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       Jörg Dulsky

       Ein Mann geht quer

      Von der Mur

      über die Alpen bis zum Ligurischen Meer

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      Schauen, was hinter den Bergen liegt: auf jeder Passhöhe wird man weitersehen.

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       Von der Mur ans Ligurische Meer: einmal quer durch die Alpen

       INHALT

       Yoko Ono

       Zwanzig plus neunzig

       Was tue ich hier?

       Freund und Feind

       Und es tropfte

       Bei den Windischen

       Dolomiten-Mai-Winter

       Es geht aufwärts

       Auf dem Vinschger Höhenweg

       Der kleine Unterschied

       Der Feind geht mit

       Das Schreien des Lamms

       Urlaub im Urlaub

       Nicht mehr allein auf der GTA

       Glück

       Barfuß bis zum Hals

       Rue de la Gack

       Motorsport und Fliegen

       Finale auf dem GR5

       Süden

       Alle Wasser fließen zum Meer

       Epilog

       YOKO ONO

      Ich stand vor der Kunsthalle Krems, zu meiner Linken war Yoko Ono und zu meiner Rechten die schweren Jungs im Gefangenenhaus Stein. Dann schauen wir mal, was Yoko Ono so macht. Die Ausstellung „Yoko Ono. Half-A-Wind-Show“ von 2013 zeigte einen großen Ausschnitt ihres Schaffens, und vieles gefiel mir, weniges fand ich befremdlich. In der zweiten Etage lauschte ich Ausschnitten aus ihren zahlreichen LPs und CDs und beschloss ob Yokos Sangeskünsten, mein Buch zu schreiben. Ein Schub von Selbstvertrauen, Yoko sei Dank.

       „Es muss immer was passieren, damit endlich was passiert.“

      Ereignisse führen zu Veränderungen, und Veränderungen (allerdings nicht zwingend) zu Weiterentwicklung. Diesen Grundsatz möchte ich Ihnen anhand meiner Geschichte näherbringen.

      Nun, ich fange an mit Anfang November 2012, das Fass lief über, mein Handy flog des Öfteren durch die Gegend, ich hörte die Ruftonsequenz meines damals ersten Smartphones immer häufiger im Radio, dann schielte ich schon wieder zu meinem im Zwölfmonatszyklus wechselnden Spielzeug; meistens, Gott sei Dank, ohne Grund, denn ich hörte Geisteranrufe. Eine weitere besorgniserregende Entwicklung war, dass ich immer öfter die Zeitansage anrief. Früher rief ich diese Nummer (damals noch 1503) stets nur zum Testen an, mindestens hunderttausendmal in meinem Telekommunikationsleben, nun wählte ich sie, um „besetzt“ zu sein. Keiner sollte mich erreichen, um mich mit seinem „mein Internet geht nicht“ volltexten zu können.

      Dieses Verhalten gab mir sehr zu denken und war einer der Gründe, mir selbst ein Ultimatum zu setzen. Sollte der Verkauf meiner Firma bis zum 31. Dezember 2012 nicht über die Bühne gehen, würde ich der Strapaz ein Ende setzen und sie zusperren. Der Verkauf stand schon länger ins Haus, scheiterte aber an einem anhängigen Gerichtsverfahren. Das letzte Jahr war mit Widrigkeiten gespickt: Hackerangriffe, die fünfstellige Kosten verursachten, Streitigkeiten zwischen mir und meinem Kompagnon und dann noch die Klage wegen unseres Firmenlogos.

      Kurzerhand entschied ich mich, meinen schon bewilligten Kuraufenthalt wegen immer wiederkehrender Rückenschmerzen im Dezember 2012 doch noch anzutreten und mir ansonsten nicht allzu viel Sorgen zu machen. Ich wollte mich auf meine Gesundheit konzentrieren, vielleicht endlich mal wieder gut schlafen und nicht ständig nervös rumzuckeln.

      Am 2. Dezember fuhr ich nach Baden bei Wien, in diese biedermeierliche, ehemalige kaiserliche Sommerresidenz mit ihren feudalen Villen und Parks, und fühlte mich gleich wohl dort. Ich verfrachtete meinen Koffer auf mein Zimmer – dort stand ein echtes Krankenbett, was ich dann doch ein wenig befremdlich fand – und machte mich auf, den Wienerwald zu Fuß zu entdecken. Bei eisiger Kälte zog ich weite Runden in den sanften Hügeln dieser mir ungeläufigen Wälder. Entschleunigung pur. Die Natur schien mich wieder einmal zu retten.

      Von nun an ging alles Schlag auf Schlag: Zwölf Tage später war meine Firma verkauft. Der gesamte Verkaufserlös wanderte zwar direkt auf das Konto der Bank, das Firmenkonto und mein eigenes standen hingegen auf null. Die Last auf meinen Schultern wurde aber von Tag zu Tag weniger. Eine Woche später war klar, dass ich auch mit den neuen Eigentümern meiner Firma keine Partnerschaft eingehen oder sonst wie zusammenarbeiten würde. Das war der Zeitpunkt, an dem der schon länger reifende Plan B zu greifen begann.

      Ich wechselte meine Telefonnummer, verringerte die Anzahl meiner E-Mail-Accounts von fünf auf einen und atmete bewusst und tief durch.

      Wenn ich so nachrechnete, kam ich auf Daumen mal Pi etwa 50.000 Telekommunikationsstörungen, die ich im Laufe meiner dreißigjährigen Berufskarriere behoben hatte. Eine respektable Zahl, die für den Rest meines Lebens reichen sollte.

      Die Aufmerksamkeit, die ich (wie jeder andere Patient auch) während der Kur bekam, tat mir gut, und nach zwei Wochen fühlte ich mich schon wesentlich fitter. Auch der Schlaf wurde besser, und bald war ich wieder in der Lage, mehr als zehn Seiten eines Buches zu lesen, ohne zwischendurch aufs Handy zu schielen.

      Nur, was jetzt? Ich war mit einem Mal arbeitslos, unvermögend – und frei wie ein Vogel. Mein älterer Sohn pubertierte gerade und machte mir erstaunlicherweise keine Sorgen, hatte aber naturgemäß kaum Interesse an seinem Erzeuger. Der jüngere war weit weg, bei der Mutter,

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