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Ahoi, liebes Hausgespenst. Marie Louise Fischer
Читать онлайн.Название Ahoi, liebes Hausgespenst
Год выпуска 0
isbn 9788711719695
Автор произведения Marie Louise Fischer
Серия Hausgespenst
Издательство Bookwire
Frau Stein verstand ihren Blick. „Wir haben uns vorgenommen, genauso zu essen wie zu Hause … damit wir nicht dicker werden!“
Wie langweilig! hätte Monika beinahe gesagt, aber sie verbiß sich die Bemerkung, um Frau Stein nicht zu ärgern.
„Das ist nämlich die größte Gefahr auf einer Schiffsreise!“ fugte Herr Stein hinzu.
Jetzt konnte sich Monika aber beim besten Willen nicht mehr zurückhalten. „Du lieber Himmel!“ rief sie. „Und was ist mit Schiffbrüchen, Orkanen und Hurrikanen?!“
„Kommen höchst selten vor“, behauptete Herr Stein. „Und außerdem hat die Wassermann Stabilisatoren. Die werden bei hohem Seegang ausgefahren, so daß der Kreuzer dann nicht einmal ins Schaukeln kommt.“
„Klingt seht beruhigend!“ sagte Ingrid, die inzwischen die Frühstückskarte studiert hatte. „Ich nehme eine halbe Pampelmuse und Toast.“
Monika nahm ihr die Karte aus der Hand, und ihre grünen Augen wurden riesengroß, als sie die angebotenen Speisen sah. „Und ich auch eine Pampelmuse und dann … Spiegeleier mit Speck … und gebackene Leber!“ Sie ließ die Karte sinken und sah von einem zum anderen. „Oder findet ihr das unverschämt?“
„Man darf auf einem Schiff essen, soviel man will, das ist im Preis einkalkuliert“, erklärte Herr Stein.
„Und außerdem kannst du es dir erlauben“, fügte seine Frau gönnerhaft hinzu, „für dich wäre es ganz gut, wenn du ein bißchen mehr auf die Rippen bekämst.“
Der Steward – in Gedanken nannte Monika ihn immer noch „Ober“, sie mußte sich erst an die schiffsüblichen Bezeichnungen gewöhnen – lächelte nicht und staunte nicht, als Monika ihre Bestellung aufgab. „Und zu trinken?“ fragte er.
„Kakao!“ Sie las das kleine, silbern glänzende Schildchen auf seiner Jacke ab und sagte: „Bitte, Peter!“
Es schien ihn zu freuen, daß sie ihn beim Namen genannt hatte, denn jetzt lächelte er doch, bevor er enteilte. Er war ein magerer, flinker, dunkelhaariger Mann, den die kurze beige Jacke, die alle Stewards trugen, trefflich kleidete. Gleich darauf kam er mit den Pampelmusen zurück. Die Mädchen streuten sich tüchtig Zucker darüber und aßen mit gutem Appetit.
Die Steins waren schon mit Essen fertig, als er den Toast – in eine warme Serviette eingeschlagen – und eine heiße Silberschüssel mit Spiegeleiern und Speck für Monika brachte.
„Dürfen wir schon aufstehen?“ fragte Frau Stein höflich.
„Aber klar doch!“ erwiderte Monika erstaunt. „Sie brauchen auf uns doch keine Rücksicht zu nehmen!“
„Auf den Meeren herrscht die Freiheit!“ fügte Ingrid vergnügt hinzu.
„Ich bleibe“, erklärte Norbert.
So waren die drei dann wenig später allein am Tisch, und Ingrid berichtete von Monikas nächtlichem Abenteuer, während Monika selber voll beschäftigt war, ihre Mahlzeit zu bewältigen. Norbert und Ingrid kicherten und tuschelten miteinander.
„Ich finde, ihr könntet zur Abwechslung mal über was anderes lachen!“ sagte Monika und wischte sich den Mund ab.
„Über was zum Beispiel?“ wollte Norbert wissen.
„Na, gestern nachmittag, als sie uns in die Schwimmwesten verpackt haben, das war doch auch sehr komisch! Wie dein Vater sagte: ,Nicht nötig, ich kenne das schon! Ich bin schon oft zur See gefahren’ – und wie Simon erwiderte: ,Es ist mein Beruf, und ich mache die Übung jede Woche wieder!’“
Ingrid lachte laut, aber Norbert war es etwas peinlich, daß sie sich über seinen Vater lustig machten.
„Sei nicht böse, Norbert“, sagte Monika rasch, „Ich wollte niemanden beleidigen. Ich fand’s nur wirklich komisch, und ich sehe nicht ein, daß ihr immer meinen lieben Amadeus verspotten müßt.“
„Tun wir ja gar nicht!“ protestierte Ingrid. „Über ihn lachen wir nicht, sondern über diesen Brian …, der muß ja eine selten dämliche Figur gemacht haben!“
„Na ja“, sagte Monika, bevor sie sich über die gebratene Leber hermachte, die Peter ihr serviert hatte, „es ist eben ziemlich schwer, sich an den Umgang mit Gespenstern zu gewöhnen.“
Ingrid und Norbert warteten ungeduldig, bis Monika mit dem Essen fertig war, denn draußen war herrlicher Sonnenschein. Aber sie wollten sie doch auch nicht allein lassen.
„Was fangen wir heute an?“ fragte Norbert, „Wir bleiben den ganzen Tag auf hoher See.“
„Ingrid hat den Tagesplan eingesteckt“, sagte Monika mit vollem Mund.
„Den hab ich auch schon gesehen! Aber zeig her!“
Ingrid holte den Plan hervor, den sie zusammengefaltet und in ihren Rock gesteckt hatte, und überflog die ersten Zeilen. „Das haben wir schon hinter uns, also, wo fangen wir an … Um zehn Uhr wird Bouillon im Patio serviert.“
„Die werd’ich mir schenken“, verkündete Monika.
Norbert und Ingrid steckten die Köpfe über dem Tagesplan zusammen. „Unser Ausflugsbüro ist bis dreizehn Uhr auf dem Vela-Deck geöffnet …“, las Norbert.
„Das ist auf diesem Deck!“ warf Monika ein.
„… bitte, geben Sie Ausflugsbestellungen auf!“
„Nur für Haiti?“ fragte Ingrid. „Oder für alle anderen?“
„Das müssen wir Simon fragen!“ entschied Monika.
„Um elf Uhr fünfzehn“, las Norbert, „ist ein Einführungsgespräch über Cap Haitien in der Diskothek auf dem Dorado-Deck!“
„Sicher sehr lehrreich“, sagte Ingrid.
„Ein Stockwerk unter uns“, erklärte Monika.
„Sag mal, warum willst du unbedingt den Fremdenführer spielen?“ fragte Ingrid.
„Weil ich mich besser auskenne als ihr!“
„Angeberin!“ sagte Norbert.
„Wenn ihr es so seht! Na, bitte. Dann findet euch eben allein zurecht!“
„Gehen wir hin?“ fragte Ingrid.
„Ich bestimmt nicht! erklärte Monika. „Erstens habe ich nicht vor, in den Ferien auch noch zu lernen, und zweitens möchte ich mich bei so schönem Wetter nicht im Schiffsbauch verkriechen!“
„Wenn einer von uns geht, genügt das!“ meinte Norbert. „Das ist etwas für dich, Ingrid. Du bist die Schlaueste von uns und kannst uns nachher das Wichtigste erzählen.“
„Na schön“, stimmte Ingrid friedfertig zu.
„Dann gibt es noch das Mittagessen“, fuhr Norbert fort, „erste Sitzung um zwölf und zweite um dreizehn Uhr … und um zwölf ein Büfett im Patio für alle Passagiere, die ein schnelles Mittagessen vorziehen.“
„Da ich mich überzeugt habe, daß die Küche hier Spitze ist“, sagte Monika, „bin ich für ein richtiges Mittagessen. Bis ein Uhr, denke ich, kann ich es aushalten.“
„Ich weiß nicht“, sagte Norbert, „ich muß meine Eltern fragen. Außerdem muß man sich für das richtige Mittagessen bestimmt umziehen.“
„Ich ziehe mich ganz gern um“, erklärte Ingrid.
„Also essen wir beide um eins“, sagte Monika. „Das müssen wir gleich nachher dem Chief Steward sagen.“
„Wird gemacht“, erklärte sich Ingrid einverstanden.
„Hui!“ sagte Norbert. „Da sehe ich was, das ist das Richtige für mich! Tontaubenschießen in der Nähe vom Pool! Drei Schuß ein Dollar!“