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      Impressum

      © 1976/2020 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      eISBN: 978-3-96688-081-7

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

       Jan J. Moreno

       Haie und Helden

       Edwin Carberrys große Tat

      Unter vollen Segeln lief die Schebecke in den Hafen von Bombay ein.

      „Heute stirbt kein Zollbeamter durch den Pfeil eines Meuchelmörders!“ verkündete der Profos in einer Lautstärke, daß es nur taube Männer überhören konnten.

       Doch die Arwenacks waren nicht taub – von gelegentlichen Anfällen von Schwerhörigkeit abgesehen. Als dennoch niemand reagierte, fuhr Edwin Carberry fort: „He, Mac Pellew! Du darfst deine Kochkünste unter Beweis stellen! Zeig diesen Steuereintreibern mit einem Festessen, wie sehr wir sie schätzen!“

       „Nicht so voreilig, Mister Profos!“ rief Big Old Shane. „Vielleicht gelingt uns ja wirklich der Beweis, daß Ruthland und Garcia den Toten auf dem Gewissen haben und sie Hasard die Tat in die Schuhe schieben wollten. Aber falls ein zweiter Beamter stirbt, weil er vergiftet wurde, müssen wir schon mit Engelszungen reden.“

       Die Erwiderung Mac Pellews hatte ganz und gar nichts Engelhaftes an sich …

       Die Hauptpersonen des Romans:

      Edwin Carberry – wird plötzlich zum Helden des Tages für die Arwenacks und zum Gott Schiwa der Inder.

      Tuti Ischwar – ein kleiner Prinz mit Flausen im Kopf, die gefährlich enden können.

      Jawaharlal Cankuna – der Hafenkommandant von Bombay will die Arwenacks verhaften, muß sich aber eines Besseren belehren lassen.

      Ischwar Singh – der Maharadscha gibt für die Arwenacks ein rauschendes Fest.

      Old Donegal O’Flynn – erprobt sich beim „indischen Seiltrick“ und löst sich in Luft auf.

       Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

       1.

      Die Schebecke, der schlanke Dreimaster mit den Lateinersegeln, lief den alten Liegeplatz an.

      „Die Gemüter hatten Zeit, sich zu beruhigen“, sagte Hasard zu Edwin Carberry. „Außerdem denke ich nicht daran, Schwäche zu zeigen. Erst mußten wir aus Surat fliehen, danach aus Bombay, und morgen ist womöglich Goa an der Reihe. Was bleibt dann von unserem Vorhaben, Handeiskontakte für England zu knüpfen?“

      Carberry massierte ausgiebig sein Kinn.

      „Es scheint in der Tat einfacher zu sein, einen spanischen Geleitzug aufzubringen, als auf ehrliche und anständige Art und Weise Geschäfte zu tätigen“, maulte er.

      „Ist es unanständig, den Spaniern auf die Finger zu klopfen?“ fragte Hasard. „Hast du schon vergessen, auf welche Weise sie Gold und Silber gewinnen?“

      Carberrys mächtiger Unterkiefer klappte nach unten. Für einen Moment wirkte er ärgerlich, und es sah aus, als wolle er den Seewolf mit Haut und Haaren verschlingen. Auch gleich darauf überwand er seine Verblüffung und schloß den Mund wieder. Ein dröhnendes Geräusch, als wäre in nächster Nähe eine Culverine abgefeuert worden, war die Folge.

      „Aaachtung!“ rief Dan O’Flynn aus der Tonne am Großmast. „Hinter den Magazinen marschierten Soldaten auf!“

      „Kannst du abschätzen, wie viele es sind?“

      „Schwer zu sagen, Sir. Etwa zwanzig – vorerst.“

      Philip Hasard Killigrew, der Seewolf, nickte stumm. Er kannte das Risiko, und diesmal würden keine Lastkähne der Parsen in der Nähe sein und sich etwaigen Verfolgern in den Weg stellen.

      Der Profos schien seine Gedanken zu erraten. Mit einer knappen Handbewegung deutete er über die Kuhl.

      „Unsere Leute tragen nur Messer in den Gürteln. Wir sind die friedlichsten Händler, die jemals in Bombay ankerten.“ Darüber mußte er allerdings selbst lachen.

      Die Fock wurde eingeholt und wenig später das Großsegel. Mit auslaufender Fahrt drehte die Schebecke.

      Wohl jeder an Bord dachte in dem Moment an den hohen Zollbeamten, der das Schiff in der Absicht betreten hatte, mehr für seinen eigenen Geldsack zu kassieren als für die Schatzkammern des Herrschers. Der Mann war korrupt und unverschämt gewesen, es hatte einen heftigen Wortwechsel zwischen Hasard und ihm gegeben, aber schließlich hatte der Seewolf zähneknirschend gezahlt. Kurz darauf war der Beamte mit einem Pfeil im Rücken zusammengebrochen.

      Vier portugiesische Galeonen lagen auf Reede.

      „Ihre Stückpforten bleiben geschlossen“, sagte Ben Brighton. „Offenbar ahnen die Kerle noch nicht, daß wir diesen verräterischen und hinterhältigen de Pereira samt seiner ‚Madre de Deus‘ zu den Fischen geschickt haben.“

      Hasard nickte knapp. Miguel de Pereira, der Kapitän des Handelsschiffes mit dem fromm klingenden Namen, hätte genügend Gründe gehabt, den Arwenacks dankbar zu sein. Statt dessen hatte er sich mit dem Halunken Ruthland und dem spanischen Kriegsschiffkommandanten César Garcia verbündet.

      „Sir, die vier Galeonen im Rücken könnten uns Unannehmlichkeiten bereiten.“ Carberry deutete zu den Portugiesen hinüber.

      „Wir sind nicht hier, um zu kämpfen“, erwiderte Hasard schroff.

      „Nun ja“, sagte der Profos skeptisch, „da müßte schon ein kleines Wunder geschehen. Ich für meinen Teil glaube nicht daran.“

      Die Distanz zu den Anlegestellen, an denen ausschließlich indische Schiffe vertäut lagen, schrumpfte nur noch langsam.

      „Fallen Anker!“ befahl der Seewolf.

      Die Schebecke drehte, endgültig in den Wind. Als das Besamsegel ins Gei gehängt wurde, fiel der Anker. Acht Faden Wassertiefe lagen unter dem Kiel, also rund vierzehneinhalb Yards.

      Carberry verschränkte die Arme vor dem Brustkorb und blickte zu den Kais und Stegen hinüber.

      „Da wären wir wieder“, sagte er grollend. „Und nun?“

      Dan O’Flynn enterte über die Wanten des Großmastes ab. So nahe am Hafen wurde sein erhöhter Ausguck überflüssig. Was es zu sehen gab, war inzwischen genausogut von Deck aus zu erkennen.

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