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Der exzellente Butler Parker – 17 –

      Lady Agatha war fassungslos.

      Die ältere Dame, die das sechzigste Lebensjahr mit Sicherheit überschritten hatte, blickte auf den jungen Mann, der vor einem Glücksspielautomaten stand und kassierte. Während der Wandapparat melodische Klingelzeichen produzierte, rasselten die Münzen in fast ununterbrochener Folge in die breite Mulde, die sich bereits gefüllt hatte.

      Die ersten Geldstücke purzelten bereits zu Boden und rollten auf die kleinen Teetische zu. Eine dieser Münzen schien es auf Lady Agatha Simpson abgesehen zu haben, ein wenig eiernd dazu, aber dennoch zielstrebig.

      Die betreffende Münze steuerte Myladys linken Fuß an, und die passionierte Detektivin registrierte die Annäherung mit Wohlgefallen. Als das kleine Geldstück jedoch eine leichte Kurve beschrieb und abdrehen wollte, handelte Agatha Simpson blitzschnell. Ihr Fuß zuckte vor und legte sich schwer auf die Münze ...

      »Was sage ich zu dem Glück dieses jungen Burschen, Mister Parker?« wollte sie dann von ihrem Butler wissen. Sie beugte sich zu ihrem Schuh hinunter und schien den Strumpf in der Höhe des Fußgelenkes richten zu wollen, tatsächlich aber griff sie blitzschnell nach der Münze und richtete sich dann wieder auf.

      »Mit einiger Geschicklichkeit dürfte man Automaten überlisten können, Mylady«, lautete Parkers Antwort. Er war ein etwas über mittelgroßer, fast schlanker Mann, der alterslos zu sein schien. Parker hatte das glatte, ausdruckslose Gesicht eines hochherrschaftlichen Butlers und zeichnete sich durch erstklassige Umgangsformen aus.

      »Sobald er den Apparat geräumt hat, werde auch ich mein Glück versuchen«, kündigte die ältere Dame an. Sie war zwar eine immens vermögende Frau, doch sie nutzte jede sich bietende Gelegenheit, ihr Konto noch zusätzlich aufzubessern.

      »Der Platz am Spielautomaten dürfte innerhalb der kommenden Minute frei werden, Mylady«, prophezeite Parker. Er beobachtete bereits diskret die beiden handfest aussehenden Männer, die um den Tresen der Cafeteria kamen und zu dem jungen Mann liefen, der damit beschäftigt war, seinen nicht unbeträchtlichen Gewinn einzusammeln.

      Daß die beiden Kerle nicht gerade die Absicht hatten, ihm dabei behilflich zu sein, war deutlich auszumachen. Sie schwangen dicke Kabelenden und gedachten damit auf den Gewinner einzudreschen.

      »Mit Myladys Erlaubnis.« Parker erhob sich, lüftete kurz die schwarze Melone und schritt dann ohne Hast und durchaus gemessen auf den jungen Mann zu, der noch immer nichts gemerkt zu haben schien.

      »Rück das Geld raus«, forderte einer der beiden Handfesten.

      Der junge Mann fuhr herum, zuckte zusammen und duckte sich unwillkürlich.

      »Wieso?« fragte er dann in einer Mischung aus Angst und Aggression. »Ich hab’ ganz regulär gewonnen.«

      »Leg das Zeug auf den Tisch«, fuhr ihn der zweite an. »Du hast am Apparat ’rumgefummelt, haben wir ganz klar gesehen.«

      »Sie erlauben eine kleine, aber durchaus wichtige Korrektur?« schaltete Josuah Parker sich höflich ein.

      »Halt die Klappe«, brüllte der erste Handfeste umgehend und maß den Butler mit einem warnenden Blick. »Hau ab und misch dich nicht ein!«

      »Ihre Manieren bedürfen einer dringenden Überprüfung«, stellte Josuah Parker fest. »Meine bescheidene Wenigkeit möchte noch mal wiederholen, daß der junge Mann völlig regulär spielte.«

      »Verschwinde, sonst setzt es was«, wurde der zweite Mann giftig. »Hier is’ falsch gespielt worden. Mein Partner und ich haben das genau gesehen.«

      »Hab’ ich auch«, erklärte der junge Mann, der kaum zwanzig Jahre alt sein mochte.

      »Leg das Geld auf den Tisch und verschwinde. Und laß dich hier nie wieder blicken«, herrschte der erste Handfeste ihn an und hob das Kabelende zum Schlag. Als er dann durchziehen wollte, erlebte er eine mehr als peinliche Überraschung. Butler Parker setzte die Spitze seines altväterlich gebundenen Regenschirmes nachdrücklich auf den rechten Fuß des Rabauken, durchbohrte das Oberleder und sorgte auf diese Art für eine Sensibilisierung der Nerven. Sie reagierten spontan und meldeten der zuständigen Gehirnpartie einen aufdringlichen Schmerz.

      Worauf der Mann gedehnt aufschrie und das Gummikabel erst mal wegwarf. Er hob den getroffenen Fuß und tanzte auf dem noch intakten Bein. Dabei zeigte sich, daß sein Talent an Improvisationsfähigkeit erhebliche Wünsche offen ließ.

      Sein Partner zeigte totale Verblüffung. Er konnte sich die plötzliche Tanzeinlage offenbar nicht erklären, blickte den Butler an und vergaß darüber, seinerseits zum Schlag auszuholen. Als er es dann mit einiger Verspätung tun wollte, schaffte er es nicht mehr. Mit dem bleigefüllten Bambusgriff seines Schirmes hakte Parker hinter das Ellbogengelenk des Mannes und hielt den Arm fest.

      »Meine bescheidene Wenigkeit geht davon aus, daß Sie die Dinge nicht unnötig eskalieren lassen wollen«, meinte Parker gemessen und durchaus höflich. »Der Umgang mit den Gästen der Cafeteria ist beklagenswert, wenn man sich ein solches Urteil erlauben darf.«

      Der eigentliche Betreiber des an sich hübschen Lokals wollte einschreiten, zumal der junge Glücksspieler nach wie vor dabei war, die Münzen einzusammeln. Der Lokalinhaber rechnete sich eine gute Chance aus, Parker in den Rücken fallen zu können.

      Dabei geriet der Leichtsinnige in Lady Agathas Nähe.

      *

      Die ältere Dame war groß, durchaus als füllig zu bezeichnen und erinnerte, was ihre Gestik betraf, an eine Bühnen-Heroine vergangener Tage. Der kleine, perlenbestickte Pompadour, der an Lederschnüren an ihrem linken Handgelenk hing, paßte zu ihr. Mylady trug ein zu weites Tweed-Kostüm und einen Hut, dessen Besatz, was die Blumenvielfalt anging, an eine kleine Öko-Nische erinnerte.

      Der Betreiber der Cafeteria konnte es sich einfach nicht vorstellen, daß von dieser Frau Gefahr ausging. Er passierte Agatha Simpson und schwang dabei eine mittelgroße Milchkanne aus Aluminium. Er hatte die Absicht, diese Kanne auf Parkers Hinterkopf abzustellen.

      Mylady schaltete sich prompt ein.

      Aus dem Handgelenk brachte sie ihren Handbeutel in Schwung und klatschte ihn gegen die Brust des heranpirschenden Mannes. Der sogenannte Glücksbringer, der sich im Pompadour befand, tat seine Wirkung.

      Es handelte sich dabei um ein Hufeisen, das von einem stämmigen Brauereipferd stammte. Dieser Glücksbringer wirkte geradezu vernichtend.

      Der Getroffene wurde zurückgeschleudert und fiel gegen den Tresen, um dann haltlos an ihm hinunter auf den Boden zu rutschen. Als er ihn erreicht hatte, schielte der Mann sowohl zur Decke als auch Richtung Eingang.

      »Sie sind einfach zu leichtsinnig, Mister Parker«, tadelte Lady Agatha anschließend ihren Butler. »Um ein Haar hätte er ihnen den Schädel eingeschlagen.«

      »Meine Wenigkeit war so frei, Mylady, den Herrn im Spiegel zu beobachten«, erklärte der Butler.

      »Nun ja, wie auch immer.« Sie räusperte sich explosionsartig. »Sobald dieses verkommene Subjekt wieder zu sich gekommen ist, werde ich ein paar Fragen zu stellen haben.«

      »Man scheint dem Glück der Spieler nicht sonderlich wohlgesonnen zu sein, Mylady.«

      Der junge Mann, der seine Ausbeute inzwischen in den Taschen seines Jeansanzuges verstaut hatte, grinste ein wenig, blickte auf die Betroffenen und wollte sich schleunigst empfehlen. Parker setzte jedoch erneut den Bambusgriff seines Schirmes ein. Er legte ihn um den Hals des jungen Spielers und hielt ihn fest.

      »Sie schulden Mylady eine Aufklärung«, sagte der Butler. »Nach Lage der Dinge dürften Sie hier nicht gerade völlig unbekannt sein.«

      »Wieso?« Der junge Mann zeigte Angst. »Lassen Sie mich gehen, bevor die wieder hochkommen.«

      »Sie spielen berufsmäßig?« erkundigte sich Parker.

      »Wie... Wie kommen Sie denn darauf?«

      »Meine Wenigkeit beobachtete Sie am Apparat. Sie gingen recht professionell vor und betätigten die Rollenbremsen geradezu artistisch«, erklärte der Butler.

      »Sie sind

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