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      THEOLOGIE – KULTUR – HERMENEUTIK

      Herausgegeben von

       Stefan Beyerle, Matthias Petzoldt und Michael Roth

      Band 29

      Kai Horstmann

       In den Streit der Welt …

      Anregung zur Konziliaren Gemeindebildung

      Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek

       Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

      © 2020 by Evangelische Verlagsanstalt GmbH · Leipzig

      Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt.

       Jede Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

      Cover: behnelux gestaltung GbR, Halle (Saale)

      Satz: Kai Horstmann, Saarbrücken

      E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH 2020

      ISBN 978-3-374-06509-7

       www.eva-leipzig.de

       Inhalt

       Cover

       Titel

       Impressum

       1 Zu Beginn: Es geht um mehr als um eine Gemeinde

       2 Wachsen ganz im Trend?

       3 Kirche als »Kirche für andere«?

       4 Von der Aufgabe der Kirche

       5 Miteinander streiten

       6 Kirche mittendrin

       7 Kommunikation über Themen

       8 Zum Schluss: Die Verortung der Kirche am Rand

       9 Literaturverzeichnis

       Endnoten

       1 Zu Beginn: Es geht um mehr als um eine Gemeinde

      Hatte die Reformationsdekade mit ihren Themenjahren ursprünglich an die Aufbruchstimmung angeschlossen, die die Kirchen der EKD nach 2006 erfasst hatte, scheint davon nach 2017 wenig übrig geblieben zu sein. Hat sich die Evangelische Kirche mit den Feierlichkeiten zum Reformationsjubliäum womöglich verausgabt?1

      Gegen diesen Eindruck kann durchaus auf verschiedene synodale Prozesse und kirchliche Stellungnahmen verwiesen werden, in denen sich die Landeskirchen politisch wach und sensibel für aktuelle Herausforderungen zeigen. Nicht zuletzt ökumenische, also das christliche Leben in der Welt betreffende Fragen sind in den letzten Jahren im Vergleich zu den ermüdenden internen Debatten über Neuerungen im Finanzwesen und der Verwaltungsstrukturen wieder in den Vordergrund getreten. Und viele Gemeinden zeigen ein ungebrochen hohes Maß an Kreativität, wenn es um die Gestaltung von Gottesdiensten und um einladende Angebote geht. Zugleich aber ist eine gewisse Mattheit und Ablehnung wahrzunehmen, wenn es darum geht, sich mit gesellschaftlichen Veränderungen als Infragestellung kirchlicher Gegebenheiten und also der Notwendigkeit zu Anpassungen und Neugestaltung zu befassen.

      Die Aufrechterhaltung des Betriebs und eine Fülle von Verwaltungsaufgaben kostet der kleiner werdenden Zahl von Engagierten einschließlich der Pfarrerinnen und Pfarrern tatsächlich viel Kraft. Und selbst etwas zu lassen, geht in Gemeinden selten ohne Anstrengung. Umso wichtiger ist es, sich klar zu machen, dass die Gemeinde in der Form, in der wir sie volkskirchlich kennen, ihre Wurzeln in einer bestimmten gesellschaftlichen Situation im 19. Jahrhundert hat.2 Die Gemeinde als das „Innen“ der Kirche, zu der die Gesellschaft das Außen bildet – und zwar einschließlich derer, die zwar Gemeindeglieder sind, aber am Leben der Gemeinde nicht aktiv teilnehmen –, erweist sich in geschichtlich kritischer Perspektive nicht einfach als das tragende Element der Kirche, als das sie heute allgemein verstanden und innerkirchlich geradezu beschworen wird. Es mag also sein, dass manche Formen, die uns selbstverständlich unverzichtbar erscheinen und binden, eben doch veränderbar und womöglich verzichtbar sind. Es mag sein, dass im 21. Jahrhundert andere Formen als die klassische Ortsgemeinde notwendig sind, damit es Menschen ermöglicht wird, ihre Kirchenmitgliedschaft zu leben und auf die Entwicklung der kirchlichen Organisation Einfluss zu nehmen.3 Es mag sein, dass die Konstruktion des (kern-)gemeindlichen Innen und Außen heute sogar hinderlich ist; zumindest dann, wenn es darum geht, Kirche als Volkskirche zu gestalten.4 Die Ortsgemeinde, jedenfalls in zentralen Ballungsräumen, ist für viele Menschen nichts anderes als die Filiale der Kirche am (zeitweiligen) Wohnort. Zu ihr treten Gemeinden und nicht zuletzt Kirchbauten5 an anderen Orten hinzu, die – einschließlich ihrer medialen Repräsentanz – alle zusammen die Kirche bilden, der man sich mehr oder weniger zugehörig fühlt.

      „Die »innere Pluralisierung« in der Kirche ist so weit fortgeschritten wie in der Gesellschaft im Allgemeinen."6 An der kirchenordentlichen Bekenntnisbindung der Ortsgemeinden und auch Landeskirchen, die in schwindender Verbindung zu den Prägungen oder Unbestimmtheiten ihrer Mitglieder stehen, welche durch Ausbildung und Beruf von einem Ort und Land in ein anderes ziehen und von dort nicht selten wieder weiter und ihre konfessionelle Prägung eben nicht mit dem Bekenntnis einer Gemeinde am Wohn- oder auch nur Arbeitsort wechseln, sondern bei gelegentlichen Gottesdienstbesuchen maximal durch ihnen fremde Formen insbesondere der Abendmahlsliturgie verstört werden, wird augenfällig, wie weit entfernt die kirchlichen Ordnungen von den Lebenswelten der Menschen sind. Es ist die Mehrheit, der es gleichgültig ist, zu welcher Gemeinde sie „gehört“. Sie gehen dahin, wo sie sich angesprochen fühlen und einbringen können, sofern sie sich einbringen wollen. Die Menschen ordnen sich Gemeinden unabhängig von formalen Mitgliedschaften

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