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daran glauben.

      Und wenn ich über frühere Texte und Arbeiten von mir reflektiere, die ich in meiner Leidenschaft schrieb, dann habe ich manchmal das Gefühl, ich denke über ein anderes Ich nach. Später entdeckte ich meine Gefühle und meine Leidenschaft zum Laufsport wieder, indem ich mich Gott in allen seinen Facetten öffnete.

      Viel wichtiger ist, dass die Leidenschaften mit der Kritik zusammen gedacht werden, und dass es auch so aufgeschrieben wird, dass es andere verstehen können. Das ist auch in der Religionspädagogik eine weit verbreitete Lesart (Kunstmann, Religionspädagogik)1 und das Bildung immer auch für Andere und kein Selbstzweck ist. Oft ist es notwendig, seine eigene Leidenschaft zurückzustellen, weil ein Anderer andere Leidenschaften und Gefühle hat, um ihnen zuzuhören und sie sich nicht zu versperren.

      Denn zu viel Leidenschaft kann zu Verlegenheit führen, weil ich nicht weiß, wie ich damit umgehen soll. Manchmal vergisst man das im Unterbewusstsein. Aber darum geht es: Das, was ich weiß und mit meinem, wahrscheinlich einzigen, irdischen Leben weitergeben kann, auch Anderen geben. Dieses Buch ist ein Kreativ- und Sachbuch gleichzeitig. Es enthält Texte, die auf Grundlage des Konzeptes „Laufen mit Mehrwert“ entstanden sind. Grundzug dieses Konzeptes ist es, an einen bestimmten Ort zu flanieren, zu laufen, zu wandern oder zu gehen, um dann auf dem Weg oder während eines Besinnungshaltes seine Gedanken in einem Notizbuch niederzuschreiben, um sie dann Zuhause weiter zu entwickeln und möglicherweise zu einem Buch zu entwerfen. Dieses Buch kann daher auch für sich weitergeschrieben werden. Es enthält neben den Texten und Aufsätzen, Fragen und Anregungen, die auf einzelnen, weißen Seiten der Offenheit für sich (auf dem Weg) weitergeschrieben werden können. Es sind ausgewählte Texte. Ich habe nicht alle Texte und Projekte aufgenommen. Wahrscheinlich werden auch noch mehr Texte und Werke entstehen, die ich dann in die Reihe „Auf Entdeckungsreise“ aufnehme, auch von anderen Autoren. Das sind Lebenserfahrungen, die niedergeschrieben werden können, damit sie für immer leben können.

      Neben Lebenserfahrungen gab es auch Sterbeerfahrungen. Im Mai und September 2016 starben mein Taufpate, der denselben Namen wie ich trug, und meine Oma. Und plötzlich trat nach den Worten „Hannes, dein Taufpate ist tot.“ oder „Oma ist tot.“ etwas los, was ich in dieser Form noch nicht kannte, auch nicht in dieser Menge und Dichte, dass plötzlich ein Begleiter im christlichen Leben gehen muss und ein Familienmitglied, die ich vor kurzem noch sprach oder im Krankenhaus besuchte. Sie waren noch da und jetzt nicht mehr. Warum? Du weißt als Theologe doch darüber Bescheid? Nein, bis dato noch nicht wirklich. Oder ich hatte keine Stellung dazu genommen, aus Angst oder auch dem Willen zur jugendlichen Unsterblichkeit.

      Diese Erfahrungen greifen die Aufsätze zum praktischtheologischen Ernstfall auf. Zwar kenne ich die Trauerphasen, die ein Mensch durchläuft. Aber die Fähigkeit darüber, wissenschaftlich zu reflektieren, verhindert nicht, dass ich die Phasen selbst durchlaufe, mit allen Schmerzen und Tränen und den Gedanken, wie kostbar die begrenzte Lebenszeit doch ist. Ich glaube, an dieser Stelle brach eine neue Zeit an, sich mehr Zeit für die anderen „Leben“ zu nehmen und aus der eigenen Welt auszubrechen, aber sie dennoch nicht zu vergessen, wofür ich lebe und was ich so sehr genieße - Meditation, Stille und Schreiben. Doch das kann ich auch anderen weitergeben, damit sie mir vielleicht „Danke“ sagen können.

      Ich schreibe meistens mit wenigen Vorbereitungen, aber aus vollem Herzen heraus, sodass der wissenschaftliche Anspruch in den Hintergrund tritt, aber ich liebe die Leidenschaft zum theologischen Gegenstand (ein Grundzug der Objekt-Theologie) und meinen Mut, mich mit schwierigen Themen auseinanderzusetzen.

      Ich bedanke mich auch beim Tredition-Verlag und seiner Betreuung, dass die Anmerkungen zu den eingereichten Manuskripten immer kritisch und konstruktiv und daher nachvollziehbar waren und sie auch dafür gesorgt haben, dass ich nicht nur die einzelnen Anmerkungen durchging, sondern auch das gesamte Buch nochmal und nochmal überarbeiten konnte und die Anmerkungen für mich weiter und nachhaltig, auch für weitere Buchprojekte und mein Schriftsteller-Dasein, entwickeln konnte.

      Hannes Kerfack, Sassnitz im Juni 2020

      1 Ich verwende in diesem Buch auch viel Literatur von anderen Autoren, die ich weiter denke und entwickel. Im Literaturverzeichnis wird darüber Aufschluss gegeben. Kunstmann, Religionspädagogik, 1.

       Themen

       1. Forschungsprojekt zur „Liebe"2 zu (heiligen) Gegenständen als Teil der Objekt-Theologie

       Grundlegende Gedanken

      Während die Vorgedanken in mein theologisches Denken vom Gegenstand einführen, behandeln die folgenden, ausgewählten Aufsätze mehr praktisch-theologische und philosophische Themen in alle Richtungen, die nur gedacht werden können. Sie können auch noch weitergedacht werden: Wo gibt es noch solche Formen und Objekte der „Liebe“ beziehungsweise Zuneigung? Aufsätze und Ideen können gerne ergänzt werden. Z.B. gibt es in der religionswissenschaftlichen Diskussion noch die Frage nach dem „Masken-Fetisch“ im subsaharischen Afrika bei einigen indigenen Völkern. Daraus kann man noch weitere Gedanken entwickeln. Ich kann an dieser Stelle nur Gott danken und allen Menschen (es sind so viele), die mir in meinem Leben begegnen, dass sie mir ihr Herz öffneten, ich mit ihnen sprechen konnte, und für die (unentdeckten) Talente und Ideen, sowie die sprudelnden Gedanken und meine eigene Offenheit.

      „Habe den Mut, ein Zeitzeuge deiner Zeit zu sein", schrieb ich einmal in einer Predigt im homiletischen3 Seminar. Ich bin kein hervorragender Theologe und manchmal zu leidenschaftlich bei der Sache, was nicht in die Vorlesung gehört, bin aber der Meinung, dass sich alle Theologen und damit auch Nicht-Theologen nicht hinter großen Persönlichkeiten verstecken müssen und sie sich als Vorbild nehmen können. Es ist unsere Lebenszeit, dessen Zeuge wir sein können, wenn wir nur ein Erdenleben wahrscheinlich haben, um die von Gott geschenkte Zeit zu erfüllen und nicht nur mit der Zeit der vergangenen und zukünftigen Persönlichkeiten. Auch wenn wir von diesen lernen, durch ihre Bücher, ihre Reden, was andere über sie berichtet haben, sind sie eine Bereicherung.

      Keine Angst vor Minderwertigkeit und dem Sich-Klein-Machen oder Klein-Machen-Lassen durch Andere. Ich schreibe hier auch völlig aus meiner theologischen Leidenschaft heraus und versuche die Wissenschaft so gut wie möglich, wie mit kritischen Fußnoten, mitschwingen zu lassen. Das „Selbstverständliche ist das Erstaunliche."4 schrieb Klaus-Peter Hertzsch in seiner Überschrift von seinem Buch, wo Predigten und Meditationen von ihm gesammelt sind. Gerade im Einfachen, Naiven und Leichtgläubigen scheint sich eine enorme, theologische Kraft zu befinden.

      Auch im Objekt, also auch wenn ich ein Buch lese, gibt es mir bedingungslos etwas, wenn ich es verstehen kann, wenn es mir zusagt, wenn ich Lust bekomme, es komplett durchzulesen. Ich schlage es auf und verschlinge es. Es will es ja auch. Bildung ist toll und eine Bereicherung des Lebens (Liebe zur Bildung) oder auch Liebe zum Leben und seinen schönen Möglichkeiten, auch als Projektionsfläche. Sowie hier in diesem Band, die Zeit, das Leben und die Bildung zu nutzen, für andere und mich zu schreiben. Dass ein Objekt daher ein lebloser Gegenstand ist, wage ich zu bezweifeln, wenn andere Menschen in ihren Büchern Gefühle niederschreiben und von sich selbst etwas Anderen geben, etwas er-zeugen, durch die Projektionsfläche eines Buches, für Andere. Das ist ja auch eine Aufgabe dieses Kreativbuches.

      Dann kann ein Buch schon eine von Menschen geschaffene Seele haben, die Anderen und mir gut tun kann. Wobei es dabei weniger um ein Lebewesen aus Fleisch und Blut geht, das sich selbstständig weiterentwickeln, ernähren und fortpflanzen kann. Es pflanzt und ernährt sich durch den Bezug auf den Anderen weiter, der für das Objekt „Gefühle“ entwickelt und durch sich dann (als Wechselbeziehung) das weitergeben kann, was er im Buch über seine Gefühle niedergeschrieben hat.

      Das Objekt, das Ich und der Andere sind eng miteinander als „Liebesbeziehung“ verbunden. Das Fleisch sind höchstens die blutigen, leidenschaftlichen Worte, aus denen ein Buch besteht, die aber wieder eine Projektionsfläche meiner „Liebe“ sind!

      Im Nachhinein stellte man nach dem Attentat in Berlin 2016 fest, dass ein Bordcomputer, eine von Menschen installierte „Auto-Seele“ (Autos werden in Zukunft immer schlauer werden), Schlimmeres verhindert hat. Ein Gegenstand hat also immer etwas Menschliches

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