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es, dass ich ohne Vordiplom und richtiges Studium mein erstes Praktikum antrat. Die sechs Monate bei Bosch eröffneten mir eine völlig neue Welt. Ich hatte bisher keine Ahnung von Wirtschaft und Unternehmen. Was ich sah, gefiel mir aber und ich entschloss mich, nach Stuttgart zu ziehen, um im Anschluss an mein Praktikum ein Wirtschaftsinformatikstudium an der Hochschule der Medien (HdM) zu beginnen.

      Während des Studiums entdeckte ich eine völlig neue Seite an mir: die Eigenmotivation, bestimmte Studieninhalte freiwillig zu vertiefen und selbstbestimmt Entscheidungen zu treffen. Die Themen Internet und Start-ups interessierten mich dabei besonders und so war es nicht überraschend, dass ich 2008, noch während meines Studiums, mein erstes Unternehmen gründete: eine Agentur für Webseiten und Online-Marketing.

      Mit dieser Entscheidung begann für mich eine Reise der persönlichen Entwicklung, die mit keiner anderen Bildungsmaßnahme, die ich je erfahren durfte, vergleichbar ist. In den folgenden Jahren rief ich eine Vielzahl von Start-up-Projekten ins Leben und gründete mehrere Unternehmen. Auch wenn bei Weitem nicht alles erfolgreich war, was ich begann, schätze ich die gemachten Erfahrungen und die daraus resultierende Weiterentwicklung meiner eigenen Persönlichkeit als unbezahlbar und das Beste, was mir in meinem Leben passieren konnte.

      Der Start in meine Selbstständigkeit und ins Unternehmertum war zugleich der Beginn der Reise zu mir selbst. Wer bin ich, was kann ich, was ist mir im Leben wichtig und was will ich im Leben erreichen? Wer ist verantwortlich für meinen persönlichen Erfolg und wie kann ich die mir gegebenen Mittel bestmöglich einsetzen? Auf alle diese Fragen hatte ich auf meinem bisherigen Weg im klassischen Bildungssystem keine Antworten erhalten. Erst als ich anfing, für alle Bereiche in meinem Leben 100 Prozent Verantwortung zu übernehmen und zum Gestalter meines eigenen Schicksals zu werden, bin ich diesen Antworten auf die Spur gekommen.

      Klettere in den Fahrersitz deines Lebens

      In diesem Buch geht es um Persönlichkeitsentwicklung und Unternehmertum. Aber wie genau passt das zusammen? Persönlichkeitsentwicklung hilft dir, dich selbst besser zu verstehen und deine Potenziale freizulegen. Unternehmerisches Denken und Handeln hilft dir, Chancen in deiner Umwelt zu erkennen und zu nutzen.

      Einfach ausgedrückt:

      Persönlichkeitsentwicklung = Potenzial freilegen

      Unternehmertum = Potenzial auf die Straße bringen

      Unternehmertum ist ein bemerkenswerter Weg für persönliches Wachstum, Selbsterkenntnis und Einfluss auf die Welt. Unternehmerisches Denken und Handeln ist also einer der wirksamsten Katalysatoren für die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit und damit der Schlüssel für ein glückliches und selbstbestimmtes Leben. Dieses Buch soll dazu dienen, dir diese Tatsache bewusst zu machen, und dich dazu inspirieren, selbst in den Fahrersitz deines Lebens zu klettern, um das Leben zu leben, das du wirklich willst.

      Ich glaube fest daran, dass nur diejenigen Menschen, die 100 Prozent Verantwortung für sich selbst und ihr Leben übernehmen, die Chance auf ein wahrhaftig erfülltes Leben haben. Solche Menschen bezeichne ich als Lebensunternehmer.

      Um den Begriff des Lebensunternehmers in seiner ganzen Komplexität verständlich zu machen, will ich zunächst einen systemischen Blick auf uns Menschen werfen. Wir bestehen aus zwei grundlegenden Teilen: dem Körper und dem Geist. Gemeinsam bilden diese das Selbst. Davon abgrenzen können wir die uns umgebenden Dinge wie andere Menschen, Tiere, Gegenstände und zahlreiche von uns geschaffene »künstliche Konstrukte«, zum Beispiel die Wirtschaft, der Markt, Unternehmen, gesellschaftliche Normen und Wertvorstellungen. Diese bezeichnen wir als die Umwelt. Dazu gesellt sich noch eine dritte Komponente: die Zeit.

      Diese drei Komponenten (das Selbst, die Umwelt und die Zeit) stehen in einer ständigen Wechselbeziehung und bilden die Rahmenbedingungen und Gestaltungsmöglichkeiten für jeden Menschen. Anders ausgedrückt bilden sie das Spielfeld für dich und dein Leben.

      »… der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Worts Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.«

      Friedrich Schiller

      Für jede Komponente im Spiel des Lebens gibt es eigene Anleitungen, Spielregeln sowie Trainer und Coaches, die dir helfen, in den einzelnen Disziplinen besser zu werden. Was es jedoch nicht gibt, ist ein Schiedsrichter. Du alleine bestimmst, nach welchen Regeln du spielst und auf welcher Position.

      Die meisten Menschen spielen jedoch nicht wirklich mit. Sie wärmen sich auf und sitzen das ganze Spiel auf der Bank und warten auf ihre Einwechslung. Menschen, die nicht ihr Leben lang darauf warten, sondern sich selbst einwechseln und das Spiel maßgeblich bestimmen, sind die Lebensunternehmer. Sie haben sich entschieden, in den Fahrersitz ihres Lebens zu steigen und etwas zu unternehmen.

      In diesem Buch werde ich dir die Methode vorstellen, mit der du zum Führungsspieler wirst, das Spielfeld beschreiben und die aus meiner Sicht wichtigsten Spielregeln vermitteln. Was du dann damit machst, liegt alleine in deiner Hand.

      Ach ja, heute lebe ich mit Frau und zwei Kindern auf dem Land bei Stuttgart und bin in der glücklichen Situation, komplett selbstbestimmt als Unternehmer für mich selbst und meine Familie zu sorgen und zeitgleich meinem Herzen auf dem Weg der Selbstverwirklichung folgen zu können. Eine Tatsache, die ich noch vor wenigen Jahren für unmöglich gehalten hätte.

      Wenn ich das kann, kannst du es auch! Viel Spaß beim Lesen wünscht

      Johannes

      P.S. Ein letzter Hinweis, bevor wir gleich loslegen: Zugunsten einfacherer Lesbarkeit und damit zu deinen Gunsten, habe ich mich entschieden, im Buch nicht durchgehend zu gendern. Immer wenn ich nur die männliche Form eines Wortes nutze, ist damit gleichzeitig die weibliche Form gemeint, und umgekehrt.

      Als Erstes möchte ich dich mit fünf Menschen bekannt machen, denen ich in den vergangenen Jahren begegnet bin. Sie werden uns mit ihren Geschichten, Gedanken und Lebenswegen in diesem Buch begleiten. Zur Wahrung ihrer Persönlichkeitsrechte, habe ich die Namen geändert. Sie sind alle fünf grundverschieden und haben doch eines gemeinsam: Sie sind bewusst oder unterbewusst unzufrieden mit ihrer aktuellen beruflichen Situation oder den vorgezeichneten Karrierewegen und sehnen sich wie du nach einem individuellen Lebensmodell.

      Max, der Gründer, und Alex, der Ingenieur

      Als ich Maximilian zum ersten Mal traf, war er gerade 34 Jahre alt geworden und feierte seinen Geburtstag auf dem monatlichen Gründer-event in Stuttgart, dem Gründergrillen, mit einigen seiner Freunde und seiner Freundin Valeri. Max hatte fünf Jahre zuvor die Digitalagentur Blue Moon Media GmbH gegründet. Mit zehn Mitarbeitern aus den Bereichen IT und Design entwickelt er Webseiten und Online-Shops für Kunden aus ganz Baden-Württemberg. An jenem Abend lernte ich auch Max’ älteren Bruder Alex kennen. Im Gegensatz zu seinem Bruder hatte er sich nach seinem Maschinenbaustudium und angeschlossenem Master in Business Administration (MBA) für die Managementkarriere in einem mittelständischen Unternehmen aus der Region entschieden und führt ein fünfköpfiges Team in der Entwicklungsabteilung.

      Susanne, die Wiedereinsteigerin

      Auf einem unserer Events, der »FuckUp Night Stuttgart« (eine Veranstaltung, auf der gescheiterte Unternehmer von ihren Fehlern berichten und was sie aus ihnen gelernt haben), habe ich Susanne getroffen. Sie war zu dem Zeitpunkt 52 Jahre alt und gerade dabei, sich nach ihrer Zeit als Hausfrau und Mutter wieder in Richtung Berufsleben zu orientieren. In ihren alten Job als Arzthelferin wollte sie nicht zurück. Ganz abgesehen davon, dass ein Wiedereinstieg nach über 20 Jahren Abwesenheit aus der Praxis alles andere als einfach gewesen wäre.

      Jonas, der Suchende

      2011 begann ich zusammen mit Freunden in Stuttgart Start-up-Weekends zu veranstalten. Auf einem Start-up-Weekend kommen Menschen zusammen, die sich für die Gründung eines Unternehmens interessieren, entwickeln in Teams über ein Wochenende die ersten Ideen und präsentieren diese am Sonntagabend vor einer Jury. An einem solchen Wochenende lernte ich Jonas kennen. Er war damals 25 und gerade dabei, sein Bachelorstudium in Game Design zum Abschluss zu bringen. Zum Start-up-Weekend war er gekommen, weil er sich nach dem Studium den

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