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      Flor Peeters (1903–1986)

      Leben und Werk

      Clemens Morgenthaler

      Flor Peeters (1903–1986)

      Leben und Werk

      Für Elli

      Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

      Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet unter

      http://dnb.d-nb.de abrufbar.

      978-3-95983-614-2 (Hardcover)

      978-3-95983-615-9 (Paperback)

      978-3-95983-616-6 (e-Book)

      © 2020 Schott Music GmbH & Co. KG, Mainz

      www.schott-buch.com

      Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck in jeder Form sowie die Wiedergabe durch Fernsehen, Rundfunk, Film, Bild- und Tonträger oder Benutzung für Vorträge, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Verlags.

       Inhalt

      Vorwort

      Kindheit und Jugend

      Studium

      Domorganist

      Lehrtätigkeit

      Konzerttätigkeit

      Charles Tournemire

      Familie

      Ehrungen

      Komponist

      Orgelwerke

      Sonstige Werke

      Würdigung

      Biografie – chronologisch

      Werkliste

      Flor Peeters als Interpret

      Diskografie

      Literaturnachweis

      Internetquellen

      Abbildungsverzeichnis

      Über den Autor

      Dank

       Vorwort

      Liebe Leserinnen, liebe Leser!

      Dieses Buch ist dem Leben und Werk von Flor Peeters (1903–1986) gewidmet. Dass dies, mehr als 30 Jahre nach seinem Tod, in dieser Form im deutschen Sprachraum erstmals unternommen wird, mag einigermaßen erstaunlich erscheinen, galt Flor Peeters doch zu Lebzeiten als weltweit geachtete Autorität im Bereich der Kirchenmusik und der Orgelmusik im Besonderen. Über die möglichen Ursachen und Hintergründe für diesen Tatbestand wird an anderer Stelle im Kapitel »Würdigung« noch zu sprechen sein. Doch was bringt einen Sänger und Gesangspädagogen dazu, sich mit dem Leben und Wirken des belgischen Organisten, Komponisten und Pädagogen auseinanderzusetzen, gar ein Buch zu schreiben? Schon an dieser Stelle sei der Begriff »Liebe« ins Spiel gebracht. Ja, der Verfasser bekennt freimütig, sich in die Musik dieses Komponisten verliebt zu haben. Dieser Umstand mag auf den ersten Blick einen objektiven oder gar wissenschaftlichen Zugang zum Lebenswerk eines Menschen als geradezu unmöglich erscheinen lassen. Gleichwohl bedarf es in diesem konkreten Falle wohl zunächst einer besonderen Motivation und eines besonderen Vorschusses an Sympathie, ohne die eine Annäherung erst gar nicht stattfinden würde.

      Meine erste Begegnung mit der Orgelmusik von Flor Peeters hatte ich Anfang der 1990er Jahre bei einem Orgelkonzert im Würzburger Dom. Paul Damjakob, der legendäre und langjährige Domorganist der dortigen Kathedrale, spielte in einem Konzert als Finalstück »Toccata, fugue et hymne sur ›Ave Maris Stella‹« op. 28. Dieses wohl meistgespielte Werk von Peeters berührte mich zutiefst und war gleichsam die Eintrittskarte in die Welt dieses Komponisten. Diese »Liebe auf den ersten Blick« vertiefte und verstetigte sich anlässlich eines Konzertes von Leopold Sluys an der Hausorgel des bedeutenden Organisten und Würzburger Orgelprofessors Günther Kaunzinger. Sluys, ein ehemaliger Schüler von Peeters, spielte neben »Toccata, fugue et hymne sur ›Ave Maris Stella‹« op. 28 noch das wunderbar berückende Choralvorspiel »O Gott, du frommer Gott« aus op. 68. Nun war es endgültig um mich geschehen. Die Tatsache, dass Flor Peeters Belgier war, verstärkte noch meine Zuneigung, war doch in meiner damaligen aktiven Zeit als Fußball-Torwart der Belgier Jean-Marie Pfaff mein absolutes Idol und Vorbild. Das Land Belgien mit seinen Fußballstars und sonstigen Bewohnern musste demnach als besonders attraktiv erscheinen und hatte somit für mich bereits einen guten Klang. Dass ich damit quasi automatisch auch Anhänger von Pfaffs deutschem Fußballverein, des FC Bayern München, sein musste, möge mir von Unterstützern anderer Fußballvereine an dieser Stelle gnädigst verziehen werden. Dieser Umstand aus meiner Jugend soll der freundlichen Aufnahme dieses Buches nicht entgegenstehen.

      Mein Weg führte mich dann einige Jahre später von meiner tauberfränkischen Heimat zum Kirchenmusik-Studium nach Freiburg im Breisgau. Hier spielte die Musik von Peeters eigentlich keine nennenswerte Rolle. Immerhin erarbeitete ich im Studium einige seiner Werke (»Concert Piece« op. 52a, »Suite modale« op. 43, »Toccata, fugue et hymne sur ›Ave Maris Stella‹« op. 28), was zur damaligen Zeit in der Kirchenmusik- und Orgelausbildung in deutschen Landen sicher als eher exotisch gelten durfte. An dieser Stelle möchte ich meinem verehrten Orgelprofessor Klemens Schnorr für die Toleranz und das mir entgegengebrachte Verständnis in dieser Sache danken. Als sich nach dem Kirchenmusik-Studium dann die Welt des Gesanges meiner bemächtigte, war mit Orgelmusik und exotischen Repertoireausflügen in entlegene Orgellandschaften erst einmal Schluss. Mit meiner ersten Liebe, der Orgel, stand ich zwar nach wie vor in einem guten Verhältnis, aber nun galt mein Interesse der Erkundung einer für mich gänzlich neuen musikalischen Welt. Fortan sollte die Gesangskunst im Zentrum meiner musikalischen Bemühungen stehen, was sie bis auf den heutigen Tag auch tut. Weil aber bekanntlich alte Liebe nicht rostet, fühlte und fühle ich mich neben der Beschäftigung mit der unerschöpflichen Literatur aus Oper, Lied und Oratorium nach wie vor der Welt der »Musica sacra« in besonderer Weise verbunden.

      Mein Verhältnis zur Musik von Flor Peeters bekam einen neuen Auftrieb, als meine Gesangsklasse an der Musikuniversität Feldkirch die Möglichkeit erhielt, im Rahmen des Bodenseefestivals 2019 ein geistliches Konzert in der schönen neugotischen Herz-Jesu-Kirche in Bregenz zu gestalten. Das Festival widmete sich der Musik der drei Beneluxstaaten. Was lag also näher, als das angedachte Konzert dem bedeutenden und wirkmächtigsten belgischen Komponisten des 20. Jahrhunderts, Flor Peeters, zu widmen? Zusammen mit dem Organisten Helmut Binder musizierten wir geistliche Vokalmusik in Solo- und Ensemble-Besetzung. Die Reaktion des Publikums auf die ihm unbekannte Musik war durchwegs positiv und teils begeistert. Gleiches erlebten wir bei den Wiederholungskonzerten in Feldkirch, Freiburg und Singen.

      Als ich im Frühjahr 2019 einen Gesangskurs an der Musikhochschule in Löwen (Belgien) abhielt, hatte ich auch die Gelegenheit in der dortigen Bibliothek Nachforschungen zum Leben und Werk Flor Peetersʼ anzustellen. Dass mein Ansinnen und Interesse am wohl bedeutendsten belgischen Musiker und Komponisten des 20. Jahrhunderts auf eine gewisse Überraschung stieß, ließ mich doch sehr erstaunen. Sic transit gloria mundi! Jedenfalls wich die leichte Irritation über mein Begehren einer freudig-konstruktiven Unterstützung und Mithilfe in der Beschaffung der gewünschten Informationen, Bücher und Partituren.

      In der konzertlosen Zeit der Corona-Krise im Frühjahr 2020 fand der Verfasser dieser Zeilen nun die Möglichkeit, die Ergebnisse seiner Nachforschungen zu Leben und Werk von Flor Peeters einem geneigten Leserkreis in Form eines Buches darzubieten. Wie schon erwähnt, geschieht dies nicht in einer kritisch-distanzierten Haltung, sondern aus einer hoffentlich spürbaren Begeisterung für die Musik des großen Flamen. Gibt es in der subjektiven Betrachtung künstlerischer und musikalischer Angelegenheiten überhaupt die Kategorie der Objektivität jenseits der Beurteilung festgelegter Parameter? Möglicherweise. Wenn diese Schrift den Anstoß zu einer weiteren, gerne auch kritischeren Beschäftigung mit dem Werk Flor Peetersʼ geben sollte, hätte sie bereits einen Zweck erfüllt. Gleichwohl harrt ein Großteil seines Oeuvres jenseits der bekannten Orgelwerke, wie das geistliche Vokalwerk, die Lieder sowie die Klavier- und Kammermusik einer Wieder-

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