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ihm eine klagende Weise fremdländischer Harmonien und spielte eine berückende Melodie, die mich ins Träumen brachte.

      Ein zweites Lied in schnellerem Takt ließ seine Kameraden auf Fiedeln, Gitarren und Trommeln einstimmen und ihre exotische Melodie klang fremdartig, ganz anders als alle Musik, die ich bisher gehört hatte. Einige Soldaten tanzten mit jungen Mädchen, die im steigenden Tempo des Liedes um sie herumwirbelten, wieder andere rekelten sich trinkend auf den niederen Bänken des Ausschanks. Ich ertappte mich dabei, den keltischen Pfeifer genauso unverhohlen anzustarren, wie es meine kleine Tochter getan hatte. Abrupt drehte ich mich um zum Schanktisch, wo unsere Limonade bereitstand. Aminte bedankte sich für die deliziöse Erfrischung, die sie ungeachtet ihres großen Dursts in kleinen Schlücken trank, wie es sich für Mädchen aus gutem Hause gehörte.

      Dann fragte sie mich: „Maman, ist das irische Musik? Wenn ich doch nur tanzen dürfte !“

      Auf dem Rückweg dachte ich im Stillen an dieses seltsame Zusammentreffen. Wieder fragte ich mich, ob es sich um eine Zufälligkeit handelte, als meine Tochter sich erkundigte: „Wohnt der Kommandant Bulky in La Rochelle, Maman?“

      „Aber nein, Aminte“, gab ich gereizt zurück, „ich habe nicht die geringste Idee, wo dieser Bulkeley wohnt, nebenbei bemerkt ist er erst Unteroffizier. Er ist noch jung und weit vom Rang eines Kommandanten entfernt und…und er wohnt in einer Kaserne.“

      „Ach so“, sagte sie.

      Es war ihre bevorzugte Antwort seit einigen Wochen, mit der sie die Erwachsenen imitierte, die sich auf diese Weise ausdrückten, ohne darüber nachzudenken.

      Die Ile d'Oléron, auf der Bulkeleys Garnison eingesetzt war, lag La Rochelle um Einiges näher als unser Haus. Allerdings hatte ich nie davon gehört, dass Unteroffiziere Ausgang erhielten, um am hellichten Wochentag als Jahrmarktsmusikanten einzuspringen! Diesen ausländischen Armeekorps fehlte es offenbar an Disziplin und Strenge, sagte ich mir. Und doch war Monsieur Bulkeley schön anzusehen, als er seine seltsame Melodie spielte, die mir noch in den Ohren klang. Er hatte die Blicke aller Frauen auf sich gezogen, aber seine Augen hatten auf mir geruht und am Ende des Konzert zwinkerte er Aminte zu, was sie schwer beeindruckte. War es die Vorsehung, die uns immer wieder aufeinander stoßen ließ? Dann schien sie auf seiner Seite zu sein..

      * * *

      Es war Ende August. Wir ernteten Birnen, um sie für den Winter in Sirup einzulegen und Marmelade einzukochen, als ich einen einsamen Reiter hinter den Feldern des Flachlands erspähte. Wir hatten schon mehrere Kisten und Körbe gefüllt und breiteten eine längliche Wolldecke aus, um uns auszuruhen und unser mitgebrachtes Brot und Käse zu essen. Die Guten Luisen* waren frühzeitig gereift und von goldgelber Farbe. Sie schmeckten zuckersüß, Aminte aß zwei davon zum Ziegenkäse, was mich besonders freute: endlich waren ihre Backen wieder rosig und rund geworden.

      „Schau, Maman, da kommt der Ire!“ Mein Kind hatte mich aus meinen Gedanken aufgeschreckt und ich hob den Kopf und erkannte Monsieur Bulkeley. Die gelben Knöpfe seiner Weste blitzten im Sonnenlicht, seine rot-weiße Uniform hob sich vom Gold der Ähren ab. Meine Tochter hatte ihre Angst vor dem Hünen überwunden, dessen Gruß sie in der Vergangenheit nur selten erwidert hatte. Seit uns das Los des Zufalls auf dem Jahrmarkt in La Rochelle miteinander konfrontiert hatte, sprach sie oft von dem Kelten; sie hatte sich sogar sein Land auf dem Globus zeigen lassen.

      Doch jetzt traute ich kaum meinen Augen, als das Kind unser sommerliches Picknick abrupt verließ und auf den Reiter zurannte, ohne mich um Erlaubnis gebeten zu haben. Er war sicherlich genauso überrascht wie ich über ihr impulsives Verhalten. Ich sah ihn absteigen und meine Tochter streckte ihre Arme nach ihm aus, als wäre er ein Vertrauter. Er hob sie hoch und setzte sie auf sein riesiges Pferd, das er an der Kandare hielt. So kamen die beiden lachend auf uns zu. Lacoudre hatte sich im Gras ausgestreckt und war im Schatten eines Birnbaums eingeschlafen. Sie hatte das Mädchen nicht wegrennen sehen, sonst wäre sie zweifellos eingeschritten.

      Meine Amme hielt sich mit mehr Strenge als ich an die Prinzipien des epochalen Theologen Fenelon. Was mich betraf, so verspürte ich nicht den geringsten Drang, meine Tochter zurückzuhalten, als sie auf den einzigen Mann zustürmte, den ich mir an der Stelle ihres Vaters vorstellen konnte. Dieser Gedanke war mir sogleich unangenehm, aber wie hätte ich etwas anderes als glücklich sein können in diesem Augenblick, als ich in meiner tristen, schwarzen Witwentracht die beiden Menschen miteinander scherzen sah, die mir am meisten bedeuteten.

      William Bulkeley begrüßte mich auf seine herzliche Art und Weise, nachdem er seinen Rappen an einen Baumstamm gebunden hatte. Ich gab ihm eine Birne zu kosten und unser Gelächter weckte Lacoudre auf, die sich stammelnd erhob und, peinlich berührt vom plötzlichen Auftauchen des Soldaten, ihre Schürze glattstrich. Dann machte sie sich mit meiner Tochter wieder an die Obsternte und ließ uns allein.

      Die Spannung, die sich sogleich zwischen uns aufbaute, ließ meinen Puls schneller schlagen. Der Leutnant musste seine Sätze vorbereitet haben: seine Liebeserklärung klang so elegant und wortgewandt wie das Werk eines Poeten. Er zählte eine ganze Liste Stärken auf, die er in mir sah, bevor er um meine Hand anhielt. Ich sah ihm tief in die Augen und genoss jeden Einzelnen dieser romantischen Momente inmitten der Natur. Ich verlangte keine Bedenkzeit, bevor ich meine Antwort aussprach: sie war positiv. Ich bestand nur auf das Einverständnis meines Bruders und dem seiner Eltern.

      * „troussepinette“ ist eine lokale Spezialität. Der Likör wird aus Wildpflanzen zubereitet, insbesondere Weißdorn und Schlehen, denen Holunder, Waldbeeren und Pflanzentinkturen zugefügt werden. Bis zum XIX. Jahrhundert wurde er als „épine“ (Dorne) bezeichnet.

      * die Louisenbirne (Louise Bonne d'Avranches) ist eine zu dieser Zeit verbreitete, sehr alte Birnensorte

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