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> Das Titelbild fehlt!

Atlantis

       Eine Veröffentlichung des

       Atlantis-Verlages, Stolberg

       September 2020

       Druck: Schaltungsdienst Lange, Berlin

       Titelbild: Giusy Lo Coco

       Umschlaggestaltung: Timo Kümmel

       Lektorat und Satz: André Piotrowski

       ISBN der Paperback-Ausgabe: 978-3-86402-745-1

       ISBN der E-Book-Ausgabe (EPUB): 978-3-86402-748-2

       Dieses Paperback/E-Book ist auch als Hardcover-Ausgabe direkt beim Verlag erhältlich.

       Besuchen Sie uns im Internet:

       www.atlantis-verlag.de

      Prolog

      Dunkle Zukunft Samadir Grenzplanet zwischen der Kooperative und der Konföderation demokratischer Systeme 9. Mai 2891

      Sergeant Gary Haskel ließ zischend die rechte Armklinge seiner Rüstung ausfahren. Er drehte sich behände um die eigene Achse und erwischte den angreifenden Jackury genau an der Verbindungsstelle zwischen Vorder- und Hinterleib. Der Legionär zerteilte das Insekt mitten im Flug. Die beiden blutigen Bruchstücke setzten ihren Weg ungebremst fort und landeten irgendwo rechts von ihm inmitten der Überreste der bereits verlorenen Schlacht.

      Gary ließ sich in die Hocke nieder und nutzte die Rüstungen mehrerer gefallener Kameraden als Deckung. Sein Blick glitt auf der Suche nach weiteren Bedrohungen umher. Gleichzeitig rangen in seinem Inneren Trauer, Fassungslosigkeit und Verzweiflung miteinander.

      Die 215. republikanische Legion war vor fünf Tagen als Teil einer multinationalen Streitmacht hier gelandet, um den Planeten gegen den Ansturm des Feindes zu verteidigen.

      Die 215. war dabei eine von drei weiteren republikanischen Legionen gewesen. Sie hatten nicht gewusst, worauf sie sich einließen. Wie hätten sie das auch ahnen können? Natürlich hatten sie Gerüchte gehört. Geschichten über grauenvolle Schlachten und Wesen, die man lediglich als albtraumhaft bezeichnen konnte, machten die Runde und wurden bei jeder sich wiederholenden Version weiter aufgebauscht. Gary hatte insgeheim vermutet, diese Schauergeschichten wären stark übertrieben. Er hatte sich grundlegend geirrt.

      Kurz nach der Landung hatte es den ersten Feindkontakt gegeben. Die Entsatzstreitmacht für Samadir hatte aus elf Legionen aus drei Sternennationen bestanden. Der Auftrag war einfach genug gehalten: den Verteidigern der Kooperative helfen, die Stellung unter allen Umständen zu halten.

      Nun, da Garys Blick über das glitt, was von der 215. und ihren Schwesterlegionen übrig geblieben war, wurde ihm erst so richtig bewusst, wie sinnlos überhaupt der Versuch gewesen war, diese Welt zu verteidigen.

      Die republikanischen Truppen hatten dabei eine wirklich beeindruckende Leistung gezeigt. Die Niederlage lag nicht darin begründet, dass die Verteidiger nicht wirklich alles gegeben hätten. Aber die Jackury waren einfach wie eine Naturgewalt über sie hinweggefegt und hatten alles zerstört, mit dem sie in Kontakt traten.

      Die Verluste des Feindes waren enorm hoch. Für jeden Legionär waren mindestens fünfzig Jackury gefallen. Das Verhältnis spielte jedoch nur eine untergeordnete Rolle. Egal wie viele sie töteten, es kamen immer noch mehr nach. Eine unaufhaltsame Flut, die schlichtweg nicht einzudämmen war. Ein Insektenvolk wie die Jackury konnte sich solche Verluste leisten – die Menschen nicht.

      Die zerfledderten, zerfetzten Banner der republikanischen Legionen ragten allerorts auf dem Schlachtfeld aus dem Boden. Ein stummes Mahnmal des Scheiterns. Auf einigen war noch das Wappen der 215. zu erkennen und darunter das Motto Ad Mortem. Bis zum Tod. Die Worte klangen nun wie Hohn in Garys Ohren angesichts des Massakers ringsum. Während der Schlacht hatte Garys Helm Schaden genommen. Ein tiefer Riss zog sich quer über die linke Gesichtshälfte.

      Dadurch dessen Integrität nicht länger gewährleistet und Rauch sowie Qualm und der unverwechselbare Gestank des Schlachtfelds drangen in seine Nase. Der Legionär verzog das Gesicht. Am schlimmsten war der metallische Geruch menschlichen Blutes.

      Gary schlich vorsichtig weiter. Er versuchte, so wenig Aufmerksamkeit wie möglich zu erregen. Die meisten Jackury waren weitergezogen, aber nun streiften die Hinrady – große gorillaähnliche Wesen – über den Schauplatz der gewaltigen Niederlage. Hin und wieder hoben sie ihre hässliche Schnauze in die Luft und nahmen Witterung auf. Sie machten den Eindruck, etwas zu suchen.

      Gary umrundete vorsichtig das brennende Wrack eines abgestürzten Gefechtstaxis. Er bemühte sich, die Trümmer zwischen sich und dem nächsten Hinradytrupp zu halten. So etwas wie einen spezifischen Plan hatte er sich noch nicht zurechtgelegt. Sein Hauptaugenmerk lag erst einmal darauf, am Leben zu bleiben. Alles Weitere musste man sehen.

      Gary setzte einen Fuß neben den anderen, als er sich seitlich um das Wrack bewegte. Trotz seiner Größe und des Gewichts der Rüstung verursachte er kaum ein Geräusch. Gary sah nach oben. Der Himmel war beinahe frei. Nur einige Hinradyjäger flogen Patrouille.

      Der letzte Auftrag, den die 215. erhalten hatte, bevor sie zugrunde gegangen war, lautete, den Vormarsch des Feindes auf den Raumhafen aufzuhalten und so den zivilen Evakuierungstransportern Zeit zur Flucht zu geben. Er rümpfte die Nase. Innerhalb von fünf Tagen hatte sich ihr Kampfauftrag von Verteidigung gewandelt hin zu Evakuierung und Deckungsfeuer für die Zivilisten. Wie hatte es nur so weit kommen können?

      Gary richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf das Hier und Jetzt. Er durfte sich nicht ablenken lassen. Ablenkung brachte den Tod. Er hatte nicht bis jetzt überlebt, um dann doch noch durch Nachlässigkeit das Zeitliche zu segnen. Die Hinrady hatten ihn bisher nicht entdeckt. So viel Glück war kaum zu fassen.

      Und natürlich hielt es nicht an. Gary wandte sich gerade um, als ein Schatten direkt vor ihm aus dem Boden zu wachsen schien. Der Hinrady war nicht weniger überrascht als Gary selbst. Die Kontrahenten überwanden die Schrecksekunde etwa zur selben Zeit.

      Der Hinrady war zu nah für Garys Nadelgewehr. Außerdem hätten Schüsse wohl weitere feindliche Trupps angelockt. Gary ließ das Gewehr einfach fallen und fuhr seine beiden Armklingen aus.

      Die Hinrady führten eine Energiewaffe am Handgelenk, doch auch ihre gewaltigen Pranken und die Hauer, die ihre Eckzähne bildeten, stellten eine nicht zu unterschätzende Bedrohung dar. Der Hinrady schlug zu. Gary wich seitlich aus. Es gelang ihm jedoch nicht völlig, dem Hieb zu entkommen. Der Helm wurde ihm schmerzhaft vom Kopf gerissen.

      Der Hinrady schlug erneut zu, diesmal mit einer Links-rechts-Kombination, die Gary an der Brust traf und mehrere Schritte zurücktrieb. Der feindliche Krieger setzte nach.

      Garys Fuß stieß gegen etwas und er strauchelte. Aber anstatt gegen den Sog der Schwerkraft anzukämpfen, nutzte er ihn, ließ sich rücklings fallen und rollte sich über die rechte Schulter ab. Die Rüstung stellte dabei kein Hindernis dar. Im Gegenteil. Ihr Gewicht half ihm dabei, seinen Schwerpunkt zu verlagern und anschließend das Gleichgewicht zurückzuerlangen.

      Das Manöver überraschte den gegnerischen Krieger. Dieser stutzte für einen Moment, grunzte etwas, was sich beinahe nach einer Art Sprache anhörte – und griff erneut an. Dieses Mal war Gary jedoch gut vorbereitet.

      Er duckte sich unter dem ersten Prankenhieb. Die Aktion war nicht ungefährlich. Er hatte gesehen, wie Hinradykrieger während der Schlacht Legionären die Rüstung mit bloßen Händen und Klauen eingedrückt oder sogar aufgerissen hatten.

      Garys rechte Klinge kam hoch und schlitzte die Panzerung am linken Schenkel auf. Die speziell gehärtete Spitze drang tief in das Fleisch darunter. Blut spritzte und besudelte Garys Gesicht und Rüstung. Der Hinrady brüllte – und schlug erneut zu. Gary duckte sich abermals und vollführte dieselbe Attacke auf das rechte Bein des Gegners. Der Hinrady

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