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      Der Roman spielt hauptsächlich in bekannten Regionen, doch bleiben die Geschehnisse reine Fiktion. Sämtliche Handlungen und Charaktere sind frei erfunden.

      Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

      Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der

      Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet abrufbar über http://dnb.ddb.de

      © 2020 CW Niemeyer Buchverlage GmbH, Hameln

      www.niemeyer-buch.de

      Alle Rechte vorbehalten

      Umschlaggestaltung: C. Riethmüller

      Der Umschlag verwendet Motiv(e) von 123rf.com

      EPub Produktion durch CW Niemeyer Buchverlage GmbH

      ISBN 978-3-8271-8369-9

      Carsten Schütte

      Schärengrab

      Ein Profiler-Thriller

      Für Jörg

      Profiler gibt es im Fernsehen – die Operative Fallanalyse (OFA) im wahren Leben, denn sie ist viel mehr als das Erstellen eines Täterprofils.

      Carsten Schütte, seit 2016 Leiter der OFA Niedersachsen, weiß, wovon er schreibt:

      40 Dienstjahre bedeuten vielseitige Erfahrungen in verschiedenen Polizeibehörden. In den 90er-Jahren entdeckte Schütte seine dienstliche Leidenschaft: die Ermittlungen im Bereich der Tötungs- und Sexualdelikte.

      Sein beruflicher Weg brachte ihn über Fachkommissariate für Kriminaltechnik und Kapitaldelikte im Jahr 2002 in das noch relativ unbekannte Fachgebiet der Operativen Fallanalyse des LKA Niedersachsen. Über mehrere Jahre hat er sich beim BKA zum polizeilichen Fallanalytiker ausbilden lassen. Das medial geprägte Bild eines Profilers als Kaffeesatz- und Glaskugelleser ist im Laufe der Jahre durch methodisch seriöse und akribische Arbeit der OFA als nunmehr selbstverständliches Instrument der Ermittlungsunterstützung etabliert.

      Carsten Schütte beschreibt im Kriminalroman „Im Fokus“ die Arbeit des Leiters der OFA Niedersachsen, Thorsten Büthe, und lässt den Leser eine fiktive Geschichte mit vielen autobiografischen Anteilen hautnah erleben.

      Schütte wurde 1960 in Hannover geboren, hat zwei erwachsene Töchter und lebt mit seiner Frau in einem Vorort von Hannover.

      Prolog

      Niemand konnte ahnen, was passieren würde … Ein Messer war scharf … Es schnitt durch Haut ins Fleisch und ließ das Blut fließen … Das Böse fragte nicht nach Zeit und Ort, wenn es sich manifestierte … Niemand sollte sich je in Sicherheit wiegen …

      Ein blutiges Messer war das Einzige, an das sich der Profiler Thorsten Büthe noch erinnerte als er aus seinem Albtraum aufwachte und in die entsetzten Augen seiner Frau Vicci schaute. Er musste wohl im Schlaf gestöhnt haben. Auch wenn er es selbst nicht wahrhaben wollte, manches ließ auch ihn nicht unberührt. Seinen Kollegen Kristin, Nina, Carlotta, Maik und Thomas ging es ähnlich. Doch jeder verarbeitete das Grauen anders.

      Die Morde des Pelikans hatten im Team der Operativen Fallanalyse des LKA Niedersachsen Spuren hinterlassen. Wie nach allen abgeschlossenen Einsätzen war die Unterstützung der Soko Pelikan unter den Fallanalytikern nachbereitet worden. Nur so konnte intern selbstkritisch reflektiert werden, ob sie methodisch korrekt vorgegangen waren und die Entwicklung dieses Falles vor dem letztendlich grausamen Showdown hätten absehen können.

      Aber das, was sich im Inneren der Ermittler abspielte, musste niemand nur mit sich selbst ausmachen. Manches war schwer zu ertragen. Gerade bei Serientätern schmerzte es, wenn sie nicht schnell genug waren, um weitere Taten zu verhindern.

      Das Profilerteam um Thorsten Büthe musste sich eingestehen, dass es von hellseherischen Fähigkeiten weit entfernt war. Niemand hatte diese Dynamik des Falles wegen der psychopathologischen Täterpersönlichkeit zu erkennen vermögen, vor allem weil sie es mit Insiderkenntnissen zu tun gehabt hatten. Schlussendlich mussten sie sogar resümieren, dass alles noch viel schlimmer hätte kommen können.

      Solche Erfahrungen und Einblicke in die Abgründe grausamer Gewalttaten brannten sich individuell in die seelische Festplatte eines Ermittlers und Profilers ein. Jeder neue Fall brachte das Team an den Rand des psychisch Ertragbaren. In Supervisions- und Coachingrunden war es darum immer wieder Thema, eine Möglichkeit zu finden, wie ein traumatischer Blackout verhindert werden konnte. Es stellte sich die Frage, wie jeder im Profilerteam in der Lage war, ein Ventil zu finden, um aus diesem Fass voller grausamer Erlebnisse, Erinnerungen, Bilder und Gerüche ein paar Milliliter abzulassen. Dem täglichen neuen Tropfen musste Platz geschaffen werden, damit das Überlaufen vermieden werden konnte.

      Die Fachleute rieten zu Regenerationsphasen. Wie aber sollte das funktionieren, wenn sexueller Missbrauch, Vergewaltigungen, Tötungen in all ihren Facetten Jahrzehnte zum Berufsalltag gehörten? Die Arbeit in der OFA basierte zudem auf Erfahrung. Jede neue Tat, jeder Täter war derart individuell, dass die Profiler weder nach festgeschriebenen Tätertypologien noch in ihren Analysen mit hypothetischen Schlussfolgerungen an ihr Ziel gelangten. Die Taten und Täter, mit denen die Fallanalytiker der OFA konfrontiert wurden, hatten zumindest mit deren Logik wenig zu tun. Gab es ein Normalitätskonzept logischen Handelns? Selbst im alltäglichen Zusammenleben war sozial konformes Verhalten vom Zeitgeist der jeweiligen Gesellschaft abhängig und veränderte sich täglich. Die Vergewaltiger und Mörder agierten jedoch völlig unabhängig von jeglicher sozialer Konformität und setzten ihre eigenen sexuellen Fantasien und jene mit Gewalt in derart vielseitigen Facetten um, dass sie oft selbst die Vorstellungskraft erfahrener Mordermittler sprengten. So makaber es war, jeder neue Tag erweiterte den fachlichen Horizont dieser Ermittler und Profiler in der unendlichen Galaxie menschlicher Abgründe.

      In der Operativen Fallanalyse waren dienstliche Regenerationsphasen weder vorgesehen noch umsetzbar. Der Abfluss des Ertragbaren öffnete sich bei jedem Teammitglied individuell durch kleine Fluchten.

      Das konnte eine Familie, ein Freundeskreis sowie ein sonst intaktes soziales Umfeld, ein Hobby oder eine Leidenschaft sein, die zumindest temporär einiges des dienstlich Erlebten abfließen ließen. Man wusste nur leider nicht wohin, denn verdunsten würde es nie. Wie sollte es auch?

      Nach vielen belastenden Fällen hatte das Team der OFA Niedersachsen mit Einverständnis der Familien beschlossen, einmal im Jahr gemeinsam auszubrechen und einfach mal abzuschalten. Sie begannen mit Wanderungen im Harz, Radtouren um den Gardasee und einer sportlich aktiven Woche auf Mallorca.

      Während eines Einsatzes auf einem Kreuzfahrtschiff, das die Kanaren bereiste, war die Idee entstanden, eine solche Fahrt zur Entspannung einzuplanen.

      Das OFA-Team hatte vor Jahren eine Vertretungskooperation für solche Abwesenheitszeiten mit der OFA Bremen abgestimmt, sodass mögliche dringliche Fälle von einer anderen Einheit übernommen werden konnten. Überhaupt galt es als Philosophie der bundesweiten OFA-Dienststellen von Beginn an vereinbart, dass sich sämtliche Bundesländer gegenseitig sowohl fachlich als auch personell unterstützten.

      Für dieses Jahr hatten sie daher eine zehntägige Kreuzfahrt nach Norwegen gebucht, um die kulinarischen Reize eines modernen Schiffes in Kombination mit vielseitigen Landausflügen zu genießen. Sie freuten sich auf die geplanten Wander-, Mountainbike- und Segwaytouren, die sie durch die einzigartigen Landschaften Norwegens führen sollten.

      So war zumindest der Plan, es kam jedoch ganz anders.

      Kapitel I

      Einschiffen in Hamburg

      Am Freitag legte die „Norwave“ um 18 Uhr in Hamburg ab. Das OFA-Team hatte beschlossen, individuell anzureisen und sich erst auf dem Schiff zu treffen.

      Thorsten und seine Frau Vicci waren echte Hamburg-Fans. Sie reisten bereits am Donnerstagabend an, um die Nacht und den angebrochenen

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