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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 662. Jan J. Moreno
Читать онлайн.Название Seewölfe - Piraten der Weltmeere 662
Год выпуска 0
isbn 9783966880763
Автор произведения Jan J. Moreno
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Bookwire
Impressum
© 1976/2020 Pabel-Moewig Verlag KG,
Pabel ebook, Rastatt.
eISBN: 978-3-96688-076-3
Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]
Jan J. Moreno
Fahr zur Hölle!
Ein Spanier sucht Rache
„Seit vierzehn Tagen kreuzen wir bei widrigem Wind und Regenwetter vor den Islas Canarias. Die Männer glauben nicht mehr daran, daß uns der englische Bastard noch vor die Rohre läuft. Sie reden hinter meinem Rücken und hoffen, ich würde es nicht hören. Aber ich weiß, daß wir den Seewolf aufspüren. Wir werden sein Schiff und seine Mannschaft zu den Fischen schicken und ihn selbst der Garotte überantworten. Fahr zur Hölle, Killigrew!“
Logbucheintragung auf der „Aguila“, Aufzeichnung des Kommandanten César Garcia vom 5. November 1598, fünf Glasen der Morgenwache.
Die Hauptpersonen des Romans:
César Garcia – der Kommandant der Viermast-Galeone „Aguila“ kennt nur ein Ziel: den Bastard Killigrew zur Hölle fahren zu lassen.
Francis Ruthland – der Kapitän der „Ghost“ würde sich selbst mit dem Teufel verbrüdern, um den Seewolf zur Strecke zu bringen.
Julián Carmona und Pilar Aparicio – werden als Schiffbrüchige von den Arwenacks aus dem Meer gefischt, aber einiges stimmt mit ihnen nicht.
Philip Hasard Killigrew – segelt mit seinen Arwenacks in eine böse Falle, die alle Kopf und Kragen kosten kann.
Inhalt
1.
Dichter Nebel lag über der See, die mehr denn je wie flüssiges Blei wirkte. Kaum eine Welle trübte die spiegelglatte, dunkle Fläche.
Der Wind war eingeschlafen. Schlaff und von der Feuchtigkeit des morgendlichen Dunstes glänzend, hing das Tuch von den Rahen. Irgendwo tropfte Wasser auf die Planken, der Laut hallte dumpf durch die Stille, nur hin und wieder von einem gespenstischen Ächzen und Knarren aus der Takelage begleitet.
Die Sonne schimmerte fahl durch den Dunst, der sich zum Nieselregen verdichtete, die Sicht reichte kaum weiter als siebzig Schritt.
Nach dem dritten Doppelschlag der Schiffsglocke erschien der Kapitän an Deck. Er ging seine Runde, und selbst Hagel und Blitzschlag hätten ihn nicht von dieser Gewohnheit abhalten können.
„Keine Vorkommnisse!“ meldeten die Wachen. Wegen des schlechten Wetters hatte Garcia ihre Zahl verdoppelt.
Der Kapitän herrschte einen der Männer auf dem Achterdeck an: „Du kennst Wind und Wolken besser als jeder andere. Wie lange hält die Flaute an?“
„Ich weiß nicht, Señor Capitán“, antwortete Julián Carmona, der aussah, als habe er die Schwindsucht. Seine von Bartstoppeln übersäte lederartige Haut spannte sich straff über die kantig hervortretenden Wangenknochen. Carmona hatte nie den Ehrgeiz gehabt, mehr als nur Decksmann zu sein.
Ungeduldig klopfte Garcia mit dem Degen gegen seine Stiefel.
„Wir setzen die Boote aus!“ befahl er. „Die ‚Aguila‘ wird in Schlepp genommen.“
„Si, Capitán.“
„Ich erwarte, daß die ‚Aguila‘ in spätestens einer halben Stunde wieder Fahrt läuft. Die Männer sollen pullen, bis sie umfallen.“
„Natürlich, Capitán.“
César Garcia verharrte an der Steuerbordverschanzung. Vergeblich versuchte er, die träge dahintreibenden Nebelschwaden mit seinen Blicken zu durchdringen. Nur wenige Meilen querab erhob sich eine der schönsten Inseln dieses Gebietes. Der schneebedeckte Gipfel des erloschenen Vulkans war bei besserem Wetter weithin zu sehen.
Endlich wurden Stimmen laut, und Männer erschienen auf der Kuhl, um die Boote abzufieren. Garcia haßte die Ruhe an Bord ärger als die Pest, er brauchte stets Bewegung um sich her. Schließlich war die „Aguila“ ein Kriegsschiff Seiner Majestät Philipp III. von Spanien und keine Handelsgaleone, auf der jeder Schlendrian durchging.
Obwohl die Decksleute schnell und präzise arbeiteten, war Garcia überzeugt, daß sie noch nicht ihr Letztes gaben. Er winkte den ersten Offizier zu sich heran.
Juarez Molina, knapp sechs Fuß groß, überragte ihn um Haupteslänge. Sein Stoppelhaarschnitt ließ ihn energisch erscheinen, was sicher keine Fehleinschätzung bedeutete. Als Folge einer Auseinandersetzung mit Negersklaven war seine linke Hand steif, er konnte die Finger nur noch bewegen, wenn er die Rechte zu Hilfe nahm.
„Capitán?“ fragte Molina.
Garcia deutete mit dem Degen zur Kuhl.
„Das geht zu langsam“, sagte er. „Falls uns der englische Bastard entwischt, lasse ich jeden Mann auspeitschen.“
Molinas Haltung versteifte sich. Er nickte knapp und stieg zur Kuhl hinunter. Augenblicke später enterten acht kräftige Kerle in die erste Jolle ab, kaum daß sie ins Wasser abgefiert worden war. Das zweite Boot folgte an Backbord. Die Männer pullten, als gelte es, ihr Leben zu retten.
Die Flaute hielt an. Garcia murmelte eine Reihe wüster Verwünschungen, während sein Blick über die schlaffen Segel wanderte.
Paktierte der Seewolf wirklich mit dem Teufel, wie mancherorts behauptet wurde? Die plötzliche und anhaltende Windstille war ein guter Nährboden für solche Überlegungen.
César Garcia ballte die Hände zu Fäusten, bis die Nägel schmerzhaft ins Fleisch einschnitten.
„Philip Hasard Killigrew“, er sprach den Namen voll Verachtung aus, „nichts wird dir mehr nutzen!“
Mühsam hatte der Capitán alle Informationen zusammengetragen, deren er habhaft werden konnte. Er hatte mit dem gemeinen Volk auf den Inseln gesprochen, mit Fischern, Soldaten und Kauffahrern, und ihre Aussagen füllten einige Dutzend Seiten des Logbuchs. Aber je mehr aufgeschrieben worden war, desto deutlicher traten Irrtümer und falsche Behauptungen hervor. Durchaus glaubwürdige Zeugen behaupteten, Killigrew zur selben Stunde an verschiedenen Orten gesehen zu haben, die Dutzende von Seemeilen voneinander entfernt lagen.
„Und wenn er selbst ein Teufel wäre, ich bringe ihn nach Spanien!“ Wütend stieß César Garcia den Degen in die Scheide zurück.
Die „Aguila“ hatte langsame