch nicht begreifen, wie sie in eine solche Situation geraten war, und fühlte sich hereingelegt. Sie tat den geheimen Schwur, sich nie mehr von den anderen verführen zu lassen oder gegen ihren Willen bei einem Streich mitzumachen.

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