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Fieberwahn. Christoph Ruf
Читать онлайн.Название Fieberwahn
Год выпуска 0
isbn 9783730703601
Автор произведения Christoph Ruf
Жанр Сделай Сам
Издательство Bookwire
Christoph Ruf
Fieberwahn
Wie der Fußball seine Basis verkauft
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Auch als E-Book erhältlich: ISBN 978-3-7307-0360-1
Copyright © 2017 Verlag Die Werkstatt GmbH
Lotzestraße 22a, D-37083 Göttingen
Alle Rechte vorbehalten.
Satz und Gestaltung: Die Werkstatt Medien-Produktion GmbH Coverabbildung: iStock/pixfly
Inhalt
Coca-Cola, McDonald’s, Schalke 04 – wenn Fußball vereine zur globalen Marke werden
Anders sein als Chance – wie der SC Freiburg für die 50+1-Regel kämpft.
Die führenden Funktionäre des FC St. Pauli stammen allesamt aus der Fanszene, ohne Beteiligung der Mitglieder und Fans wird keine wichtige Entscheidung getroffen. Und auf dem Kiez ist man sich sicher, dass der Verein gerade deshalb wirtschaftlich so erfolgreich ist.
Sterbenslangweilige Allianz Arena
Der VFC Plauen war am Ende. Seit dem Neustart sind langjährige Fans an den Schalthebeln, denen Fußball gerade dann Spaß macht, wenn sie die meisten Menschen beim Auswärtsspiel kennen. Sie haben dem Oberligisten erst mal Realismus verordnet und integrieren ein Team aus Geflüchteten. Es könnte also etwas entstehen im Vogtland – wenn nicht so viele Menschen ihr Geld lieber den Bayern oder RB Leipzig geben würden als dem VFC.
Rot-Weiß Oberhausen ist ein pulsierender Traditionsverein. Aber er hat kaum noch eine Chance, die Regionalliga wieder zu verlassen. So viel Geld, wie man haben muss, um im Wettrennen mit den Neureichen bestehen zu können, hat RWO nicht. Doch der charismatische Präsident wundert sich nicht nur über die Verbände, sondern auch über die angeblichen Fußballromantiker in den Fankurven der Erstligisten. Dass die den Kampf »gegen den modernen Fußball« dort führen, wo eine Working-class-Attitüde nur inszeniert wird, versteht er nicht.
Die Vernunft wohnt in der Kurve
Während Viktoria Köln sich von einem Millionär aushalten lässt, versuchte Carl Zeiss Jena so verzweifelt, aus der Regionalliga aufzusteigen, dass man sich einem Investor ausgeliefert hat. Weil der den Verein jederzeit vernichten kann, wollen ihn die Fans wieder loswerden. Und zeigen dem Verein ganz nebenbei, wie man nachhaltig wirtschaftet.
Manche Medien haben derart Spaß am Thema »Fangewalt«, dass sie selbst dann darüber berichten, wenn gar nichts passiert ist. Eine traurige Erkenntnis für Carl Zeiss Jena, dessen Aufstieg ein mehrstündiges Fußball-Highlight war.
Bei Wacker Nordhausen spielen plötzlich ein halbes Dutzend hoch bezahlte Ex-Profis, ein Millionenunternehmen gibt das Geld, und ein Spielerberater wird zum Manager. All das kann man als skurriles Provinztheater abtun. Doch wer die Regionalliga verlassen will, ist zum Größenwahn gezwungen. Ein Ortsbesuch.
Wie Red Bull Flügel verliehen bekam
Die 50+1-Regel hat den deutschen Fußball stark gemacht, doch Wirtschaftslobbyisten und Funktionären ist sie ein Dorn im Auge. Auf DFB und UEFA wird man sich bei ihrer Verteidigung nicht verlassen können, wie der Umgang mit den Red-Bull-Vereinen zeigt.
Kein Mensch hat im deutschen Fußball je in kürzerer Zeit mehr Geld verbrannt als der Investor Hasan Ismaik. Nachdem seine Pläne in sich zusammengefallen sind, spielt »Münchens große Liebe« nicht gegen Barcelona, sondern gegen Memmingen und Buchbach. Und tausende Fans sind glücklich damit. Ein Lehrstück darüber, was die Identität eines Vereines wirklich ausmacht.
»Habgier ist das Hauptmotiv der Premier League«, sagen Keith, Gareth und all die anderen eingefleischten Liverpool-Fans, die sich an diesem Sonntag ein Heimspiel von Borussia Dortmund anschauen. Weil die Reise billiger ist, als ein Spiel ihrer Mannschaft in London zu sehen. Und weil sie finden, dass der englische Fußball vom deutschen lernen sollte. Nicht umgekehrt.